Ich schließe aus Faulheit hier direkt an meinem vorherigen Beitrag an.
Anstatt jeden bereits erwähnten Punkt neu aufzurollen, setze ich diese lieber fort, also direkt am Anfang: Wie konnte sich die Story behaupten nach den ersten sechs Stunden?
Bis zum
Herrenhaus, wo Renoir auf einen wartet war ich hin und weg.
Die Gommage, eine Menschheit, die es nicht mehr lange gibt, und die verzweifelten Expeditionen der letzten Menschen sind ein richtig geiler Auftakt.
Das schaukelt sich bis zum erwähnten Punkt auf ungeahnte Höhen und fällt dann zwei Etagen tiefer.
Habe mich die ganze Zeit gefragt, wie die Story sich entwickelt und ob es die Entwickler schaffen, so originell zu bleiben, doch die Antwort lautet: Nein.
Die bleibt weiterhin gut und wird toll erzählt und präsentiert, nur in meinen Augen unterm Strich nichts Außergewöhnliches mehr, und da wäre mehr drin gewesen.
Auch entwickelt sich die Reise recht typisch, nur fast ohne NPCs, was alles sehr überschaubar werden lässt.
So muss später
ein mächtiges Schwert erschaffen werden, wofür erst zwei mächtige Gegner besiegt werden müssen, was so typisch für ein JRPG ist und so gar nicht ins Spiel passt.
Auch der Wechsel von Gustave zu Verso hätte unglücklicher nicht sein können.
Erst war ich überrascht und richtig angetan von der Idee, doch im Nachhinein wäre das umgekehrt tausendmal besser gewesen.
Denn Gustave ist von seiner Art her etwas speziell und ziemlich sympathisch als Vater/Bruder-Ersatz von Marelle.
Mit Verso kommt ein unfassbar typischer JRPG-Maincharakter ins Team, wie er im Buche steht.
Dunkle Vergangenheit, schweigsam, viele Geheimnisse.
Er ist nicht schlecht, wäre als ermordeter Held, der von Gustave abgelöst wird, aber als starke Änderung mir positiver in Erinnerung geblieben.
Die große Auflösung mit möglicher Rolle rückwärts in den letzten Stunden ist dann exakt das, was ich befürchtete und völlig inkonsequent.
Es gibt meines Wissens zwei Endings und ich finde beide unglücklich.
Auch der Ablauf im letzten Drittel wirkt ein wenig gestreckt, und da merkt man schon, dass es sich hier um das Erstlingswerk des Entwicklers handelt.
Kurz und knapp: Die Handlung fängt grandios an und hört gut auf.
Das Kampfsystem hingegen bleibt an sich wie erwartet.
Wer nicht gut in QTEs ist, kann sich an manchen Gegnern die Zähne ausbeißen, und genau das sorgte bei mir für viel Stimmung.
Es macht Spaß, seine Feinde zu studieren und die Angriffe abzustimmen.
Auch spielt sich jeder Charakter unterschiedlich genug und hat seinen Nutzen.
Bin zwar der Meinung, dass es ohne Lune kaum geht als Heilerin im Team, nur wie die Angriffe durch die gesammelten AP aufeinander aufgebaut werden können, ist schon cool.
Durch die Pictos kann auch jeder Charakter ausreichend erlernen, selbst wenn mir das noch nicht weit genug geht.
Mir hätten mehr Ausrüstung und unterschiedlichere QTEs bei den Angriffen besser gefallen.
Denn sobald der Gegner angreift, gibt es vier Möglichkeiten, diesen zu umgehen.
Die Angriffe finden aber immer mit derselben Taste im selben Bereich statt.
Höchstens die Geschwindigkeit ändert sich und hier fällt mir als besseres Beispiel
Shadow Hearts ein, wo der Schicksalsring sogar angepasst werden konnte.
Oder um ein aktuelleres Beispiel zu nennen:
Paper Mario: Die Legende vom Äonentor.
Und in Sachen Ausrüstung gibt es nur die Waffen, die verbessert werden können.
Zwar hat jedes Pictos seine eigenen Werte, die so gesehen die Ausrüstung ablösen, aber wenn schon die Garderobe geändert werden kann, warum dann nicht gleich richtig?
Rein von den Rundenkampfsystemen her gehört
Clair Obscur definitiv zu den besseren Vertretern der letzten Jahre.
Abseits von Story und Gegner verprügeln wird eine Oberweltkarte erkundet, die nicht nur eine willkommene Abwechslung von leeren Open Worlds darstellt, sondern wo viel optionaler Kram auf den Spieler wartet.
Ich habe einiges mitgenommen und viele Bereiche sind zum Glück überschaubar, habe irgendwann aber aufgehört, da die Luft raus war.
Denn gerade im Endgame dreht es sich dann hauptsächlich nur noch ums stärker werden, und auf diesen Part verzichte ich in den meisten Games lieber.
Schade ist nur, dass es im gesamten Spiel nur ein Dorf gibt und die Gespräche am Lagerfeuer sich zu einem
Persona für Arme entwickeln.
Das ist einer der Punkte im Spiel, die mich ärgerten wie sonst was, dabei ist das ein eher kleiner Part.
Denn
Clair Obscur ist selbstständig genug, da verstehe ich diese Anbiederung an Atlus nicht.
Am Lagerfeuer kann nämlich mit der Truppe geredet werden und hat jedes Mitglied sieben Beziehungsstufen + Romanzen.
Und dieser Part wirkt halbgar.
Zwar warten neue Fertigkeiten auf einen und erfährt der Spieler einiges, doch warum war das jetzt nötig?
Wenn dann solche Texte erscheinen:
Muss ich mich schütteln.
Sorry, das ist ein so fetter Fremdkörper im Spiel und sollte besser bei
Persona bleiben.
Es muss nicht alles kopiert werden.
Über Grafik und Sound müssen, glaube ich, kaum Worte verloren werden.
Das Spiel schaut aus wie ein umgekipptes Gemälde, auf dem bunte Farbe explodiert ist.
Nicht nur hatte ich null Bugs auf der Xbox Series X, es schaut in jeder Minute hervorragend aus.
Die Dungeons machen zumindest optisch in dem Genre der Konkurrenz locker was vor, selbst wenn einige Rätsel das i‑Tüpfelchen gewesen wären.
So klettert der Spieler manchmal über gigantische Bilderrahmen oder befindet sich in einem Dungeon, der wie ein Ozean wirkt.
Die Charaktere wirken zudem in jeder Sekunde ausdrucksstark, und je mehr HP die verlieren, desto schmutziger werden die (und das sogar in den Menüs).
Wird das angeschlagene Team geheilt, sehen die dann wieder frischer aus, was so simpel wie genial ist.
Also, wenn es einen Punkt im Spiel gibt, der perfekt ist, dann die Optik.
Ein kleiner Wermutstropfen bei all dem Lob ist aber die bereits fehlende Minimap in den Dungeons und der kaum wahrnehmbare farbliche Kontrast, wo im Menü man sich befindet.
Musste manchmal blind losdrücken, da ich im Menü gar nichts erkennen konnte.
Schwarz auf noch mehr Schwarz ist halt keine gute Idee und macht die Menüführung unnötig fummelig.
Der Sound steht der Grafik dann in nichts nach.
Sei es die englische oder französische Sprachausgabe oder der Soundtrack, alles mächtig hochwertig, also unbedingt mal reinhören.
Wenn ich etwas kritisieren müsste, dann, dass in den späteren Dungeons/Fights der Soundtrack etwas zu pompös wirkt, auch wenn nichts Großartiges ansteht.
Fazit: Auch wenn
Clair Obscur Expedition 33 nicht der erhoffte Meilenstein geworden ist, bin ich keineswegs enttäuscht.
Es ist bisher das stärkste Rollenspiel in diesem Jahr, und ich wünsche dem Studio einen riesigen Erfolg und ausreichend Geld für viele neue Spiele.
Denn auch wenn am Ende viele Kleinigkeiten stören, so wurde dennoch abgeliefert..
