Titel |
System |
Start |
Finish |
Playtime |
Erwartung |
Wertung |
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PC (Steam) |
03.10.2023 |
04.10.2023 |
19:18 Std. |
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Xbox Series X |
02.11.2023 |
12.11.2023 |
8:02 Std. |
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PC (Steam) |
19.10.2023 |
02.11.2023 |
16 Std. |
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Ich mag gerne außergewöhnliche Spiele, die sich was trauen und sich von der Masse abheben.
Habe dementsprechend für ein Dreier-Review mir einige passende Titel dafür rausgesucht:
Sunday Gold,
Thirsty Suitors und
World of Horror.
Zwischen alten Göttern, Gangstern und Verflossenen.
Während
Sunday Gold im zukünftigen London spielt und die Kleinkriminellen Frank, Sally und Gavin gegen ein korruptes Unternehmen vorgehen, dessen Gründer sich seine Zeit gerne mit blutigen Hunderennen vertreibt, müssen in
World of Horror alte Götter aufgehalten sowie mysteriöse Fälle gelöst werden.
Ziemlich unscheinbar wirkt hingegen
Thirsty Suitors, wo die zuvor abservierte Jala in ihr Heimatdorf zurückkommt und einiges wiedergutmachen möchte.
Sei kriminell und stolz drauf.
Nach einigen Krisen hat sich Großbritannien wieder gefangen und frönt brutale Hunderennen.
Die beiden Ganoven Frank und Sally haben vor einigen Jahren einen Auftrag vergeigt und ein Mitglied verloren.
Während Frank unbelehrbar erscheint und sein Leben nicht im Griff hat, steht eines Tages Sally mit dem IT-Fachmann Gavin in seiner Stammkneipe.
Beide brauchen Hilfe, um in ein korruptes Unternehmen einzusteigen, welches viel Geld in Tierversuche investiert.
Was nicht sonderlich spannend klingt, wird von den schrulligen Charakteren halbwegs ausgeglichen.
Die Geschichte hält den Spieler halt bei Laune und überzeugt mehr mit dem Drumherum.
1-Bit-Horror à la H.P. Lovecraft & Junji Ito.
World of Horror ist ein Roguelite.
Vor Spielbeginn können Einstellungen vorgenommen werden, wie gespielt werden möchte.
So lässt sich einer von mehreren Charakteren wählen oder die Gottheit, die aufgehalten werden muss, bis hin, welche Geschäfte im Durchlauf zur Verfügung stehen.
Dann startet der Spieler in der Stadt Shiokawa und sollen 4 bis 5 von insgesamt 22 Fällen gelöst werden, bevor die Doom-Anzeige 100 Prozent erreicht, was natürlich den Weltuntergang zur Folge hat.
Schafft man das, folgt das Finale.
Die Charaktere haben hierbei wenig bis gar keine Persönlichkeit und bezieht sich alles mehr auf die Fälle, wovon jeder mehrere Enden bereithält.
Ist ein Spiel beendet (egal wie), wird gespeichert, was Neues erreicht wurde.
Sprich: Dialoge, Ende, neue Objekte, Charaktere, Fälle, alte Götter usw.
Und schon geht alles wieder von vorne los, entweder selbst ausgesucht oder dem Zufall überlassen.
Ich habe mich über die Jahre nie damit beschäftigt, wie dieses Spiel sich überhaupt spielt, und war in den ersten zwei Stunden ein wenig enttäuscht, da ich meist keine Roguelike- & Roguelite-Games mag (an
Hades sitze ich noch immer).
Zum Glück hat sich
World of Horror als süchtig machend entpuppt und habe mittlerweile 14 oder 15 Fälle durch, und das mit fast allen Enden und das Finale mehrfach erspielt.
Jeder Fall lässt sich in gut 10 bis 20 Minuten durchspielen – plus/minus mehrere Minuten – falls alles bereits Bekannte übersprungen oder auf der anderen Seite jede Kleinigkeit mitgenommen wird.
Leider fehlen mir selber 6 oder 7 Fälle, die ich nicht freigeschaltet bekomme.
Keine Ahnung, was ich falsch mache, doch sobald ich das weiß, wird die Spielzeit bestimmt um noch mindestens 5 Stunden steigen und hier ergänzt.
Bis dahin lege ich es auf Eis, da theoretisch abgeschlossen.
Das chaotische Leben in einer indischen Familie.
In
Thirsty Suitors dreht sich alles um Jala.
Mitte Zwanzig, wurde von ihrer Freundin vor die Tür gesetzt und hat nach drei Jahren Abwesenheit nicht die beste Beziehung zu ihren Eltern und ihrer Schwester.
Ach, was rede ich da? Jala hat es sich mit jedem verscherzt und versucht nun einen Neuanfang.
Doof nur, wenn wie in
Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt alle Ex-Lover aufkreuzen, um sich zu rächen.
Dabei möchte
Thirsty Suitors schräg sein und scheitert daran leider völlig.
Zugegeben, die Dialoge sind meistens witzig gehalten und warten zig gute Sprüche auf den Spieler.
Nur irgendwie fühlt sich die Handlung nicht rund genug an.
Diese steht und fällt nämlich themenbedingt mit den Charakteren, und da häufen sich Oberflächlichkeiten und Klischees an.
Besonders die Familie um Jala greift tief in die indische Klicheekiste, und egal wer vorkommt, es findet sich jeder Typ wieder: Die Diva, der Schüchterne, das Muskelpaket usw.
Kaum einer wird ernsthaft beleuchtet, obwohl die extrem viel quasseln.
Dazu gesellen sich schräge akrobatische Verrenkungen, wenn Jala kocht oder eine Treppe runterhüpft, weil alles nach BOLLYWOOD ausschauen muss.
Wenn dann der Vater so ausschaut wie der Vater aus jedem zweiten indischen Film, und die Mutter als altbekannte Furie erscheint, muss ich unweigerlich oft mit den Augen rollen, bis mir schwindelig wird.
Hier hat der Entwickler den Ton verfehlt: Wann ist etwas noch lustig und ab wann wird es albern?
Besonders dann, wenn hier ein Spiel abgeliefert wird, welches sich stark mit dem Thema Sexualität in all seinen Facetten beschäftigt und dann gleichzeitig einen Witz aus so ziemlich jedem klischeehaften Charakter macht.
Ob gewollt oder nicht, bloß wer in seinem Spiel womöglich Toleranz anstrebt, sollte vielleicht nicht den Weg gehen, alles zu Schablonen zu degradieren.
Zusätzlich wird ein Problem im Ort behandelt, wo sich Jala notgedrungen einmischt und verliert sich dieses Thema später völlig, als würde nicht das halbe Spiel darauf aufbauen.
Sei anders, sei Sunday Gold
Eines der wenigen Spiele, das den perfekten Spagat zwischen Adventure und Rollenspiel gelingt.
So besitzt das Trio Aktionspunkte.
Diese Punkte werden verbraucht, wenn Gegenstände untersucht oder genutzt werden.
Selbst das Kampfsystem greift auf den Pool der Aktionspunkte zurück.
Keine Aktionspunkte mehr? Pech gehabt, kannst die Mission neustarten.
Nein, so drastisch ist das Spiel nicht zwangsläufig, da selbst der Adventure-Part in Runden abläuft, und sobald eine Runde vorbei ist, gibt es Aktionspunkte zurück, aber dafür steigt die Wahrscheinlichkeit auf Feindkontakt.
Aktionspunkte lassen sich sonst auch generieren oder es wird ein älterer Spielstand geladen.
Nur wird hier vom Spieler verlangt, etwas zu planen.
Wer viel tüftelt, kann viel verlieren und wer die Wege und Antworten kennt, ist klar im Vorteil.
Denn manche Rätsel brauchen etwas mehr Zeit und Endgegner haben für gewöhnlich mehr Lebenspunkte.
Zusätzlich hat jeder Charakter ein eigenes Minispiel:
Frank kann Schlösser knacken.
Sally bewegt schwere Objekte.
Und Gavin kann hacken.
Besonders Hacken ist ein schönes kleines Knobelspiel, was ich gerne auch als separates Spiel zocken würde.
Aber die Minispiele sind nicht immer nötig und schon geht das Gedankenkarussell los.
Lohnt sich bessere Ausrüstung im Safe im Austausch gegen einen Aktionspunkt? Gehört der gehackte Computer zur Lösung des Spiels?
Fragen über Fragen, was dieses Spielprinzip ungemein erfrischend macht.
Das Kampfsystem hingegen wird mit der Zeit immer einfacher.
Jeder hat seine Spezialität.
So ist Sally zum Beispiel die Heilerin im Team, und Gavin hat mehr Spielzeug gegen Drohnen.
Doch sobald Aktionspunkte wiederhergestellt werden können, entsteht kaum mehr ein Mangel an Fähigkeiten.
Der Talentbaum und die Ausrüstung nehmen hingegen einen nicht zu kleinen Teil ein, wer aber Rollenspiele häufiger spielt, findet sich zügig zurecht.
Zumindest in den ersten Stunden musste ich aufgrund des frischen Spielprinzips durchaus etwas aufpassen.
Und was ich neben der tollen Grafik und den Facesets dringend erwähnen muss, ist zum einen die sehr gute Vertonung mit seinen verrückten Charakteren und, dass das Spiel in einzelnen
Bildern abgespielt wird.
Also ihr seht keine flüssigen Bewegungen von Frank & Co., sondern bloß mehrere Einzelbilder, die zu einer Aktion führen.
Sei anders, sei World of Horror
World of Horror wird mit Abstand das merkwürdigste Spiel im diesen Jahr und ist ein Mix aus Rollenspiel und Visual Novel.
Ich habe den jahrelangen Early Access geduldig abgewartet und wurde im Oktober mit deutschen Untertiteln belohnt.
Angeblich wurde das gesamte Spiel mit Paint erstellt, was einen irren Look ergibt.
Ich konnte auch den ständigen Querverweis Richtung Junji Ito nicht so wirklich nachvollziehen wie den um H.P. Lovecraft.
Rein zufällig habe ich in der selben Woche aber den Anime
Junji Ito Maniac: Japanese Tales of the Macabre gesehen und erst dann ist der Groschen gefallen.
Ja,
World of Horror ist ein ziemlicher Horror-Mix aus beidem.
Die Haupthandlung um alte Götter und der allgegenwärtige Wahnsinn bis hin zur Küstenstadt erinnern voll an Lovecraft, und die NPCs sowie die Fälle sind so bizarr, da hat sich jemand an die Werke von Junji Ito bedient.
Besonders die Fälle würde ich als Kernstück des Spiels beschreiben.
Diese drehen sich Mal von einem Geist in der Schule über einen verschwundenen Gärtner rüber zu Meerjungfrauen und mehr.
Alles mächtig verrückt, mit vielen Dialogen und Entscheidungen, die getroffen werden müssen, und pro Fall gibt es 2 bis 5 verschiedene Enden.
Vieles ergibt erst nach und nach Sinn: Welcher Gegenstand etwa später nützlich sein wird oder welchen Weg man in einem Anwesen wählen sollte.
Kommt es dann zum Kampf, wird es vielleicht nie wirklich komplex, höchstens unübersichtlich durch das zugekleisterte Menü, und erreicht wohl kaum jemand Level 10, jedoch offenbaren sich mit jedem Durchlauf mehr Möglichkeiten.
Neben normalen Angriffen (die meistens ausreichen) können Rituale für besondere Gegner durchgeführt werden oder bei einem Endgegner gibt es plötzlich Methoden, einen Kampf zu umgehen.
Erreichen Ausdauer oder Verstand 0, ist der Durchlauf beendet.
Also immer schön aufpassen, welche Wege in einer anderen Dimension zu besseren Waffen führen.
Sei anders, sei Thirsty Suitors
Leider hagelt es hier wieder Kritik.
Das Dorf Timber Hillls besteht aus einem stillgelegten Vergnügungspark, der Innenstadt und dem Haus der Eltern ... in überschaubar.
Selbst für ein 8-Stunden-Spiel ist das viel zu wenig und kann bereits nach 3 Stunden nerven, denn abgesehen vom Diner und den wichtigen Charakteren kann Jala niemanden ansprechen und da ist Langeweile vorprogrammiert.
Draußen bleibt einem auch nur das Skateboard zur Fortbewegung, was Timber Hills nicht besser macht, da die Steuerung nervt, weshalb ich die zahlreichen Herausforderungen ignoriert habe.
Kampfsystem besteht die meiste Zeit dann nur aus Reden und noch mehr Reden, und ist jeder Kampf gleich.
Erst wird die Schwäche vom Gegner gesucht und danach immer der selbe Angriff genutzt, bis dieser aufgibt.
Manchmal kommt Heilung zum Einsatz, und durch QTE wird die Belanglosigkeit namens Kampfsystem kaschiert.
Ich musste nicht 1x trainieren oder aufpassen, denn alles am Spiel ist so wahnsinnig oberflächlich.
Sunday Gold Fazit:
Hat mir von dem hier vorgestellten Trio am meisten zugesagt.
Dieser Mix funktioniert so gut und schaut dabei super aus.
Hier kommen sowohl Adventure- wie auch Rollenspiel-Fans auf ihre Kosten.
Die Welt bietet sich für weitere Abenteuer an und würde gerne mehr von diesem Look sehen.
Leider wird das Gameplay mit jeder Stunde leichter und die Story ist halt auch kein Überflieger.
Nur als Gesamtpaket funktioniert
Sunday Gold ausgesprochen gut.
World of Horror Fazit:
Die letzten Fälle kralle ich mir irgendwann nochmal und berichte hier dann darüber.
Bis dahin gibt es ein vorübergehendes Fazit, welches mich positiv stimmt.
World of Horror ist etwas komplett Außergewöhnliches und mag in den ersten Stunden unübersichtlich oder sogar flach wirken.
Der Spaß kommt aber mit der Zeit und irgendwann erwischt man sich dabei, immer wieder von vorne anzufangen.
Das alles in s/w mit spielerisch vielen abwechslungsreichen Fällen und creepy Atmosphäre.
Thirsty Suitors Fazit:
Ich habe gestern das Spiel mit einem
okay bewertet, weil ich manche Sprüche erstaunlich witzig fand, doch während ich diese Zeilen schreibe, wird mir erst bewusst, wie nervig es tatsächlich ist und ich nicht wirklich Spaß damit hatte.
Denn egal welchen Punkt ich mir heraussuche, ich kann weder über den restlichen Humor lachen, noch das verflucht eintönige Gameplay loben.
Besonders dieser Kontrast aus Toleranz heucheln und andere Kulturen und Typen in Klischees ertränken stimmt mich negativ.
Ich kann verstehen, wenn hier einfach nur ein witziges Spiel, welches nichts ernst nimmt, abgeliefert wurde und daran ausreichend Menschen ihre Freude haben.
Nur für mich war das too much und erinnerte mich von der Thematik an die Serie
American Born Chinese.
Zur Erklärung: Da findet in einer Nebenhandlung eine alte TV-Serie statt und deren chinesischer Darsteller berichtet über seine Erfahrungen.
Besagter Darsteller ist zwar dankbar über die Chance, Schauspieler in Amerika sein zu dürfen, kritisiert aber den Umgang seiner Rolle als alberner Chinese voller Klischees in einer amerikanischen Serie und wie diese all die Jahre auf ihn wirkte.
Thirsty Suitors fühlt sich für mich exakt so an, und das auf viel mehr Themen bezogen.
Kann somit nur sagen, dieses RPG ist nicht mein Typ, und welch Glück, es im Xbox Game Pass gezockt zu haben, anstatt 30 Euro dafür auszugeben.