Octopath Traveler - Zeit zum kotzen?
Vom 20.03.2021-09.09.2021 - Fortschritt: Stunde 0-88.
Wie fange ich nach der tollen Überschrift am besten an?
Ich weiß wie:
Eine Woche...
Eine verdammte Woche habe ich mit optionalen Kram + leveln verbracht bzw. verschwendet und dann heute um Punkt 0:02 Uhr
Galdera völlig zerpflückt, zerstört, ja, regelrecht vernichtet.
Eine Woche in der ich das Spiel am liebsten 1000x deinstalliert hätte.
Eine Woche wo ich mich in meiner freien Zeit geärgert habe mich noch immer damit zu beschäftigen.
Eine Woche in der ich das Spiel aber auch aus einer anderen Perspektive kennengelernt habe und zwar aus der optionalen.
Denn schon lange war das nicht mehr so befriedigend einen Endboss zu zermalmen, denn was man sich im letzten Drittel erlaubt hat ist nicht mehr feierlich.
Ich mag schwierige Spiele und durch
Octopath Traveler kommt man eigentlich sehr gut, ohne Leveln zu müssen.
Sein Team pflegen und ein wenig aufpassen und man bekommt wie ich finde die leicht abgespeckte Variante von einem
Bravely Default.
Das Spiel mit den einzelnen Jobs, den vielen Fertigkeiten und wann man ein günstiges Zeitfenster für einen Bruch findet, sorgen für eine taktische Note die sich sehen lassen kann.
Aber schwer empfand ich es bis Ende von Kapitel 4 nicht.
Doch was man danach rausgehauen hat und sich komplett optional anfühlt, ist gelinde gesagt meist zum kotzen.
Man streckt die Spielzeit wo es nur geht und selbst wenn man die gesamte Welt durchkämmt und ich durchaus meinen Spaß damit hatte, leveln gehört nicht dazu.
In den letzten JRPGs wo ich vorm Boss etwas grinden musste, habe ich etwas wie Spaß empfunden (
Dragon Quest XI +
Bravely Default 2) aber garantiert nicht mit
Octopath Traveler.
Denn egal ob man sich im härtesten Gebiet im Spiel aufhält (Wald der Läuterung) und/oder durch Fertigkeiten + Ausrüstung mehr EXP/LBP erhält, es dauert viel zu lange.
Gefahrenstufe 58 für das schwierigste Gebiet ist natürlich schwach und wenn maximal 2.000-2.200 EXP rausspringen, ist das vielmehr eine Zumutung.
Warum gibt es kein Gebiet mit Gefahrenstufe 70, 80 oder 90? Damit alles länger dauert? Oder warum gibt es keinen richtigen Enddungeon, wo man speichern kann? Nein, man kloppt sich blöd durch 8 bekannte Gegner und dann kommt der Obermacker.
Speichern? Fehlanzeige! Nicht jeder hat 2+ Std. am Stück Zeit und ist es vor allem langweilig.
Sicher, mit der Taktik, die ich am Ende hatte, hätte ich mir bestimmt 5 Level sparen können, doch wirklich Probleme gemacht hat mir nur die erste Form.
Die zweite habe ich auf Anhieb besiegt, wo mir glaub ich die besagten 5 Level mehr vom Vorteil waren.
Trotzdem bleibt ein ekelhafter Nachgeschmack, denn ich habe mir von diesem letzten Part viel mehr erhofft und hätte man besser weglassen oder völlig überarbeiten sollen.
Denn wenn ich es direkt mit meinem letzten JRPG vergleiche, wofür ich 11 Stunden weniger investiert habe, wird ein erst die Dimension bewusst, wie sehr man alles in die Länge gezogen hat.
Dragon Quest XI hingegen war ein riesiges Abenteuer, wo immer was los war und
Octopath Traveler passt da 2x rein.
Dabei war ich irgendwo bei Stunde 54, als ich mit meinem letzten Charakter das Ende von Kapitel 4 erreicht habe.
Und darauf folgen weitere 34 Stunden für den letzten Endgegner? Irgendwie verkehrt.
Natürlich habe ich irgendwann lieber irgendwelche Quests gemacht und bin der perfekten Ausrüstung nachgejagt, da ich keine Lust mehr zum leveln hatte, aber es fühlt sich einfach zu gestreckt an.
Aber kommen wir zu den guten Punkten.
So hatte ich am Anfang die Befürchtung dieses Kapitelformat würde mir gar nicht schmecken und wirkten einige Geschichten echt lahm.
Besonders die von Alfyn, Tressa & Ophilia sahen nach nichts aus.
Tja, am Ende war für mich nicht eine schwache Geschichte dabei.
Höchstens normale oder gute Stories, denn ich weiß es zu schätzen, wenn zur Abwechslung persönliche Geschichten erzählt werden, wo nicht gleich die gesamte Welt vorm Untergang steht.
Mit Therion habe ich angefangen und fungierte dieser bis zum Ende als Gruppenführer.
Meine Favoriten waren dennoch Olberic, Primrose & H'aanit.
Was hingegen sich wie ein Fremdkörper anfühlte war der klägliche Versuch die Truppe als solche irgendwie in Einklang zu bringen.
Denn man kämpft nur zusammen und innerhalb der einzelnen Geschichten hat keiner Auswirkungen auf die Handlung des jeweils anderen.
Da bringen selbst die kleinen Dialoge innerhalb der Truppe nichts, selbst wenn diese meistens ganz witzig sind, sich dafür oft nur um die Jobklassen im Team drehen.
Wirkt ein wenig befremdlich wenn man nichts zu berichten hat als über den eigenen Job zu labern.
Was
Octopath Traveler aber wirklich sehr gut hingekriegt hat ist zum einen der absolut geile Soundtrack und die hübsche Grafik, die mich immer an die alten SNES-Klassiker erinnert hat.
Außerdem wird Erkundung groß geschrieben.
Man kann relativ frei die Welt erkunden und an jeder Ecke abbiegen, einen Dungeon erkunden (die leider immer viel zu kurz ausfallen) und natürlich hoffen nicht in viel zu starke Gegner reinzustolpern.
Auch die enorme Anzahl an Ortschaften kann sich sehen lassen.
Jede Klimazone wird abgedeckt, man kann durch einzelne Fähigkeiten NPCs ausrauben, herausfordern, studieren usw. womit man an seltene Objekte gelangt und die vielen Quests mit lösen kann, die ein wenig Hirnschmalz erfordern.
Denn man muss auf die Lösung selber kommen, wo man z.B. wen hinbringen oder ob man jemanden ausrauben muss.
Erzählerisch vielleicht kein WRPG aber immer noch besser als was man sonst so in einem JRPG vorgesetzt bekommt und vor allem anspruchsvoller als Quests, wo ein sogar die Richtung vorgegeben wird.
Fazit: Man was macht ein dieses JRPG schwer es im letzten Drittel zu mögen.
Und so sehr mich die vielen Fehler stören, es ist deutlich besser geworden als erwartet.
Durchhalten lautet die Devise oder man hört nach allen 8 Geschichten auf, denn das was danach kommt fühlt sich rein optional an.
Schließlich hat keiner was im Team zu sagen wenn man vorm Endkampf steht und wirkt das so gestellt.
Somit bleibt neben viel Licht auch eine Menge Schatten, womit man schon Spaß mit haben kann.
Jeder der das Spiel aber völlig entnervt aus'n Fenster schmeißt darf sich von mir verstanden fühlen.
Playtime: 88:34 Std.
Stufe: 77
Wertung: 
