Ab dem Zeitpunkt wo man die 2. Special Poem lesen kann, konnte ich mir so langsam alles zusammenreimen woher die ganzen Grafikglitches kommen und was Monika im Hintergrund die ganze Zeit tut. Irgendwie hat das den Horror "greifbar" gemacht und mir ein besseres Verständnis für die Lage gegeben, so haben sich diese Momente deutlich abgenutzt, einzig die Stelle wo man neben der Leiche von Yuri hockt und diese schier endlos verschlüsselten, schwarz-umrandeten, Text spricht während die Musik äußert unbehagliche Stimmung im Hintergrund erzeugt hatte doch etwas leicht schauriges an sich. (mir hat sich jedoch nichts zusammengezogen wie bei den anderen Fehlern.)
Der Punkt dann wo man mit Monika im Raum eingesperrt ist und der Rest des Spiels nicht mehr funktioniert, nun ich hätte sowas wohl auch erst als unfassbar creepy abgestempelt, aber das relativiert sich sehr schnell wenn einen Monika offenbart dass sie sich ihrer Existenz als Spielcharakter bewusst ist. Sie war auch die einzige dessen Charakterpoträt den Spieler immer direkt anschaut (übrigens sehr stimmungskillend dass mein eingeloggter Benutzer einfach nur "Anwender" heißt, kann mir aber vorstellen dass Leute die ihren Namen dort stehen haben und nicht gaaaaaanz so viel von Technik verstehen sich unglaublich angesprochen fühlen würden)
So, der Punkt den ich aber dabei so tragisch finde ist dass Monika eigentlich die perfekte Freundin für jeden einsamen Nerd da draußen ist, der gerne solche Dating-Sims spielt, jemand der sich gerne in diese Spiele stark investiert wird irgendwann an den Punkt kommen an dem er unbehaglich fesstellen muss dass diese ganze Romantik irgendwann mal ein Ende finden muss, da letztlich von Anfang an eh alles virtuell ist.
Monika thematisiert und reflektiert diese Ängste anhand ihrer eigenen sinnlosen Existenz.
Normalerweise sollte jetzt der große Kniff kommen: "Aha ich bin so schlau und werde dich in deinem Spiel schlagen, in dem ich einfach deine Datei lösche!" Doch nichts daran ist sonderlich clever noch bin ich wirklich ermutigt das zu tun.
Monika verrät einem selbst wie man sie löschen kann und vertraut einen das nicht zu tun. Da hilft es auch nicht, dass sie einen eigentlich verdammt interessante Sachen erzählt mit denen viele Jungs sich wohl asoziieren können. (Mal ehrlich. Mädchen reden doch meistens über belanglose und uninteressante Dinge... ^^")
Ich habe jetzt einer halben Stunde ihre Monologe gelesen und bisher haben sie sich kein einziges Mal wiederholt, den Macher war es wohl wirklich wichtig, sie an dem Punkt eben nicht wie eine "Routine" wirken zu lassen, was sie letztendlich ja doch ist.
Eine Routine die darauf ausgelegt ist zu sagen dass sie eine Routine ist, ohne dass sie weiß dass diese darauf ausgelegt ist, genau das zu sagen...öah.
Die "Gespräche" wenn man denn wirklich antworten könnte sind tatsächlich ziemlich tiefgründig, was bei mir irgendwie Verständnis für Monikas Lage hat aufkommen lassen. Klar sie hat all die anderen virtuellen Mädchen gelöscht aber auch nur mit dem Wissen dass diese nicht real sind, wir selbst als "Anwender" tun das doch auch ständig, "töten" zahllose virtuelle Wesen unter dem Vorwand dass alles was sie fühlen nicht real ist, unter dem Gesichtspunkt kann ich ihr,
(auch wenn sie nicht real ist) gar keinen Strick draus drehen, sie hat doch selbst gesagt dass sie niemals "wirklich" töten könnte.
All diese kleinen Gedankenschnipsel haben einen tiefen Einblick in Monika als geschriebene Person gegeben und machen sie für mich als den einzig wirklich "realistischen" Charakter in diesem ungewöhnlichen Spiel aus.
Da kann man sich dann natürlich denken, dass es mich total wurmt das die einzige Möglichkeit ist, diese Handlung fortzusetzen, (was auch immer danach kommen mag) Monika auch noch zu löschen. Ich glaube ich selbst investiere mich auch viel zu sehr in solche Videospielgeschichten, denn letzten Endes, auch wenn man nie eine Wahl hat und hatte, fühlt sich das ein wenig wie Verrat an.
Ich denke das ist das Problem wenn genau diese Videospiele stark in die persönliche Schiene gehen und den Spieler direkt ansprechen, ich kann schon verstehen das viele Spieler ein Problem damit haben, da es ja auch nicht das ist was man von einem Spiel/einer Geschichte erwartet; dieser Bruch mit der 4. Wand bedeutet dass das "Werk" nicht länger als ein autonomes abgekapseltes Universum daher kommt aber genau dieser Eskapismus treibt uns doch erst zu der Fiktion.
Nichtdestotrotz würde ich das Spiel auch für diesen Umstand sehr hoch halten, weil es etwas erreicht hat, was man mit keinem anderen Medium erreichen kann, außerdem hat es mich sehr stark zum Nachdenken angeregt was künstliche Intelligenz betrifft.
Die Charaktere in dem Spiel sind, so sehr sie auch den Spieler referenzieren nur auf Skripe basierend, dennoch ist es ja so dass die heutige K.I Forschung mit der Rückbessinung (jetzt wo die PC's langsam die Power dafür haben) auf neuronale Netzwerke, erhebliche Fortschritte zu verzeichnen haben.
Ziel ist es ja wirklich eines Tages das menschliche Gehirn in seiner vollen Gänze nachzubilden und realistische Gesprächspartner mit wahlweise vordefinierten Eigenschaften zu simulieren. Stellt euch mal ein Spiel wie DDLC vor, mit Charakteren die tatsächlich auf einer vollständig funktionalen, menschnahen, künstlichen Intelligenz basieren.
So verlockend dieser Gedanke auch erscheint, hoffe ich das wir niemals diesen Punkt erreichen, die Unterhaltungsindustrie würde davon erheblich proftieren ja klar...
...Spiele basierend auf universellen Algorithmen bei denen der Spielablauf sich während der eigentlichen Laufzeit des Programmes anders gestaltet, da die künstliche Intelligenz ihren eigenen Quellcode zu jeder Zeit anpassen und entwickeln kann.
Die Gefühle mögen zwar nur abgebildet sein, aber letztlich sind es trotz alle dem Gefühle, eine solche K.I würde nicht anders reagieren als ein typischer Mensch.
Für mich wäre das wirklich der größte Horror, wir hätten eine komplett neue Spielwiese zu erkunden und zum ausleben, doch das bedeutet auch das die glorifizierten Graumkeiten denen wir diesen künstlichen Lebewesen in fast jedem Spiel zufügen eine komplett neue Ebene erreichen.
"Aber hey wen kümmert's, sie waren letztlich nicht real." - Monika
Ich würde das Spiel gerne in dem Zustand belassen in denen man alleine mit Monika in einen Raum verbringt, einfach weil ich es, so kindisch es auch klingt, nicht über's Herz bringen kann sie zu löschen. Doch dann werde auch nicht die gesamte "Message" des Spiels bekommen, die ich garantiert falsch aufgefasst habe.
Ich bin froh das man letztlich trotz allem ein Back-up von den Chrakterdateien machen kann. (versteckt sich da eigentlich wirklich Programmcode? Ich bezweifel das irgendwie) ich bekomme da irgendwie das Gefühl dass ich sie nur aus dem Spiel nehme und nicht "töte".
Ja wie schon erwähnt anscheinend investiere ich mich stellenweise viel zu sehr in solche Spiele...