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Thema: Kreativität, Lyrik und Kunst im beruflichen Alltag

  1. #1

    Kreativität, Lyrik und Kunst im beruflichen Alltag

    Als ich mich zum Beruf des Erziehers entschied, sah ich mich im Kindergarten zwischen all den kleinen phantasievollen Köpfen der Heranwachsenden, mit denen man kreativ, lyrisch und musisch arbeiten kann.
    Doch schlussendlich verschlug es mich in einen gänzlich anderen Bereich,nämlich den des Betreuers in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderung und psychischen Erkrankungen, in dem zwischen Tagesstruktur, Pflege, Büroarbeit und Gesprächen, die Kunst, Lyrik und Kreativität kaum bis keinen Platz findet.

    Recht deprimierend mag man meinen, wenn nicht ein Kollege aus Spaß anfing, eines Tages eine lustig geschriebene E-mail an den medizinischen Dienst unseres Haus schrieb, um neue Medikamente für die Gruppe zu bestellen und so sah ich mich ermutigt dies auch zu versuchen.....

    Zitat Zitat
    Guten Morgen verehrte Alchemisten,

    an diesem wunderschönen Mittag verbleibt der ehrenwerte [XY] in seiner Residenz, was durch die magischen Boten unseres Hauses nicht weitergetragen wurde und er somit keine benötigte Medizin für die mittagliche Tafel in seiner Schatulle zu feinden vermochte.

    Er wird sich vom Proviant für Sontag bedienen, benötigt jedoch für diesen, von Gott gesegneten Feiertag entsprechen Ersatz.

    Somit ist es meine heilige Pflicht die königlichen Alchemisten unseres Hauses zu bitten eine neue Medizin, für den Mittagssschmaus, zu brauen und zur Abholung von unseren Boten bereit zustellen.

    Hochachtungsvoll und in tiefster Verehrung

    [XY[ - Haus und Hofdiener der Residenz zu [XY]
    Die Damen in der Medizin freuten sich, was mich doch etwas überraschte ^^



    Welche Möglichkeiten habt ihr, euren womöglich auch eher dristen Arbeitsalltag zu versüßen - außer ihr habt euren kunstvoll kreativen Traumjob und leidet nicht wie ich unter kreativen Entzug.

  2. #2
    Ich muss sagen, es fällt mir in der Schule schwerer als gedacht, was hauptsächlich eine Frage von Prioritäten und vor allem Zeit ist – Natürlich gibt es tausend tolle, kreative Möglichkeiten, Unterricht zu machen, aber sie sind oft zeitintensiver (zumindest in der Vorbereitung) und am Ende ist es eben doch wichtiger, was beizubringen.

    Ich hoffe, dass ich das später im Alltag besser hinkriege als jetzt im Referendariat, mal sehen.

    Was man allerdings bei dem Thema nicht aus den Augen verlieren darf, ist die spontane Kreativität: Man redet wahnsinnig viel über Literatur, tauscht Ideen aus, liest eine Menge an kreativen Texten und kritisiert sie, was ja praktisch ein kreativer Akt ist. Und manchmal fühlt es sich auch tatsächlich so an. ^^



    Interessantes Thema, auch wenn mich dieser Umstand immer ein wenig deprimiert. xD

  3. #3
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    Ich muss sagen, es fällt mir in der Schule schwerer als gedacht, was hauptsächlich eine Frage von Prioritäten und vor allem Zeit ist – Natürlich gibt es tausend tolle, kreative Möglichkeiten, Unterricht zu machen, aber sie sind oft zeitintensiver (zumindest in der Vorbereitung) und am Ende ist es eben doch wichtiger, was beizubringen.
    Falls du Mathelehrer oder so bist.
    Nun ich hätte da was: Du gehst am Wandertag im zwischen Ende August und jetzt mit den Schülern auf ein Kürbisfeld (der Bauer wird sich über die Hilfe freuen).
    Dann werden Kürbisse geerntet. Sagen wir mal so 2 Stunden lang und dann werden die gewogen und das wird notiert.
    Am Ende wird sich hoffentlich ein Gaußsche Normalverteilungskurve bzw. ergeben, was die Verteilung der Gewichte der Kürbisse angeht (bitte Hokkaidos nehmen).
    Nun kommt der Witz: Nicht nur, dass man so von einer diskreten Kürbisverteilung schnell auf eine stetige Kurve kommt, also gedanklich, sondern wenn es ungüstige Erntebedingungen gibt, werden die Kürbisse nicht
    unbedingt weniger (außer bei krassen Bedingungen), sodern sie werden kleiner. Das heißt für die Kürbiskurve, dass sich der Mittelwert nach links verschiebt und sich tatsächlich, diese Kurve beginnt ein wenig zu falten.
    Möchte der Bauer also eine bestimmte Menge (= Gesamtesgewicht) an Kürbissen ernten, wobei jeder ein bestimmtes Mindestgewicht haben soll, braucht er nur das entsprechende Integral zu lösen und er kann berechnen ob die Menge der "guten " Kürbisse bei einer Gesamte Erntemenge X erreicht werden kann (typischerweise 120t/ha bei guter Bodenmeßzahl).
    Guter Nebeneffekt: Die Schüler lernen was echte Arbeit ist und werden in Zukunft solche niederen Berufe mit anderen Augen sehen, denn eines ist klar: Wenn keiner die Dinger plant, anbaut und erntet, dann gibts halt keine Mehr.

    Das wäre so meine Idee den Unterricht pädagogisch wertvoll zu gestalten. Ich hatte auch mal vor ein Buch mit Mathebeispielen zu schreiben.

  4. #4
    Es ist tatsächlich eine gute Sache Lernstoff über den Alltag bzw. Themen zu vermitteln die ...greifbarer und direkter sind als nackte Zahlen - wie oft hatte man selbst in der Schule den Gedanken "Wofür brauche ich das alles überhaupt ?" - es wäre eigentlich die Idealpädagogik hinaus in die Welt zu gehen und zu sehen was sie einem alles offenbart und an Hand der Erlebnisse die Vermittlung von Theorie mit direkter Praxis zu vertiefen, jedoch scheitert es an den Möglichkeiten, denn man muss bedenken, das man als Lehrer oder Erzieher nicht einfach mal die Kinder oder wie ich Menschen mit Behinderung schnappen kann um raus in die Prärie zu fahren - man untersteht immer einem System das solche Dinge aus den mannigfaltigsten Gründen ausbremst, meißtens ja die Zeit die man überhaupt zur Verfügung hat oder in der Schule halt der enge Lernplan.


    Was ich für mich noch an der Arbeit gefunden habe ist, einfach auch mal den "Kasper" , den "Clown" oder Spassvogel für die Leute hier im Heim zu sein. Freude vermitteln, mit Witzchen und auch mal Albernheiten - das klingt banal und nichts was direkt kreativ wäre, da es mehr aus dem Bauch herauskommt, aber doch imo extrem wichtig in der Arbeit ist und eigentlich dann doch wieder kreativ ist, da man den Entertainer miemt und auch eine gewisse schauspielerische Muse dann doch was künsterliches haben kann, was aber auch wieder auf die Bewohner bzw. der Gruppe ankommt. Wenn ich bei den "Psychos" in der Gruppe bin, dann ist herumspassen weniger einfach als in anderen Gruppen, im Gegenteil, gerade die psychischkranken Bewohner können einem sehr schnell jegliche Energie aus dem Körper ziehen, bis hin zu einer eigenen Depression und gerade da wäre dann künstlerische Tätigkeiten zuhause ein guter Ausgleich, wenn man dazu dann noch Kraft hätte -.-

  5. #5
    Ja, ich glaube, es ist auch eine wertvolle Fähigkeit, solche Kleinigkeiten als das zu sehen, was sie sind. Ich genieße ich es bspw. auch sehr, einer Schülerin oder einem Schüler zu zeigen, wie man einen Satz prägnanter oder eingängiger gestalten kann, aber als kreativ kommt das meistens nicht in meinem Bewusstsein an. ^^ Ist sicherlich wie so oft eine große Einstellungssache.

    Zitat Zitat
    man untersteht immer einem System das solche Dinge aus den mannigfaltigsten Gründen ausbremst, meißtens ja die Zeit die man überhaupt zur Verfügung hat oder in der Schule halt der enge Lernplan.
    Ich würde das auch nicht nur auf das System schieben. Es gibt wirklich eine Menge an Dingen, die man Lernenden beibringen sollte, und so praxisnahe Methoden sind halt oft (nicht immer!) relativ zeitunökonomisch. norkias Kürbisbeispiel macht das schon sehr gut deutlich. Zumal da noch die Frage dazukommt: Wer bezahlt die Fahrt zum Kürbisfeld? Viele Eltern haben das Geld nicht und die Schule bzw. der Staat können auch nicht alles übernehmen. Irgendwann kommt dann die Frage, ob bspw. ein Theaterbesuch, eine Exkursion oder was auch immer nicht eine bessere Verwendung der Ressourcen wären, also der Klasse potenziell mehr beibringen würden. Und selbst ohne Geld gibt es halt immer noch die hier: Auf welche Inhalte kann ich verzichten, damit ich Inhalt X lebendiger gestalten kann? Und auch wenn es den Schülerinnen und Schülern oft so vorkommt (und auch uns in der Retrospektive): Man kann sich wirklich streiten, ob die Schule so wahnsinnig viele Dinge beibringt, die niemand braucht.
    Aber wie gesagt: Oft, nicht immer, und es gibt natürlich auch Mittelwege.

    Wir sollten hier aber auch nicht zuuu weit abschweifen, das Thema ist auch ohne die Bildungsperspektive interessant genug. ^^

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