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Thema: Wie würde ein Spiel aussehen, das sich hauptsächlich an Frauen richtet?

  1. #101
    Du musst und sollst dich jetzt auch echt nicht rechtfertigen, weil du Xena nicht so hypergenial findest wie ich und dir 20 Jahre after the fact erlaubst, dich nicht mehr an alles im Detail zu erinnern. Und du hast völlig recht, dass die irgendwie interessanten Folgen bei Xena und Hercules immer von unernsten Slapstick-Humorfolgen getrennt wurden. In den 90ern hielt man das für eine gute Dekohärenzierungstechnik.

    Mir ging es jetzt aber auch gar nicht so sehr darum zu sagen, Spiele müssten erzählen wie Xena. Nicht mal Serien sollten erzählen wie Xena. Es ging mir da nur darum darauf hinzuweisen, dass wir es mit einer Figur zu tun haben, die nicht aus patriarchalen Darstellungsmodi ausbricht, also die Prinzipien rein-männlicher Gewalt beibehält und ihnen rein-weibliche Attribute zur Seite stellt, und damit trotzdem eine angereicherte, komplexe und (in Beschränkung auf etwa vier Charaktere über den gesamten Verlauf der Serie) holistische Charakterisierung bietet. In Gabrielle und Alti finden wir übrigens Ansätze alternativer Weiblichkeit und in Callisto (oh mein Gott, Callisto!) den Beginn von Überlegungen, wie weibliche Gewalt dargestellt werden könnte. Aber das nur am Rande.


    Und Gameplay und Narrativity, dafür muss ich hier nochmal eine Lanze brechen, sind zwei gleichberechtigte Aspekte von Spielen (es gibt Genre-Ausnahmen) und sollten als solche behandelt werden. Das geniale und m.E. zumeist unausgeschöpfte Potential von Spielen ist ja gerade, dass sie beides in unendlicher Tiefe miteinander verflechten könnten (Hellblade ^^"). Bei Ueda gibt es wunderbare Ansatzmomente dafür (Mark Brown hat eine Stelle, bei der ich vor Faszination geweint habe, wunderbar besprochen; die relevante Stelle kommt bei 5:50 -- Achtung, das Video enthält einen riesigen Spoiler).

  2. #102
    @Mordechaj
    Ich find es aber wichtig, dass Figuren in Geschichten (aus meiner Sicht) moralisch richtig handeln, wobei Moralvorstellungen natürlich ziemlich flexibel sind. Ich mag z. B. trotz einiger Missetaten den Jamie aus A Song of Ice and Fire. He did nothing wrong. Es geht um Sympathie. Je weniger ich eine Figur mag, desto weniger interessiert mich ihre Geschichte, und mit einem zu amoralischen Verhalten kann ich mich überhaupt nicht anfreunden (Ausnahme: Die Geschichte will anprangern).

    Gewalt braucht keine körperliche Überlegenheit, aber körperliche Unterlegenheit hält jemanden davon ab, einen anderen grün und blau zu schlagen - nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Ganz überzeugt bin ich davon aber auch nicht. Dazu kommt vermutlich noch, dass jemand, der in Rage ist, seine Kräfte nicht mehr richtig einschätzen kann, was sich ja leider auch zeigt, wenn Eltern ihre Kinder schlagen. Die Schwere der Verletzungen ist also eine Folge der körperlichen Überlegenheit.

    Ich formuliere meinen Standpunkt mal um: Gewalt ist bei der Geburt geschlechtslos. Worauf ich eigentlich hinaus will ist ja nur, dass niemandem ein Gewaltformat in die Wiege gelegt wird. Davon geh ich aus, weil alles, was ich von der Natur kenn, dem widerspricht und wir Menschen haben uns noch lange nicht von dem befreit, was sich über Jahrmillionen entwickelt hat. Ich mag dieses "Frauen sind so, Männer sind so" nicht, trotz der Tendenzen in die eine oder andere Richtung (die wie gesagt mMn eher darauf basieren, was den Menschen eingetrichert wird). Es stellt sich ja die Frage, welche Männer das sind, die zur häuslichen Gewalt greifen, da gibt es sicherlich übereinstimmende Persönlichkeitsmuster und die halte ich eher für den Knackpunkt als das Geschlecht selbst. Es gibt bestimmt viele Faktoren, die eine Rolle spielen: Einfältigkeit, wenig Empathie, eine geringe Steuerungsfähigkeit usw. Außerdem hat auch das Umfeld eine Auswirkung auf die Form der Gewalt, im Berufsleben greifen Frauen wie Männer sicherlich eher zur psychischen Gewalt, weil alles andere ihnen schnell den Job kosten könnte.

    Der Gedankentest ist total voreingenommen, der gibt ja schon die Geschlechtswörter vor!

    Entscheidend ist doch, warum das Bild im Kopf entsteht: Wegen der Gene oder wegen der Sozialisation? Mal ein anderer Gedankentest: Was für Gewalt würden Frauen einsetzen, wenn sie eine Kampfkunst gelernt hätten?

    Zitat Zitat
    Und das ist schlecht, weil?
    Meinst du, warum ich Seifenopern schlecht find oder speziell die Serie? Um die Diversität in der Serie ging es mir nicht, ich mein die Adaption insgesamt, die später im Vergleich zu den Romanen einfach viel "billiger" ist, ein Attribut, das ich auch Seifenopern zuschreibe. Es wird auf billige Weise versucht, Gefühle beim Zuschauer hervorzurufen, mit wahllosen Twists, Überdramatisierung usw. Das trifft aber nur auf die späteren Staffeln zu, als es kein Vorlagenmaterial mehr gab, die ersten haben mir sehr gut gefallen. Ich würd das wahrscheinlich ähnlich sehen wie Pacebook im Thread zu GoT, ich würd es nur anders ausdrücken.

    Zitat Zitat
    Und eine millionenstarke Community von nicht-weißen nicht-heterosexuellen Nicht-Männern würde dir da auch vehement widersprechen.
    Das kann ich mir vorstellen und das ist auch gut so, es gibt viele unterschiedlichen Ansichten, die alle ihre Berechtigung haben. Deswegen ist mein Motto auch: (so gut wie) alles geht.

  3. #103
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Das kann ich mir vorstellen und das ist auch gut so, es gibt viele unterschiedlichen Ansichten, die alle ihre Berechtigung haben. Deswegen ist mein Motto auch: (so gut wie) alles geht.
    und Respekt dafür das du den Neutralen Standpunkt so gut waren kannst, Ich stehe auch ziemlich dazwischen nur irgendwie scheine ich immer extrem auf andere zu wirken, das will ich aber eigentlich gar nicht.

  4. #104
    Du, dass Gewalt an sich kein Geschlecht hat, da sind wir uns absolut einig. Ich würde nich mal argumentieren, dass Sozialisation an diesem Zustand so enorm viel ändert. Dass sich überhaupt von "weiblicher Gewalt" sprechen lässt, liegt daran, dass manche Bereiche der sozialen Wirklichkeit nur ex negativo entworfen werden: Frauen sind in vielerlei Hinsicht einfach nur Nicht-Männer (so die Diskurswirklichkeit, nicht die Realität natürlich!). Und bei Gewalt, die nunmal ein Grundstein des patriarchalischen Trägersystems ist, trifft genau das in besonderer Weise zu. Und da die soziale Wirklichkeit und Identität untrennbar miteinander verbandelt sind, ist diese nicht-männliche Gewalt essentieller Teil "weiblicher" Handlungsdispositive. Und deshalb (um mal ein sehr spezifisches Beispiel zu nehmen) erstechen, vergiften und überfahren Frauen ihre Ehemänner und prügeln sie nicht zutode. Nicht, weil Frauen so sind und weil das weiblich ist. Sondern weil die Alternative als "männliches" Handlungsdispositiv konzipiert wird.

    ... und ja, so gut wie alles geht und so gut wie alles sollte gehen. Aber es wird nicht so gut wie alles gemacht, sondern es gibt halt Diskurshoheiten.

  5. #105
    Xena und Buffy
    Bei Xena und Buffy muss ich sehr entschieden auf Rivas Seite sein und die Einschätzung doch für recht beliebig halten. Allein das Xena mit Hercules was die Beliebtheit bei den Fans (von Buffy reden wir gar nicht, ich kann mich ehrlich gesagt in dem paranormalen Genre auch kaum an eine Aufteilung der Marke Mann-Frau erinnern) angeht, nicht nur mithalten, eigentlich sogar übertreffen konnte, liegt nicht unbedingt den Schluss nahe, dass damit das Genre an sich in die Binsen gegangen wäre. Außerdem hatten wir auch noch Sabrina, Charmed, Relic Hunter, die Verlorene Welt, Beastmaster um nur ein paar aus dem Bereich zu nennen, die ich auch alle gesehen habe. Angesichts des Sterbens des Genres (mit einem letzten Aufblühen Ende der 90ern und mit einigen letzten Verwindungen bis in die Mitte der 2000er hinein, habe ich eher das Gefühl, dass die Serien zumindest in der Produktionsqualität und dem Genre eher nicht mehr den Zeitgeschmack trafen. In den 90ern hatten wir schließlich auch kein Magnum, A-Team, MacGyver oder Knight Rider mehr. Vermutlich waren sowohl Fantasy erstmal und dann auf diesem (guten) Trash-Niveau halt irgendwann nicht mehr zugkräftig genug.

    Und gerade komplexere Plots für das Sterben des Genres verantwortlich zu machen, ist so als würde man sich einen Orden dafür anheften, dass Xena und Buffy quasi gegenüber dem sonstigen Höhlenmenschen-Publikum eine ausgegrenzte Sonderrolle gespielt hätten und die Leute aus dem Umstand heraus diese Serien nicht mehr anfassen wollten, weil sie ihren Denkschemata zu hoch war. Also bitte. Das ist mit der beschriebenen Beliebtheit und dem popkulturellen Einfluss, den diese Serien hatten, überhaupt nicht in Einklang zu bringen. Kevin Sorbo macht zwar ne ordentliche Arbeit in Herkules wirkte mir aber damals schon zu sehr wie der Nice Guy, der halt hier und da mal in ein Problemchen stolpert. Die unleidliche Kriegerprinzessin hingegen war ne Figur mit Agenda und eine Persönlichkeit die fesselt.

    Blutiger Baron und Geralt als Henker
    Seine Entscheider-Rolle hat ja mit dem Gameplay von Witcher (3) zu tun zwischen zwei oder sogar mehr Handlungsalternativen wählen zu können und schlussendlich aber die Konsequenzen auch zu tragen, wobei die Handlungsalternativen meist nie wirklich schön sind. Der Blutige Baron korelliert meiner Meinung nach mit drei Quests aus den Vorgängern ganz gut. Im ersten Teil haben wir eine Quest mit einem Werwolf den Geralt zur Strecke bringen soll, wo es zur Ermittlung gehört herauszufinden wer das ist und ihn zu töten oder aber durch Recherche herauszubekommen, dass der Werwolf einerseits manche von den Verbrechen gar nicht begangen hat, die ihm zur Last gelegt werden und nur bestimmte Leute tötet und ihn zu verschonen oder noch schwieriger ein Heilmittel für den Fluch zu finden.

    Dann gibt es noch zwei Questen aus Witcher 2. Einmal eine Erscheinung, die sich als Geist ausgibt und Vergeltung an Soldaten üben will, die sie und ihre Familie ermordet haben und uns eine Geschichte auftischt, damit wir ihr den Soldaten ausliefern, wir das tun können oder wenn wir etwas weiter nachforschen feststellen, dass wir belogen werden und sich hier einfach nur ein Dämon zum Nulltarif ne Seele reinziehen will.
    Anderer Fall aus dem gleichen Spiel wir haben einen Geist der uns eine Geschichte von Folter und Mord auftischt und eine alte Anstalt heimsucht und für seinen Frieden Rache an seinen Schindern nehmen will und wir aufgefordert sind die Mörder auszuliefern. Und wir können tatsächlich feststellen, ja das stimmt alles, die Frage ist nur, ob wir den Geist tun lassen, was er will, damit er Frieden finden kann oder die beiden Mörder stattdessen retten und laufen lassen oder vielleicht den örtliche Behörden übergeben.

    Geralt ist ein moralischer Mensch aber gezielt keiner mit dem Anspruch die Welt besser zu machen, das wird soger dadurch in Frage gestellt, dass er ständig auch auf Leute trifft, die dies auch tun wollen, aber entweder ihre eigenen Machtgelüste damit zu stillen oder aber in die Idee derart vernarrt sind dafür über Leichen gehen. Er ist also defintiv kein White Knight und will es auch nicht sein und eigentlich auch kein Rächer. In "Zeit des Sturms" tut er das tatsächlich, aber eigentlich weil er festgestellt hat, dass das Ungeheuer, das er eigentlich jagt eben genau ein menschlicher Mensch ist. So wie Sapkowski ihn schreibt, verzichtet Geralt nämlich auch bewusst auf Gewalt, gerade gegen Menschen oder auch übernatürliche Kreaturen, wenn sie nicht angebracht ist. Sein Beiname "Schlächter von Blaviken" nützt ihm zwar, um Leute einzuschüchtern, tatsächlich wurde ihm dieses Gemetzel ebenso aufgezwungen.

    Aber zurück zum blutigen Baron. Eines von Geralts wichtigsten Zitaten ist meiner Meinung nach, dass es für einen Hexer das befriedigenste sei nicht etwa eine Bestie zu erlegen sondern einen Fluch aufzuheben. Das gilt für Werwölfe, wie für BEstien wie die Striege oder eben für den Blutigen Baron, der eben auch einen Flucht mit sich herumträgt. Die Darstellung des blutigen Barons dient im Zusammenhang mit der Entscheidung, die wir treffen, zweierlei Dingen. Einerseits muss nachvollziehbar sein, dass der Baron eigentlich seinen Flucht zu Recht trägt, allein das Vorhandensein des Fluches, vermittelt eine gewisse Form der Gerechtigkeit. Der Tod des Barons wäre auch eine Alternative im Sinne von Geralts Henkerfunktion, weil wir wissen, dass der Mann sich nicht wirklich ändern wird, kann oder will. Was dadurch ergänzt wird, dass er eben auch keine nur schlechte Figur ist. Das führt zum dritten Punkt: Für Geralt einerseits als Hexer andererseits seinem Selbstverständnis nach, wäre die beste Option vielleicht den Baron eigentlich von dem Fluch zu befreien, der auf ihm lastet, die Frage ist aber ob er das verdient hat oder ob das gut ist, dem Mann seinen Dämonen zu überlassen.

    Die Frage nämlich ob wir die zwei ausgemachten Folterer und Mörder dem Geist überlassen, der im Gegensatz zu uns Anspruch auf gerechtigkeit hat, die Frage aber aufwirft ob wir uns an ihrem grausamen Tod (ich glaube sie verbrennen bei lebendigem Leib) mitschuldig machen, steht natürlich im Raum. Die andere Frage ist, mit welcher Berechtigung Geralt wiederum dem Geist erstens seine Gerechtigkeit vorenthält und sich ihm sogar im Kampf stellt bzw. stellen muss, um die Beiden zu beschützen, die offensichtlich Schuld auf sich geladen haben.
    Und eben nicht zu vergessen der Fall der Erscheinung, wenn Geralt im Bemühen Gerechtigkeit herzustellen, versagt die wirklichen Hintergründe zu ermitteln (oder es ist ihm gar nicht möglich) und als Konsequenz ein viel schlimmeres Übel freisetzt.

    Und soweit ich gehört habe, soll Witcher 3 da wohl, was die Gnadenlosigkeit angeht, wohl noch mal ein bisschen was draufgelegt haben.

    EDIT:
    Der vorschlag mit dem Test ist gar nicht so schlecht, aber neben dem Einwand von Kelven ist die Frage natürlich, was man abfragt ^^

    Geändert von KingPaddy (17.08.2017 um 15:19 Uhr)

  6. #106
    Zitat Zitat von KingPaddy Beitrag anzeigen
    Allein das Xena mit Hercules was die Beliebtheit bei den Fans [...] angeht, nicht nur mithalten, eigentlich sogar übertreffen konnte, liegt nicht unbedingt den Schluss nahe, dass damit das Genre an sich in die Binsen gegangen wäre.
    Doch, gerade den: Neben Xena und Buffy konnten andere Werke desselben Genres nicht mehr fußfassen.

    Zitat Zitat
    Außerdem hatten wir auch noch Sabrina, Charmed, Relic Hunter, die Verlorene Welt, Beastmaster um nur ein paar aus dem Bereich zu nennen, die ich auch alle gesehen habe.
    Sabrina ist ein anderes Genre, Charmed folgte bereits (wie Sabrina) der neuen Zielgruppenaufteilung (in den 2000ern sehen wir eine viel stärker milieu-spezifisch orientierte Serienwelt, die Privatsender-Explosion hat dazu geführt, dass beispielsweise viel viel mehr gender-spezifische Programme entworfen werden) und die Ära der Fantasy-Adventure-Serien endet im Prinzip ziemlich genau 2002/2003, nach Buffy hat eigentlich nichts mehr wirklich Erfolg (wie gesagt, Merlin ist eine Ausnahme, das hat aber sehr spezifische Gründe). In der Populärkulturforschung wird das Ende der 90er übrigens oftmals auf 2003 festgesetzt (und der Beginn der 00er auf 2001; weil da halt was passiert ist), und in aller Regel wird das mit dem Ende der Ära Buffy erklärt. Funny enough, Friends (1994-2004) gilt als Serie der 00er; das hängt mit der Sitcom-Explosion zusammen, die manchmal dazu führt, dass man zwischen den 90ern und den 00ern noch Millienial von 1998 bis 2004 setzt, nur um uns zu verwirren (und weil die 00er-Jahre mit dem Aufkommen neuer Medientechniken verbunden sind, die sich unabhängig von 9/11 auf die Kultursphäre auswirkt)!

    Zitat Zitat
    [ich habe] eher das Gefühl, dass die Serien zumindest in der Produktionsqualität und dem Genre eher nicht mehr den Zeitgeschmack trafen. In den 90ern hatten wir schließlich auch kein Magnum, A-Team, MacGyver oder Knight Rider mehr. Vermutlich waren sowohl Fantasy erstmal und dann auf diesem (guten) Trash-Niveau halt irgendwann nicht mehr zugkräftig genug.
    Zeitgeschmack ist aber nicht bodenwüchsig, der wird am Medium und durch Sättigungsprozesse entwickelt. Beispielsweise hast du es angesichts der tragenden Franchises der 00er-Jahre schwer zu argumentieren, dass Fantasy nicht mehr zugfähig sei (was okay ist, meine argumentative Seite kann mir bis heute die Existenz und den Erfolg von Supernatural nicht erklären). Und Trash ist nie gestorben, auch wenn wir das aus unserer 10er-Perspektive heraus gern so wahrnehmen wollen. Mit dem Aufkommen von HD sind die Drehbedingungen grundlegend andere geworden, das hat einige Genres einschlägig verändert. Da war das betreffende Genre aber bereits tot.

    Zitat Zitat
    Und gerade komplexere Plots für das Sterben des Genres verantwortlich zu machen, ist so als würde man sich einen Orden dafür anheften, dass Xena und Buffy quasi gegenüber dem sonstigen Höhlenmenschen-Publikum eine ausgegrenzte Sonderrolle gespielt hätten und die Leute aus dem Umstand heraus diese Serien nicht mehr anfassen wollten, weil sie ihren Denkschemata zu hoch war.
    Es ist gerade andersrum, weil die Serien die Genre-Grenzen aufgesprengt haben, haben sie effektiv so viel Innovationsdruck hinterlassen, dass andere Genre-Vertreter nicht nachziehen konnten. Wenn wir das allein nur an den LGBTQ-Themen bei Buffy und Xena festmachen (das Beispiel habe ich halt grad ad hoc parat): Du hast bis in die späten 00er-Jahre einen enormen Zensurzwang, was die Darstellung homosexueller Beziehungen angeht, gerade bei Xena wird sich deshalb einer Fülle von Subtextprozeduren bedient, die dem Protest-Subtext ostdeutscher Prägung nicht in viel nachsteht. 1995 hast du den ersten homosexuellen Kuss im FreeTV (after prime time), die Zensurfolgen sind verheerend für die betreffende Serie, 1997 hast du den ersten homosexuellen Kuss im Nachmittagsprogramm, die Zensurfolgen sind immer noch streng, 1999 (glaub ich) bringt Buffy eine offen gleichgeschlechtliche Beziehung in die nachmittägliche Bildröhre, 2000 gibt es den ersten unverschleierten und explizit romantisch geframtes Kuss zwischen Xena und Gabrielle. Und das sind die späten 90er; The L Word (das muss man sich immer vor Augen halten: das war 2004) wird in den 00er-Jahren immer noch als Tabubruch verhandelt, die Zensur wirkt als Damokles-Schwert. Und allein auf diesem Feld hast du halt so eine rabiate Grenzführung des Genres, dass das Publikum nichts mehr akzeptiert, das an Komplexität darunterliegt. Und gleichzeitig wird es unheimlich schwer, etwas zu produzieren, das das Genre noch weiter ausreizt. Im gewählten Beispiel: Du kannst kurz nach der Jahrtausendwende nicht noch mehr Homozeug in ein Genre bringen, das dem Heldenstigma ausgesetzt ist, das kriegst du nicht an der Zensur vorbei. Die Zensur hat übrigens das Crime-Genre dahingehend stabilisiert, da gab es nämlich recht frühe Tendenzen zur Darstellung homosexueller Beziehung (das hängt wohl mit dem naturalistischen Anspruch zusammen, den ich US-amerikanischen Crime-Serien normalerweise gern aus Böswillen abspreche), der verheerende Kuss 1995 gehört dazu. Die Zensur hat dem Genre verwehrt, diese Darstellungsinteressen (einige andere übrigens auch) durchzusetzen und damit effektiv zu der Formelhaftigkeit und strengen Form des Formats geführt, an der wir noch heute leiden. Dun dun.

    Jedenfalls. Wären Xena und Buffy nicht passiert, hätte Sam Raimi fröhlich weiter Schema-Adventures auspupsen können, bis der Markt übersättigt worden wäre. Das Genre wäre, kontrafaktisch argumentiert, weiter fröhlich vor sich hingedümpelt wie Family-Comedy-Sitcoms zwischen den 80ern und den späten 90ern (sind im Zuge der Milieu-Spezifizierung gestorben) und Social-Sitcoms nach Friends (sind, wie ich vermute, durch Übersättigung nach HIMYM gestorben).

    Zitat Zitat
    Die unleidliche Kriegerprinzessin hingegen war ne Figur mit Agenda und eine Persönlichkeit die fesselt.
    ... und eine unübertreffliche. Innerhalb wie außerhalb der Erzählwelt. Und in meinem Herzen sowieso.

    Geändert von Mordechaj (18.08.2017 um 03:16 Uhr)

  7. #107
    @Mordechaj
    Nur mal am Rande zu dem, was du über Xena und Buffy schreibst: Haben LGBTQ-Themen denn einen signifikanten "Impact" auf neutrale Zuschauer? Die Queer-Community feiert sie und die hasserfüllten Menschen ärgern sich, aber alle anderen müssten doch eigentlich mit den Schultern zucken. Bei Xena gab es ja sogar nur Subtext. Ich hab den damals gar nicht wahrgenommen. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass es zu der Zeit, als die Serie lief, eine große Auseinandersetzung damit gab, das Internet steckte natürlich noch in den Kinderschuhen. Aus meinem Umfeld hat kaum jemand über die Serie gesprochen, vielleicht auch, weil sie die zu kindisch fanden. Deep Space 9 und Babylon 5 waren angesagt. Selbst heute stellt sich die Frage, ob Zuschauer und Spieler, die keine starken Gefühle in die eine oder andere Richtung haben, an LGBTQ nicht einfach desinteressiert sind.

    Zitat Zitat
    Und deshalb (um mal ein sehr spezifisches Beispiel zu nehmen) erstechen, vergiften und überfahren Frauen ihre Ehemänner und prügeln sie nicht zutode. Nicht, weil Frauen so sind und weil das weiblich ist. Sondern weil die Alternative als "männliches" Handlungsdispositiv konzipiert wird.
    Das versteh ich jetzt nicht. Meinst du, Frauen greifen bewusst zu diesen alternativen Meuchelarten, um sich vom "Männlichen" abzugrenzen? Ich hätte eher gedacht, dass es so einfacher ist, jemanden zu töten (zumindest mit Gift und Auto). Selbst Männer können ja nicht so einfach jemanden totprügeln, es sei denn, die Person ist (aus unterschiedlichen Gründen) wehrlos. Beim Mord und Totschlag greifen Männer auch gerne zu Hilfsmitteln, zumindest wenn ich von den Zeitungsartikeln ausgeh, die ich so gelesen hab.

    ***

    Aber gut, jetzt sind wir leicht abgeschweift. Auf der einen Seite steht die akademische Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen, auf der anderen Seite stehen die Interessen der Spieler und Spielerinnen, die sich in der Regel gar nicht für die wissenschaftliche Sicht interessieren, da lehne ich mich mal aus dem Fenster. Die Frage bleibt: Welche Ansprüche stellen Frauen an Spiele, welche stellen Männer? Allgemein Diversität möchte ich in diesem Thread eigentlich ausklammern, denn dazu gibt es schon einen eigenen. Sexualisierung möchte ich auch ausklammern, weil bei der sicher niemand abstreitet, an wen sie sich richtet. Stattdessen würde ich über den Spielzuschnitt und die Darstellung der Spielwelt und der Figuren sprechen, besonders in Hinblick auf Rollenbilder und das bevorzugte Geschlecht der Spielfigur.

    Ich setz mich schon länger mit dem Thema "Frauen in Medien" auseinander und hab schon recht viele Artikel gelesen, in den Frauen darüber schreiben, was ihnen an der Darstellung der Figuren nicht gefällt und gefällt. Zwei davon hab ich hier im Forum auch schon mal angesprochen (We're losing all our Strong Female Characters to Trinity Syndrome, I hate Strong Female Characters). Das ist, wie ja auch schon angesprochen wurde, eine Diskussion, die nicht an den Spielerinnen vorbei geführt werden sollte. Die Frage ist also: Was für Interessen haben die Spielerinnen und unterscheiden sie sich von denen der Spieler?

    Ein Thema, das immer wieder auftaucht, ist wie gesagt das Verhältnis von männlichen Spielfiguren zu weiblichen. Ist es so, dass Spielerinnen lieber eine Heldin spielen wollen oder kommt es nur darauf an, dass es im Spiel überhaupt bedeutende Frauenrollen fernab von Rollenklischees gibt?

    Ein anderes Thema sind Rollenbilder. Wie sehr stört es Spielerinnen, wenn Frauen als "schwaches Geschlecht" dargestellt werden? Die Diskussion kam schon damals auf, als wir über die Artikel von weiter oben sprachen. Eine Frau hat devote Frauen bzw. das Bild von der schwachen Frau, die vom starken Mann beschützt wird, verteidigt. PeteS hat ja den Erfolg von 50 Shades of Grey angesprochen und ich hab schon etliche Artikel darüber gelesen, dass Unterwerfungs- bis hin zu Vergewaltigungsphantasien (natürlich nur Phantasien) bei Frauen nicht ungewöhnlich sind, sogar bei emanzipierten (Menschen sind zutiefst widersprüchlich). Nur um mal eine Gegenposition darzustellen, ich selbst mag dieses Bild auch nicht.

    Außerdem gibt es noch die Darstellung der männlichen Figuren. Erwarten Spielerinnen dort etwas anderes als Spieler?

    Geändert von Kelven (18.08.2017 um 10:33 Uhr)

  8. #108
    Zitat Zitat
    Unterwerfungs- bis hin zu Vergewaltigungsphantasien (natürlich nur Phantasien) bei Frauen nicht ungewöhnlich sind, sogar bei emanzipierten (Menschen sind zutiefst widersprüchlich).
    Das gehört sicherlich mit zur sexualisierung und möchte darauf hinweisen das dies sicherlich nicht nur von frauen erlebt/gelebt wird. Gerade das Femdom oder das "cuckold" (eg. das fremdgehen des eigenen partners) und generelle vergewaltigungs/unterwerfungsszenarien sind sowohl im heterosexuellen wie auch dem Homosexuellen szenen zu finden, eben auch männlicher... in ausreichender menge.

    Das problem hiermit ist das dies schon Fetischisierung ist, selbst wenn diese phantasien existieren (und teilweise auch gelebt werden) hat das relativ wenig damit zu tun wie eine Durchnittsperson tatsächlich ist oder wie sie dargestellt werden sollte. Nicht das es keine berechtigung gibt devote charaktere in allen kontexten zu zeigen, aber das kann nicht der stereotyp sein.

    Geändert von Lord of Riva (18.08.2017 um 11:35 Uhr)

  9. #109
    Es kann definitiv nicht die Norm sein. Aber die Frage ist eben wo fängt sie an und wo hört sie auf?

  10. #110
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Nur mal am Rande zu dem, was du über Xena und Buffy schreibst: Haben LGBTQ-Themen denn einen signifikanten "Impact" auf neutrale Zuschauer?
    Dazu kann ich, um ehrlich zu sein, keine qualifizierte Aussage machen. Ich vermute (!), dass sie heutzutage aufgrund des Hochwerts von wokeness und Solidarisierung einen recht großen Einfluss haben nicht nur auf das Medium, sondern direkt auf die Zuschauer. Ich bin mir allerdings eben nicht sicher, ob das auch unabhängig davon einen Einfluss hat. Ich bilde mir aber ein, dass der Subtext bei Xena beispielsweise einen enorm großen Einfluss hatte, auf Medium und Zuschauer, weil er eng verwoben war mit den Erzählzwecken und die homoerotische Lesart dabei ja bei weitem nicht die einzige war. Die Verbindung zwischen Xena und Gabrielle und vor allem Xenas alte Partnerinnen geben den Charakteren eine enorme Tiefe, und dabei ist es völlig egal, ob man sie als Liebende oder als Freundinnen oder in einer Mentoren-Schüler-Beziehung wahrnimmt. Subtexte tragen sich immer auf der Oberfläche ab.

    In der deutschen Rezeption fehlte meines Wissens vor allem das Subtext-Gespür, weil die deutschsprachige Welt einfach viel weiter war in der Akzeptanz der Darstellungen, was sicherlich auch mit dem frühen Appell von Rosa von Praunheim zu tun hat. 1987 gibt es im deutschsprachigen Fernsehen den ersten homosexuellen Kuss im Nachmittagsprogramm, was wenigstens andeutet, dass die Medien- und Rezeptionsbedingungen hier andere sind und waren und die Subtext-Klausel nie im Zuge der 90er bei weitem nicht in dem Maße bemüht werden musste (was übrigens, finde ich, deutschen Fernsehproduktionen bis heute schadet, weil ihnen eine essentielle Entwicklung verwehrt worden ist).

    Jedenfalls. Es geht für mein Dafürhalten eigentlich auch bei diesem Thema erstmal nur um Diversifizierung. Darstellungsweisen sind immer ein Zusammenspiel vieler Faktoren, Medienentwicklung ist immer ein Zusammenspiel vieler Faktoren. In den 90ern hat man in das Mediengemisch nach und nach LGBTQ-Themen reingekippt und es hat angefangen zu brodeln, im Medium, beim Publikum, in der Gesellschaft. Ich wage zu behaupten -- und würde das an dieser Stelle nicht überzeugend ausargumentieren können, würde man mich dazu auffordern, weil die Zusammenhänge zu verzweigt gelegt sind --, dass wir heutzutage Serien wie GOT (von der man jetzt erstmal halten kann, was man will, aber ihr Umfang an Darstellungsmitteln ist doch beachtlich) nicht in dieser Qualität hätten, hätten die 90er nicht die LGBTQ-Themen in den Kessel gegeben.

    Zitat Zitat
    Das versteh ich jetzt nicht. Meinst du, Frauen greifen bewusst zu diesen alternativen Meuchelarten, um sich vom "Männlichen" abzugrenzen?
    Nein, aber ihre gender-spezifische Prägung legt sie ihnen als Handlungsdispositiv beinahe alternativlos nahe.

    Zitat Zitat
    Ich hätte eher gedacht, dass es so einfacher ist, jemanden zu töten (zumindest mit Gift und Auto). Selbst Männer können ja nicht so einfach jemanden totprügeln, es sei denn, die Person ist (aus unterschiedlichen Gründen) wehrlos. Beim Mord und Totschlag greifen Männer auch gerne zu Hilfsmitteln, zumindest wenn ich von den Zeitungsartikeln ausgeh, die ich so gelesen hab.
    Ja, selbstverständlich. Aber die Gewaltqualität ist eine völlig andere. Männer sind prädestiniert für das Totprügeln, die dafür notwendige enorme Gewaltausübung und die Zorn-Grundemotion dahinter sind stereotyp "männlich" kodiert. Frauen, als "Nicht-Männer", können so nicht handeln (könnten sie schon, aber können sie eben nicht). Und ich mein: Natürlich ist es mit den Tatmitteln Gift und Auto einfacher -- aber warum prügeln dann Männer andere tot und Frauen (en gros) nicht?

    Zitat Zitat
    Aber gut, jetzt sind wir leicht abgeschweift. Auf der einen Seite steht die akademische Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen, auf der anderen Seite stehen die Interessen der Spieler und Spielerinnen, die sich in der Regel gar nicht für die wissenschaftliche Sicht interessieren, da lehne ich mich mal aus dem Fenster.
    Ich will nur kurz darauf hinweisen, dass es immer ne ganz schlechte Idee ist, nen Cut zwischen vermeintlich elitäre Wissenschaft und eigentliche und vermeintlich relevante Wirklichkeit zu setzen, und dann bin ich auch schon ganz still. ^^"

  11. #111
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Es kann definitiv nicht die Norm sein. Aber die Frage ist eben wo fängt sie an und wo hört sie auf?
    Ist es dann nicht eher das Problem das wir diese dinge eben nicht als einzigartigkeiten betrachten ergo eine devote Frau die wirklich solch fantasien hat/lebt ist voll okay in sofern das zu der dargestellten Story passt aber auch nur deswegen weil andere möglichkeiten (halt wie eine Xena) auch gegeben sind. Wir versuchen ein Muster in dingen zu erkennen und damit zu beweisen das entweder das eine oder das andere vorherrscht aber was ist wenn diese "Muster" sich gar nicht berühren?


    https://drive.google.com/file/d/0B9g...s3RDQ1bms/view

    Das Entwicklungstudion Larian (Divinity series) hat vor kurzem eine Umfrage zu Spielen gemacht, dabei ist für uns hauptsächlich die Geschlechtsfrage relevant, es geht hierbei um über 15.000 teilnehmer.

    Innerhalb dieses Spezifischen genres (Turn-Based Tactial (West) Roleplaying-game) mit zugriff auf diesen Newspost sieht die verteilung folgender maßen aus:

    Male: 87,9 %
    Female: 9,5%
    Undsiclosed: 2,6% (da war ich übrigens drin, weil ich das nach wie vor für irrelevant halte)

    Diese Statistik ist interessant da sie relativ aktuell ist, Ich gehe jetzt mal davon aus das für Mordechaj im vordergrund liegen würde (verzeih mir, und korrigier mich gerne falls ich falsch liege ) warum das so ist während ich mich mehr dafür interessiere das es so ist. Ergo ich würde Argumentieren das momentan kein Interesse vorherrscht, ggf. deshalb weil der Markt noch nicht bis in dieses Genre eingedrungen ist oder anders: es gibt einfach noch relativ wenige weibliche gamer in diesem ohnehin schon nichenbereich (bedingt durch den relativen jungen mainstream appeal der gaming hat), Mordechaj würde vermutlich darin ein Indiz sehen das entweder das genre oder das Spiel Speziell aktiv (oder eben halt auch unbewusst) ein spezifisches subset an gamern ausschliesst.


    Interessant ist auch das viele dieser Spieler die Alten Klassiker (baldurs gate 2, Fallout 1 & 2 usw.) nie gespielt haben obwohl die mehrheit in meinem Alterspektrum ist ich frage mich ob das nicht zu mordechajs (vermeintlicher ! :P ) argumentation passen würde, schliesslich ist das scheinbar eine relativ Junge und Moderne Masse an menschen (also eben nicht die "Hardcore gamer"), dies sollte dann im umkehrschluss den hinzugewonnen mainstream appeal auch darstellen. Oder nicht?

    meinungen?

    EDIT:
    Zitat Zitat
    aber warum prügeln dann Männer andere tot und Frauen (en gros) nicht?
    Sallopp: weil sie können. ich glaube das war der Punkt

    Geändert von Lord of Riva (18.08.2017 um 12:56 Uhr)

  12. #112
    Zum Thema Devotismus. Erstmal sollte klar sein, dass Figuren, die sich unterordnen unter autoritäten oder sonst wie nicht zwingend devot sind, sondern das ihre Rolle oder Position das verlangt. Bist du devot, wenn du Anweisungen von deinem Chef befolgst, bist du devot wenn du devot, wenn du deine eigenen Bedürfnisse vielleicht für ein höheres Gut zurückstellst? Also auf dem Pfad zwischen Subjekt und gefälligem Objekt gibt es da noch mehr. Ich würde nicht gleich, die stereotype Hausfrau als devot begreifen.

    Wenn wir jetzt über echten Devotismus reden, geht es nicht mal so sehr um einen Fetisch. Die genannten Sachen sind besonders starke, fantasievolle Ausprägungen oder Erfahrungen, die man in der Fantasie oder der Realität anstreben kann, allerdings geht es dabei nicht allein um sexuelle Befriedigung, zumindest nicht in dem Fetisch-Sinn. Ein Freund von mir studiert Kulturwissenschaften und mit dem hab ich mich darüber mal unterhalten. Er meint, dass das eigentlich eine sehr alte Geschichte ist und sich die auch in den Medien in vertauschten Prämissen von Autoren widerspiegeln, das es zum Beispiel weibliche autoren gibt, die sich starke Männerfiguren kreieren und andersherum ebenso Männer, die sich starke Frauenfiguren kreieren, um quasi den Wunsch einer Unterwerfung ihres eigenen Geschlechts unter diese Fantasiefigur zu imaginieren.

    Das Ziel dieser Herangehensweise bzw. dieses Wunsches ist nicht etwa Ausliefeurng im sinne von tatsächlicher sklaverei, also Entmenschlichung und Entrechtlichung, auch wenn das Bild zur bildlichen Beschriebung heraufbeschworen wird. Es geht eigentlich um Kontrolle und Verantwortung auf der einen und Kontrollverlust und Befreiung auf der anderen Seite. Die Aufgabe von Kontrolle befreit (deshalb findet man diese Fantasie häufig bei Leuten in Macht- oder Verantwortungspositionen) quasi von einer empfundenen Last oder dem Zwang eben alles kontrollieren zu müssen, während sie demjenigen, der diese Last nicht spürt, weil er vielleicht sonst keinen Zugang zur Macht hat, Kontrolle aber eben auch Verantwortung gibt. Meist nur für die Dauer des "Spiels" an sich, aber es geht quasi um eine Ausgleichshandlung.

    Wenn ihr Houllebeqs Unterwerfung vielleicht mal gelesen habt, ist eine bei den Reszensenten vorgenomme Interpretation auch eine solche. Die Übernahme eines klar strukturierten ethischen Moralsystem entledigt einen nicht nur der Verantwortung für sein individuelles Schicksal im Liberalismus (das ganze kann praktisch auch eine politische Komponente annehmen), was als eine Befreiung angesehen werden kann und der Hauptcharakter wird wiederum in eine ihm zugedachte konservative Mänerrolle rückgeführt, die ihm die vorherige Gesellschaft geraubt hatte, und in der er jetzt wieder Kontrolle ausüben kann. Der ganze Roman, so kann man es interpretieren, ist am Ende auch ein Spiel mit devoten Fantasien.

    Aber das führt vom Thema weg. Ich hab bisher bei keinem Spiel, das ich gespielt habe, auch nur Ansätze einer Ausgestaltung gefunden. Wenn so etwas da war, dann in der Regel in der Form pubertärer Machtfantasien, aber die sind wie beschrieben eigentlich das Gegenteil von dem, was Devotismus eigentlich meint.

  13. #113
    Zitat Zitat von KingPaddy Beitrag anzeigen
    Wenn wir jetzt über echten Devotismus reden, geht es nicht mal so sehr um einen Fetisch.
    Ich glaube das war dann eher eine undeutlichkeit meinerseits, Kelven sprach ja explizit vergewaltigungs- und Unterwerfungsphantasien an, welche ich dann als Fetisch ausgelegt habe.

  14. #114
    Zitat Zitat von Lord of Riva Beitrag anzeigen
    Ich glaube das war dann eher eine undeutlichkeit meinerseits, Kelven sprach ja explizit vergewaltigungs- und Unterwerfungsphantasien an, welche ich dann als Fetisch ausgelegt habe.
    Ja Unterwerfung ist wie gesagt nochmal was anderes als Fantasien davon zu haben zu "vergewaltigen" oder "vergewaltigt" zu werden. Aber ich denke das wird hier gerade zu abseitig LAsst uns besser auf Kelvens Frage zurückkommen.

    Wir sind sicher nicht genug für repräsentative Umfragen, aber vielleicht mal für ein paar diffuse Meinungen, was haben die Damen hier vor Ort so für Wünsche bzw. Ansprüche, nicht allein auf offensichtliche Genderthematiken bezogen, an Spiele?

  15. #115

    Hier wird nicht geterrort
    stars5
    Bitte macht einfach Spiele, bei denen man sich nicht vor Scham im Boden verkriechen muss, wenn ein weiblicher Charakter den Bildschirm betritt. Das reicht völlig. Ehrlich. Na gut, es muss noch Spaß machen, sollte nicht mega buggy sein und meinetwegen könnt ihr auch all eure sexualisierten Männer wieder wegpacken, obwohl die vermutlich dem männlichen Publikum mehr fehlen werden als uns. Solche Spiele funktionieren, sie funktionieren sogar sehr gut. Das Problem ist auch nicht, dass es keine Spiele für Frauen gibt, das Ding ist nämlich folgendes.

    *beugt sich vor damit alle besser hören können*

    Frauen spielen nämlich alles was ihr auch spielt. Wir schicken nicht Spiele, deren Frauenanteil weniger ist/die grottige Frauenrollen haben wieder umgehend zurück, nachdem uns vor Ekel der Controller aus der Hand gefallen ist. Wir leben damit, wie alle anderen Spieler auch und uns Gefallen die Spiele dann auch trotzdem. Wir spielen WoW, das Designtechnisch Buff-Guy-Naked-female-elves-Territorium ist, und wir spielen auch Metal Gear, wo Frau nur Bikinis im Kampf trägt, weil sie durch ihre Haut atmet (Ups). Dass ich diese Details erwähne, heißt nicht, dass die Spiele deswegen ganz hinten ins Regal und nicht in die Hand einer Frau gehören, die auch nur ein wenig selbstachtung hat, sondern dass wir uns an diese Details (nachdem wir das Spiel gespielt und massiv Spaß hatten) erinnern werden, und eventuell werden wir dass dann auch an einer oder zwei Stellen erwähnen und uns Fragen ob das denn hätte sein müssen, weil das echt ne dumme Art ist, mit weiblichen Charakteren umzugehen. Genau so wie andere sich Fragen, ob Mario jetzt echt gameplaytechnisch nen weißen Tanookiesuit in seinen neuen Spielen gebraucht hätte, weil das Spiel dadurch viel zu einfach wird. Der Unterschied zu Mario und Quiet wird aber sein, dass die Frau dafür massiven Backlash bekommt (weil es hat ja ne ganz logische erklärung, dass es so ist wie es ist, und Hideo Kojima, der garantiert keine dumme Ausrede gesucht hat, ist der Godfather of Videogames (ich mag Hideo Kojima übrigens, es ist trotzdem ne dumme erklärung)) wärend Marios Skillset 99 Prozent der Leute scheiß egal ist (die 1% machen aber einen Lauten Grabenkrieg dafür auf)

    Je länger ich darüber schreibe, um so mehr drängt sich die Vermutung auf, dass gar nicht die Spiele an diesem ganzen Debakel schuld sind. Hey, ich glaube es ist tatsächlich der kleine Anteil absolut unerträglicher, verbohrter giftiger Käufer, die der Videospielindustrie genug Angst machen, dass man es sich gleich dreimal überlegt, etwas an seinem Modell zu ändern. Hmmmmmmmmmmmmmm.


    P.S. auf jede gut geschriebene Homosexuelle Figur kommen fünf Partyclowns. Bis sich die Statistik nicht geändert hat: Ja, wir brauchen definitiv mehr Homosexuelle Charaktere, damit die auch mal in der Gesellschaft ankommen.

    Geändert von Sabaku (18.08.2017 um 14:00 Uhr)

  16. #116
    @Mordechaj
    Ich halte die Wissenschaft nicht für elitär und möchte auch nicht in den Tenor einstimmen, dass intellektuelle Diskussionen doof sind, weil ich ja selbst gerne so viel schreib, aber da ist ein großes Kommunikationsproblem zwischen dem Wissenschaftler und dem Nicht-Wissenschaftler, auch in Hinblick auf die Ansprüche.

    Mal eine Analogie: Die Klassische Musik (von der ich übrigens ein großer Fan bin) hat eine Jahrhunderte alte Tradition und einen umfangreichen Formalismus, dementsprechend komplex ist die Musikwissenschaft. Für den "einfachen" Zuhörer (zu denen auch ich mich zähle) ist der Formalismus aber nicht von Bedeutung, ihn interessiert nur, ob die Musik gut klingt oder nicht. An dieser Stelle zitiere ich immer gerne einen Musikwissenschaftler, der gefragt wurde, was denn nun besser sei, Klassische Musik oder Popmusik, und er sagte, dass beides nicht miteinander verglichen werden kann, weil die Regeln der Klassischen Musik nur für die Klassische Musik gelten würden.

    Gleiches gilt beispielsweise auch für die Frage, was eine gut geschriebene Geschichte ausmacht, es gibt einen literarischen, künstlerischen Ansatz, aber für viele Zuhörer zählt nur, wie gut die Geschichte sie unterhält, ganz gleich wie sie erzählt wird, deswegen erfreuen sich auch "schlecht" geschriebene Geschichten großer Beliebtheit.

    Ich seh jedenfalls einen großen Graben, der beide Seiten teilt. Wie komm ich nun zu diesem Thema zurück: Die Wissenschaft kann erklären, woher Rollenbilder und Figuren-Stereotype kommen, aber die Akzeptanz der Spieler existiert unabhängig davon.

    Du musst das verstehen, solche komplexen Diskussionen liegen nicht jedem, einige fühlen sich vielleicht sogar ausgegrenzt, was natürlich nicht beabsichtigt ist. Es ist ja schon schwierig genug, einfache Gedanken von anderen zu verstehen, bei komplexen ist es noch deutlich schwieriger. Ich versteh auch längst nicht alles. Das ist natürlich kein Grund, gleich polemisch zu werden, aber ich kann schon nachvollziehen, dass einige lieber simplere Diskussionen hätten. Als Kompromiss hab ich deswegen konkrete Fragen gestellt, zumindest was jemand lieber mag lässt sich ja einfach beantworten, und das war an die gerichtet, die sich ausgegrenzt fühlen. Ich wollte damit nicht sagen, dass Wissenschaft und komplexere Gedanken hier unerwünscht sind und auch nicht, dass die eine oder andere Art zu diskutieren besser ist als die andere.

    Zitat Zitat
    Natürlich ist es mit den Tatmitteln Gift und Auto einfacher -- aber warum prügeln dann Männer andere tot und Frauen (en gros) nicht?
    Es fehlen zum einen die Vorbilder und zum anderen die Kenntnisse. Wie gesagt, eine Frau, die z. B. Kickboxen kann, wird diese Mittel auch einsetzen, schon zu meiner Schulzeit wurde von einer Schülerin erzählt, die mehrere Mitschüler zusammengeschlagen haben soll. Nun beherrscht zwar auch die Mehrheit der Männer keine Kampfsportarten (nehm ich zumindest an), aber gewalttätige Männer werden sich wohl schon vorher mit Männern geprügelt haben und deswegen sind sie (mehr oder weniger) erfahren.

    @Sabaku
    Das kann ich sehr gut verstehen. Das geht wahrscheinlich wirklich den meisten so, unabhängig vom Geschlecht.

    Geändert von Kelven (18.08.2017 um 14:40 Uhr)

  17. #117
    Zitat Zitat
    Frauen spielen nämlich alles was ihr auch spielt
    also Q.E.D von meiner seite aus ? zumindest verstehe ich das so Sabakus post spiegelt praktisch das wieder was ich sage.

    Ich mein mal ab von quiet das dann hoffentlich bei jedem mindestens ein Augenrollen auslöst (oder zumindest sollte ..., vor allem bei dem grund). EDIT: Und sicherlich nicht als Maßstab für eine gute darstellung von Frauen dienen sollte...

    Zitat Zitat
    Hey, ich glaube es ist tatsächlich der kleine Anteil absolut unerträglicher, verbohrter giftiger Käufer, die der Videospielindustrie genug Angst machen
    Das denke ich auch, allerdings natürlich von der Perspektive das diese "giftigen käufer" auf allen seiten existieren. Lasst die Spiele Spiele sein und die Tanukisuit ist auch voll okay (für die Filthy casuals natürlich )

    Geändert von Lord of Riva (18.08.2017 um 14:29 Uhr)

  18. #118
    Zitat Zitat
    Ich mein mal ab von quiet das dann hoffentlich bei jedem mindestens ein Augenrollen auslöst
    So eine plumpe und billige Sexualisierung ist eben immer (ungeachtet des dargestellten Geschlechts) plump und billig. Aus rein statistischem Interesse würde mich aber mal interessieren, wie groß überhaupt der Zuspruch ist oder mehr noch: Wie viele eigentlich der Meinung sind, dass solche Darstellungen in ein Spiel gehören.

    Zitat Zitat
    Das denke ich auch, allerdings natürlich von der Perspektive das diese "giftigen käufer" auf allen seiten existieren.
    Das seh ich auch so. Hass ist die Geißel jedes Entwicklers, ganz gleich, ob ihm die Diversität vorgehalten wird oder die Abwesenheit davon. Ich find es immer schrecklich, wenn jemand dazu genötigt wird, sein Spiel zu ändern (KingPaddy hat solche Bedenken ja schon angesprochen)., es sei denn es handelt sich um sehr extreme Inhalte (und selbst darüber könnte man streiten, haben wir ja in einem anderen Thread auch schon getan).

    Aber wie dem auch sei, ich hab gerade mal aus Neugier nach demographischen Informationen zu Horizon: Zero Dawn gesucht, weil ich das Spiel vor kurzem gespielt hab und Aloy ja schon auffällig von dem abweicht, was Usus ist. Leider hab ich aber nichts gefunden. Dafür hab ich gleich einen Artikel gefunden, der sagt, Horizon wurde wegen seiner "feminist agenda" kritisiert und ich hab mich gefragt: Wo war die denn? Das Einzige, was mir beim Spielen aufgefallen ist, ist dass die Nora voll religiös-totalitär sind.

  19. #119
    Zitat Zitat
    So eine plumpe und billige Sexualisierung ist eben immer (ungeachtet des dargestellten Geschlechts) plump und billig. Aus rein statistischem Interesse würde mich aber mal interessieren, wie groß überhaupt der Zuspruch ist oder mehr noch: Wie viele eigentlich der Meinung sind, dass solche Darstellungen in ein Spiel gehören.
    Das kommt eigentlich ganz drauf an würde ich sagen. Quiet ist ein ätzendes Beispiel, vor allem weil sie in einem guten, ernstgemeinten Spiel befindet und es gibt einfach keinen guten grund das sie existiert.
    Wichtig ist doch viel mehr das es auch das andere gibt.

    Allerdings gibt es auch andere Beispiele (mal ab von spielen mit sexuellem content wo das schon irgendwie gedulded werden sollte haha ) wie z.B. Nier Automata

    Der charakter B2 und A2 als prortagonisten sind sehr aufreizend Dargestellt, auf der anderen Seite versucht der entwickler das nicht mit fadenscheinigen begründungen zu rechtfertigen und hat dazu geäußert das es genau so gedacht war weil er halt Sexy charaktere mag. Auch wenn das für viele vermutlich auch nur ne billige aussage ist denke ich als ausnahme für nen AAA-titel kann ich mit der ehrlichkeit leben

    Anderes Beispiel , mal aus einem anderen Medium, wäre z.B Tengen Toppa Gurren lagann nicht weil das design dort angemessener ist sondern einfach weil sich der Anime essentiell nur um Sex dreht (halt nur nicht explizit, guter anime btw. ).
    Zitat Zitat
    Aber wie dem auch sei, ich hab gerade mal aus Neugier nach demographischen Informationen zu Horizon: Zero Dawn gesucht, weil ich das Spiel vor kurzem gespielt hab und Aloy ja schon auffällig von dem abweicht, was Usus ist. Leider hab ich aber nichts gefunden. Dafür hab ich gleich einen Artikel gefunden, der sagt, Horizon wurde wegen seiner "feminist agenda" kritisiert und ich hab mich gefragt: Wo war die denn? Das Einzige, was mir beim Spielen aufgefallen ist, ist dass die Nora voll religiös-totalitär sind.
    ich kann dazu leider auch nichts finden kann ich das Spiel auch gar nicht spielen obwohl es cool aussieht weil ich keine PS4 besitze (und auch niemals werde)

    Geändert von Lord of Riva (19.08.2017 um 09:54 Uhr)

  20. #120
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Dafür hab ich gleich einen Artikel gefunden, der sagt, Horizon wurde wegen seiner "feminist agenda" kritisiert und ich hab mich gefragt: Wo war die denn?
    Fe•mi•nist•isch•e A•gen•da, die (Videospiel Fachbegriff)
    Als feministische Agenda werden Faktoren beschrieben, die dazu führen, dass ein Videospielcharakter nicht wie der feuchte Traum eines Redditusers aussieht.

    Observe:

    Wenig feministische Agenda:


    13yo/10 hot submissive loli DIE GARANTIERT AUF DEN TAG GENAU 18 IST, HERR WACHTMEISTER

    Viel feministische Agenda:



    2/10, literally looks like a man, SJW dreadlocks, sharp knees, wouldn't fuck

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