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Thema: Ein Kanon für das MMX

  1. #1

    Examinierter Senfautomat
    stars_mod

    Ein Kanon für das MMX

    Hallo zusammen,

    Wie es sich für gute Lehrer gehört, befinde ich mich schon wieder voll in den Unterrichtsvorberitungen für das nächste Schuljahr und wie jedes Jahr wieder stoße ich dabei auf die Frage der Kanonforschung oder einfacher gesagt der Frage, welche Bücher respektive Klassiker Schülerinnen und Schüler denn bis zum Abitur gelesen (oder darüber hinausgehend bis zum Ende des Studiums) gelesen haben sollten. Guckt man sich den Lehrplan für das Land NRW an, so heißt das, dass für das Abitur 2018 Goethes "Faust" und Kafkas "Der Prozess" (LK) bzw. "Die Verwandlung" (GK) verpflichtend durchgenommen werden sollen. Im Jahr 2019 sind es dann Goethes "Faust", Hoffmanns "Der Sandmann", Kleists "Die Marquise von O..." und Hartmut Langes "Das Haus in der Dorotheenstraße" (LK) bzw. Hermanns "Sommerhaus, später" (GK). Daneben kommen natürlich auch noch Gedichte, Reden und sprachtheoretische Schriften im Abitur hinzu. Mir geht es aber prinzipiell erst einmal um den monographischen Anteil aus dem Bereich der Literatur.

    Eine Auswahl auf dem Weg zum Abitur kann immer nur exemplarisch Bücher auswählen, die für eine Epoche der deutsche Literatur stehen. Würde man alle Bücher lesen müssen, die auf so mancher Liste auftauchen, dann würde man für den Stoff auch mehr als nur ein paar Schuljahre benötigen, wenn man die Bücher eingehend behandeln wollte. Dennoch hat natürlich jeder eine Meinung dazu, welche Bücher Schülerinnen und Schüler in jedem Fall gelesen haben sollte. Ich freue mich da ja auch schon wieder auf die Frage so mancher Eltern, wann denn endlich die Klassiker gelesen werden (manche Eltern würden da am liebsten schon in der sechsten Klasse den Faust für ihren Kleinen bekommen ).

    Meine Frage an euch wäre daher, welche Bücher eurer Meinung nach auf eine solche Liste gehören würden. Damit das Ganze allerdings nicht zu ausschweifend wird (man kann sich bei so etwas ja auch zu Tode diskutieren ), würde ich das Ganze gerne mit ein paar kleinen Regeln versehen:

    1. Jeder benennt fünf aus seiner Sicht besonders zu berücksichtigende Werke,
    2. die Werke stammen ausschließlich von deutschsprachigen Autoren, Übersetzungen werden hier nicht berücksichtigt (können aber gerne noch in einem seperaten Thread besprochen werden ),
    3. es gibt keine zeitliche Beschränkung, die Werke können also aus einem Zeitraum vom Mittelalter bis hin zum 21. Jahrhundert aus allen Epochen stammen,
    4. gerne dürfen auch Bücher jenseits der allseits bekannten Klassiker auftauchen.

    Viel Spaß beim Diskutieren!

  2. #2
    Meine Buchempfehlungen - die nicht zu sehr mainstream sind:


    1. Heinrich Mann - Der Untertan (ein recht amüsantes Buch, das unterhaltsam ist und die Kaiserzeit mit einem Augenzwinkern beleuchtet)
    2. Josef von Eichendorff - Aus dem Leben eines Taugenichts (der erste "Roadmovie" in Buchform wenn man so will (außer man rechnet noch die Italienreise Goethes dazu, aber das ist ja kein zusammenhängender Roman, bzw. Novelle). Eine äußerst schöne Geschichte!)
    3. Michael Ende - Die Unendliche Geschichte (hat eigentlich alles, was eine gute Geschichte ausmacht: tolle Charaktere, die auch Konflikte austragen und von allen Seiten beleuchtet werden, eine Handlung, die nicht so vorhersehbar ist und eine extrem interessante Welt)
    4. Otfried Preußler - Krabat (eines meiner absoluten Lieblingsbücher)
    5. Christian Stöcker - Nerd Attack! Eine Geschichte der digitalen Welt vom C64 bis zu Twitter und Facebook (Da uns die Medien heute fest im Griff haben, ist es vor allem für Schüler wahrscheinlich sehr sinnvoll, dieses sehr persönlich und interessant verfasste Werk zu lesen. Weil viele kennen die prädigitale Welt nicht mehr. Wenn ich Deutschlehrer wär, würde ich dieses Buch mit meinen Schülern (in der 10. oder 11. lesen))

    Für die Kinder (Jgst. 4 bis 7) würde ich empfehlen (auch allesamt deutsche Autoren)

    1. Otfried Preußler - Das kleine Gespenst (Die kleine Hexe ist auch sehr schön, aber für noch jüngeres Publikum, mit dem Gespenst kriegt man Mädels und Jungs)
    2. Michael Ende - Der Wunschpunsch (fand und finde ich noch immer richtig toll)
    3. Michael Ende - Momo (so ab der 7. Klasse sehr gut verdaulich)
    4. Erich Kästner - Das fliegende Klassenzimmer
    5. Cornelia Funke - Tintenherz

  3. #3
    Zitat Zitat
    3. Michael Ende - Die Unendliche Geschichte (hat eigentlich alles, was eine gute Geschichte ausmacht: tolle Charaktere, die auch Konflikte austragen und von allen Seiten beleuchtet werden, eine Handlung, die nicht so vorhersehbar ist und eine extrem interessante Welt)
    4. Otfried Preußler - Krabat (eines meiner absoluten Lieblingsbücher)
    Die beiden wollte ich auch nennen. Dazu noch:
    Robert Schneider: Schlafes Bruder. Einfach wunderbar geschrieben.

    Ansonsten fällt mir im Moment nichts ein, aber gegen den Klassiker Faust I habe ich nichts einzuwenden .

  4. #4
    Puh ich würde gerne sagen ich könnte dir was zeitgenössisches und überraschendes empfehlen, aber jedes Mal wenn ich so einen Kanon zur Hand genommen habe, um anhand dessen mal etwas zu lesen, dass jünger als 1950+- ist, war es erbärmlich stupider Müll. Literarisch vielleicht wertvoll, aber ich hab schon mal in der Taverne gemeint, dass es da wohl unterschiedliche Standards gibt. Das ist vielleicht sehr subjektiv und für den Unterricht vielleicht auch nicht so gut, aber ich hab doch ein bisschen die Einstellung, dass ich einem Schüler nicht die Konfrontation mit einem Text zumuten will, mit dem ich selbst nichts anfangen kann. Meine Didaktik-Dozentin meinte auch, dass das ein Glaubwürdigkeits- und Vermittlungsproblem aufwerfen würde, dass die Schüler spüren würden. Nur zur Vorwarnung, also mal schauen, wohin uns das hier führt :/


    Vielleicht sollte ich mich jetzt nicht von Cuzco nicht beeinflussen lassen, aber ja ich würde auch Endes Momo durchaus für die nicht ganz so jungen, nicht ganz so alten Klassenstufen empfehlen. Erstens weil Ende auch von der deutschen Literaturöffentlichkeit zu Unrecht zu seinen Hochzeiten nicht nur Ignoranz sondern sogar Verachtung erfahren hat und man ihn unbedingt mal ausgiebiger behandeln soltle, als ihn nur vorzulesen. Im Gegensatz zu Endes bekanntestem Werk: Die unendliche Geschichte hat Momo ein fokussierteres Hauptthema das sich, ganz Ende um die Entmystifizierung aber vor allem (zeittechnische) Rationalisierung der Welt dreht. In Zeiten, in denen selbst der SPIEGEL in einem seiner Ableger sein Heft bzgl. der Frage füllt, dass der Mensch wohl noch nie zuvor so wenig das Gefühl hatte Zeit übrig zu haben, ist das Buch auch erstaunlich tagesaktuell. Ansonsten wird meiner Meinung nach zu wenig Fantastik im Unterricht behandelt.
    Der Wunschpunsch ist zwar auch eine nette Geschichte, allerdings ist die Botschaft von magieinduzierter Umweltzerstörung und sprechenden Tieren glaube ich, nicht so wirklich das, was man literaturgemäß besprechen muss.

    Von James Krüss kann ich, wenn wir noch kurz im BEreich der Kinder- und Jugendbücher verweilen sehr Timm Thaler und das verkaufte Lachen empfehlen. Könnte man, wenn man eine Deutschklasse lange als Lehrer behält, vorbereitend auf den Faust lesen, was das Motiv des Handelns mit dem Teufel angeht, hier allerdings mit einer aktuelleren, sozialen Schlagseite der Geschichte: Wohlstand/ Reichtum, Erfolg vor allem gegen das durch das Lachen symbolisierte Lebensglück. In Zeiten von "Leichts Gepäck" aber dem ständigen Streben nach Erfolg und Selbstoptimierung vielleicht auch ein bisschen Ausgleich.

    ======

    Aber kommen wir mal zu den ernsthaften Sachen. Ich meine ich würde dir jetzt auch gerne etwas Überraschenderes empfehlen, aber soweit mag ich auch die Sachen, die der Unterrichtsplan schon vorsieht. abgesehen davon ist nicht jeder Text, aber das weist du ja selbst, nicht unbedingt für den Unterrichtsgebrauch geeignet, obwohl er vielleicht lesenswert wäre: Buddenbroks zum Beispiel. Hm ich muss wirklich grübeln.

    Also mein erster, sicherer Kandidat wäre: Brecht, Bertolt: Das Leben des Galilei. Von Brecht lohnen die Dramen erfahrungsgemäß am meisten und dieses ist wahrscheinlich eines der Besten. Der Text ist nicht zu lang und in Taschenbuch-Ausgaben erhältlich, also sowohl von der Beschaffung als auch der Erwartung, dass der Text vollständig gelesen werden kann, gut geeignet. Ansonsten behandelt das Drama mehrere Problemfelder, die heute so aktuell sind, wie damals, ein Grund warum mir das Werk ausnehmend gut gefällt und hat entsprechende Ansatzpunkte einmal für verschiedene Herangehensweisen im Unterricht als auch bei Interpretationen und Arbeiten dazu. Wir haben einmal die Verantwortung der wissenschaft für ihre Erkenntnisse, Fundamentalismus und Dogmatismus insbesondere religiöser aber auch konservativer oder ideologischer Natur. Wir haben eine Geschichte über politisches Handeln über Mut und Heldentum bzw. einen kritischen Blick darauf, nämlich auf die faktischen menschlichen Möglichkeiten des Handelns und in diesem Zusammenhang auch zw. Realismus und Idealismus (ein Thema das er im Guten Menschen natürlich noch ausführlicher behandelt). Dazu noch ansprechend geschrieben und spannend erzählt. Ergänzend könnte man Dürrenmatts Physiker lesen.

    Ich muss mal an der Stelle aussteigen und nochmal überlegen.

    Geändert von KingPaddy (10.08.2017 um 18:09 Uhr)

  5. #5
    Okay ich bin nochmal in mich gegangen und mein Regal durch ist wirklich nicht so leicht. Wie gesagt Goethe und Hoffmann (ich sowieso als großer Hoffmann Freund) wären für mich völlig akzeptabel. Der Faust sowieso und der Sandmann hat für einen überschaubaren Text eine Menge romantische Grundmotivik drin. Ich will dochmal versuchen, vielleicht ein paar Sachen zu nennen, die nicht so offensichtlich sind. Mein Problem ist wirklich bei nur fünf Werken dochmal ein paar Ideen zu finden, die ich durchaus kanonwürdig hielte, die jetzt aber nicht alle aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts oder von den immer gleichen Autoren stammen

    Gehen wir daher mal ins Mittelalter zurück. Ich denke damit wärst du unter Lehrern ohnehin ein Exot und es wäre, aus meiner Sicht, vielleicht auch gar nicht so schlecht. Ich hatte noch ein ganz klein wenig höfische Dichtung im Unterricht (Realschule) vornehmlich wg. unserer lehrerin die mit uns Sprachkunde zu mittelhochdeutsch lehrplangemäß mit mehr verbinden wollte, als nur einem billigen schaubild, unsere Parallelklasse nicht und vielen Leuten, die jetzt an der Uni mit MHD anfangen ist da auch fast nichts geläufig. Ich denke das könnte schon seinen Wert haben, dass zu machen. Die Nibelungen sind sicher ein Evergreen, weil sie auch deutsche Nationalliteratur im Wortsinn sind. Und das kennen die meisten auch noch irgendwoher. Ausdrücklich empfehlen würde ich aber Hartmut von der Aue: Iwein. Zum Verständnis höfischer Literatur ist ja durchaus ein entsprechendes Hintergrund zum höfischen Denken erforderlich und Iwein halte ich da für sehr gut geeignet, weil er sehr deutlich all diese Themen anspricht, insbesondere im Bezug auf den Wahnsinn Iweins den Identitätsverlust, wenn man quasi aus der ständischen Ordnung in einer gewissen Form herausfällt. Ich denke, wenn man diesen Anspruch hat in dieser Richtung Kompetenzen auch studienvorbereitend zu vermitteln, dann wäre der Iwein eine noch bessere Wahl als die Nibelungen, um als Einstieg zu dienen.

    Was Kleist angeht, würde ich statt der Marquise von O. lieber von Kleist, Heinrich: Michael Kohlhaas empfehlen. Da steckt gesellschaftspolitisch ehrlich gesagt für meine Begriffe mehr Feuer drin, als in der Marquise. Ich glaube der Streit um Recht, Gerechtigkeit und auch Zeitenwende-Umbrüche, die auch einen relativistischen Blick auf Moral erlauben, dürften heutzutage auch wieder ein Thema sein.

    Ansonsten Büchner, Georg: Woyczek ein fragmentarisches Drama. Da Büchner sehr jung gestorben ist, ist er, was den Unterricht angeht, auch relativ unterschätzt, aber ich denke dieses Drama bietet mehr Stoff als die z.T. mehr verkopften anderen Werke. Büchner breitet hier einen zunehmenden Wahnsinn des Protagonisten aus, der unter der Demütung und Belastung durch seine Umwelt schließlich zum Mörder wird. Ähnliches finden wir im Übrigen auch bei Hauptmann im Bahnwärter Thiel, den ich vielleicht als Addendum wenn du etwas mehr aus dem Naturalismus wg. der Vielfalt haben willst, ebenso empfehlen kann. Im Woyczek sind die Verhältnisse anders als beim Bahnwärter aber nicht vornehmlich persönliche Gründe, sondern wir haben eine starke Hierarchisierung der Figuren, was Autorität zu einem der Hauptthemen des Stückes macht, denn tatsächlich ist für die Unterdrückung Woyczeks nicht allein seine niedrige Stellung, sondern auch das Befehls- und Gehorsamsverhältnis sehr maßgeblich, was aus meiner Sicht noch etwas reichhaltiger als den Bahnwärter macht, aber wie gesagt mit dem Bahnwärter hättest du direkt noch was aus ner anderen Zeitperiode.

    Da ich schon vier habe, lasse ich mal Hauptmanns Weber weg und ich bringe auch was von Mann, Thomas: Mario und der Zauberer der Untertan (insbesondere die Verfilmung) ist zwar eine herrliche Satire und vielleicht auch humoristisch besser für Schüler geeignet, aber ich halte diesen Text vom anderen Mann für hypnotischer, im wahrsten Sinn des Wortes. Während der Untertan den eigentlich karikaturesken autoritären Charakter personifiziert und ihn im Ausblick bereits zum Träger der kommenden Diktatur macht, befasst sich Mario und der Zauberer mehr mit dem, was unter dem Titel Psychologie der Massen berühmt wurde. Es geht um die Verführung "normaler" Menschen insbesondere durch die Macht der Sprache und des Charismas, versinnbidlicht durch das hypnotische Talent von Cipolla. Da der Text auch nicht so lang ist, dürfte er für den Unterricht auch recht bekömmlich sein, besitzt aber eine, wie ich finde, hohe Intensität.

    Und noch ein persönliches Addenum: Goethes Prometheus. Eine Ballade zwar, aber nach wie vor, das seiner Werke, dass mich immer noch am stärksten berührt hat. Wenn man beim Sturm und Drang ist, kann, sollte und muss man das neben dem Zauberlehrling einfach mal mit einschieben.

  6. #6
    Zu meiner Germanisten-Schande muss ich gestehen, dass ich nur sehr schwerlich auf fünf Bücher käme (zu meiner Verteidigung: Ich habe mich zu 99% um die Literaturwissenschaft gedrückt im Studium. Will heißen: Ich habe nach dem Einführungsmodul nie wieder ein Buch da lesen müssen *hust*).

    Wer aber imho auf jeden Fall rein sollte ist Dürrenmatt - bei meinen Mitschülern kam er damals mit Die Physiker gar nicht gut an, ich fand ihn klasse und habe mir auch später noch einige andere Sachen von ihm gekauft. Der Besuch der alten Dame oder Das Versprechen wäre alternativ vllt. etwas zugänglicher.

    Preußler finde ich auch super und würde ich definitiv als jemanden einordnen, der einen großen literarischen Einfluss hat(te), allerdings mehr weil seine Bücher für einige vermutlich eine der ersten literarischen Erfahrungen abseits des Bilderbuches waren. Für die Schule läuft man allerdings Gefahr, dass so ein Fünftklässler sich mit dem kleinen Gespenst schon veräppelt vorkommt, fürchte ich. Erich Kästners Das Fliegende Klassenzimmer würde ich allerdings unterstreichen.

    Geändert von BDraw (10.08.2017 um 23:49 Uhr)

  7. #7
    Hm, ich wollte gerade noch Nichts – Was im Leben wichtig ist von Janne Teller ergänzen (ein Ausnahmefall von "Der deutsche Untertitel macht es tatsächlich besser!" ), aber das ist ja eine Übersetzung. Lest ihr im Deutschunterricht wirklich nur deutschsprachige Bücher? Zumindest so Sachen wie Hamlet sind ja auch sehr üblich, gerade in den älteren Generationen.

    Außerdem die Traumnovelle von Arthur Schnitzler für die Oberstufe.

  8. #8
    Naja Übersetzungen wie Romeo und Julia und Co. wurden dann in ihren deutschen Fassungen seinerzeit von nahmhaften deutschen Autoren übersetzt, die wir selbst als große Literaten kennen. Das kann man dann nicht mehr vergleichen.

  9. #9
    Das war aber nie der Grund dafür, dass das im Unterricht aufgetaucht ist, zumal du bspw. von Schlegel und den Tiecks so ziemlich nie was Eigenes in Deutsch lesen wirst, ganz im Gegensatz zu Shakespeare, der ja auch in den unterschiedlichsten Übersetzungen (und manchmal auch in Deutsch im Original) gelesen wird.

    Geht aber in den Off-Topic-Bereich, BIT macht die Thread-Regeln. ^^ Hat mich nur gewundert, weil es in der Praxis bzw. meiner Erfahrung mit eben jener eher unüblich ist, da so klar zu unterscheiden.

  10. #10
    In Deutsch im Original ist völlig unüblich. Und doch genau das ist der Grund, der bezüglich Übersetzungen im Deutschunterricht mir gegenüber kommuniziert wurde, weil ich mir diese Frage auch gestellt habe. Tieck und Schlegel werden zwar nicht gelesen sind aber anerkannte literarische Geistesgrößen anders als Lieschen Müller Übersetzerin bei Verlag xy.

    Es geht dann nicht um die literarische Qualität des Originals sondern die literarische Qualität bzw. Eigenwertigkeit der Übersetzung nicht um die reine Übertragung des Textes. Du kannst den Originaltext ja auch gar nicht im Zuge des Deutschunterrichts interpretatorisch bearbeiten, das übersteigt die dortigen Kompetenzen.

    Deswegen ist es sinnvoll in Zeiten in denen Übersetzer und nicht mehr Literaten Texte übertragen im Deutschunterricht auf zeitgenössische Übersetzungen zu verzichten. Anders herum stellen wir heute ganz andere Ansprüche an Übersetzungen und würden eine literarisch überformte Übersetzung womöglich für irreführend halten, weil wir uns eine Übersetzung wünschen, die möglichst nah am Original bleibt ohne holzig zu klingen.

  11. #11
    Also für die jüngeren Klassen finde ich Emil und die Detektive von Erich Kästner tatsächlich ganz gut und gelungen, kennen es durch meine Kindheit selber und lese tatsächlich heute auch noch gerne rein, weil es für mich persönlich einen Abenteuergeist hat, was man so in vielen Kinder-/Jugendbüchern echt vermisst. Ansonsten muss ich als Dürrenmatt Enthusiast auch BDraw zustimmen, viele seiner Werke sind wie ich finde bezeichnend für die deutsche Literatur und allein die Geschichten die er erzählt sind unglaublich gut und suchen auch heute noch seinesgleichen, ebenso in der Art wie er erzählt. Mir fällt da mein persönlicher Favorit Der Richter und sein Henker ein. Ist zwar zäh zu lesen und vermutlich daher für die älteren Schüler geeignet, aber dennoch gut verständlich und auch die Geschichte ist gut verständlich und auch nachvollziehbar in sich. Finde ich jetzt besser für Schüler als der schwer zu knackende Kafka, den ich im Abitur nur mit einem Erklärungsbuch daneben und erst nach der gemeinsamen Besprechung im Unterricht richtig verstanden habe. Außerdem sind die Pointen von Dürrenmatts Geschichten echt gut.
    Sehr gerne mag ich auch Tauben im Gras von Wolfgang Koeppen, ist aber ohne Notizen machen nebenbei imho auch echt schwer zu knacken durch die vielen verschiedenen Charaktere und Perspektivenwechsel im gesamten Werk. Ob man das nun als Schüler und/oder Student nun gelesen haben muss, weiß ich jetzt nicht. Ist dennoch ein schönes Stück deutsche Literatur und vom Stil her einzig in seiner Art. Die Geschichte ist super tragisch, aber unglaublich gut umgesetzt und hat mich echt gefesselt. Was frustrierend sein kann, ist halt, dass es echt schwer ist durch zu blicken, aber das Durchhalten lohnt sich. Der Roman hat schon fast was von einem philosophischen Werk und das gefällt mir sehr.

    Von den etwas klassischeren Sachen mag ich Fontanes Effie Briest auch ganz gerne, einfach weil es eines der ersten deutschen literarischen Werke ist, welches eine starke weibliche Persönlichkeit als Protagonisten behandelt, welche jedoch auch nur eine normale Persönlichkeit mit Verfehlungen ist. Eine Geschichte von Welt, welche es auch so oder so ähnlich heutzutage in Film und Literatur auch öfter gibt, dennoch ein schöner Klassiker und auch nicht so schwer zu lesen. Frühlings Erwachen von Frank Wedekind ist auch ein eher klassisches Drama mit traditionellen Charakteren und Rollenbildern, spielt jedoch mit denen und versucht mit ihnen aufzuräumen. Ein echtes Aufklärungswerk, was damals für ganz sicher für viel Empörung sorgte, besitzt aber dennoch eine gewisse Aktualität, ist doch das Erwachsen werden und vor allem die Sexualität auch in unserer heutigen modernen Gesellschaft noch ein großes Thema und ich wage zu behaupten, dass die Gesellschaft heute noch immer nicht gänzlich aufgeklärt und vielem neuen auch noch sehr verschlossen gegenüber ist. Sehr interessantes Werk und hat man sich eingelesen, ist das Drama ganz erträglich zu lesen auch für Schüler.

    So als mehr oder weniger Hobby-Germanistin sind das auf jeden Fall meine Favoriten deutscher Literatur.

    EDIT: Das Drama Andorra von Max Frisch ist mir auch positiv im Gedächtnis geblieben. Es ist ziemlich kurz, schön zu lesen und greift Thematiken auf, die auch noch immer aktuell sind wie Rassismus. Die Charaktere sind zwar nur umrissen, dennoch glaubwürdig in ihren Handlungen. Eine sehr tragische Geschichte und stilistisch wie auch inhaltlich echt super.

    Geändert von poetBLUE (11.08.2017 um 23:30 Uhr)

  12. #12
    Damit der Post nicht ganz off topic ist: Irgendwas von Hermann Hesse, aber vorzugsweise nicht Unterm Rad. Auch eher für die Oberstufe, wobei man bspw. Narziss und Goldmund oder Siddartha sicher auch schon eher lesen könnte. Letzteres wäre vielleicht auch mal ein netter Ersatz für das ewige Totprügeln von Lessing, wenn es um Fragen von Religion und Moral geht.

    @KingPaddy


  13. #13


    In einen Spoiler-Kasten gesetzt, damit der Thread nicht derailed. ~cipo

  14. #14
    Ich würde Patrick Süskind "Parfum: die Geschichte eines Mörders" empfehlen. Ich habe es vor zwei Jahren gelesen und war damit positiv überrascht

  15. #15
    Der erste Teil von Goethes Faust ist denk ich mal gegeben. Kabale und Liebe von Schiller und Wer einmal aus dem Blechnapf frisst von Hans Fallada würden mir da noch einfallen. Ansonsten vielleicht mal noch ein philosophischer Text, irgendwas von Freud oder Nietzsche; ich persönlich fand ja Also sprach Zarathustra ziemlich unterhaltsam. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, das philosophische Texte vielleicht ein bisschen schwieriger zu verstehen sind.
    Zitat Zitat von kuutr Beitrag anzeigen
    Ich würde Patrick Süskind "Parfum: die Geschichte eines Mörders" empfehlen. Ich habe es vor zwei Jahren gelesen und war damit positiv überrascht
    Ich kann mich noch daran erinnern, dass wir das in der Schule tatsächlich durchgenommen haben. Es war auf jeden Fall ganz interessant.

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