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Ich denke, du machst es dir zu einfach und lässt deine Ansicht wie einen Fakt dastehen.
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Das ist erstens nicht meine Ansicht und zweitens kann ich nur die Begründung nachvollziehen, nicht das ich das unbedingt gut finden muss.
Ich würde bspw. gerne Lovecraft oder Bücher von Palanhiuk (ich hab inzwischen noch mehr als nur Fight Club gelesen und finde ihn sehr interessant) machen aber kann verstehen, dass erstens der Deutschunterricht gemessen an der vergleichsweise doch geringen Zeit und einem ziemlich großen Angebot an guten, auch dt. Texten, die auch jüngeren Generationen überhaupt erstmal nahe gebracht werden müssen, um ihnen ein Gefühl für die Tiefe der Nationalliteratur zu geben, durchaus berechtigt, sich darauf zu fokussieren und Übersetzungen wirklich nur in Ausnahmefällen zu lesen.
Zweitens Bilingualen Deutschunterricht halte ich für Unsinn (ja da mache es mir einfach) Deutsch ist Deutsch und Englisch ist Englisch. Kann sein, dass ich da ggf. andere Ansprüche stelle, wenn aber überhaupt sollte die Beschäftigung mti der eigenen Sprache und da mangelt es bei vielen Schülern weis Gott auch genug (manchmal sogar mehr als am Englischen), dass ich für mich persönlich wenig Sinn darin sehen würde, meine knappe Unterrichtszeit dann mit Ausflügen über den großen Teich zu verbringen, während der Englischunterricht der Oberstufen das mit eigener Literaturbeschäftigung an sich gut genug abbildet. Abgesehen davon. Andererseits auf der praktischen Seite bin ich schon deshalb raus, weil mir die englishcen Sprachkompetenzen dafür fehlen.
Wenn wir bei den Übersetzungen bleiben, wie gesagt, ich habe die Position meiner Dozentin bzw. einiger dozierender zu der Frage wiedergegeben, weil mir nämlich auch die Diskrepanz aufgefallen ist zw. wir lesen Shakespeare aber nicht unbedingt moderne Übersetzungen und Übersetzungen in mehrfacher Hinsicht, ja auch für die Forschung, aber eben auch für die Textbeschäftigung problematisch sind. Der Grund warum man (bei Shakespeare halte ich es wie gesagt bzgl, der literarischen Eigenwertigkeit der Übersetzungen für sagen wir unnötig) bei Übersetzungen neueren Datums das Original hinzuzieht, auch im Studium, ist bzgl. der Sprachbilder und der unverfälschten Aussagen. Interpretationen und Textverständnis kann sich zum Beispiel im Deutschen schon an den Nuancen der Verwendung einer bestimmter Wörter orientieren (bspw. müssen, können oder sollen) und grundsätzlich bei Übersetzungen immer der Verdacht im Raum steht, die ursprüngliche Aussage sei vllt. verfälscht worden.
Und Übersetzung wird hierbei dann eben selbst zu einem Spannungsfeld zw. dem Ursprungstext, der Eigenarbeit des Übersetzers, den Ansprüchen an genaue Übertragung, eine flüssige Sprache, Nachahmung oder Nicht-Nachahmung der sprachlichen Eigenheiten des Textes usw. usf. Und das allein bei der Prosa, von Lyrik ganz zu schweigen.
Ich hab mich, weil ich gerne im Bezug auf romantische Autoren gerne mit Querverweisen auf englische Autoren ähnlicher Herangehensweise, die ich aber zumeist vor allem in der Übersetzung gelesen habe, im Studium jetzt beschäftigt habe, mit diesem Problem dann doch mehr als nur einfach auseinander gesetzt und kann daher diese Begründung eben an dem Punkt auch nachvollziehen und anerkennen, ohne Übersetzungen schlecht reden zu wollen, im kompletten Gegenteil - Cipo du müsstest eigentlich gut wissen, dass ich mich hier im Forum mehrfach sehr positiv über die dt. Übersetzungskultur und meistens negativ, über die "Aber bitte alles im Original; Deutsch ist scheiße"-Fetischisten geäußert habe - anerkennen muss, dass bei der arbeit im Deutschunterricht dann eben doch ein Unterschied besteht, ob ein Tieck, Schlegel oder Grass oder weis der Fuchs den Text übersetzt oder eben ein Übersetzer mit einem, sagen wir mal, mehr technischem und weniger literarischen Anspruch. Und das ist nicht mal gesagt. Wir wissen generell eigentlich zu wenig darüber, mit welcher Intention und Herangehensweise welche Übersetzung angefertigt wird heutzutage, um pauschal auf ihre Eignung für den Unterricht zu spekulieren.
Aber wie gesagt im Endeffekt haben wir ein weites Feld der deutschen Literatur, dass eigentlich hauptsächlicher Vermittlungsanspruch eines Deutsch-Unterrichts sein sollte, das man in der eng gestekcten Unterrichtszeit nicht mal annähernd adäquat bearbeiten kann, daher sehe ich nicht wirklich den Bedarf eben Zeit für fremdsprachliche Autoren ohne Not abzuzweigen, es sei denn, es empfiehlt sich als Parallel-Lektüre zu einem deutschen Text.