Bleiben wir gleich mal kurz bei der Story. Genau wie in Dragon Quest ist der Hauptcharakter stumm und hat keinen Namen, dieser wird vom Spieler gestellt. Darauf basierend bekommen die Prinzessin von Moonbrook und der Prinz von Middenhall einen Namen geseedet, der jedoch im Hauptmenü mittels eines Codes geändert werden kann. So konnte ich die wahren Namen der Charaktere erruieren. Es geben sich ein Stelldichein: Kris von Middenhall, Sepp von Cannock und Rosi von Middenhall.
Die Reise der drei ist relativ ereignislos. Zwar gibt es längere Gespräche als im Vorgänger, aber trotzdem ist die Persönlichkeit von NPCs und MCs relativ spartanisch gehalten worden. Genau wie Dragon Quest I ist II eine einzige lange Fetchquest, mit dem Unterschied, dass man hier so gar nicht weiß, wo man hin muss. Man muss wirklich mit jedem noch so kleinen Dorfbewohner reden um zu wissen, was man als nächstes tun muss, sich dabei am besten alles notieren, und muss zudem noch eine geradezu lächerliche Anzahl an Schlüsseln und Schlüssel-ähnlichen Gegenständen mit sich umherschleppen, um diverse Türen zu öffnen. Insofern ähnelt Dragon Quest II einem klassischen Adventure, allerdings mit extrem viel Backtracking. Die Grenze des Logischen wird nur deshalb niemals überschritten, weil das Spiel bereits im Bereich des Unlogischen beginnt und es niemals verlässt; warum zum Teufel ist ein Laden, in dem man eine wichtige Rüstung bekommt, von der selben Goldtür versperrt, die es im Spiel zu Hauf gibt, und die man nur öffnen kann, wenn man den entsprechenden goldenen Schlüssel gefunden hat? Ohne Walkthrough ist man hier auf seine eigene Geduld angewiesen.
Das Kampfsystem wurde weiterentwickelt. Man hat nun drei Charaktere zur Verfügung: Kris, der nur angreifen kann, Sepp, der sowohl im Angriff als auch in der Magie gewandt ist, und Rosi, die in erster Linie auf Spells zurück greift, deren Effekte man allerdings im Internet nachlesen muss . Allerdings haben auch die Gegner aufgerüstet, und kommen nun gleich in Gruppen daher. 6-8 Gegner pro Encounter sind also keine Seltenheit, und ähnlich wie in Dragon Quest I sind die normalen Encounter durchaus gefährlich. Das ist aber auch dringend notwendig, denn echte Bosskämpfe gibt es (ähnlich wie im Vorgänger) bis zum letzten Dungeon nicht so wirklich. Allerdings gab es auch einen Rückschritt: Die bereits im Vorgänger eher rudimentär gehaltenen Kampfbackgrounds wurden bis auf einige Boss-Encounter im letzten Dungeon komplett entfernt, man kämpft also immer vo einem weißen Bildschirm.
Auch diesmal gibt es wieder eine Oberwelt, diverse Dörfer und einiges an Dungeons. Selbst die Kontinente aus dem Vorgänger besucht man. Diese sind nun Teil einer größeren Welt, wurden daher aber ein wenig geschrumpft um die Relation zu wahren. Eine wahrhaft gewaltige Rolle spielen diesmal Damage Floors, denen man in der zweiten Spielhälfte alle paar Schritte begegnet. Der Prinz von Cannock (Sepp) lernt zwar einen Zauber, der verhindert, dass man auf ihnen Schaden nimmt, aber letztendlich empfand ich dass dann doch eher als busywork.
"Busywork" ist grundsätzlich ein guter alternativer Name für das Spiel, denn hier muss man grinden, grinden, und noch mehr grinden; anschließend grindet man noch ein bisschen mehr, damit man nicht mehr so viel grinden muss, um noch mehr grinden zu dürfen. Ausrüstung ist schweineteuer; es gibt zwar eine Art Glücksspiel, wo man eine Rabattkarte für Shops gewinnen kann, aber das ist schier unmöglich. Es beginnen auch alle Charaktere auf Level 1, und die Gegner bleiben bis zum Schluss gefährlich. Obwohl ich bereits die gestreamlinete GBC-Version gespielt hatte, welche mehr EXP und Gold für Encounter gibt, war die Menge an Grinding, die ich gebraucht hat, schier unerträglich, und ohne die Fast-Forward-Funktion (die auch bei der erklecklichen Menge an Backtracking zum Einsatz kam) hätte ich wohl die Flinte ins Korn geworfen. Der letzte Dungeon ist geradezu sadistisch, was euch hier an Gegnern, Bossen und Co entgegen geworfen wird.
Der Soundtrack hat die gleiche Qualität wie im Vorgänger, ist also funktional - nicht mehr und nicht weniger. |