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Thema: [Verbrecher von Düsterburg] Tag 4

  1. #1

    [Verbrecher von Düsterburg] Tag 4

    "Rise and Shine, meine Lieben."

    KILA klang müde. Es war etwas stiller um sie herum geworden, als hätten die Kämpfe vorerst aufgehört. Die Insassen erwachten langsam aus ihrem Schlaf, der sie schneller überkommen hatte, als sie es gedacht hätten.

    "Ich will euch ja nicht drängeln, aber die Situation ist noch beschissener geworden. Das vereinigte Großrussland hat ein Ultimatum an unsere geliebte Nation gestellt. Wenn der Präsident bis heute Abend nicht abdankt - und das wird das Arschloch nicht - dann starten sie ihre Langstrecken-Atomraketen. Und dann wird es spätestens morgen ziemlich ungemütlich. "
    "In einem Punkt haben Sie recht... Abdanken werde ich nicht. Die NATION lässt sich nicht erpressen."

    Es war die Stimme von gestern, die plötzlich die Lautsprecher übernommen hatte.

    "Und meine Agenten im Inneren werden dafür sorgen, dass die RICHTIGEN Personen das Ende des Tages erleben! Schauen Sie auf Ihren Bildschirm, Kiara. Fällt Ihnen etwas auf?"
    "...Nein...Leroy..."
    "Mr. Hoffman ist ein bedauernswertes Opfer für ein höheres Wohl."
    "Ach, ficken Sie sich doch! Wir werden rausfinden, wer es ist, und dann können wir beruhigt da runter gehen!"

    Die männliche Stimme lachte leise.

    "Oh, werden Sie das? Sobald Sie und ihre kleine Latino-Armee da unten ist, werden wir hier oben unseren Agenten den Befehl geben, Sie alle auszuräuchern, und dann können wir den Ort übernehmen. Sie können da nicht runter, solange alle unsere Agenten noch leben."
    "...Tja. Eine Schande dann, dass es einen von Ihnen getroffen hat, oder?"
    "WAS?"

    Jetzt war KILA daran, zu lachen.

    "Wissen Sie, auch ich habe Agenten im Inneren. Und anscheinend hat mein Agent Theo Schumann außer Gefecht gesetzt - haben Sie ihm auch versprochen, freizukommen, wenn er seine Mitinsassen abschlachtet?"
    "Das ist nur ein kleiner Rückschlag!"

    Diejenigen, die noch nicht allzu lange im Bunker waren, erkannten die Stimme plötzlich.



    Es war der Präsident. Der Präsident persönlich. Jared Trump. Der Nachfolger des ewigen Präsidenten und jetzt offenbar derjenige, der sie seit Wochen gegeneinander aufhetzte.

    "Wir bekommen das schon hin!"

    KILA klang trotzig, aber auch ein bisschen eingeschüchtert.

    "Sie werden schon sehen! Also, Leute, es wäre schön, wenn ihr ein bisschen presto macht. Sobald ihr wisst, wer diese verfluchten Agenten sind, die sich mit ihrer kleinen Mördertour einen Platz im Bunker erkämpfen wollen..."
    ".... Momomomoment. Also, sehe ich das richtig wir kommen hier nicht raus?"
    "Wenn du nicht einen strahlenden Tag erleben willst, nein."

    Es war kurz still.

    "Aber hey, damit ihr nicht so einsam seid... kommen wir REIN! Also, wir, im Sinne von..."
    "Nicht diese dreckigen Latinos! Wir haben alles haarklein geplant, die 1000 Bunkerbewohner von Hand verlesen, ihr werdet die Zukunft der Menschheit NICHT aufs Spiel setzen!"
    "Nein, wir werden diese Kackbonzen nicht da rein lassen!"
    "Sie haben sich ihren Platz hier für viel Geld gekauft. sie haben ein RECHT, hier zu sein!"
    "Einen Scheiss haben die!"

    KILA und der Präsident schienen kurz davor zu sein, sich zu zerfleischen, als Boyles Frage sie unterbrach.

    "Aber was haben wir damit zu tun?"
    "Ganz einfach, Mr... Boyle, nicht wahr? Es gibt keine Möglichkeit, nur von Außen den Bunker zu öffnen. Genausowenig, wie Sie von innen einfach nach außen können. Beide Stellen müssen die Tore gleichzeitig öffnen."
    "Sprich: Es ist Eure Entscheidung, wen ihr reinlasst."
    "Aber wir alle wissen ja - weise Gruppenentscheidungen sind nicht so Ihr Metier... "

    Die Zukunft der Menschheit, die Zukunft von Projekt Phönix - sie lag nun in euren Händen. Aber all die Bewohner würden erst eintreffen können, wenn ihr endlich klären könnt, wer die Mörder waren...

    ----------------------

    Die Düsterburg bietet Platz und Schutz. Aber ihr müsst bestimmen, wie viele Personen hier (über)leben können.

    Ausgelegt und vorbereitet ist der Bunker auf einen Betrieb mit 1000 Personen. Im oberen Bunker, dem eigentlichen Gefängnis, finden 500 Versorgungsmitarbeiter Platz, die sich um die Technik kümmern, einen Teil der Hydroponik pflegen und die Bunkeranlage und die Luftfilter in Schach halten. Der untere Wohnbereich für ebenfalls 500 Personen dagegen geht es etwas entspannter zu. Die Menschen hier unten setzen sich in erster Linie aus Ärzten, Anwälten, Stars und Sternchen aus Las Vegas zusammen, die sich ihren Platz im sicheren Bunker erkauft haben. Beide Gruppen von staatlicher Hand handverlesen - nicht nur in Sachen Know-How, sondern vor allem auch im Hinblick auf das genetische Material. Mit diesen 1000 Personen muss im schlimmsten Fall die menschliche Rasse wieder aufgebaut werden. Niemand ist miteinander verwandt, die Auserwählten sind jung und gesund und auch ein paar Kinder sind dabei.
    Zitat Zitat
    Beim Betrieb mit 1000 Personen ist das Leben im Bunker hart, aber definitiv nicht schwer. Es gibt genug zu essen, der Verschleiß ist nicht allzu schlimm, und vielleicht ist es sogar möglich, länger als 10 Jahre im Untergrund zu bleiben,
    Zitat Zitat
    Solltet ihr versuchen, 1500 Personen in den Bunker zu bekommen, indem ihr die Versorgungsgänge ausnutzt und allgemein etwas näher zusammenrückt, so könnt ihr immernoch 10 Jahre halbwegs überstehen, aber dann sollte schon nichts schief gehen. Das Leben ist nicht gut, aber es gibt auch keinen Kampf ums überleben - wenn ihr richtig rationiert und die Bevölkerung gut zusammenstellt.
    Zitat Zitat
    Es ist auch theoretisch möglich, 2000 Personen im Bunker unterzubringen. Das Ergebnis wäre "Hot Bunking", also das Schlafen in Schichten, absolute und schnelle Abnutzung der Einrichtung und eine strenge, knappe Rationierung. Es wäre eigentlich eher ein Segen, draußen gestorben zu sein, als im Bunker unter diesen Bedingungen zu Leben.
    Die Frage ist aber nicht nur, wie viele Menschen im Bunker überleben sollen. Sondern WER.

    Im Verwaltungstrakt halten sich 2000 Latinos verschanzt. Darunter sind nicht nur zahlreiche Freiheitskämpfer, sondern auch Familien und Kinder, die Amira in dem Glauben gefolgt sind, dass sie mit ihr in der Düsterburg überleben können. Die etwas zu optimistische Freiheitskämpferin hat ihnen allen ein gutes Leben versprochen. Aber dann gibt es auch noch die handverlesenen Bunkerbewohner für den oberen und unteren Part, die darauf geschult sind, die Anlage zu bedienen und die das Erbe der Menschheit schultern könnten, die nun ebenfalls vor den Toren des Bunkers ausharren. Und keiner kommt rein, ohne, dass ihr sie hinein lasst...

    Zitat Zitat
    Mainquest: Projekt Phönix

    Nachdem ihr Euch entschieden habt, wie viele Personen im Bunker Platz finden (1000, 1500 oder 2000), liegt es an euch zu bestimmen, wer hinein darf. Ihr könnt die Bunkerbewohner in 500er-Gruppen aus den einzelnen Fraktionen zusammenstellen.
    Latinos: 2000 Personen, davon 500 Kinder und 1500 Erwachsene. In dem bunten Mix von Amira gibt es sicher auch ein paar Ärzte und Mechaniker, aber der Großteil besteht aus Tagelöhnern, Kriminellen und Halbkriminellen, streitlustigen Großfamilien und mehr. Aber es sind alles Menschen, die getrieben sind vom Willen, zu überleben.

    Techniker: Die besten 500 Absolventen des Community College in Las Vegas, handverlesen für ihr Wissen, ihren Umgang mit den Bunkernanlagen und ihr genetisches Material. Viele junge Familien. Aber keine Ärzte, keine Unterhalter und keine Führungspersonen.

    High Society: Diese 500 Menschen haben viel Geld bezahlt, um sich einen Platz im staatlichen Bunker zu sichern. Viele Ärzte und Unterhalter vom Sunset Strip. Etwas älter als die Techniker-Population. Sorgen für eine hohe Moral unter den Bunkerinsassen.

    Bevölkerung von Las Vegas: Die Angst vor dem bevorstehenden Krieg hat die Menschen zum Hoover Dam getrieben. Diese 500 Personen aus der ganz normalen Stadtbevölkerung wissen nichts von all dem, was hinter den Kulissen passiert ist, aber die wissen, dass es hier einen Bunker gibt, in dem sie überleben können. Sie haben ein paar Ressourcen selbst mitgebracht, in Koffern und Reisetaschen. Manche davon sind vielleicht Ärzte, manche sind Techniker, manche verdienen als Unterhalter ihren Lebensunterhalt aber eigentlich wollen sie alle nur eines - überleben.

  2. #2


    Wieder ein Tag, an dem ein (relativ) Unschuldiger gestorben war. Leroys Gewissensbisse hielten sich in Grenzen. Zum einen hatte er selbst nicht für Linn gestimmt, zum anderen befanden sich hier unten ohnehin nur verurteilte Verbrecher; was immer die Regierung auch sonst planen mochte, daran würde sich nichts ändern. Allerdings hätte er sich durchaus gewünscht, dass Linn einer der Täter gewesen wäre. Nicht nur, dass es dann logischerweise einer weniger gewesen wäre, es hätte auch Matt enlastet gehabt. Nun, so kam er wenigstens darum herum, sich entschuldigen zu müssen.

    Aber er würde morgen weitergrübeln. Heute Nacht sollte er trotz allem ruhig schlafen, woran natürlich nicht zuletzt das Schlafgas seinen Anteil haben würde.

    Oder zumindest hatte er das erwartet. Mitten in der Nacht wachte er plötzlich auf. Zunächst wunderte er sich, was ihn trotz des Gases geweckt haben mochte. Doch nach einem Moment spürte er es: Einer seiner Finger brannte wie Feuer.
    Leroy war nicht dumm genug, um sich über die Bedeutung dieses Brennens belügen zu können. Letztendlich hatten sie ihn also doch noch erwischt. Ob es Matt gewesen war, der Rache für die Anschuldigungen gestern nehmen wollte oder jemand anders, der es genau danach aussehen lassen wollte, vermochte er nicht zu sagen. Es kümmerte ihn auch nicht wirklich. Wenn er selbst sterben würde, war ihm das Schicksal der übrigen Bunkerbewohner ziemlich gleichgültig. Zumindest nachdem...

    Aus einer versteckten Tasche seiner Kleidung zog Leroy ein Foto. Es war der einzige persönliche Besitz, den er damals mit hier hereingebracht und bis heute verborgen gehalten hatte. Im düsteren Licht der Notbeleuchtung betrachtete Leroy es und strich ein letztes Mal zärtlich lächelnd darüber. Dann schloss er seine Augen und wartete auf das Unvermeidliche.

    Als die anderen Bunkerbewohner Leroys Leiche am nächsten Morgen fanden, bemerkten sie, dass er in seiner Hand ein Foto von Alek hielt. So war der zweite Liebende dem ersten bereits nach kurzer Zeit nachgefolgt. Darüber, was die beiden ungleichen Männer verbunden haben mochte, konnten sie indes nur Vermutungen anstellen.

    Geändert von Liferipper (13.03.2017 um 17:34 Uhr)

  3. #3
    Es gab gute Momente und schlimme Momente in Düsterburg.
    Und es gab gute und schlimme Wege, aufzuwachen nach einem langen, mit Schlafgas unterstütztem, tiefen Schlaf.


    Eerie hatte es immer geliebt, morgens sanft mit einem leisen Klingeln eines silbernen oder goldenen Glöckchens geweckt zu werden, um dann das Frühstück an das Himmelbett mit den seidenen Laken serviert zu bekommen - vor allem dann, wenn einer ihrer Ehemänner sich auf Geschäftsreise befand und sie sich den ganzen Tag um den Garten kümmen konnte.

    Und ihr Schlaf war ruhig und friedlich gewesen - denn sie hatte mit Strenge dafür gesorgt, dass ihr Schönheitsschlaf unangetastet und ungestört blieb!

    Die Art jedoch, wie die wilde Rose, Leigh, aufwachte, war mit "schön" sicherlich nur schwer zu umschreiben.
    Um hier unten zu überleben, musste man den Leib innerhalb von Augenblicken kampf- und fluchtbereit machen und dieser Umstand rettete dem jungen Mädchen das Leben.

    Schneller als sie es es je selbst für möglich gehalten hätte, warf sie sich zur Seite, als der kleine Waschschrank genau dort zerbarst und das Metallbett zerstörte, wo sich eben noch Leighs Kopf befunden haben musste. Blitzschnell registrierte die junge Rebellin die Situation und erkannte die augenscheinlich wahnsinnig gewordene Französin.
    Schaum war vor ihren Mund getreten und ihr Kopf war tiefrot, dunkle Zornesadern pulsierten im Takt ihrer zuschnappenden Pranken, unter denen sie sich agil hinweg duckte.

    "Mörderin!", kreischte Eerie aufgebracht und schrill und weckte damit auch Leona, die überrascht hochfuhr und das Schauspiel beobachtete, wie die fleischigen Pranken der dicken Frau Leigh, ihre Freundin, zu fassen bekam und diese sich mit einem gezielten und wütenden Schlag gegen die Nase von Eerie wieder befreite.
    Die Ältere taumelte nach hinten während ihr Blut aus der Nase schoss und Leigh jagte sofort los um sich in der Mensa in Sicherheit zu bringen. Dort, wo die anderen Personen waren, die sie vielleicht vor der irren Französin würden schützen können.

    Diese kam dann im Schlafgewand wütend kreischend hinterher, getrocknetes Blut auf dem Gewand und den Mund blutverkrustet, was ihr ein noch gefährlicheres Aussehen verlieh.

    "WAS ist hier los?", herrschte Boyle, ihr Anführer, die Französin an, während sich die Gruppe im ersten Impuls eher schützend um die junge Frau stellte.
    "MÖRDERIN!", kreischte Eerie abermals und die schrille Stimme hätte Glas zerspringen lassen können.

    Es brauchte einen Mister Silver und eine halbe Stunde Arbeit, die massige Frau soweit zu beruhigen, dass sie klar reden konnte.
    Und dann sprach sie:
    "Herzchen, wenn ihr so lange hier unten vor euch hin vegetiert habt wie ich, dann seid ihr entweder tot oder bis zu einem gewissen Grad immun gegen das Gas. Und wie trottelig die erste KILA ist, merkt man daran, dass dieses Gas in der gleichen Menge sowohl kleinen mageren Hühnchen wie der wilden Rose hier, wie auch mir verabreicht werden."
    Sie leckte sich über die blutroten Lippen und spuckte dann das sich lösende Blut zu Boden.
    "Ich schlafe weil ich es will, nicht mehr weil ich es muss! Und ich liege nachts lange wach! Sehr lange. Und diesmal habe ich dieses Biest hier entwischen gesehen. Schlich durch die Gänge, eindeutig in umtriebiger Absicht, dieses Unkraut, dieses Gällige!"

    Eerie zitterte vor Wut am ganzen Leib.
    "Leigh hier ist eine Mörderin! Nicht an Unschuldigen wie ich es war, sondern an uns Schuldigen und Verhafteten! Sie steht noch zwischen euch und eurem Leben mit den fliehenden Latinos, zwischen Matt und seiner Kiara. Sie ist es, die das Leben von Leona und euch allen gefährdet. Und ich klage sie an und will ihr den dürren Hals umdrehen!" Nun kreischte sie wieder unangenehm laut.

    Geändert von Daen vom Clan (13.03.2017 um 18:18 Uhr)

  4. #4
    Es passierte zu viel, und das zu schnell, als dass Leona es in der kurzen Zeit hätte verarbeiten können.

    Linn tot und unschuldig.
    Leroy tot und unschuldig.
    Theo tot und schuldig.

    Und dann die bevorstehende Entscheidung hinsichtlich der zukünftigen Bunkerbewohner. Wenn es diese denn jemals schaffen würden, herein zu gelangen und die Mörder nicht die einzigen blieben, die dieses Gefängnis noch bevölkern sollen, waren die Floristin und andere erst mal aus dem Weg geräumt.

    Doch das war alles nichts im Vergleich zu dem, wie die inzwischen 22-Jährige an ihrem Geburtstag aus dem Bett geweckt wurde.

    Unweit von ihr krachte und schepperte es nur laut, als Mademoiselle Laureanne das Interieur des Damenschlafraums zerstörte und einen Mordanschlag auf Leigh verübte. Nicht lange danach - Leona war sicher noch nie so schnell aus dem Bett gekommen - brach fast sowas wie ein kleiner Kampf aus. Es war wohl von Glück zu sprechen, dass Erie der wesentlich jüngeren Frau unterlegen war und die Rebellin fliehen konnte. Als die alte, dickleibige Frau ihrer neu gewonnenen Freundin hinterher lief, musste auch die junge Frau folgen. Die Gleichaltrige hatte der Blondine vielleicht das Leben gerettet. Obwohl sie so ungleich waren, war sie doch die Einzige, in dessen Nähe Leona sich zuletzt gerne aufhielt. Niemals würde etwas an den Vorwürfen dran sein können. Jeder hier hätte ein Mörder sein können - aber nicht Leigh. Und trotz ihrer Schüchternheit, der Angst vor der bedrohlichen Französin würde sie zu ihr stehen, wenn es darauf ankam.

    In der Mensa hatte sich glücklicherweise schon ein kleiner Schutzkreis um die Mitinsassin gebildet. Doch weiterhin stand Erie kreischend und vor Wut bebend davor, warf mit Beschuldigungen um sich und hätte in diesem Moment wohl einen Mord begangen, wären sie und Leigh alleine gewesen und hätte sich Letztere nicht gewehrt. Die Schuldzuweisungen waren haltlos, sie dachte offenbar nicht klar. Vielleicht war sie einfach vollkommen verrückt geworden, weit davon entfernt schien sie sicherlich nie - zwar scharfsinnig, doch immer schon irgendwie brodelnd. So hatte Leona sie schon vor über einem halben Jahr kennen gelernt, als sie das erste und letzte Mal Fuß in die Düsterburg setzte. Und so setzte es sich jetzt in einem Ausbruch fort.

    Vielleicht hatte sie auch der Tod ihres ersten Komplizen so sehr getroffen, dass sie nun zu dieser Verzweiflungstat ansetzte? Das schien der einzige Grund zu sein, der übrig blieb, wenn man ausschloss, dass die Furie nicht mehr bei Trost war. Sie sagte, sie hätte Leigh gesehen. Also musste sie entweder lügen oder war von allen guten Geistern verlassen. Als die Halbgreisin gerade damit beschäftigt war, offenbar Luft für den nächsten, gebrüllten Satz zu sammeln, wandte das Geburtstagskind sich aus ihrer Schockstarre und erhob das Wort, zum ersten Mal mutig genug, um der Französin zu widersprechen.

    "Hören Sie auf, bitte, Mademoiselle Laureanne!" warf sie ein. Ihre Stimme überschlug sich fast, so nervös war sie, so sehr machte ihr das alles Angst. "Ich weiß nicht, was Sie da reden. Sie..." - sie wollte die Frau weder der Lüge bezichtigen, noch wollte sie ihr vorwerfen, sie wäre verrückt. Es war dementsprechend nicht so leicht in Worte zu fassen, dass sie eigentlich doch genau das dachte.

    "Leigh ist nicht böse. Ich weiß, dass sie nicht böse ist. Sie ist ein guter Mensch. Jemand, der anderen so etwas nicht antun könnte." Jeder andere war verdächtiger. Jeder. Dass die Verbrechen, wegen denen Erie selbst, aber auch ein Mr. Silver, hier waren, ein schlimmeres Ausmaß angenommen hatten als bei der Rebellin oder ihr selbst... darüber war sie sich sicher. Auch, wenn sie noch immer nicht erfahren hatte, was die Taten der einzelnen Insassen gewesen sind.

    "Sie haben uns immer nur herumkommandiert! Alle schwierigen und gefährlichen Aufgaben geben Sie an uns ab. Es interessiert Sie gar nicht, in welcher Verfassung wir sind. Ich wäre fast im Dreck von Behälter IIV versackt und genau so geendet wie Señor Estaga, wenn Leigh mich nicht gerettet hätte. Und Sie haben nicht nur mein Leben riskiert, sondern wollten mich auch zur Mörderin machen, als Sie mir die Giftnadel gaben." Mehr als ein halbes Jahr brachen gerade aus der jungen Frau heraus.

    "Wenn jemand hier also daran interessiert scheint, andere sterben zu sehen, dann... d-dann müssen das Sie sein!"

    Geändert von MeTa (13.03.2017 um 18:44 Uhr)

  5. #5

    Robert war ausgebrannt. Seine Augen lagen tief, sein Gesicht war von einem grauen Drei-Tage-Bart bedeckt. Er war müde. Die Nacht war kurz gewesen und der Aufstand, den Eerie am frühen Morgen veranstaltete, war nicht zuträglich zu seiner Situation. Aber er hatte überlebt.
    Im Gegensatz zu Mr. Hoffmann. Und Mr. Schumann. Robert hatte neben Eerie Platz genommen und fürsorglich einen Arm um sie gelegt. Zum einen um sie zu beruhigen, zum anderen um sie davon abzuhalten Leigh erneut anzufallen. Als seine Freundin sich einigermaßen gefangen hatte, ihr Atem war ruhiger geworden, war es Zeit sie zu verteidigen.

    "Ms. Petty, Sie sollten sich mit ihren Anschuldigungen etwas zurück halten, Angst ist ein schlechter Ratgeber."
    Wie am Tag zuvor nahm Robert eine Phiole aus seiner Jackentasche. Diese war kleiner als die vorherige. In ihr war der Rest einer bläulich schimmernden Flüssigkeit vorhanden.
    Er strich sich mit einer Hand die ungebändigten Haare aus dem Gesicht, stand auf und ging auf Leona zu.
    "Mich und Mademoiselle Laureanne verbindet eine lange Freundschaft. Ich nehme an Sie und Ms. Matthews sind gute Freunde? Daher werden Sie sicher auch verstehen, dass ich Ihre Anschuldigungen für lächerlich empfinde."
    Leona war einen Schritt zurück getreten. Robert ließ die Phiole geschickt durch seine Finger gleiten.
    "Doch was wissen Sie wirklich über ihre Freundin?"
    Er blieb stehen. Die beiden trennten nur noch wenige Meter. "Ich weiß über meine, dass sie Sie und Ms. Matthews die letzten Nächte beobachtet hat. Denn auch ich habe nicht geschlafen."
    Robert hielt Leona die Phiole hin.
    "Vorletzte Nacht habe ich Mr. Foster vor dem sicheren Tod bewahrt. Nun eigentlich war er bereits tot. Ich habe ihn zurück geholt. Diese Nacht habe ich Mr. Schumann getötet, weil ich mir sicher war, dass er einer der Mörder ist. Und wie sie sicher gehört haben, hatte ich Recht. Doch jetzt sind alle meine Ressourcen aufgebraucht und ich bin machtlos. Nun ja, fast. Ich werde nicht dabei zusehen wie Sie und ihre Freundin den anderen Überlebenden die Chance darauf nehmen erneut friedlich Leben zu können."
    Er seufzte.

    "Ich weiß nicht auf welcher Seite Sie stehen Ms. Petty. Ich hoffe es ist die richtige, denn sonst werden Sie am morgigen Tag ein letztes Mal von KILA geweckt werden. Und das wäre eine unglaubliche Verschwendung, nicht wahr?" Robert schickte ein Lächeln in Richtung Eerie und sah dann erneut die vor ihm stehende, verängstigt schauende, Leona an. "Leigh Matthews ist eine Mörderin."

    Geändert von Kaia (13.03.2017 um 20:59 Uhr)

  6. #6
    Eerie war fassungslos.
    Sie konnte mit Feinschaft und Wut, die man ihr entgegenbrachte, gut umgehen, das musste sie auch als Herrin eines Hauses, doch als ihr die sanfte Lilie vorwarf, dass sie ihr die Nadel gegeben hatte, um sie zur Mörderin zu machen, war es um ihre Contenance zum ersten Mal schlecht bestellt.
    Man konnte ihr ansehen, dass sie dieser Satz tiefer getroffen hatte als Alles, was man je hier unten zu ihr gesagt hatte.

    Mühsam und beherrscht, kämpfte sie ihre eigene Wut und Trauer über das undankbare Gör hinunter und murrte: "Das habe ich dir gegeben, Herzchen, damit du dich selbst verteidigen kannst...!"

    Sie löste sich von Robert, ihrem einzigen Freund, denn seine Nähe war so angenehm und schön, so vertraut, dass sie ihren Gefühlen fast freien Lauf gegeben hätte. Doch sie wollte nun in den Kampfmodus gehen. Kämpfen, streiten.
    Sich vielleicht sogar prügeln!
    Für eine gemeinsame und bessere Zukunft. Eine, in der ihre Lilie leben würde und der Rose die Dornen gestutzt wären.

    "Du denkst, sie ist gut?", begehrte die massige Französin auf und verschränkte die dicken Arme vor der massigen Brust. "Wie zum Fique kannst du das wissen?"
    Sie machte eine ausladende Geste, die alle Anwesenden einschloss.
    "Wir wissen NICHTS voneinander, nicht das Geringste. Du kannst, Liebes, nur hoffen und beten, dass es so ist und deine kleine Freundin gut ist. Aber dann würdest du mich der Lüge bezichtigen, denn ich weiß GENAU, was ich gesehen habe. Mit eigenen Augen!", grollte Eerie und ging wieder einen Schritt auf Leona zu, weit kam sie jedoch nicht, da sich Lionel ihr in den Weg stellte.
    Murrend drehte sie ab.
    "Ich bin keine gute Person, da hast du Recht. Ich bin eine verdammte, böse Hexe."
    Sie ballte die Fäuste und hatte allen den Rücken zugedreht, sah nur Robert an, der ja noch hinter ihr gestanden war.
    "Ich habe gemordet da draußen, für Geld und gutes Essen und es tut mir kein bisschen leid."
    Sie zuckte mit den Schultern. "Meine Geschichte hingegen ist durch die Medien bekannt. Jeder weiß, warum ich getötet habe. Aber hier unten gibt es nicht das Geringste, das mich interessieren oder locken könnte! Und ja, du hast Recht, ich liebe es, Leute zu kommandieren, damit sie die Aufgaben machen, die unter meiner Würde sind. Wie dumm wäre es da von mir, diese Leute zu töten, die für mich in den Misttank klettern?" Sie lachte freudlos auf, ein Schnauben, laut, wie von einem Walroß.

    "Nein, ich sage es dir, Lilie, deine kleine Rose ist wahre Böse."
    Damit drehte sie sich um und zeigte anklagend mit dem Finger auf Leigh, die wachsam und grimmig dreinblickend den Blick erwiderte.
    "Gib es zu, Leigh, Liebes, denn du hast KILA gehört! Wenn du für diesen Trottel Trump Jr. mordest, dann bist du morgen arbeitslos, weil sich die Idioten da oben gegenseitig wegbomben werden. Wenn du es für ihn tust, dann lauf über, denn jetzt steht mehr auf dem Spiel als Regierung. Wir haben einen Atomkrieg vor der Tür und plötzlich ist jedes Leben wertvoll."
    Sie atmete noch einmal laut aus und zeigte mit dem dicken Finger weiterhin in Leighs Gesicht.
    "Gib zu was du getan hast und ich setze mich persönlich bei KILA dafür ein, dass wir dich verschonen können. Immerhin will sie was von uns. Nämlich unsere Heimat!"
    Sie nickte bestimmt.
    "Ich bin Französin, mir liegt Revolution im Blut."

    "Und Jemanden zu lieben bedeutet, für ihn da zu sein.", dachte sie sich grimmig und ein letzter Blick traf Leona.

    Geändert von Daen vom Clan (13.03.2017 um 21:24 Uhr)

  7. #7
    Irgendwann würde man einen Film über ihn drehen.

    Matt Foster. Eine Verkettung dummer Entscheidungen.
    Wer sonst würde jeden Tag die falsche Person zum sterben verdonnern und sich jede Nacht schützend vor die falsche Person stellen?
    Matt hoffte einfach, dass er diesen und nächsten Tag richtig liegen würde.

    Doch das Gezeter von Eerie, das Gebalke von Leona und das Einschreiten von Robert... irgendwie tat sich eine neue Option auf. Matt wollte eigentlich nur noch eines. Den Mist endgültig beenden und gewinnen.

    "Yo. Leona, ich kann das voll verstehen, dass du jetzt mega Bammel bekommst. Weil, jetzt mal ehrlich, unser bisheriger Record war echt scheiße. Also, so richtig. Aber ich denke jetzt sollte alles so langsam klar sein. Wir vier,..."

    Matt deutete auf Mr. Silver, Eerie, Leona und sich selbst

    "...sind die einzigen die hier noch was gutes im Schilde führen und... naja... die beiden dort...,"

    Matt schaute zu Leigh und Boyle

    "...die haben zusammen mit Theo einen nach dem anderen hier umgenietet."

    Matt schaute kurz zur Decke. Da oben warteten ein Haufen Menschen. Und Bomben. Und das war scheiße.

    "Also mir wäre es auch lieber wenn wir das jetzt auf die unblutige Art und Weise beenden könnten. Boyle und Leigh, von mir aus könnt ihr euch gern ergeben und ihr verbringt die nächsten 10 Jahre damit eure Schuld abzuarbeiten. Besser als zu verrecken. Aber wenn ihr es auf die harte Tour wollt, dann wird Leigh heute ebenfalls meine Stimme bekommen. Wenn wir vier zusammen halten, dann können uns die beiden nicht aufhalten."

    Geändert von Gendrek (13.03.2017 um 21:37 Uhr)

  8. #8
    Leona war heillos überfordert.

    Da standen sie nun, in ihrer winzig gewordenen Gemeinde. Und auf die gefühlt Winzigste redeten drei Personen ein. Eine aggressiv, einer unterschwellig bedrohlich und wieder einer im Versuch, sich freundlich und verständnisvoll zu präsentieren. Vielleicht hätte das funktioniert, wenn die zwei davor nicht schon einen anderen Ton gehabt hätten. Und wenn Matt nicht selbst so verdächtig gewesen wäre.

    Seine Hasstirade gegenüber Doktor Tod hatte den Stein dessen Ermordung ins Rollen gebracht. Und er war auch der erste, der sich für Linn ausgesprochen hatte, die ebenfalls unschuldig war. In der Nacht darauf starb - und Leona konnte nicht an so viele Zufälle glauben - Leroy, der am Vortag seine Stimme mutig gegen Matt erhoben hatte, nachdem dieser eben keine echten Gründe für die Beschuldigung Linns hatte. In einer ähnlichen Situation steckte sie jetzt wohl auch. Zwischen den Stühlen - selbst nicht verdächtigt und doch unzufrieden mit den Verdächtigungen, die geäußert worden waren. Warum wollte der junge Mann ausgerechnet sie mit in seinem Boot haben?

    "Leigh kann Sie nicht leiden, Mademoiselle Laureanne. Wenn Sie eine Mörderin wär, hätte es Ihnen schon längst das Leben gekostet", wandte die 22-Jährige sich eingeschüchtert an die Französin. "Und Mr. Foster: Leigh selbst hat jedes Mal, wenn ich sie fragte, unseren Anführer verdächtigt. Warum sollte sie das tun, wenn die beiden doch unter einer Decke stecken?" Sie wusste nicht, warum sie argumentierte. Sie waren vermutlich nicht offen dafür - nicht, wenn sie doch ohnehin selbst eine Verschwörung bildeten. Vermutlich warteten sie darauf, dass Leona bald ganz allein stand, um sich ihrer dann auch während des helllichten Tages entledigen zu können.

    Dann blickte sie das erste Mal seit Beginn der Diskussion um Leigh auch zu dieser, musterte sie mit einem Lächeln auf dem zarten Gesicht. Die Rebellin trug Wut im Gesicht - doch keine, die sie als Mörderin auszeichnete. Eine Wut, die aus einem Unverständnis gewachsen war. Und dieses konnte sie inzwischen gut nachvollziehen. Auch, wenn sie die Wut nicht teilte, sondern nur Angst verspürte. Ihre Lebensretterin konnte keine Mörderin sein. Wahrscheinlich hatte Leona selbst mehr Leben beendet als sie. Da konnte sie sich nicht irren. Da durfte sie sich nicht irren.

  9. #9
    Leigh hatte die Anklagen stumm und mit regungsloser Miene über sich ergehen lassen, nur ihre dunklen Augen hatten wütend gefunkelt. Sie war nie sonderlich beliebt gewesen, es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass man ihr den schwarzen Peter zuschob und es war auch nicht das erste Mal, dass verheerende Konsequenzen drohten. Sie war es gewohnt, auch wenn diesmal ihr eigenes Leben auf dem Spiel stand. Es mochte in diesem Gefängnis nicht mehr viel Wert sein, aber sie würde es verteidigen. In ihr rumorte allerdings der Zorn, der Hass. Ganz besonders gegen Erie, die sich anmaßte, Anschuldigungen zu erheben nach allem was sie vor und auch während ihrer Haft in der Düsterburg getan hatte. Gerade hob sie an, eine vernichtende Antwort in die Runde zu schleudern, als sie bemerkte, dass Leona sie anschaute und dabei sanft lächelte. Das beruhigte ihr aufgewühltes Temperament schlagartig.
    Es war gut, wenigstens einen Menschen noch auf ihrer Seite zu wissen und es war gut, dass dieser Mensch Leona war. Leigh wusste nicht, was sie getan hätte, wenn ausgerechnet sie sich auch gegen sie gestellt hätte. Eine Sache, an die sie sich nämlich nie gewöhnt hatte, war von einer Freundin verraten zu werden. Und das ausgerechnet die schüchterne, fragile Leona, der es immer so wichtig war, niemanden zu verärgern - dass dieses Mädchen, ihre Freundin, sich in diesem Moment für sie einsetzte, bedeutete ihr mehr als alles andere. Mehr sogar noch als ihr verletzter Stolz oder der Ausgang der heutigen Wahl. "Danke", sagte Leigh leise, ohne jeden Hauch von Sarkasmus in der Stimme. Sie berührte die Hand des anderen Mädchens und widerholte nachdrücklich: "Danke, Leona. Ich mein's ernst."
    Dann wanderte ihr Blick wieder zu den anderen Anwesenden und sie schüttelte sichtlich angewidert den Kopf. "Matt", schnaubte sie. "Erst gibt er rein zufällig genau dem Falschen das Gegengift und stellt sich am nächsten Tag gegen ihn. Dann hetzt er seine beiden Freunde gegen Linn auf, die rein zufällig eine Unschuldige ist unter vier Leuten, von denen er drei für Mörder hält. Und jetzt ist der Leroy, der gestern gegen ihn gestimmt hat rein zufällig ebenfalls tot." Mit schmalen Augen und verschränkten Armen musterte sie den Kerl. "Oder soll das auch mein böser Plan gewesen sein?"

    Geändert von Zitroneneis (13.03.2017 um 22:48 Uhr)

  10. #10
    "Wenn du Leona wirklich magst, Kleines, dann solltest du ihr nicht das Herz brechen, indem du diese Scharade weiter aufrecht hältst.", knurrte Eerie und ließ ihre fette Faust in die Handfläche patschen.
    "Es ist deine Entscheidung, deine Wahl. Sei ehrlich und wir versuchen dich zu retten - schlichtweg, weil sich da oben alles verändert hat und weil die Lebenden nun mehr zählen als die Toten. Oder aber lüg weiter und die Wahrheit kommt ans Licht und du hast nicht nur tote Leiber, sondern auch ein totes Herz zurück gelassen."

    Sie schnaubte einmal durch die Nüstern, es klang wie bei einem Pferd.
    "Und du, Leona-Herzchen, wappne dich davor, die größte Enttäuschung deines Lebens zu spüren, wenn du weiter an diese Kreatur dort glaubst."

    Sie sah sich noch einmal um und sprach nun alle Anwesenden an.
    "Wie gesagt, ich sehe nachts sehr viel. Und Matt genießt mein absolutes Vertrauen. Er mag zwar ein Trottel sein und häufig falsch gelegen haben - ABER er hat ALLES in seiner Macht stehende versucht, zu helfen. Wenn es hier also noch Jemanden gibt, der von sich behauptet, nachts wie ich durch die Gänge zu schleichen oder wie Matt sein Leben dazu einzusetzen, anderen zu helfen, dann wäre es der PERFEKTE Moment, die Maske fallen zu lassen."

    Eerie sah sich herausfordernd um.

    Geändert von Daen vom Clan (13.03.2017 um 23:11 Uhr)

  11. #11
    Wait what?
    Matt musste das gerade in seinen Kopf kriegen. Klar, Leona war verunsichert. Kam hier frisch nach ihm rein, hat sich mit Leigh angefreundet und jetzt sollte Sie die Mörderin sein. Klar, das geht einem nicht so gern in den Kopf.
    Doch die Hinweise und Offenbarungen die Sie hier alle hatten, das müsste doch auch Ihr aufgefallen sein.

    Der größte Hohn war jedoch, dass Leigh sich jetzt auch noch in einem billigen Versuch gegen Matt stellte. Als würde das noch irgendwas bringen. Nachdem Sie jetzt schon Leroy umgenietet hatten der nach seiner gestrigen Perfomance die perfekte Möglichkeit gewesen wäre wieder ins Spiel zu kommen.
    Aber gut, vielleicht würde man den Film doch eher "Die Bewohner von Düsterburg: Eine Verkettung echt dämlicher Entscheidungen" nennen.

    Zum Glück trat Eerie für Matt ein. Auch wenn die Frau echt gruselig war und Creeplord Silver nicht besser war... die beiden schienen ebenfalls im Bilde zu sein.

    "Yo, also, Idiot, das ist, ne, ein bisschen hart, ne? Weil wenigstens habe ich die ganze Zeit versucht was zu tun. Die meisten haben ja nur auf ihrem Arsch gesessen und gewartet. Ja, mein Track Record war echt übel und ich habe von allen Möglichkeiten natürlich die falsche Person ausgewählt. Ich verlange also nicht, dass man mir hier blind vertraut. Aber... lasst uns doch nochmal kurz zusammenfassen was passiert ist."

    Matt räusperte sich kurz. Er würde versuchen ruhig zu bleiben. Er würde der Bitch nicht den Gefallen tun sich jetzt aufzuregen. Soll sie doch zappeln und sich winden. Matts Logik war diesmal frei von Fehlern.

    "An Tag 1 haben Leroy und ich das Gegengift hergestellt. Ich hab zwar gesagt, dass ich es Dr. Killer gab, aber das war ne Lüge. Ich habs mir selber gespritzt und den Doc geschützt. Denn eigentlich wollte ich mich am zweiten Tag selber beschützen. Aber dazu sollte es nicht kommen."

    Matt strich sich über den Kopf und zerwuschelte seine Haare. Hoffentlich würde ein ordentlicher Friseur bei den Leuten sein die hier bald wohnen werden...

    "Leroy hat das Passwort geknackt. Eerie hier hat sich anscheinend selber irgendein Gift gezüchtet um sich als letzten Racheakt zur Wehr setzen zu können. Quasi... eine Jägerin von Verbrechern und Schurken... oder so. Leona, du hast bereits bestätigt, dass Eerie dir dieses Zeug gab. Welcher Mörder würde dir ein Mittel geben mit dem du dich zur Wehr setzen kannst? So blöd wär ja nichtmals ich. Leroy schien ebenfalls das Gute in Eerie gesehen zu haben, warum sonst hätte er Ihr noch zusätzlich die Möglichkeit gegeben die nächtlichen Bewegungen von uns auszulesen. Das hat Ihr den Job bestimmt einfacher gemacht uns alle genauer sehen zu können."

    Matt trat auf Robert zu und klopfte ihm auf die Schulter.

    "Yo und jetzt kommen wir zum spannenden Teil. Weil... ich ging davon aus, dass ich jemanden beschützt hätte. Turns out, ich lag falsch. Leroy zu decken war mein erster Impuls, ich ging davon aus, dass er so selbstsüchtig wäre wie ich und sich sein Gadget einfach selber zuschustert. Anscheinend sollte ich allerdings gestern Nacht sterben. Dank Mr. Silver uns einem Gebräu weile ich aber noch unter euch. Das ist auch der einzige Grund warum ihr den guten Mann heute Nacht noch töten konntet. Oh und..."

    Matt zwinkerte Leigh nun hämisch zu.

    "...ist irgendwie ein geiles Gefühl zu wissen, dass ihr mich aus dem Weg schaffen wolltet. War euch das etwa zu heiß, dass sich jemand tatsächlich bemühte was zu reißen? Oder wolltet ihr einfach nur die Leute aus dem Weg räumen die besonders aktiv waren, damit eure ruhige Art nicht mehr so auffällig ist? Wie auch immer... nices Ding Silver. Hast was gut bei mir."

    Der ehemalige Kellner verschränkte nun brummig die Arme vor der Brust und schaute noch einmal zu Leona, denn Sie würde hier über ihr aller Heil entscheiden können.

    "Also... keine Ahnung ob dich das überzeugt oder nicht Süße. Aber eines ist für mich klar. Ich hab keinen Bock noch mehr Blut an den Händen zu haben. Unschuldige habe ich genug erwischt, da sind mir selbst die Schuldigen zu viel. Mir wäre es lieber wenn wir die ganze Scharade bald auflösen könnten. Dann muss deine Kumpeline auch nicht sterben. Weil das wäre einfach nur ein Toter mehr der unter Lord Orange & Söhne GmbH leiden muss."

    Geändert von Gendrek (14.03.2017 um 00:15 Uhr)

  12. #12
    "Also... keine Ahnung ob dich das überzeugt oder nicht Süße."

    Das tat es leider nicht.

    Es war ihm wohl anzurechnen, dass er es versuchte, doch Leona konnte und wollte seine Geschichte nicht glauben. Ohnehin machte sie nur dann Sinn, wenn man all die Dinge für voll nahm, die irgendwer - also allen voran er und andere Leute, die ihr zu zwielichtig vorkamen - auch einfach erfunden haben könnte. Zufälligerweise waren auch nicht mehr alle von denen am Leben, die diese Geschichte hätten verifizieren können.

    Matt hatte gelogen. Das gab er selbst zu. Warum sollte sie einem Lügner vertrauen?
    Erie hatte gemordet. Das gab sie selbst zu. Warum sollte sie einer Mörderin mehr glauben als ihrer Retterin?

    "I-ich muss darüber nachdenken", sprach sie schließlich. "Ich verstehe nicht, wie es so weit kommen konnte. Ich... ich möchte gerne mit Leigh sprechen. Ohne, dass... irgendjemand mit Anschuldigungen hin und her wirft." Sie sah flehend in Richtung ihrer neu gewonnenen Freundin. Natürlich hatten die anderen nicht gerade Freunde daran, sie gehen zu lassen. Alleine mit einer Person, die sie entweder sicher für eine Mörderin hielten oder die für den verschworenen Kreis an Mördern als Opfer herhalten sollte.

    "Wir waren oft genug zu zweit. Wenn sie... böse wäre und irgendetwas hätte versuchen wollen, hätte sie das schon längst tun oder mich im Abwasser einfach zurücklassen können." Sie kramte in einer kleinen, angestickten Tasche an ihrem Kleid. "Und für den Notfall habe ich ja noch das hier", fügte die Floristin hinzu und präsentierte die Giftnadel der zweifelnden Gruppe, um dann an der Seite von Leigh die Mensa über den Flur zu verlassen.

    Recht entspannt - auch wenn das nicht ihre Gefühlslage widerspiegelte - ging sie neben der Beschuldigten schritt für Schritt durch die Anlage, die größer und bedrohlicher wirkte, je weniger sie geworden waren. Doch sie warf auch Blicke nach rechts, links und zurück, überprüfend. Immerhin wollte Leona nicht, dass irgendjemand lauschte. Nicht jetzt. Erie war ihnen zwar gefolgt, doch stand weit genug weg, um das hier für vielleicht nicht mehr als ein Gespräch zu halten. Ein weiteres Mal griff die 22-Jährige in den kleinen Stauraum am Stoff, der ihren Körper zierte. Dieses Mal jedoch ertastete sie nicht die Nadel, sondern den Zettel, den sie beim Schmücken am Vortag gefunden hatte, entfaltete diesen und besah ihn sich erneut, bevor sie den Blick wieder hob und der Rebellin in die Augen guckte - keinen Funken Bosheit in ihnen erkennen konnte.

    "Die stimmen da drinnen für dich ab. Du wirst sterben, wenn das so weiter geht, Leigh", stellte sie das vermeintlich Offensichtliche fest. Bevor ihre Begleitung antworten konnte, fügte sie hinzu: "Ich weiß, dass der Plan eigentlich ist, dass die da oben hier hinein kommen wollen und es an der Oberfläche nicht mehr sicher ist. Aber... für dich ist es womöglich wenigstens etwas sicherer als hier, wo dich mindestens die Hälfte der Leute tot sehen will."

    Noch mal - dieses Mal eher der Verlegenheit geschuldet - warf die Blondine einen Blick auf den Zettel in und zwischen ihren Fingern, welche über die letzten Sekunden zu zittern angefangen hatten. "Du kannst versuchen, Señor Estagas Plan zu folgen. Die Verstopfung ist gelöst, also... musst du dich nur an der Seite rauf ziehen, warten bis das Pumpen vorbei ist und dann schnell zu den Rohren und hinauf klettern. Dann bist du vorerst frei und... kannst mit KILA und den anderen da oben einen neuen Plan aushecken. Und ich helfe dir, so weit wie ich kann."

    Eine schon verzweifelte Hoffnung lag im weichen Gesicht der jungen Frau.

    Geändert von MeTa (14.03.2017 um 13:13 Uhr)

  13. #13
    "Wir waren oft genug zu zweit. Wenn sie... böse wäre und irgendetwas hätte versuchen wollen, hätte sie das schon längst tun oder mich im Abwasser einfach zurücklassen können."

    Eerie seufzte.
    "Sie hat dich wegen genau diesem leben lassen, was du hier abziehst, Herzchen...", rief sie den Beiden nach.

    Dann schüttelte sie den Kopf und folgte den Beiden. Sie wusste was sie gesehen hatte - und sie würde eine in ihren Augen überführte Mörderin keinesfalls mit der sanften Lilie allein lassen.
    Das durfte sie nicht. Im Gegensatz zu den Anderen, die vermuteten, dass Leigh eine Mörderin sein könnte, wusste sie es, weil sie es gesehen hatte. Und was Leona hier machte, war mit jugendlichem Leichtsinn schon fast nicht mehr zu erklären. In die Ende getriebene Raubtiere waren die Gefährlichsten.

    In einigem Abstand zwar, so dass die Beiden reden konnten, doch ohne Absicht, sich zu verstecken, folgte sie ihnen und lehnte sich dann - außer Hörreichweite - mit verschränkten Armen gegen enie Wand.

  14. #14
    Boyle blickte Erie augenrollend nach, als sie der 21 und Leigh in einigem Abstand mit einem Kopfschütteln folgte. Matt hatte die Hände zu Fäusten geballt und sah aus als wüsste er nicht, ob er zu schreien anfangen sollte oder etwas kaputt machen wollte. Silver hatte einfach nur die Augenbrauen hochgezogen und zupfte seelenruhig an seinem Ärmel. Wow, erst jetzt wurde so richtig bewusst, wie wenige sie eigentlich geworden waren.
    "Wenn ihr mich fragt, braucht es nur etwas Zeit., sagte Lionel schließlich.
    "Dich fragt aber niemand.", presste Matt aus zusammengepressten Lippen hervor.
    "Lass die Kleine doch erst mal den Schock verarbeiten. In der Zwischenzeit muss doch sowieso irgendjemand entscheiden, welche Meute hier runter kommen soll." Er sah auf eine nicht vorhandene Uhr auf seinem Handgelenk. "Ich weiß, die Zeit ist knapp, aber Blondie zu drängen hat offensichtlich nicht geholfen. Genauso wie euer... Angebot." Boyle betonte das Wort als wäre es besonders abwegig.
    "Leigh ist eine Rebellin, oder nicht? Erie konnte sie nicht leiden, weil sie - ob nun auf gute oder schlechte Art und Weise - eine Authorität darstellt, mich hat sie angeklagt, weil ich den Titel des Anführers trage,..." Denn mehr als ein Titel war es auch nicht. Und ein Zimmer voller Whiskey.
    "Sie würde dir niemals sagen, was du hören willst, egal ob es stimmt oder nicht." Nun grinste Boyle Matt an, der immer noch aussah, als würde er ihm jeden Moment eine reinhauen.
    "Du scheiß Mörde-" "Ich hingegen bin immer äußerst interessiert daran, mir selbst den Arsch zu retten." Das brachte seinen Gegenüber zumindest kurzzeitig wieder zum Schweigen. Boyle steckte allerdings seine Hände in die Hosentaschen und schlendert langsam Richtung Ausgang der Mensa. "Deshalb werde ich einfach noch eine Weile abwarten. Am Ende wird sich alles von selbst ergeben." Er zuckte mit den Schultern und trat auf den Gang hinaus. "Und mich interessiert wirklich, was die 21 noch so vorhat. Für die Entscheidung, wer rein soll wollt ihr mich wohl sowieso nicht." Wieder ein Schulterzucken. "Aber wenn ihr Lust auf einen Whiskey habt, bin ich nur für heute euer Mann." Und so machte er sich langsam erst einmal auf den Weg in sein Zimmer, weil er selbst definitiv einen Schluck brauchte. Mal wieder.

  15. #15
    Leona wirkte so ernsthaft, so bemüht und kämpfte so offensichtlich gegen die Verzweiflung, dass Leigh bitter lächeln musste. Es war schmerzhaft, ihr das jetzt nehmen zu und durch mehr Unsicherheit zu ersetzen. "Nein", sagte Leigh und schüttelte entschieden mit dem Kopf. "Das ist leider keine Option, schön wär's. Erstens habe ich keine Ahnung, ob ich das überhaupt schaffe und nicht verrecke wie Estaga. Zweitens, selbst wenn ich es schaffe, gibt es immer noch diesen tollen Chip, der in die Luft geht, wenn die Mehrheit für mich stimmt - und danach sieht es ganz aus. Drittens, warum sollte KILA mir helfen - sie hat keinen Grund mich für unschuldig zu halten, erst recht wenn ihr Freund mich schon zur Mörderin erklärt hat. Vielleicht werde ich da oben noch schneller gelyncht als hier unten. Und viertens..." Nun zögerte sie und schaute in das enttäuschte, sorgenvolle Gesicht ihrer Freundin. Dann holte sie Luft und fuhr mit klaren, betonten Worten fort: "Viertens kann und will ich dich nicht alleine hier lassen, mit der alten Hexe und dem Rest." Wieder hielt sie inne und studierte Leonas Gesicht. Sie sah so verloren aus. Trotzdem sprach Leigh weiter: "Also gibt es nur zwei Dinge, die ich tun kann, wenn ich weiterleben will - und das würde ich verfickt nochmal sehr gerne. Entweder, du, Boyle und ich stimmen für einen von den dreien ab oder ich tu, was sie von mir wollen. Und wenn wir mal beide ganz ehrlich sind, das erste von beidem wird nicht passieren."
    Langes Schweigen. Als Leona die unbequeme Stille offenbar nicht mehr ertrug und ansetzte, etwas zu sagen, kam Leigh ihr zuvor, mit einem Thema, das scheinbar gar keinen Bezug hatte. "Weißt du, wie ich hier gelandet bin, Leona?" Das erntete ihr einen verwunderten Blick und ein Kopfschütteln. "Okay, dann erzähl ich es dir jetzt: ich hatte beschissene Eltern, beschissene Freunde und eine ganze Menge beschissenes Pech. Oh, und mein Anwalt, der war auch ziemlich beschissen. Nicht so ein gerissener ••••••• wie Jennifers." Sie lachte trocken, doch Leona stimmte nicht ein. Sie schien eher noch verunsicherter und nervöser zu sein. Also erzählte Leigh weiter: "Jennifer war übrigens meine sogenannte beste Freundin. Ihr Freund war ein Arschloch, hat mit ihr Schluss gemacht, sie war sauer, hat sich was nettes überlegt, ums ihm heimzuzahlen... und naja, ich war blöd genug, mitzumachen. Wir sind bei ihm eingebrochen, haben ihm ein paar Sachen geklaut. Hätte er eh nicht vermisst, seine Eltern haben ihm das Geld nur so in den Arsch geschoben. Das dumme war nur, er hat uns erwischt und Jennis Anwalt hat alles auf mich abgewälzt, damit sie nicht in den Knast muss." Noch nie hatte sie jemandem davon erzählt, sie hatte es für sich behalten wollen. Aber jetzt, da sie das Schweigen gebrochen hatte, strömten die Worte nur so aus ihrem Mund. Wie ein Wasserfall, der sich durch nichts bändigen ließ. "Hat alles rausgekramt, was er gegen mich benutzen konnte. Ich hätte sie genötigt, ich hätte ihr gedroht. Alles Lügen, natürlich. Sogar mit Sittenwidrigkeit ist er angekommen, weil ich nett zu ihr war. Nicht 'nett nett', einfach nur nett, freundlich. Wir waren nicht mal im Ansatz sowas wie ein Paar. Zumindest noch nicht-" Jetzt stockte sie doch. Das letzte hatte sie eigentlich nicht aussprechen wollen. Auch wenn sie sonst in jeder Hinsicht schamlos war, war ihr das noch immer unangenehm. "Egal. Was ich sagen wollte... ich bin es gewohnt, Schuld auf mich zu nehmen. Sowohl meine eigene, als auch fremde. Es kann kaum schlimmer werden, wenn ich es jetzt auch wieder mache, oder?"

  16. #16
    Leona lauschte Leighs Geschichte aufmerksam.

    Von der besten Freundin so hintergangen zu werden, musste wirklich fürchterlich sein. Sie selbst hatte in ihrem jungen Leben noch nie so etwas wie eine ernsthafte Freundschaft gehabt. Da waren Leute, die mochten sie. Und Leute, die sie mochte. Doch niemanden hätte sie als Freund bezeichnet. Womöglich hätten Mama und Papa das auch gar nicht zugelassen. Sich eng an jemanden zu binden, barg Gefahren. Das war das Credo der Pettys. Da war es auch keine Überraschung, dass sogar das Verhältnis der beiden stets kalt war. Und so wie sie mit ihrer Tochter umgegangen sind, war auch selten von Liebe zu sprechen. Sie war ein Vorzeigekind, ein braves Mitbringsel, das man Personen präsentierte, von denen man sich etwas versprach. Hätte Leona jemals Ärger gemacht - auch nur ein bisschen -, hätte sie Probleme gehabt, wäre sie fallen gelassen worden. Oder besser: Als sie das erste Mal tatsächlich Probleme hatte, wurde sie fallen gelassen.

    Doch das war noch immer kein Vergleich dazu, wie diese Jennifer Leigh fallen gelassen hatte. Und das obwohl die beiden wohl... enger miteinander verbunden waren als die 'Lilie' es sich wirklich vorstellen konnte. Der Gedanke, dass zwei Frauen sich in einer Art und Weise näher kamen, die... - es war unvorstellbar. Dahingehend wurde Leona 22 Jahre lang hin erzogen. Inzwischen hatte sie für sich erschlossen, dass nicht alle - sogar die wenigsten - der Vorgaben ihrer Eltern wirklich das waren, wonach sie sich richten wollte. Doch das bedeutete noch nicht, dass bestimmte Dinge sie nicht zumindest - ganz wertfrei - überraschten und vielleicht überforderten, hatte sich die Floristin doch noch nie eigene Gedanken über so etwas gemacht.

    Doch unabhängig davon, was nun zwischen Jennifer und Leigh gewesen war: Es zählte der Verrat. Der jungen Frau war klar, dass sie mit diesem Wissen im Hinterkopf noch viel mehr für ihre Retterin da sein musste.

    "Wenn es dafür sorgt, dass du am Leben bleibst, ist es gut, Leigh", sagte sie noch immer so leise, dass Mademoiselle Laureanne es nicht hören konnte. Auch, wenn es dafür ja gar keinen echten Grund mehr gab, war es noch immer ein vertrauliches Gespräch.

    "Aber...", fuhr die Blondine dann zweifelnd fort. "Tut es das?" Sie konnte sich noch immer kein Bild von Schuld und Unschuld machen. Für sie war nur sicher: Leigh war keine Mörderin. Und so viel wie andere gegen sie wetterten, mussten sie - oder ein Teil von ihnen - ja böse sein. Oder nicht? "Du bist nicht schuldig. Wenn du aber so tust als wärst du es, ist der wahre Schuldige doch noch unter uns. Und wenn der in der nächsten Nacht wieder tötet, glauben alle, du hättest die Absprache gebrochen. Und dann geht es von vorne los." Bevor die Verzweiflung sie übermannte, fanden ihre anfangs gen Boden gerichteten, unschuldigen blauen Augen wieder das Gesicht ihrer Begleitung, deren stete Entschlossenheit ihr abermals ein kleines bisschen Stärke verliehen.

    "Oder glaubst du, dass jetzt - wo der erste Agent vom Präsidenten tot ist - vielleicht auch die wirklichen Mörder damit aufhören und sehen, dass es keinen Sinn mehr macht, für ihn so etwas Grausames zu tun? Wenn nur irgendjemand die Schuld auf sich nimmt?" Vielleicht wollten sie die Schuld ja nur auf Leigh schieben, um ihren eigenen Namen trotz Untaten rein zu waschen, in Zukunft kein Stigma auf dem eigenen Namen zu tragen. Und wenn in Zukunft dann alle Angst vor der Rebellin hatten, weil sie fälschlicherweise für eine Killerin gehalten wurde, könnte immerhin Leona noch zu ihr stehen.

  17. #17
    Matt war wütend und verzweifelt.
    Er hatte schon die ganze Zeit das Gefühl, dass die ganze Sache viel einfacher hätte sein können. Sie hätten nur mal ordentlich miteinander reden müssen, Theorien aufstellen, Infos aus Leuten rauskitzeln... dann hätten eventuell mehr von Ihnen überlebt.
    Aber stattdessen kam alles erst auf den letzten Drücker raus. Ihre einzige Chance das hier zu schaffen war es geschlossen, zu viert, gegen eine Person zu stimmen die einer der Mörder war.

    Aber Goldlöckchen wollte das ja irgendwie nicht so richtig verstehen. Sie stellte sich selbst über die Gruppe und zerrte Leigh weg. Weil das helfen würde. Weil es genau das Problem war was sie alle schon die ganze Zeit hatten.
    Matt war frustriert und hätte am liebsten irgendwas auseinander genommen. Boyles Ansprache half dabei nicht wirklich.

    "Wenn ihr mich fragt, braucht es nur etwas Zeit.
    "Dich fragt aber niemand."
    "Lass die Kleine doch erst mal den Schock verarbeiten. In der Zwischenzeit muss doch sowieso irgendjemand entscheiden, welche Meute hier runter kommen soll. Ich weiß, die Zeit ist knapp, aber Blondie zu drängen hat offensichtlich nicht geholfen. Genauso wie euer... Angebot."

    Klar, das Angebot "Ergebt euch oder sterbt" war nicht das geilste. Hatte was von einer Belagerung.

    "Leigh ist eine Rebellin, oder nicht? Erie konnte sie nicht leiden, weil sie - ob nun auf gute oder schlechte Art und Weise - eine Authorität darstellt, mich hat sie angeklagt, weil ich den Titel des Anführers trage. Sie würde dir niemals sagen, was du hören willst, egal ob es stimmt oder nicht."
    "Du scheiß Mörde-"
    "Ich hingegen bin immer äußerst interessiert daran, mir selbst den Arsch zu retten."

    Boyle steckte seine Hände in die Hosentaschen und schlendert langsam Richtung Ausgang der Mensa.
    Aha, war er das? Matt dämmerte eine Idee... Sie bräuchten nur eine Stimme mehr. Egal von wem.

    "Deshalb werde ich einfach noch eine Weile abwarten. Am Ende wird sich alles von selbst ergeben. Und mich interessiert wirklich, was die 21 noch so vorhat. Für die Entscheidung, wer rein soll wollt ihr mich wohl sowieso nicht."

    Wieder ein Schulterzucken.

    "Aber wenn ihr Lust auf einen Whiskey habt, bin ich nur für heute euer Mann."

    Boyle verschwand Richtung Schlafkabinen, während es in Matts Kopf noch immer ratterte. War es das wirklich wert? Boyle war clever, er würde, was auch immer er davon hielt, das Angebot annehmen. Denn sich selbst den Arsch zu retten war ihm ja wichtig.
    Vielleicht sogar wichtiger als seine Kollegin.

    "Yo Boyle!"

    Der ehemalige Kellner rannte dem von ihnen ernannten Anführer hinterher.
    Es war den Versuch wert. Wenn Leigh unbedingt die coole Rebellin sein wollte, dann war das halt so. Aktuell gab es gerade eh viel wichtige Dinge als Ihr verletztes Ego.

    "Yo Boyle, warte ne Sekunde."
    "Weisst du Matt. Danke für die Stimme zum Anführer, aber ich glaube du bist gerade nicht die Person mit der..."
    "Ne, Digga man. Pass auf. Du bist doch ein guter Geschäftsmann oder? Weil, ich hab da ein Angebot für dich."
    "Wenn es das gleiche Angebot ist wie gerade ebe..."
    "Man, nein. Yo, ich bin doch nicht blöd. Pass auf. Ich will was von dir und du willst leben. Klare Kiste. Mit Eerie, Silver und mir haben wir 3 Stimme gegen Leigh. Wir brauchen aber 4 damit die Sache in trockene Tücher kommt und hey... wenn Sie unbedingt mehr Blut sehen will, okay wird halt nur nicht meines sein."
    "Worauf willst du hinaus? Komm schon Matt. Sprich es doch einfach aus."
    "Ganz einfach. Du stimmt für Leigh ab. Wir haben unsere 4 Stimmen, können die ganze Sache hinter uns bringen und keine Ahnung, fingers crossed das die da oben halt einfach darauf vertrauen, dass du keine andere Wahl hattest und die Nation dich gezwungen hat. Vielleicht lassen sie dich dann in Ruhe und du kannst hier unten friedlich weiter deinen Whiskey saufen."

    Geändert von Gendrek (15.03.2017 um 12:59 Uhr)

  18. #18
    "Und?", kam die sonore und ruhige Stimme von Robert an Eeries Ohr gedrungen, da er unhörbar an sie herangetreten war.
    Die Französin seufzte genervt, ließ den Blick aber nicht von den Beiden wegschweifen, die sie überwachte.

    "Sie flüstern und wispern wie verliebte Teenies.", grollte sie. "Die wilde Rose scheint auf das Angebot, ihr Leben zu verschonen, offensichtlich nicht eingehen zu wollen. Und wir müssen rasch handeln - jeden Moment können die Bomben fliegen. Aus diesem Grunde hoffe ich, dass wir schnell zu einer Abstimmung kommen, damit dieser lächerliche Mummenschanz aufhört. Ich habe Leigh in flagranti dabei ertappt, wie sie Menschen getötet hat - aber die Kleine hier will die Welt durch ihre rosarote Brille sehen und kommt nicht mal ansatzweise auf die Idee, dass die bösesten Menschen sich am Unschuldigsten geben, weil sie nicht ertappt werden wollen."

    Sie rollte mit den Augen.
    "Die Naivität von Leona ist wahrhaft nicht von dieser Welt und hier unten so unpassend wie ein Blümchengesteck. Wie will sie nur überleben, wenn der Bunker erst wieder voll ist und die Zeiten drohen umzuschlagen, so wie damals, als die Elefteria-Bande hier unten eingesperrt wurde."

    Robert schwieg, aber sie kannte ihn lange genug um zu wissen, dass er nachdachte und sich an die chaotischen Zustände erinnerte.

    "Vertraust du mir?", fragte sie ihn, drehte sich um und blickte ihm direkt in die Augen.

    Mister Silver hob nur eine Augenbraue, die klar machte, dass dies eine ausgenommen dumme Frage war.

    "Gut. Wenn die Mörderin irgendetwas versucht oder Leona auch nur ansatzweise gefährlich wird, dann geh dazwischen und versuch die süße Kleine zu retten. Wenn Leigh dabei zu Schaden kommt, soll mir das Recht sein, sie hat genug gemordet."


    Wissend, dass Robert die Beiden nun überwachen würde, watschelte sie zurück.
    In der Mensa war sie alleine. Boyle war gegangen, Matt wohl verschwunden.
    Sie zuckte mit den Achseln und hasste es, dass sie es war, die sich darum kümmern musste.

    "KILA 2?", sprache sie in den Raum, nicht wissend, ob sie reagieren würde. Und da fiel ihr auf, wie genial das Wortspiel "Deux Kila" wäre, wenn sie nicht gar so wütend wäre.
    "Wie lassen sich die Ströme von Flüchtlingen denn steuern? Kannst du uns garantieren, dass es nur die Menschen sind, die wir bestimmen, die es nach hier unten schaffen? Und weiß du, ob es noch andere Bunkeranlagen gibt?"

    Geändert von Daen vom Clan (15.03.2017 um 13:37 Uhr)

  19. #19
    "Wie lassen sich die Ströme von Flüchtlingen denn steuern? Kannst du uns garantieren, dass es nur die Menschen sind, die wir bestimmen, die es nach hier unten schaffen? Und weiß du, ob es noch andere Bunkeranlagen gibt?"

    Erie musste sich ein bisschen gedulden, bis die Lautsprecher knarksten und eine hörbar verstimmte KILA antwortete.

    ""Steuern" ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber wir haben einen Plan."

    Es war kurz still, man hörte nur Gemurmel hinter KILA.

    "Okay, okay, Amira hat einen Plan."

    Es raschelte kurz, es klang, als würde das Mikro weitergereicht werden.

    "Madam Laureanne, si? Hier spricht Amira Estaga. Führerin der mexikanischen Befreiungsfront. Wir sind im Gebäude über Ihnen, und wir haben einen Plan."
    "Soweit war ich auch schon."
    "Sobald sich diese unglückliche Lage da unten... aufgelößt hat, können wir die Evakuierung einleiten. Wir haben einen weg ins Gebäude gefunden, ohne den Hauptaufzug nutzen zu müssen, der momentan von der Regierung bewacht wird. Kennen Sie die Belüftungsanlagen? Mr. Foster und Linn Zacharias haben die Luftreinigungspumpen abgestellt, sodass wir uns auf diesem Weg abseilen können. Das ist der Weg für die Latinos. Mir ist klar, dass wir nicht alle 2000 meiner Gefolgsleute unterbringen können, und wir sind bereit, harte Entscheidungen zu treffen..."
    "...die ganzen anderen Gruppen - die Techniker, die Stadtbewohner und die High-Society - warten bereits oben vor dem Eingang. Es liegt in den Händen unseres geliebten Präsidenten und seiner Gefolgsleute, die richtige Gruppe herein zu schicken. Aber, sind wir ehrlich, er würde es nicht wagen, die falschen loszuschicken, wenn wir die Kontrolle über den Bunker haben."
    "...wir Mexikaner mögen es nicht, verarscht zu werden."
    "Aber der Präsident selbst wird es nicht wagen...!"

    KILA lachte kurz bitter auf.

    "Selbst die reichen Arschlöcher, die sich ihren Platz in der Düsterburg erkauft haben, gehören nicht zu den reichesten des Landes. DIESE Leute haben natürlich ihre eigenen Privatbunker unter ihren hässlichen Villen, wie auch unser geliebter Präsident. Die reichen Leute hier sind normale Geschäftsleute aus der Stadt. Ich weiß, dass es in den meisten großen Städten Bunkeranlagen gibt, die für einen ähnlichen Zweck genutzt wurden, also als Gefängnis - aber die Düsterburg zählt zu den sichersten Anlagen des Landes, vielleicht sogar der Welt. Wenn es eine Chance gibt, die nächsten Jahre zu überleben, dann hier."
    "Aber bevor wir das tun können, müssen wir den Bunker von allen Subjekten reinigen, die gefährlich für die Mission sein können. Nur ein einziger verbliebener Staatstreuer könnte das Schlafgas aktivieren und uns alle töten. Außer natürlich... sie ergeben sich und können eingesperrt werden."
    "Mh."
    "Wollen Sie vielleicht in der Zwischenzeit schon einmal bestimmen, wie viele Personen Sie aufnehmen wollen, si? Sie können das sicher besser einschätzen als wir hier oben. 1000, 1500 oder gar 2000?"

    Amira klang milde hoffnungsvoll. Vielleicht wäre eine Abstimmung über die Anzahl der aufnehmbaren Flüchtlinge erst einmal ein guter Zwischenschritt - auch um Leona, die plötzlich zur zentralen Figur geworden war, von der alles abhing, ein wenig Bedenkzeit zu geben...

  20. #20
    Eerie hob die Augenbrauen und sah sich um.
    Sie war alleine in der Mensa und wusste, dass die Anderen wohl kaum dafür Gedanken hatten, die Leute aufzunehmen, die letzten Endes mit verantwortlich waren, dass sie hier unten überhaupt erst eingesperrt worden waren. Sie hatte nicht vergessen, dass die Reaktionen aus dem erzkatholischen Mexikoteil der NATION auch recht heftig ihr gegenüber gewesen waren.

    Trotzdem handelte es sich hier um Menschen.
    Vielleicht würde es Sinn machen, nur die Nützlichen aufzunehmen und mit ihnen einen Garten Eden zu schaffen - komplett ohne Unkraut?
    Oder nur die hübschen Blumen einzulassen?
    Konnten sie es verantworten, hier alles verwildern zu lassen und jeden aufzunehmen?
    Sie wusste, dass es eine mehr als schwere Entscheidung war - eine, die sie durchaus treffen würde, sollte sich Niemand von den Anderen dazu bereit erklären.

    Doch sie merkte audch die angespannte Stimmung - Niemand würde hier unten die Furcht überwinden können, das gegenseitige Misstrauen, wenn kein Wunder geschah.
    Und vielleicht konnte sie für das Wunder sorgen?

    "KILA - ich brauche deine technische Hilfe und das duldet keinen Aufschub.", sprach sie mit der festen, befehlsgewohnten Stimme, die sie auch gegenüber ihres Personals an den Tag zu legen gewohnt war.
    "Hier unten sind alle irre vor Furcht - und ich weiß, wovon ich spreche, denn so erging es mir heute morgen. Wir müssen etwas bunkerweit senden und übertragen. Um Jemanden zu retten, der mir viel bedeutet."


    Mit den Daten, die ihr einst zugesteckt worden waren und von denen sie hoffte, dass sie wirklich funktionierten, ging sie in den Raum, in dem die Bewegungsüberwacher installiert waren.

    Hier befand sich auch ein großes Mikrofon, das sie nutzen wollte, die deutlich wichtigere Sache in Schwung zu bringen - die simple Rettung von 2000 Menschen.



    "Liebe Bunkerbewohner, hier spricht die alte, fette, giftmischende Hexe eures Vertrauens."
    Sie gluckste - immerhin hatte sie einen Ruf als Wahnsinnige zu verteidigen.
    "Wie ihr bereits wisst, nähert sich die Suche nach den Mördern langsam einem kritischen Punkt. An die unter uns, die hier gerne einmal mit Gift spielen: Mein lieber und treuer Freund Robert lebt. Der gute junge Matt lebt. Die sanfte unschuldige Lilie lebt. Was soll ich dazu sagen? Alle, die mir lieb und teuer sind, sind am Leben. Ich habe selbst gemordet und eine Leiche mehr oder weniger kümmert mich nicht. Mein erster Ehemann, Harry W. von Waldharrington hat durch einen Fehler meinerseits über Monate hinweg den schlimmsten Todeskampf gehabt, den ein Mensch haben kann. Kümmerte mich nicht - aber wehe, einer seiner Bediensteten trat ein Stiefmütterchen in meinem Garten um."
    Sie seufzte laut und vernehmlich in das Mikro.
    "Sicherlich fragt ihr euch was dieser Monolog soll." Sie konnte das Nicken und Augenrollen direkt spüren.
    "Es ist ganz einfach - ich weiß was ich gesehen habe, Leigh. Du bist eine Mörderin. Aber du hast Niemanden umgebracht den ich mag. Also kann ich weiter an deiner Seite leben. Wir müssen uns nicht mögen - wir müssen nur funktionieren. Denn das Schlimmste, was uns je passiert ist, ist unser größter Segen.
    Das Leid, die Ungerechtigkeit, all die Verluste und Schmerzen und die Demütigungen, die wir hier unten haben erleiden müssen, sind nun zu unserer Stärke geworden.
    Jared Trump hat uns hier unten eingesperrt, doch nun kratzen seine Höflinge an unseren Toren und erbitten Einlass in unser Königreich, unseren Garten, unser Paradies."
    Sie lächelte in sich hinein.
    "Das Blatt hat sich gewendet. Wir sind alle bestimmt aus gutem Grund hier unten. Einige mehr, andere Weniger. Aber das ist egal. JETZT ist es egal. Denn in wenigen Stunden wird der Tyrann, der uns eingesperrt hat, die Welt in eine Wüste verwandeln und die Millionen Toten hier oben lassen mich die paar hundert Toten hier unten vergessen. Ich bin Französin - mir liegt Opportunismus im Blut. Hier geht es nicht um Gift oder Mord - es geht um den Erhalt der menschlichen Zivilisation, um Leben über die WIR verfügen. Die in unserer Waagschale liegen."
    In ihrer Stimme klag eindeutig ein Schwung Größenwahn und Marie Antoinette mit.
    "Was auch immer wir getan haben - wir können es nun besser machen. Ungeschehen machen."
    Sie holte tief Luft.
    "Die Daten, die ich gestern Nacht habe sehen können, Leigh, sind für mich eindeutig. Aber man könnte mir Lügen vorwerfen und dafür haben wir nun keine Zeit.
    Wenn du wirklich unschuldig bist, liebe Rose, und ich bitte dich nun, in Leonas feuchte, verstörte, Kaninchenaugen zu blicken und nachzudenken, dann würde ich mit deiner Erlaubnis gerne deine Bewegungsdaten aufrufen. Wenn ich es mache, ist es anzuzweifeln. Wenn du es jedoch tust und wirklich unschuldig bist, dann lade ich euch kleine Blümlein ein, hier hoch zu kommen und Leona deine Daten zu zeigen. Ich hinterlasse dir den Key den man mir einst gab."
    Sie nickte.
    "Mister Boyle - sicher haben Sie sich schon gewundert, wo Sie in dieser Auflistung sind, richtig? Nun - ich habe Grund zur Annahme, dass auch Sie ein bisschen mehr Unkraut sind als Sie zugeben wollen. Ich mag sie. Und ich mag Ihren Geschmack. Wenn die Batterien wieder aufgeladen sind, würde ich heute Nacht Ihre Daten verfolgen. Natürlich nur, wenn Sie mich bis dahin nicht niedergestreckt haben sollten - aber lassen Sie sich gesagt sein: Das ist nicht einfach, wahrhaftig nicht. Dieser dicke Tempel der Lust ist weder einfach zu vergiften, noch einfach zu vergasen, so viel sei Ihnen allen gesagt. Sollten Sie unschuldig sein, können Sie dies auch gerne durch eine Stimme für eine wahre Schuldige aufzeigen."

    Es schien still im Bunker zu sein, als würde man eine Stecknadel fallen hören können.

    "Angesichts der Vernichtung von gut 2000 Menschen die wir entweder zulassen oder verhindern, schlage ich jedoch vor, dass wir nicht das tun, warum wir hier unten gelandet sind. Ich schlage vor, dass wir reinen Tisch schaffen und KILA alleine unter der Bedingung zustimmen, wenn sie uns glaubhaft versichert, dass die Chips deaktiviert sind. Einfach deswegen, weil ich Leigh und Sie, Mister Boyle, zwar für falsche Salatschnecken halte, jedoch an eurem Tod nicht das geringste Interesse habe - so wie ihr Beide an meinem Tod, augenscheinlich. Und dies WILL was heißen."

    Nun war der letzte Gong zu schlagen.

    "Um zu beweisen, wie ernst ich es meine, Lilie, Rose, Robert, Matt und Mister Boyle, werde ich nach KILAs Versprechen meine Stimme zurückziehen und damit zum zweiten Mal NICHT abgestimmt haben. Nach den Protokollen von Düsterburg würde mein Chip dann explodieren. Das tu ich für uns, die alte, grantige Grande Madame. Garten oder Wüste - es liegt an euch. Lasst uns endlich einmal das Richtige tun."


    Sie wusste nicht, dass das Mikro noch an war, als sie nach dieser erhebenden Ansprache knatternd furzte und darob mehr als befreit aufatmete.

    Geändert von Daen vom Clan (15.03.2017 um 17:13 Uhr)

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