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ᵵ Ghost Rider ᵵ
[Neria]
Nicht nur nass und gedemütigt, sondern jetzt auch noch großzügig mit dem Staub des Höhlenbodens gepudert, ließ sich Neria von Nazir auf die Füße helfen und hörte sich seine Predigt an. Das kleine Lob am Ende nahm der Ansprache ein wenig die Schärfe, und so war sie schließlich bereit, sich ihre Unzulänglichkeiten auch selbst einzugestehen. Vorsichtig sah sie zu ihrem Lehrmeister auf und sagte leise und ein wenig unsicher: "Das war ohnehin alles, was mir eingefallen wäre..."
Nazir nahm ihre Worte mit ruhigem Gesicht auf. Er hatte die Dunkelelfin in den Dreck getreten und ihr ihren Platz gezeigt; jetzt konnte er damit anfangen, sie aufbauen.
Der Bericht des Anwerbers über die Entschlossenheit, mit der sie vor dessen Augen Sithis' Werk getan hatte, hatte in der Zuflucht recht schnell die Runde gemacht und ließ Nazir ein wenig Hoffnung schöpfen, dass er nach den vielen Fehlschlägen der jüngeren Vergangenheit hier eine Anwärterin vor sich hatte, die es schaffen könnte. Wenn sie nur lernte, ihr hitziges Temperament zu beherrschen und nicht vor lauter Nervosität gleich mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.
Das wird ein harter Brocken. Und ich werde langsam zu alt für solche Sachen... Er schob den Gedanken fort und warf einen Seitenblick auf Kayét, bevor er sich wieder auf Neria konzentrierte. Diesen wütenden jungen Mann bekam er schließlich auch so nach und nach zurechtgebogen, da würde ihm das wohl gerade noch bei der sehr viel handlicheren Mer gelingen. Eigentlich sind sich die beiden gar nicht so unähnlich, überlegte Nazir weiter. Die nächsten Tage mochten zeigen, ob sich mit dieser Erkenntnis etwas anfangen ließ.
Etwas verspätet aufgrund seiner Gedankengänge reagierte er auf Nerias Antwort: "Wie gesagt: Übe die Bewegungen. Sie mögen dir einzeln noch nicht sehr effektiv erscheinen, aber irgendwann wird der Punkt kommen, an dem sich alles zusammenfügt. Und dann -erst dann- kannst du anfangen, spontan zu reagieren. Improvisation ist eine Sache, die viel Übung erfordert."
Er wandte sich wieder Kayét und dem Argonier zu: "Veezara! Bist du endlich fertig mit quasseln? Ich werde nicht jünger, und wir haben hier noch zu tun."
[Kayét]
Das Echsenwesen lehnte sich ob der derben Ansprache Nazirs lässig zurück und drehte den Kopf in Richtung Kayét.
"Worauf wartest du noch? Lass den alten Mann nicht warten", und Veezara bleckte die nadelspitzen Zähne zu einem Grinsen, was der Rothwardon mit einem kaum wahrnehmbaren und knappen Nicken quittierte. Jeder hier in der Niederlassung bediente sich eines anderen Umgangstones, an welchen man sich mehr oder weniger schnell gewöhnte.
"In die Grundstellung - und diesmal keine Alleingänge, sonst vergess ich mich", brummte Nazir schroff als Kayét wieder zu ihnen gestoßen war und belegte die beiden Anwärter gleichermaßen mit einem belehrend-tadelnden Blick. Kein Wort wurde noch zu dem Zwischenfall (wollte man ihn als solchen bezeichnen) verloren, und schon griff Nerias Hand wieder in die des Redguard, um die Bewegungsabläufe zu verinnerlichen...
...einige Zeit später...
Mit verschränkten Armen und schon recht zufrieden wirkenden Gesichtsausdruck blickte Nazir auf die zwei schwer atmenden Personen vor sich. In den letzten Stunden hatten Neria und Kayét die angesprochenen Bewegungsabläufe wieder und wieder geübt, neue waren hinzugekommen, einige hatte der alte Rothwardon ihnen ausgetrieben und mit manch einer Kampftechnik mittendrin einfach überrascht. Er wusste, Erfolgserlebnisse waren wichtig, aber gleichermaßen musste auf eine gewisse Erdung geachtet werden, um keine sich selbst überschätzenden Meuchelmörder heranzuziehen - deren Überlebensrate tendierte stets gegen Null, und der Verlust von Schwestern und Brüdern war selbst für einen abgehärteten Veteranen wie Nazir nie einfach zu verdauen.
"Genug erstmal", durchschnitt seine Stimme die Konzentration der beiden Trainierenden. "Nach der Pause machen wir weiter", und damit wandte sich Nazir einfach ab und ließ Neria und Kayét einfach stehen. Weder gab es eine Zeit- noch eine Ortsangabe, aber Kayét wusste, dass sie beide es schon mitbekommen würde. Das Training würde sie finden.
Mit einem Schulterzucken entspannte sich Kayét und blickte Neria fragend an.
"Ich würde sagen, wir essen etwas. Was hälst du davon, raus zu gehen?", und mit einem Nicken wies der Redguard hinter die Dunmerin in Richtung Ausgang, wo sich der weiße Säbelzahntiger Scimitar von ihnen unbemerkt niedergelassen hatte und herüberschaute.
[Neria]
Erschöpft blickte Neria zu Kayét auf. "Raus klingt gut", antwortete sie und rang sich ein schiefes Lächeln ab, während sie versuchte, notdürftig den Staub von ihrer Rüstung zu klopfen. Wasser, Dreck, und Leder, das bedeutete: putzen. Zumindest wusste sie bereits, wie sie ihren ersten richtigen Abend in der Zuflucht verbringen würde.
Sie schloss sich Kayét an und ging mit ihm Richtung Ausgang, wobei ihr Scimitar auffiel, der sich seinem zweibeinigen Freund wieder angeschlossen hatte. Neria fand es erstaunlich, wie es dem Kater gelungen war, sich unbemerkt in ihre Nähe zu schleichen. Schließlich war die imposante Katze normalerweise schwer zu übersehen. Scimitar hielt sich an Kayét und ignorierte die Elfin demonstrativ; vielleicht war er immer noch beleidigt darüber, dass sie ihm seinen Schlafplatz streitig gemacht hatte.
"Laufen die Tage hier immer so ab, Kayét?" fragte sie.
Einerseits hatte Neria eine gewisse Ahnung, dass ihre unmittelbare Zukunft recht anstrengend werden würde, andererseits fühlte sie sich tief im Innern zufriedener, als dies auf Vidresis Hof jemals der Fall gewesen war. Nazir triezte sie zwar fürchterlich, aber dahinter stand echtes Interesse an ihr und der Wille, sein Wissen zu vermitteln. Vor zwanzig Minuten hatte sie den alten Rothwardonen zwar gehasst, im Stillen verflucht und zum Sharmat gewünscht, aber jetzt, nachdem die Schmerzen in ihren Muskeln langsam nachgelassen hatten, merkte sie, wie sehr ihr das Training gefallen hatte. Wie gut es war, dass jemand sie herausforderte. In diesem Moment, wo sie dreckverschmiert und durchgeschwitzt hinter ihrem Partner hertrottete, wuchs ihr Vertrauen in die Dunkle Bruderschaft ein weiteres kleines Stück.
[Kayét]
"Nicht alle", antwortete Kayét mit einem schiefen Lächeln, bevor er nach einer kleinen Pause nachsetzte.
"Manche sind noch schlimmer", und mit diesen Worten legte er die Hand auf die schwere Steintür der Niederlassung, welche daraufhin lautlos zur Seite klappte und den Weg nach draußen freigab. Er wollte Neria weder veralbern noch unnötig Angst machen, denn tatsächlich war das Training von Nazir zwar hart, aber keinesfalls das Ende der Fahnenstange; hier in der Niederlassung gab es schließlich noch ganz andere Kaliber, und dabei musste Kayét zwangsläufig an Arnbjorn denken, welcher in seinen Trainingsmethoden einen groben Hinkelstein wie ein filigranes Kunstwerk aussehen ließ.
Draußen vor der Bruderschaft zeigte sich nun für Neria, wie das Leben in der Bruderschaft das Zeitgefühl beeinträchtigte, denn was sie hier empfing war keineswegs die Abenddämmerung, sondern am Horizont kündigte sich stattdessen durch rötlichen Schein in leicht nebliger, kühler Luft der nächste Morgen in Skyrim an. Der Rothwardon hatte sich daran gewöhnt, nicht mehr zu wissen in welcher Zeit er gerade lebte, denn seine neue Familie bestimmte den Tagesablauf. Tag und Nacht war irrelevant geworden, zumindest in der schutzbietenden Gemäuern und Höhlen der Niederlassung.
Während Kayét zu dem pechschwarzen, kleinen See in der Nähe schlenderte bog Scimitar in Richtung eines nahen Baumes ab und schaute kurz zu der Dunmerin herüber, wie als wolle er feststellen wo sich die Nachtlagerdiebin gerade befand. Der Blick des Katers richtete sich kurz darauf nach oben, zeitgleich kauerte er sich zusammen und spannte sichtlich die Muskeln an, und explosionsartig schnellte er wie von einem Katapult abgeschossen nach oben und schlug seine langen, messerscharfen Krallen in die grobe Rinde des Baumes. Diverse Kratzspuren zeigten, dass Scimitar dies nicht zum ersten Mal tat, und kurz darauf entzog er sich kletternd auch schon sämtlichen Blicken; lediglich ein gelegendliches Rascheln der Blätter in der Baumkrone zeugte noch von seiner Anwesenheit.
Für Kayét war dies ganz offensichtlich nichts Neues, denn er ließ sich am Rande des Gewässers auf dem Boden nieder und holte das mitgebrachte Brot und das gebratene Horkerfleisch hervor, welches er von drinnen mitgenommen hatte. Gerade nach dem Training kam es darauf an, nicht zu hungern, zeitgleich jedoch vor der nächsten Einheit nicht unnötig den Magen zu füllen. Das kalorienreiche Fleisch der nördlichen Meeresbewohner kam da gerade recht. Mit einem kleinen Messer schnitt Kayét sich jeweils eine Scheibe ab und reichte den reichlichen Rest im Anschluss zu Neria herüber.
"Entschuldige nochmal für vorhin", sagte der Rothwardon zwischen zwei Bissen mit ruhiger Stimme und hoffte, dass man ihm die stolzbedingte nötige Überwindung zum Aussprechen dieser Worte nicht anmerkte. Wir sind eine Familie, hier ist kein Platz für solche unnötigen Aktionen, rief er sich dabei in Gedanken zur Räson und biss ein weiteres Stück seiner Mahlzeit ab.
[Neria]
"Nicht alle. Manche sind noch schlimmer."
Neria rang sich auf Kayéts Antwort hin ein gequältes Grinsen ab. Die ersten Wochen in der Zuflucht würden ziemlich hart werden.
Ein Schwall kalter Luft fegte ihre Gedanken für einen Moment beiseite, Als ihr Begleiter die Dunkle Tür öffnete (die sich jetzt betont unschuldig wie eine ganz normale Tür verhielt) - der frühe Morgen und der Nebel tauchten die Landschaft, die sich vor ihnen ausbreitete, in ein unwirkliches Licht, ließen den Tau auf den Blättern mal silbern, mal rötlich schimmern.
Für Neria wirkte all das sehr exotisch - Himmelsrand war ganz anders als das Herzland, aber auch anders als Bruma. Die Luft erschien ihr klarer, weniger von Zivilisation verklebt als in Cyrodiil. Vielleicht war das nur eine Einbildung, aber wenn, dann eine, mit der die junge Dunkelelfin gut leben konnte. Es gefiel ihr hier. Aber ziemlich kühl ist es schon...
Nachdem sie versonnen Scimitar beobachtet hatte, der ihr offenbar noch immer nicht ganz verziehen hatte und jetzt, so hätte es zumindest gewirkt, wenn der Kater denken würde wie ein Mensch oder Mer, sicherstellen wollte, dass sie nicht noch einmal versuchte ihm einen seiner angestammten Plätze streitig zu machen, setzte sich Neria zu Kayét an den kleinen Tümpel neben dem Eingang. Von Scimitar war nichts mehr zu bemerken außer ein gelegentliches Rascheln der Blätter - in den Katakomben wirkte sein weißes Fell mit den Streifen sehr auffällig, aber in der Natur tarnte es ihn fast perfekt.
Das Wasser, welches im Tümpel stand, war tintenschwarz und bewegte sich nicht. Neugierig beugte sich Neria vor, um zu sehen, wie ihr Spiegelbild wohl aussähe nach all den Strapazen - und war dann doch milde überrascht: der schwarze Spiegel vertiefte jeden Schatten in ihrem Gesicht, und so wirkte es, als blicke sie ihrem eigenen Totenschädel entgegen. Neria empfand das als durchaus passend, einzig das Arrangement aus Nachtschattenblüten, die sich ebenfalls im Wasser spiegelten, fand sie ein wenig zu übertrieben dramatisch.
Sie verkniff sich gerade ein Grinsen wegen der Blüten, als Kayét ihr etwas zu essen reichte und sie kurz darauf plötzlich ansprach:
'Entschuldige nochmal für vorhin.'
"Hm?" Sie brauchte einen Moment, aber dann blitzte ein breites, ehrliches Lächeln in ihrem Gesicht auf. "Wofür denn? Dass du besser kämpfen kannst als ich?"
Einem Impuls folgend legte Neria eine Hand auf Kayéts Schulter und drückte sie leicht. "Alles gut. Ich habe heute viel von dir gelernt, und ich möchte gar nicht, dass mich jemand schont. Zumindest..." fügte sie nach einer kurzen Pause und mit einem Augenzwinkern hinzu: "...jetzt noch nicht. Wie es damit heute Abend aussieht, das weiß ich noch nicht."
[Kayét]
Leicht drehte Kayét den Kopf in Nerias Richtung und schielte mit halben Auge auf die Hand, welche auf seiner Schulter ruhte. Diese Geste war ungewohnt, zumindest dafür dass die Dunmerin gerade mal einen Tag in der Bruderschaft weilte und sie sich genau genommen gar nicht kannten. Ungewohnt, aber keineswegs unangenehm.
'Wofür denn?'
Beinahe hätte der Redguard darauf mit 'Dass ich dir nicht die Schulter gebrochen habe' geantwortet, was auch ohne Nazirs Einschreiten zweifellos passiert wäre. Aber Neria schien sich dessen gar nicht bewusst zu sein, wozu sie also mit der Nase darauf stoßen? So entschied Kayét, diese rhetorische Frage und auch das 'Lob' mit einem leichten Schulterzucken und Lächeln abzutun und biss stattdessen ein weiteres Stück von seiner Mahlzeit ab.
Ein Schatten flog in diesem Moment über die am Ufer sitzenden Bruderschaftsanwärter hinweg, als Scimitar mit einem gewaltigen Satz die Baumkrone wechselte und mit lautem Geraschel sein Ziel erfolgreich erreichte. Für seinen massig wirkenden Körper war er ziemlich gewandt und Kayét staunte ein ums andere mal zu welchen akrobatischen Höchstleistungen der weiße Säbelzahntiger fähig war.
"Heute Abend?" und Kayét nickte in Richtung der Morgendämmerung, welche langsam aber stetig über den Himmel kroch und sich immer weiter ausbreitete. Gemessen an der Zeit, die sie beide schon in das Training investiert hatten, würden sie spätestens nachmittags ins Bett fallen.
"Kommt ganz darauf an, was der alte Mann noch mit uns vorhat", und verstohlen blickte sich Kayét bei diesen Worten um, denn bei Nazir konnte man nie wissen ob er nicht doch gerade hinter einem stand. Glücklicherweise war dies nicht der Fall, und so entspannte sich der Redguard wieder ein wenig und richtete den Blick stattdessen nach oben auf die raschelnde Baumkrone.
"Welches Training liegt dir denn besser als der Nahkampf?", fragte er seine Sitznachbarin mit einem betont schelmischen Grinsen und Unterton, nicht dass sie diese kleine Frotzelei noch ernst nehmen würde. Aber es steckte nicht nur der Schalk hinter seiner Frage; es konnte doch nicht schaden, wenn er ein wenig mehr über seine neue 'Schwester' herausfinden würde, und die Wahl ihrer Waffe wäre bereits ein guter Anfang um sie einzuordnen.
[Neria]
Neria hatte wirklich keine Ahnung, wie schwer Kayét sie um ein Haar verletzt hätte. Aber sie spürte sein kurzes Zögern, vielleicht Unbehagen, und nahm ihre Hand von seiner Schulter fort.
"Nun, was man so 'Abend' nennt", antwortete sie mit einem Augenzwinkern. "Ich gestehe, in diesen Katakomben habe ich überhaupt kein Zeitgefühl." Sie wandte sich wieder dem Teich zu - das Ding war wirklich nur ein winziger Tümpel, aber sie liebte ihn jetzt schon. Das stille, finstere Wasser beruhigte sie und half ihr, sich zu fokussieren. Neria wusste schon jetzt, dass sie hier viel Zeit verbringen würde.
"Der Bogen", sagte sie nach einer kurzen Pause. "Damit bin ich recht gut." Sie zögerte ein weiteres Mal, bevor sie fortfuhr: "Zumindest... reicht es für Goblins und Kobolde. Auf dem Hof, wo ich vorher gelebt habe, war ich die Beste damit. Ich will aber nicht angeben - hier bei der Bruderschaft wird es viele Leute geben, die mich mühelos darin übertrumpfen können."
Neria wusste, dass sie unsicher wirkte. Auf Hlans Hof hätte sie sich das niemals anmerken lassen, aus Angst, dass sie durch jemand anderen ersetzt werden könnte, der sich besser zu verkaufen wusste. Aber hier, so viel hatte sie begriffen, brachte es nichts so zu tun, als sei sie besser, als sie wirklich war. Nazir hatte ihr das in nur wenigen Stunden ausgetrieben, hatte all ihre Unzulänglichkeiten gnadenlos seziert, nur um dann damit zu beginnen, ihre Fehler abzustellen. Es war eine harte und schmerzhafte Schule, aber Neria wusste instinktiv, dass es das wert war.
Wir machen dich schneller, stärker und besser. Das war es, was ihr geheimnisvoller Anwerber versprochen hatte, und auf die Einlösung dieses Versprechens hatte sie nicht lange warten müssen.
Sie blickte auf den Rest des Horkerfleischs, das Kayét ihr gegeben hatte. Etwa zwei Drittel davon hatte sie bereits hungrig heruntergeschlungen, und jetzt ging es ihr besser. Sie wollte sich aber auch nicht vollstopfen; wer wusste schon, welche Herausforderung als nächstes anstünde - und dann wäre es nicht gut, aufgrund eines übervollen Magens unbeweglich zu sein.
"Scimitar!", rief sie halblaut und blickte zu der Baumkrone hinauf, in welcher der Säbelzahn gerade herumrumorte. Die Blätter wurden still, als der große Kater seinen Namen vernahm. Viel mehr als aufmerksam gespitzte Ohren konnte die Dunkelelfin nicht von ihm sehen, aber sie wusste ungefähr, wo er war. Also holte sie aus und warf den Rest des Horkers in seine Richtung, mit der leisen Hoffnung, dass die Raubkatze ihr Friedensangebot annehmen würde.
[Kayét]
Die Dunmerin sprach das aus was er schon seit dem ersten Tag seiner Ankunft selbst festgestellt hatte - das Zeitgefühl ging einem in der Niederlassung vollkommen ab, aber einen besonders hohen Stellenwert räumte Kayét diesen Umstand keineswegs ein. Wenn Training war, dann war Training, wenn sie schliefen, dann schliefen sie - unabhängig davon, ob Tag oder Nacht.
"Mit dem Bogen richte ich wahrscheinlich mehr Schaden an wenn ich dich damit bewerfe als dass ich schieße", grinste der Redguard zur Antwort und fingerte dabei unbewusst an dem Lederband an seinem Handgelenk herum. Diesen Spruch hatte er damals in Hammerfell immer wieder zu hören bekommen; es war zwar nicht so dass er mit dieser Waffe gar nicht umgehen konnte, diesbezüglich rückte sich Kayét in ein schlechteres Licht als es eigentlich nötig gewesen wäre. Aber ein Virtuose mit dem Bogen war er nun wahrlich nicht, davon konnten Gabriella und Veezara definitiv ein Lied singen und es blind bezeugen. Schnell wischte er die Erinnerungen an seinen Vater beiseite und konzentrierte sich wieder auf Neria, welche seiner Meinung nach soeben mit Sicherheit bewusst tiefstapelte - denn umsonst saßen sie beide nicht hier am See; jeder in der Bruderschaft war für sich genommen ein Individuum und tat sich mit mindestens (irgend)einer Spezialität hervor, und davon waren die Anwärter nicht ausgenommen. Bogenschießen also, und irgendwie passte dies in Kayéts Augen tatsächlich am besten zu der zierlichen Dunmerin. Das konnte jedoch wohl kaum schon alles gewesen sein, und für einen Moment grübelte Kayét weiter. Sie hatte auf einen Hof gelebt. Als Dienstmädchen? Wohl kaum, wenn sie Bogenschießen konnte. Wie eine Söldnerin wirkte Neria jedoch ebenfalls nicht.
Ihre Stimme riss ihn aus den Gedanken, und gerade noch sah er die Pranke von Scimitar aus dem Blättergestrüpp hervorschnellen und das Horkerfleisch mit den messerscharfen Krallen im Flug packen. In Sekundenbruchteilen waren das Stück und die Pfote von dem Säbelzahntiger auch schon wieder verschwunden und man hörte es nur noch mehr in der Baumkrone rascheln, ganz offensichtlich verzehrte der gestreifte Riesenkater gerade das von Neria zugeworfene 'Friedensangebot'.
"Mach ihn nur noch dicker", bemerkte er schelmisch in Richtung Neria, und im Anschluss rappelte sich der Redguard auf und reichte der Dunmerin die Hand um sie ebenfalls auf die Beine zu ziehen.
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