Allgemein
News
News-Archiv
Partner
Netzwerk
Banner
Header
Media
Downloads
Impressum

The Elder Scrolls
Arena
Daggerfall
Spin-offs
Romane
Jubiläum
Reviews
Welt von TES
Lore-Bibliothek
Namens-
generator

FRPGs

Elder Scrolls Online
Allgemein
Fraktionen
Charakter
Kargstein
Technik
Tamriel-
Manuskript

Media

Skyrim
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Steam-Kniffe
Review
Media
Plugins & Mods

Oblivion
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Technik
Charakter
Media
Plugins & Mods
Kompendium

Morrowind
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Media
Plugins & Mods

Foren
The Elder Scrolls Online
Hilfe & Diskussion

Skyrim
Hilfe & Diskussion
Plugins & Mods

Ältere TES-Spiele
TES-Diskussion
Oblivion-Plugins
Morrowind-Plugins

Community
Taverne zum Shalk
Adventures of Vvardenfell
Tales of Tamriel
Ergebnis 1 bis 6 von 6

Thema: [Sky] Two tales - one fate

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    [Neria]
    Neria schlief tatsächlich tief und fest. Vielleicht waren es die vielen neuen Eindrücke, die auf sie eingestürzt waren, vielleicht auch die späten Nachwirkungen der Droge, welche ihr verpasst worden war, jedenfalls hatte tiefe Erschöpfung sie übermannt, die sie trotz ihrer Aufregung ins Reich der Träume geschickt hatte.
    Aber plötzlich war etwas falsch, und sie riss erschrocken die Augen auf, als ihr Körper registrierte, dass ihm die Luft knapp wurde. Sie wand sich, noch halb im Schlaf, bevor sie begriff, dass scharfer Stahl an ihrer Kehle kratzte. Daraufhin erstarrte die Dunkelelfin, und der Griff einer behandschuhten Hand um Mund und Nase wurde leichter.
    "Guten Morgen, Prinzessin."
    Nerias Blick klärte sich, und sie starrte direkt in ein dunkles, bärtiges Gesicht. Ein schiefes Grinsen teilte Nazirs Lippen, und er nahm zunächst den Dolch, danach seine Hand von ihr und betrachtete sie für eine, wie es Neria vorkam, recht lange Weile. Was wohl hinter seiner Stirn vorgehen mochte, das konnte die Dunkelelfin nicht zu sagen. Die Augen des älteren Mannes waren unmöglich zu lesen.
    "Nun steht schon auf", brummte der Redguard. "Und seid froh, dass Ihr dazu noch in der Lage seid. Wäre ich ein Feind gewesen, dann würdet Ihr jetzt schon in Sithis' kalten Armen liegen."
    Er richtete sich auf und sagte, ohne sich umzudrehen: "Und du glotz nicht so blöd, Kayét. Du auch. Hoch mit dir."
    Neria wuchtete sich von ihrem Lager hoch und griff nach ihren Klamotten. Während sie sich ankleidete, spürte sie Nazirs Augen deutlich auf sich ruhen, aber sie blieb ruhig, als sie das noch unvertraute Leder richtete und die Schnallen festzurrte. Erst, als sie damit fertig war, wagte sie es, den Blick wieder auf den älteren der beiden Rothwardonen zu richten.

    [Kayét]
    Früher hatte sich Kayét so gut wie nie auf seine innere Uhr verlassen können – wie oft war er selbst zu seiner Soldatenzeit in Hammerfell zu spät aus dem Bett gekommen während die anderen Rekruten bereits hergerichtet und gestriegelt vor ihren gemachten Nachtlagern standen? Unzählige Male.
    Heute jedoch war alles anders. In der Bruderschaft lernte man die eigene Aufmerksamkeit zu schärfen und seinen Instinkten zu vertrauen. Dies kostete einiges an Überwindung und Training, aber nun wollte der Redguard diese Fähigkeit nicht mehr missen.
    Die Folge dessen: Just in dem Moment, als Nazir den Schlafraum betrat, schlug Kayét die Augen auf und richtete sich geräuschlos auf. Der alte Veteran würdigte seinen Kameraden im Geiste jedoch keines Blickes, sondern hatte stattdessen nur Augen für Neria, welche seelenruhig vor sich hinschlummerte. Ein verschlagenes Lächeln schlich sich auf das Gesicht des alten Rothwardonen, und kurz darauf zog dieser seinen Dolch und machte sich (wie schon an Kayéts ersten Tag) einen Spaß daraus, der Bruderschafts-Anwärterin den Schreck ihres noch jungen, neuen Lebens zu verpassen. Kayét grinste in sich hinein, während er die Szene beobachtete, und prompt schlugen Nazirs im Hinterkopf befindlichen Augen zu. Wie macht der das, fragte sich Kayét und legte geschwind und mit routinierten Bewegungen seine Lederrüstung an.

    „Beim nächsten Mal darf's ruhig etwas schneller gehen“, bemerkte Nazir im Anschluss trocken als sich Neria ihm zuwandte; dabei warf er einen Seitenblick auf Kayét, welcher bereits aufgrund seiner Routine weit vor der Dunmerin fertig angekleidet war. Ein kurzes Handzeichen folgte, und damit drehte sich der Rothwardone auf dem Absatz herum und ging, mit Neria & Kayét im Schlepptau, in Richtung des Wasserfalls davon.

    Das Rauschen des Wassers hielt sich überraschenderweise trotz der Größe des Wasserfalls angenehm im Hintergrund, und so bot sich hier im Zentrum der Niederlassung ein geeigneter Trainingsort. Aus dem Augenwinkel erspähte Kayét den Argonier Veezara, welcher etwas abseits im Schatten auf einem Stein saß und das kleine Grüppchen beobachtete. Bei diesen Schuppenwesen konnte man sich nie so recht sicher sein, aber der Rothwardon glaubte, ein Lächeln entdeckt zu haben – woher auch immer dieses begründet war.
    „Nun...", lenkte Nazir die Aufmerksamkeit seiner 'Zöglinge' wieder auf seine Wenigkeit, und dabei verschränkte er die Arme und ging ein paar Schritte auf und ab, "...ich bin gespannt, was das schläfrige Schneekätzchen so drauf hat", und dabei nickte der alte Rothwardone in Kayéts Richtung und bedeutete diesem, sich bereit zu machen. Die fragenden Blicke der beiden schienen ihm ganz und gar nicht zu gefallen, und daraufhin bellte er harsch: "Na los doch!", und die Geste in Richtung der Dunmerin war im Grunde unmissverständlich - Angriff.

    [Neria]
    Na los doch!
    Neria hatte sich nach dem ungewöhnlichen Weckritual gerade wieder so weit sortiert, dass sie einigermaßen geradeaus denken konnte. Nazir kümmerte das offenbar nicht weiter; Schonung war von dem alten Haudegen also eher nicht zu erwarten. Sie fühlte sich trotzdem ertappt, als er sie so plötzlich anblaffte, und schaute perplex von ihm zu Kayét und wieder zurück. Dann begriff sie, und schluckte einmal. Kayét war sehr viel größer und stärker als sie, und für einen kleinen Moment kam sich Neria ziemlich verloren vor.
    In Nazirs Augen erschien ein gefährliches Blitzen, ein deutlicher Hinweis, dass sich seine Geduld rapide dem Ende näherte - es katapultierte sie augenblicklich aus ihrer Verwirrung, und ansatzlos wirbelte Neria herum und schlug mit der Rechten nach Kayéts Magengrube.

    [Kayét]
    Wäre er ebenso wie Neria neu in der Niederlassung gewesen, er hätte den Angriff nicht vorhersehen können und hätte ihn gegebenenfalls ohne mit der Wimper zu zucken erwidert; so aber wusste Kayét um die Lektion, welche sie hier von Nazir vermittelt bekamen. Er selbst hatte diesen Test damals nicht bestanden, wie auch sämtliche Anwärter vor und jene nach ihm - und die Dunmerin machte hierbei keine Ausnahme. Dies war nicht schlimm, ganz im Gegenteil. Es gehörte einfach zum Erfahrungsschatz dazu und war von dem alten Rothwardonen beabsichtigt, bei dieser Prüfung zu versagen und sprichwörtlich baden zu gehen.
    Ebenso blitzschnell wie die Dunkelelfe (und sie war wirklich verdammt schnell) fing Kayét den Schlag von Neria mit beiden Händen ab, packte sie am Handgelenk und nutzte ihren Schwung der Vorwärtsbewegung eiskalt aus. Gewandt trat er einen Schritt zur Seite und zog ruckartig an ihrem Arm, um sie damit in hohen Bogen in das klare Wasser der Grotte zu befördern. Mit einem lauten Platschen tauchte sie ein, und Kayét glaubte im Augenwinkel zu erkennen, dass das Grinsen von Veezara ein wenig breiter wurde. Auch dieser kannte verständlicherweise die Prozedur, und diese amüsierte ihn sichtlich.
    Als Neria wieder aus dem Wasser auftauchte und zu ihnen aufschaute (Kayét glaubte eine Mischung von Enttäuschung, Wut und Scham in ihrem Blick zu erkennen), trat Nazir mit immer noch verschränkten Armen an das Ufer und erhob die Stimme.
    "Die fünfte Regel der Dunklen Bruderschaft: Attackiere oder töte niemals einen deiner dunklen Brüder oder Schwestern", donnerte Nazir, ging dann aber auf die Knie und reichte der Dunkelelfe die Hand, um sie aus dem Wasser zu ziehen. "Vergiss das nie", funkelte er sie an, klang aber schon ein wenig versöhnlicher.

    [Neria]
    Neria hatte nicht wirklich erwartet, dass ihre Attacke durchkommen würde, aber Kayét reagierte noch schneller, als sie gedacht hatte. Gerade noch rechtzeitig spannte sie sämtliche Muskeln an, andernfalls hätte ihr Gegner ihr wohl entweder das Handgelenk gebrochen oder die Schulter ausgekugelt - vielleicht auch beides.
    Viel Zeit, um die Situation zu analysieren, blieb Neria jedoch nicht - ehe sie sichs versah, flog sie durch die Luft. Gleich darauf presste ihr eiskaltes Wasser die Luft aus den Lungen. Sie verlor sofort die Orientierung, sah nur noch Luftblasen und ruderte panisch mit Armen und Beinen, dann durchstieß ihr Kopf die Wasseroberfläche und sie konnte wieder atmen. Ihr erster Impuls war, irgendjemandem die Zähne einzuschlagen - sei es Kayét, Nazir oder Veezara mit seinem dämlichen Grinsen.
    Das Verlangen verging sofort, als Nazir sie mit tiefer, autoritätsgeladener Stimme zurechtwies. Neria war nicht daran gewöhnt, dass jemand ihr auf solch eine direkte Art Lektionen erteilte. Aber hier und jetzt, in dieser würdelosen Situation und Wasser tretend, begriff sie instinktiv, wie wertvoll diese Demütigung war, die Nazir ihr durch Kayéts Zutun zugefügt hatte.

    Der alte Rothwardone musste das Verstehen in ihren Augen gesehen haben, denn er reichte ihr die Hand und zog sie ohne weitere Umschweife aus dem See. Die Elfin hielt seinen Blick nur einen Moment lang, bevor sie beschämt zu Boden blickte.
    "Verstanden", sagte sie nur.
    "Gut." Für Nazir war die Episode offensichtlich beendet. "Du bist schnell, Schneekatze. Aber ungeschickt. Du hast wohl begriffen, dass du mit roher Kraft nichts erreichen kannst, und deshalb auf Geschwindigkeit setzen musst."
    Neria blickte vorsichtig auf. Sah von Nazir zu Kayéts beeindruckender Gestalt und wieder zurück. "Der haut mich doch sonst um, ohne zweimal drüber nachzudenken."
    "Richtig." Nazir zog die Brauen zusammen und fuhr mit strenger Stimme fort: "Tut er aber auch, wenn du nicht lernst, trotz Schnelligkeit kontrolliert zu handeln. Du hast eben nicht einmal hingesehen, sondern einfach nur grob in die Richtung geschlagen. So wird das niemals was - deine Aufgabe: Lernen, wie du zielgerichtet handelst. Und du lernst es besser schnell, oder deine Zukunft wird recht überschaubar." Er machte eine Pause. "Willst du dich abtrocknen gehen?"
    Neria schüttelte den Kopf. "Nicht nötig."
    Das entlockte ihrem Ausbilder ein kleines Lächeln, offenbar war er zufrieden mit ihrer Antwort. "Dann versuch es noch einmal."
    Sie sah ihn verwirrt an. "Ich dachte, ich darf nicht..."
    "Du solltest nur begreifen, dass du deinen Geschwistern nicht ernsthaft schaden darfst. Ich hoffe, das hast du jetzt gefressen."
    Sie nickte.
    "Also quatsch nicht, und übe." Er wandte den Kopf. "Kayét. Du weißt ebenfalls, wie es läuft. Spiel sie nicht kaputt."

    Spiel sie nicht kaputt... äffte Neria Nazir in Gedanken nach. Damit war wohl klar, an welcher Stelle der Rangordnung sie hier stand. Am meisten fuchste sie, dass er damit recht hatte. Dann riss sie sich zusammen und fixierte wiederum Kayét...

    [Kayét]
    Er wusste, was in Nerias Kopf vorging - dieses Gefühl der Niederlage hatten die Anwärter vor ihm, er selbst und alle anderen die nach ihnen beiden kommen würden zu ertragen. Die Dunkelelfe hingegen schien das Ganze jedoch noch etwas 'persönlicher' zu nehmen als es sonst üblich war, ihr Blick sprach dementsprechend Bände als sie seine Wenigkeit fixierte und sich wohl in diesem Moment überlegte, wie sie Kayét überrumpeln konnte. Etwas...animalisches blitze in ihren Augen, und auch Nazir schien das Ganze mit geübter Routine eines Veteranen bemerkt zu haben.

    "Diese Unbeherrschtheit gefällt mir gar nicht, Kätzchen", schaltete er sich ein und trat zwischen Neria und Kayét, um die Augen der Dunkelelfe einzufangen und sich dann im Anschluss zu Kayét herumzudrehen.
    "Ich denke, deine Abwehr ist ein guter Anfang für unser Training", lächelte Nazir plötzlich trocken und trat ein paar Schritte auf sein Gegenüber zu bis er an derselben Position wie Neria kurz zuvor stand.
    "Dein Fehler neben dem ziellosen Angriff war es, die Reaktion von Kayéts zu ignorieren. Es wäre bestimmt ein toller Schlag geworden, aber auf Bauchhöhe hat er natürlich den kürzesten Weg um dich mit seinen Händen zu blocken. Was also tun? Ihm die Nase brechen?", und dabei blickte er prüfend Kayét neben sich an, der aber dem Blick seines Ausbilders gerade so standhielt.
    "Nein, den Angriff führe ich genauso aus wie du, Schneekatze; mit einem kleinen Unterschied", und mit einem leichten Kopfnicken bedeutete er Neria und Kayét, sich bereit zu machen; erstere zum Beobachten, zweiterer zur Abwehr. Was Nazir beabsichtigte, war offensichtlich: Alternativen aufzeigen und damit Neria klar machen, dass Fehler zum Lernen dazugehörten - und natürlich ihre Stimmung abzukühlen.
    Das wird jetzt wohl nicht so einfach, schoss es Kayét durch den Kopf, als er sah, wie sein Ausbilder sich vorbereitete. Und er sollte recht behalten.

    Blitzschnell kam die rechte Hand von Nazir vorgeschossen und zielte dabei auf seinen Bauch, und abermals versuchte Kayét, das Handgelenk zu greifen und sich dabei zur Seite wegzudrehen. Dieses Mal jedoch misslang das Ganze kläglich. Statt der Faust griff er in die offene Hand von Nazir, welche ihn wiederrum packte und plötzlich an sich zog, seine seitliche Drehbewegung und den Schwung des Gegeners ausnutzend. Mit dem Oberkörper prallte Kayét mit Wucht gegen Nazirs vorgeschobene Schulter, sodass ihm die Luft aus den Lungen gedrückt wurde, und zeitgleich ließ Nazir seine Hand auch schon wieder los, woraufhin Kayét zurückgeworfen wurde und mit einem dumpfen Knall rücklings auf dem harten Steinboden der Niederlassung landete.
    Als wäre nichts gewesen drehte sich Nazir nun wieder zu Neria herum, während Kayét für den Moment erst einmal liegen blieb und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Die Stimme des Ausbilders hörte er jedoch ausgezeichnet, als dieser das Wort ergriff.

    "Den Unterschied hast du hoffentlich gesehen, Schneekatze. Keine Faust, sondern die offene Hand. Kraft brauchst du dafür ebenfalls keine, letztendlich hat sich mein Gegner durch seinen eigenen Schwung ausgeschaltete. Aber denk dran, nicht jeder Gegner ist so dumm wie der gute Kayét...", und damit drehte er sich wieder zu dem am Boden liegenden Anwärter der Bruderschaft herum und ging auf ihn zu, um ihm die Hand zum Aufstehen zu reichen.
    "Zweimal derselbe Trick? Dafür solltest du eigentlich auch baden gehen, du Schwachkopf", war Nazirs trockener Kommentar und damit zog er Kayét mit spielender Leichtigkeit auf die Beine und winkte zeitgleich Neria herbei. Jetzt war sie wohl an der Reihe, und der Redguard holte noch einmal tief Luft und ging in eine Abwehrhaltung.
    "Jetzt will ich zur Abwechslung mal einen vernünftigen Angriff sehen", gab Nazir, neben ihnen mit verschränkten Armen stehend, seine Anweisung in Richtung der Dunmerin und beobachtete das Ganze mit Argusaugen.

    [Neria]
    Neria wusste leider gar nicht, was Nazir unter einem 'vernünftigen Angriff' verstand, abgesehen von dem, den er selbst gerade ausgeführt hatte. Sie probierte zunächst einmal, sein Bewegungsmuster zu reproduzieren, sehr viel langsamer, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Kayét gab ihr die Chance, ließ sie den Griff und den Stoß ausführen, rollte sich ab und kam, wie es schien, mühelos wieder auf die Beine. Sie übten es ein paar mal, während Neria fieberhaft überlegte, wie sie ihren Lehrer zufriedenstellen könnte. Es durfte keine weitere Verzweifelungstat sein, denn dann wäre Nazir vermutlich geplatzt.
    So versuchte sie beim nächsten Durchgang, den Bewegungsablauf etwas abzuändern: Wieder fasste sie mit der einen Hand in Kayéts, mit der anderen jedoch in seine Armbeuge und schickte sich an, mit einem schnellen Schritt hinter ihn zu kommen und ihm dabei den Arm auf den Rücken zu drehen.

    [Kayét]
    Mit Nerias mehr oder weniger vorhersehbaren Angriff (schließlich war ihm klar dass die Dunmerin irgendwann einen Ausfall wagen würde; nichts anderes hatte der alte Redguard angeordnet) sah sich Kayét in einer moralischen Zwickmühle, die ihn mehr zusetzte als er sich in den paar Millisekunden Gedenkzeit eingestehen konnte.
    Spiel sie nicht kaputt, hallte Nazirs Stimme in seinem Schädel nach. Was war damit gemeint? Der Dunmerin ein Erfolgserlebnis einräumen? Für einen Außenstehenden mochte ihr Angriff clever wirken, aber für den durch die Soldatenakademie Hammerfells im Nahkampf geformten Kayét war dies schlichtweg zu....einfach. Schon im Ansatz erkannte er, was Neria beabsichtigte, und er musste in Bruchteilen von Sekunden entscheiden, ob er es einfach geschehen lassen oder sich entsprechend wehren wollte.
    Allein sein Ego nahm ihm die Entscheidung ab, gepaart mit den Reflexen und instinktiven Reaktionen eines geübten Nahkämpfers.
    Trocken und vollkommen ansatzlos schlug er mit der freien Hand auf den Arm seiner Kontrahentin und löste somit die zusätzliche Verbindung, dachte aber zeitgleich gar nicht daran, Nerias Hand loszulassen; im Gegenteil, Kayét bog diese ihr entgegen und verstärkte sogar den Griff. Den Schwung ihrer angedachten Drehbewegung ausnutzend zwang Kayét seine Gegnerin damit in die gewünschte Richtung, ließ Neria über sein bewusst stehengelassenes Bein stolpern und drehte ihr im Fallen unsanft nun ihrerseits den Arm auf den Rücken. Dumpf machte die Dunkelelfe eine Bauchlandung auf dem harten Steinboden, und Kayét ging ihr hinterher auf die Knie und hielt ihren Arm fixiert und schickte sich an, mit der anderen Hand auf ihr Schulterblatt zu drücken, um sie entgültig außer Gefecht zu setzen.

    "Das reicht!", donnerte plötzlich Nazirs Stimme durch die Höhle, und schlagartig hielt Kayét inne und blickte auf. Hatte er es jetzt übertrieben? In Nazirs vernarbten Gesicht war keinerlei Emotion zu erkennen, und sekundenlang blieb die Szenerie vollkommen starr
    "Veezara fragt nach dir, Kayét", und der alte Redguard kam auf sie beide zu. Also doch zuviel, schoss es Kayét durch den Kopf und er ließ von Neria ab. Nazir kniete sich nun seinerseits auf den Boden und warf Kayét einen Blick der Kategorie 'Wie, du bist noch hier?' zu, und Kayét nickte nur knapp und machte sich geschwind in Richtung des Argoniers davon.

    Nazir unterdessen packte ohne Umschweife Nerias Hand und zog sie mit sich auf die Beine; seinem erfahrenen Blick entging nicht was sich in dem Kopf der Dunkelelfe jetzt gerade abspielte, und mit fester Stimme riss er sie aus ihren Gedanken.
    "Dein Kopf ist nicht frei, Schneekatze. Wir sind hier, um zu lernen, und dazu gehört neben dem Umgang mit der Niederlage auch das Einstudieren gewisser Bewegungsabläufe. Hör auf, zu improvisieren, sondern übe, bis der Ablauf dir in Fleisch und Blut übergegangen ist - erst dann kannst du beginnen, ihn zu erweitern". Ein Seitenblick zu Kayét, welcher sich soeben mit dem Argonier unterhielt, folgte, dann fuhr Nazir mit gedämpfter Stimme fort.
    "Auch wenn die Bruderschaft unser Leben ist, jeder von uns hatte eine Geschichte. Und du, Schneekatze, hast gerade ein Puzzelteil deines Gefährten kennengelernt. Wenn du denkst, dies haben ich oder wir ihm beigebracht, dann irrst du. Umso....beachtlicher, dass du ihn gleich am ersten Tag seine Fähigkeiten abforderst; das hat noch keiner geschafft", und nun schlich sich doch glatt ein anerkennendes Lächeln auf das Gesicht des alten Kriegers.

    Kayét unterdessen war bei Veezara angekommen und wurde sogleich freundlich begrüßt.
    "Sie macht dir wohl Angst?", zischelte der Argonier süffisant und wippte auf seinem Stein hin und her während er mit dem Dolch in seinen Klauen herumspielte.
    Verständnislos blickte der Redguard sein Gegenüber an; gegen diese Echsenwesen hatte Kayét im Grunde eine natürliche, seine Vergangenheit betreffende Abneigung, hier in der Bruderschaft war dies jedoch etwas anderes - er war ein Bruder, und so behandelte er ihn auch.
    "Nein, wie kommst du darauf....", wich er aus, aber es klang alles andere als überzeugend. Im Nachhinein kam ihm seine Reakton einfach nur übertrieben und unnötig vor.
    "Ich sehe, beobachte und verstehe, mein Bruder", war die knappe Antwort von Veezara, und die Reptilienaugen ruhten amüsiert auf seinem Gegenüber, bevor er nachschob: "Auch wenn das schwimmende Kätzchen wirklich ziemlich lustig war", und damit widmete sich der Argonier wieder der Alibi-Pflege seiner Waffen, während Kayét schwieg, Neria & Nazir von Weitem beobachtete und auf die Fortsetzung des Trainings wartete.

  2. #2
    [Neria]
    Nicht nur nass und gedemütigt, sondern jetzt auch noch großzügig mit dem Staub des Höhlenbodens gepudert, ließ sich Neria von Nazir auf die Füße helfen und hörte sich seine Predigt an. Das kleine Lob am Ende nahm der Ansprache ein wenig die Schärfe, und so war sie schließlich bereit, sich ihre Unzulänglichkeiten auch selbst einzugestehen. Vorsichtig sah sie zu ihrem Lehrmeister auf und sagte leise und ein wenig unsicher: "Das war ohnehin alles, was mir eingefallen wäre..."

    Nazir nahm ihre Worte mit ruhigem Gesicht auf. Er hatte die Dunkelelfin in den Dreck getreten und ihr ihren Platz gezeigt; jetzt konnte er damit anfangen, sie aufbauen.
    Der Bericht des Anwerbers über die Entschlossenheit, mit der sie vor dessen Augen Sithis' Werk getan hatte, hatte in der Zuflucht recht schnell die Runde gemacht und ließ Nazir ein wenig Hoffnung schöpfen, dass er nach den vielen Fehlschlägen der jüngeren Vergangenheit hier eine Anwärterin vor sich hatte, die es schaffen könnte. Wenn sie nur lernte, ihr hitziges Temperament zu beherrschen und nicht vor lauter Nervosität gleich mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.
    Das wird ein harter Brocken. Und ich werde langsam zu alt für solche Sachen... Er schob den Gedanken fort und warf einen Seitenblick auf Kayét, bevor er sich wieder auf Neria konzentrierte. Diesen wütenden jungen Mann bekam er schließlich auch so nach und nach zurechtgebogen, da würde ihm das wohl gerade noch bei der sehr viel handlicheren Mer gelingen. Eigentlich sind sich die beiden gar nicht so unähnlich, überlegte Nazir weiter. Die nächsten Tage mochten zeigen, ob sich mit dieser Erkenntnis etwas anfangen ließ.

    Etwas verspätet aufgrund seiner Gedankengänge reagierte er auf Nerias Antwort: "Wie gesagt: Übe die Bewegungen. Sie mögen dir einzeln noch nicht sehr effektiv erscheinen, aber irgendwann wird der Punkt kommen, an dem sich alles zusammenfügt. Und dann -erst dann- kannst du anfangen, spontan zu reagieren. Improvisation ist eine Sache, die viel Übung erfordert."
    Er wandte sich wieder Kayét und dem Argonier zu: "Veezara! Bist du endlich fertig mit quasseln? Ich werde nicht jünger, und wir haben hier noch zu tun."

    [Kayét]
    Das Echsenwesen lehnte sich ob der derben Ansprache Nazirs lässig zurück und drehte den Kopf in Richtung Kayét.
    "Worauf wartest du noch? Lass den alten Mann nicht warten", und Veezara bleckte die nadelspitzen Zähne zu einem Grinsen, was der Rothwardon mit einem kaum wahrnehmbaren und knappen Nicken quittierte. Jeder hier in der Niederlassung bediente sich eines anderen Umgangstones, an welchen man sich mehr oder weniger schnell gewöhnte.

    "In die Grundstellung - und diesmal keine Alleingänge, sonst vergess ich mich", brummte Nazir schroff als Kayét wieder zu ihnen gestoßen war und belegte die beiden Anwärter gleichermaßen mit einem belehrend-tadelnden Blick. Kein Wort wurde noch zu dem Zwischenfall (wollte man ihn als solchen bezeichnen) verloren, und schon griff Nerias Hand wieder in die des Redguard, um die Bewegungsabläufe zu verinnerlichen...

    ...einige Zeit später...

    Mit verschränkten Armen und schon recht zufrieden wirkenden Gesichtsausdruck blickte Nazir auf die zwei schwer atmenden Personen vor sich. In den letzten Stunden hatten Neria und Kayét die angesprochenen Bewegungsabläufe wieder und wieder geübt, neue waren hinzugekommen, einige hatte der alte Rothwardon ihnen ausgetrieben und mit manch einer Kampftechnik mittendrin einfach überrascht. Er wusste, Erfolgserlebnisse waren wichtig, aber gleichermaßen musste auf eine gewisse Erdung geachtet werden, um keine sich selbst überschätzenden Meuchelmörder heranzuziehen - deren Überlebensrate tendierte stets gegen Null, und der Verlust von Schwestern und Brüdern war selbst für einen abgehärteten Veteranen wie Nazir nie einfach zu verdauen.
    "Genug erstmal", durchschnitt seine Stimme die Konzentration der beiden Trainierenden. "Nach der Pause machen wir weiter", und damit wandte sich Nazir einfach ab und ließ Neria und Kayét einfach stehen. Weder gab es eine Zeit- noch eine Ortsangabe, aber Kayét wusste, dass sie beide es schon mitbekommen würde. Das Training würde sie finden.

    Mit einem Schulterzucken entspannte sich Kayét und blickte Neria fragend an.
    "Ich würde sagen, wir essen etwas. Was hälst du davon, raus zu gehen?", und mit einem Nicken wies der Redguard hinter die Dunmerin in Richtung Ausgang, wo sich der weiße Säbelzahntiger Scimitar von ihnen unbemerkt niedergelassen hatte und herüberschaute.

    [Neria]
    Erschöpft blickte Neria zu Kayét auf. "Raus klingt gut", antwortete sie und rang sich ein schiefes Lächeln ab, während sie versuchte, notdürftig den Staub von ihrer Rüstung zu klopfen. Wasser, Dreck, und Leder, das bedeutete: putzen. Zumindest wusste sie bereits, wie sie ihren ersten richtigen Abend in der Zuflucht verbringen würde.
    Sie schloss sich Kayét an und ging mit ihm Richtung Ausgang, wobei ihr Scimitar auffiel, der sich seinem zweibeinigen Freund wieder angeschlossen hatte. Neria fand es erstaunlich, wie es dem Kater gelungen war, sich unbemerkt in ihre Nähe zu schleichen. Schließlich war die imposante Katze normalerweise schwer zu übersehen. Scimitar hielt sich an Kayét und ignorierte die Elfin demonstrativ; vielleicht war er immer noch beleidigt darüber, dass sie ihm seinen Schlafplatz streitig gemacht hatte.
    "Laufen die Tage hier immer so ab, Kayét?" fragte sie.
    Einerseits hatte Neria eine gewisse Ahnung, dass ihre unmittelbare Zukunft recht anstrengend werden würde, andererseits fühlte sie sich tief im Innern zufriedener, als dies auf Vidresis Hof jemals der Fall gewesen war. Nazir triezte sie zwar fürchterlich, aber dahinter stand echtes Interesse an ihr und der Wille, sein Wissen zu vermitteln. Vor zwanzig Minuten hatte sie den alten Rothwardonen zwar gehasst, im Stillen verflucht und zum Sharmat gewünscht, aber jetzt, nachdem die Schmerzen in ihren Muskeln langsam nachgelassen hatten, merkte sie, wie sehr ihr das Training gefallen hatte. Wie gut es war, dass jemand sie herausforderte. In diesem Moment, wo sie dreckverschmiert und durchgeschwitzt hinter ihrem Partner hertrottete, wuchs ihr Vertrauen in die Dunkle Bruderschaft ein weiteres kleines Stück.

    [Kayét]
    "Nicht alle", antwortete Kayét mit einem schiefen Lächeln, bevor er nach einer kleinen Pause nachsetzte.
    "Manche sind noch schlimmer", und mit diesen Worten legte er die Hand auf die schwere Steintür der Niederlassung, welche daraufhin lautlos zur Seite klappte und den Weg nach draußen freigab. Er wollte Neria weder veralbern noch unnötig Angst machen, denn tatsächlich war das Training von Nazir zwar hart, aber keinesfalls das Ende der Fahnenstange; hier in der Niederlassung gab es schließlich noch ganz andere Kaliber, und dabei musste Kayét zwangsläufig an Arnbjorn denken, welcher in seinen Trainingsmethoden einen groben Hinkelstein wie ein filigranes Kunstwerk aussehen ließ.

    Draußen vor der Bruderschaft zeigte sich nun für Neria, wie das Leben in der Bruderschaft das Zeitgefühl beeinträchtigte, denn was sie hier empfing war keineswegs die Abenddämmerung, sondern am Horizont kündigte sich stattdessen durch rötlichen Schein in leicht nebliger, kühler Luft der nächste Morgen in Skyrim an. Der Rothwardon hatte sich daran gewöhnt, nicht mehr zu wissen in welcher Zeit er gerade lebte, denn seine neue Familie bestimmte den Tagesablauf. Tag und Nacht war irrelevant geworden, zumindest in der schutzbietenden Gemäuern und Höhlen der Niederlassung.
    Während Kayét zu dem pechschwarzen, kleinen See in der Nähe schlenderte bog Scimitar in Richtung eines nahen Baumes ab und schaute kurz zu der Dunmerin herüber, wie als wolle er feststellen wo sich die Nachtlagerdiebin gerade befand. Der Blick des Katers richtete sich kurz darauf nach oben, zeitgleich kauerte er sich zusammen und spannte sichtlich die Muskeln an, und explosionsartig schnellte er wie von einem Katapult abgeschossen nach oben und schlug seine langen, messerscharfen Krallen in die grobe Rinde des Baumes. Diverse Kratzspuren zeigten, dass Scimitar dies nicht zum ersten Mal tat, und kurz darauf entzog er sich kletternd auch schon sämtlichen Blicken; lediglich ein gelegendliches Rascheln der Blätter in der Baumkrone zeugte noch von seiner Anwesenheit.

    Für Kayét war dies ganz offensichtlich nichts Neues, denn er ließ sich am Rande des Gewässers auf dem Boden nieder und holte das mitgebrachte Brot und das gebratene Horkerfleisch hervor, welches er von drinnen mitgenommen hatte. Gerade nach dem Training kam es darauf an, nicht zu hungern, zeitgleich jedoch vor der nächsten Einheit nicht unnötig den Magen zu füllen. Das kalorienreiche Fleisch der nördlichen Meeresbewohner kam da gerade recht. Mit einem kleinen Messer schnitt Kayét sich jeweils eine Scheibe ab und reichte den reichlichen Rest im Anschluss zu Neria herüber.
    "Entschuldige nochmal für vorhin", sagte der Rothwardon zwischen zwei Bissen mit ruhiger Stimme und hoffte, dass man ihm die stolzbedingte nötige Überwindung zum Aussprechen dieser Worte nicht anmerkte. Wir sind eine Familie, hier ist kein Platz für solche unnötigen Aktionen, rief er sich dabei in Gedanken zur Räson und biss ein weiteres Stück seiner Mahlzeit ab.

    [Neria]
    "Nicht alle. Manche sind noch schlimmer."
    Neria rang sich auf Kayéts Antwort hin ein gequältes Grinsen ab. Die ersten Wochen in der Zuflucht würden ziemlich hart werden.
    Ein Schwall kalter Luft fegte ihre Gedanken für einen Moment beiseite, Als ihr Begleiter die Dunkle Tür öffnete (die sich jetzt betont unschuldig wie eine ganz normale Tür verhielt) - der frühe Morgen und der Nebel tauchten die Landschaft, die sich vor ihnen ausbreitete, in ein unwirkliches Licht, ließen den Tau auf den Blättern mal silbern, mal rötlich schimmern.
    Für Neria wirkte all das sehr exotisch - Himmelsrand war ganz anders als das Herzland, aber auch anders als Bruma. Die Luft erschien ihr klarer, weniger von Zivilisation verklebt als in Cyrodiil. Vielleicht war das nur eine Einbildung, aber wenn, dann eine, mit der die junge Dunkelelfin gut leben konnte. Es gefiel ihr hier. Aber ziemlich kühl ist es schon...

    Nachdem sie versonnen Scimitar beobachtet hatte, der ihr offenbar noch immer nicht ganz verziehen hatte und jetzt, so hätte es zumindest gewirkt, wenn der Kater denken würde wie ein Mensch oder Mer, sicherstellen wollte, dass sie nicht noch einmal versuchte ihm einen seiner angestammten Plätze streitig zu machen, setzte sich Neria zu Kayét an den kleinen Tümpel neben dem Eingang. Von Scimitar war nichts mehr zu bemerken außer ein gelegentliches Rascheln der Blätter - in den Katakomben wirkte sein weißes Fell mit den Streifen sehr auffällig, aber in der Natur tarnte es ihn fast perfekt.

    Das Wasser, welches im Tümpel stand, war tintenschwarz und bewegte sich nicht. Neugierig beugte sich Neria vor, um zu sehen, wie ihr Spiegelbild wohl aussähe nach all den Strapazen - und war dann doch milde überrascht: der schwarze Spiegel vertiefte jeden Schatten in ihrem Gesicht, und so wirkte es, als blicke sie ihrem eigenen Totenschädel entgegen. Neria empfand das als durchaus passend, einzig das Arrangement aus Nachtschattenblüten, die sich ebenfalls im Wasser spiegelten, fand sie ein wenig zu übertrieben dramatisch.
    Sie verkniff sich gerade ein Grinsen wegen der Blüten, als Kayét ihr etwas zu essen reichte und sie kurz darauf plötzlich ansprach:
    'Entschuldige nochmal für vorhin.'
    "Hm?" Sie brauchte einen Moment, aber dann blitzte ein breites, ehrliches Lächeln in ihrem Gesicht auf. "Wofür denn? Dass du besser kämpfen kannst als ich?"
    Einem Impuls folgend legte Neria eine Hand auf Kayéts Schulter und drückte sie leicht. "Alles gut. Ich habe heute viel von dir gelernt, und ich möchte gar nicht, dass mich jemand schont. Zumindest..." fügte sie nach einer kurzen Pause und mit einem Augenzwinkern hinzu: "...jetzt noch nicht. Wie es damit heute Abend aussieht, das weiß ich noch nicht."

    [Kayét]
    Leicht drehte Kayét den Kopf in Nerias Richtung und schielte mit halben Auge auf die Hand, welche auf seiner Schulter ruhte. Diese Geste war ungewohnt, zumindest dafür dass die Dunmerin gerade mal einen Tag in der Bruderschaft weilte und sie sich genau genommen gar nicht kannten. Ungewohnt, aber keineswegs unangenehm.
    'Wofür denn?'
    Beinahe hätte der Redguard darauf mit 'Dass ich dir nicht die Schulter gebrochen habe' geantwortet, was auch ohne Nazirs Einschreiten zweifellos passiert wäre. Aber Neria schien sich dessen gar nicht bewusst zu sein, wozu sie also mit der Nase darauf stoßen? So entschied Kayét, diese rhetorische Frage und auch das 'Lob' mit einem leichten Schulterzucken und Lächeln abzutun und biss stattdessen ein weiteres Stück von seiner Mahlzeit ab.

    Ein Schatten flog in diesem Moment über die am Ufer sitzenden Bruderschaftsanwärter hinweg, als Scimitar mit einem gewaltigen Satz die Baumkrone wechselte und mit lautem Geraschel sein Ziel erfolgreich erreichte. Für seinen massig wirkenden Körper war er ziemlich gewandt und Kayét staunte ein ums andere mal zu welchen akrobatischen Höchstleistungen der weiße Säbelzahntiger fähig war.
    "Heute Abend?" und Kayét nickte in Richtung der Morgendämmerung, welche langsam aber stetig über den Himmel kroch und sich immer weiter ausbreitete. Gemessen an der Zeit, die sie beide schon in das Training investiert hatten, würden sie spätestens nachmittags ins Bett fallen.
    "Kommt ganz darauf an, was der alte Mann noch mit uns vorhat", und verstohlen blickte sich Kayét bei diesen Worten um, denn bei Nazir konnte man nie wissen ob er nicht doch gerade hinter einem stand. Glücklicherweise war dies nicht der Fall, und so entspannte sich der Redguard wieder ein wenig und richtete den Blick stattdessen nach oben auf die raschelnde Baumkrone.
    "Welches Training liegt dir denn besser als der Nahkampf?", fragte er seine Sitznachbarin mit einem betont schelmischen Grinsen und Unterton, nicht dass sie diese kleine Frotzelei noch ernst nehmen würde. Aber es steckte nicht nur der Schalk hinter seiner Frage; es konnte doch nicht schaden, wenn er ein wenig mehr über seine neue 'Schwester' herausfinden würde, und die Wahl ihrer Waffe wäre bereits ein guter Anfang um sie einzuordnen.

    [Neria]
    Neria hatte wirklich keine Ahnung, wie schwer Kayét sie um ein Haar verletzt hätte. Aber sie spürte sein kurzes Zögern, vielleicht Unbehagen, und nahm ihre Hand von seiner Schulter fort.
    "Nun, was man so 'Abend' nennt", antwortete sie mit einem Augenzwinkern. "Ich gestehe, in diesen Katakomben habe ich überhaupt kein Zeitgefühl." Sie wandte sich wieder dem Teich zu - das Ding war wirklich nur ein winziger Tümpel, aber sie liebte ihn jetzt schon. Das stille, finstere Wasser beruhigte sie und half ihr, sich zu fokussieren. Neria wusste schon jetzt, dass sie hier viel Zeit verbringen würde.
    "Der Bogen", sagte sie nach einer kurzen Pause. "Damit bin ich recht gut." Sie zögerte ein weiteres Mal, bevor sie fortfuhr: "Zumindest... reicht es für Goblins und Kobolde. Auf dem Hof, wo ich vorher gelebt habe, war ich die Beste damit. Ich will aber nicht angeben - hier bei der Bruderschaft wird es viele Leute geben, die mich mühelos darin übertrumpfen können."
    Neria wusste, dass sie unsicher wirkte. Auf Hlans Hof hätte sie sich das niemals anmerken lassen, aus Angst, dass sie durch jemand anderen ersetzt werden könnte, der sich besser zu verkaufen wusste. Aber hier, so viel hatte sie begriffen, brachte es nichts so zu tun, als sei sie besser, als sie wirklich war. Nazir hatte ihr das in nur wenigen Stunden ausgetrieben, hatte all ihre Unzulänglichkeiten gnadenlos seziert, nur um dann damit zu beginnen, ihre Fehler abzustellen. Es war eine harte und schmerzhafte Schule, aber Neria wusste instinktiv, dass es das wert war.
    Wir machen dich schneller, stärker und besser. Das war es, was ihr geheimnisvoller Anwerber versprochen hatte, und auf die Einlösung dieses Versprechens hatte sie nicht lange warten müssen.

    Sie blickte auf den Rest des Horkerfleischs, das Kayét ihr gegeben hatte. Etwa zwei Drittel davon hatte sie bereits hungrig heruntergeschlungen, und jetzt ging es ihr besser. Sie wollte sich aber auch nicht vollstopfen; wer wusste schon, welche Herausforderung als nächstes anstünde - und dann wäre es nicht gut, aufgrund eines übervollen Magens unbeweglich zu sein.
    "Scimitar!", rief sie halblaut und blickte zu der Baumkrone hinauf, in welcher der Säbelzahn gerade herumrumorte. Die Blätter wurden still, als der große Kater seinen Namen vernahm. Viel mehr als aufmerksam gespitzte Ohren konnte die Dunkelelfin nicht von ihm sehen, aber sie wusste ungefähr, wo er war. Also holte sie aus und warf den Rest des Horkers in seine Richtung, mit der leisen Hoffnung, dass die Raubkatze ihr Friedensangebot annehmen würde.

    [Kayét]
    Die Dunmerin sprach das aus was er schon seit dem ersten Tag seiner Ankunft selbst festgestellt hatte - das Zeitgefühl ging einem in der Niederlassung vollkommen ab, aber einen besonders hohen Stellenwert räumte Kayét diesen Umstand keineswegs ein. Wenn Training war, dann war Training, wenn sie schliefen, dann schliefen sie - unabhängig davon, ob Tag oder Nacht.

    "Mit dem Bogen richte ich wahrscheinlich mehr Schaden an wenn ich dich damit bewerfe als dass ich schieße", grinste der Redguard zur Antwort und fingerte dabei unbewusst an dem Lederband an seinem Handgelenk herum. Diesen Spruch hatte er damals in Hammerfell immer wieder zu hören bekommen; es war zwar nicht so dass er mit dieser Waffe gar nicht umgehen konnte, diesbezüglich rückte sich Kayét in ein schlechteres Licht als es eigentlich nötig gewesen wäre. Aber ein Virtuose mit dem Bogen war er nun wahrlich nicht, davon konnten Gabriella und Veezara definitiv ein Lied singen und es blind bezeugen. Schnell wischte er die Erinnerungen an seinen Vater beiseite und konzentrierte sich wieder auf Neria, welche seiner Meinung nach soeben mit Sicherheit bewusst tiefstapelte - denn umsonst saßen sie beide nicht hier am See; jeder in der Bruderschaft war für sich genommen ein Individuum und tat sich mit mindestens (irgend)einer Spezialität hervor, und davon waren die Anwärter nicht ausgenommen. Bogenschießen also, und irgendwie passte dies in Kayéts Augen tatsächlich am besten zu der zierlichen Dunmerin. Das konnte jedoch wohl kaum schon alles gewesen sein, und für einen Moment grübelte Kayét weiter. Sie hatte auf einen Hof gelebt. Als Dienstmädchen? Wohl kaum, wenn sie Bogenschießen konnte. Wie eine Söldnerin wirkte Neria jedoch ebenfalls nicht.

    Ihre Stimme riss ihn aus den Gedanken, und gerade noch sah er die Pranke von Scimitar aus dem Blättergestrüpp hervorschnellen und das Horkerfleisch mit den messerscharfen Krallen im Flug packen. In Sekundenbruchteilen waren das Stück und die Pfote von dem Säbelzahntiger auch schon wieder verschwunden und man hörte es nur noch mehr in der Baumkrone rascheln, ganz offensichtlich verzehrte der gestreifte Riesenkater gerade das von Neria zugeworfene 'Friedensangebot'.
    "Mach ihn nur noch dicker", bemerkte er schelmisch in Richtung Neria, und im Anschluss rappelte sich der Redguard auf und reichte der Dunmerin die Hand um sie ebenfalls auf die Beine zu ziehen.

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •