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ᵵ Ghost Rider ᵵ
Während Kayét auf dem Boden in einem abgelegenen Teil der Niederlassung saß und dabei zusah, wie Lis (die Riesenspinne der Bruderschaft, mit welcher sich der Säbelzahntiger kurioserweise blendend verstand) zusammen mit Scimitar gerade ein riesiges Stück Fleisch zerlegte, dachte er mit nachdenklicher Miene über die letzten Wochen nach.
Es erschien ihm auf eine gewisse Art und Weise ziemlich surreal - seit dem ersten Tag war er ein Teil dieser...Familie geworden und fühlte sich von Anfang an so als ob er endlich nach Hause gefunden hätte. Das Training war hart, härter als er es sich vorgestellt hatte. Natürlich kam ihm seine Physis dabei entgegen, aber verständlicherweise würden sich die Ausbilder der Bruderschaft niemals anmerken lassen, wenn er etwas gut gemacht oder die Anforderungen übertroffen hatte - das Höchste der Gefühle war bis jetzt ein anerkennenden Nicken gewesen, und dabei war es bisher auch geblieben (auch wenn ihm dies gerade von Nazir sehr viel bedeutet hatte). Aber was soll's, Kayét reichte dies; er strengte sich an, strebte stetig nach vorn und hatte mittlerweile bald den ersten eigenen Auftrag vor Augen. Es gab also nichts, worüber er sich beklagen konnte oder was ihm fehlte.
Nichts?
Nein, das war nicht ganz richtig.
Zum einen war da die Tatsache, dass er seinen beiden...Schätzchen seit ihrer Anwerbung in Solitude nicht mehr über den Weg gelaufen war. Vielleicht machte er sich etwas vor oder auch zum Trottel, aber irgendwie hatte er das Bedürfnis, ihnen zu danken. Dafür, dass er von ihnen auf den seiner Meinung nach richtigen Weg geführt hatte - heraus aus der Einsamkeit und Verzweiflung, direkt hinein in ein neues Leben. Aufmerksam hatte der Redguard die Augen und vor allem Ohren offengehalten, aber niemandes Stimme in der Niederlassung erinnerte ihn an die beiden Frauen. Vermutlich waren sie in einer anderen Unterkunft tätig oder hatten eine längere Reise oder Auftrag zu erledigen. Kayét fragte nicht danach, ehrlicherweise hatte er sich dies noch nicht getraut, und ohnehin rechnete er nicht mit einer aufrichtigen Antwort; wenn er denn überhaupt eine bekommen würde. Wie auch immer, er würde sie irgendwann wiedertreffen. Dessen war er sich sicher.
Abgesehen davon gab Kayét noch eine andere Sache zu denken, und unbewusst ließ er seine Gedanken zu dem inzwischen wieder einmal leere Nachlager neben dem seinen schweifen. Seit Anfang seines neuen Lebens und dem Beginn des Trainings und der Vorbereitung auf seinen ersten Auftrag hatte der Rothwardone bereits zwei weitere Anwärter 'überlebt', und dies konnte durchaus die Frage aufwerfen ob der Weg im Dienste der Mutter ihm nur einfach so leicht fiel oder er schlicht und einfach nur verdammtes Glück bis hierher gehabt hatte.
Der Erste war ein Kaiserlicher gewesen, eigentlich ein fitter und auch recht sympathischer Typ, aber dies bewahrte ihn nicht vor dem Unfall beim Klettertraining - ein kleiner loser Stein, eine leicht verzögerte Reaktion beim drohenden Fall und unglaubliches Pech beim Aufschlag auf die nur wenige Meter unter sich befindlichen Wasserfläche, all dies in Kombination führten zu einem gebrochenen Genick und ein paar Stunden großer Trauer in der Niederlassung der Dark Brotherhood.
Seine Nachfolgerin war eine Ork gewesen; eine sehr...grobschlächtige Frau, das ließ sich nicht anders beschreiben. Kayét war der Meinung gewesen, dass sie in der Kriegergilde wohl besser aufgehoben wäre, aber auch der Weg roher Gewalt war anscheinend bei entsprechenden Talent kein Hindernis für ein Leben mit der Dark Brotherhood - siehe Arnbjorn, ein gewalttätiger Nord und Ausbilder für das körperliche Training. Dennoch, woran es bei der grünhäutigen Matrone mit den exorbitanten Hauern scheiterte konnte Kayét erst einmal nur vermuten, denn von heute auf morgen war ihr Schlafplatz wie leergefegt und sie verschwunden. Wie als hätte die Orkfrau niemals existiert. Kayét hatte nachgefragt, jedoch entweder nur einen verständnislosen Blick oder auch ein bedeutsames Kopfschütteln geerntet - was ihm Antwort genug war. Man hatte sich ihrer entledigt, mit ziemlicher Sicherheit aus Vertrauensgründen. War sie eine Spionin? Hatte sie sich abfällig über die Dark Brotherhood oder gar die Mutter geäußert? Befehle verweigert? Was auch immer es war, das Resultat wäre stets dasselbe, und so verschwendete der Redguard keinen weiteren Gedanken mehr an das Schicksal seiner ehemaligen Leidensgenossin und richtete den Blick nach vorn.
Seufzend und umständlich erhob sich Kayét und warf noch einen Blick auf das ziemlich ungleiche Pärchen vor sich, welches soeben gemeinschaftlich ein großes Stück Fleisch aus dem riesigen Brocken heraustrennte.
"Kannst ja nachkommen wenn...ihr fertig seid", sprach er zu dem weißen Ungetüm und der riesigen Spinne, aber Scimitar & Lis schienen sich davon nicht stören zu lassen, und damit wandte sich der Redguard ab und begab sich in Richtung der Unterkünfte (wollte man diese Höhle mit Betten so nennen).
An einem der grob behauenen Eingänge lief er dann auch schon direkt Astrid in die Arme.
"Ah, Kayét. Falls du dich die letzte Zeit allein gefühlt hast - das ist jetzt vorbei", meinte sie mit einem Augenzwinkern und ließ den Redguard einfach stehen um in Richtung der Werkstätten davonzueilen.
Auch wenn die Nord mehr als nur ein paar Ränge über ihm stand, sie bemühte sich innerhalb ihrer Niederlassung um eine möglichst flache Befehlsstruktur, auch was den Umgang miteinander anging; vielleicht war genau das der Grund, warum sich Kayét vorkam wie...in einer Familie.
Es war nicht schwer zu erraten, was diese Aussage zu bedeuten hatte; es gab also einen neuen Anwärter. Oder Anwärterin. Wie auch immer, inzwischen hatte sich Kayét daran gewöhnt, keine Überraschungen mehr zu erwarten, und so schlenderte er zu seinem Nachtlager....um daraufhin dennoch überrascht zu werden.
Zugegeben, in seinen Augen war es alles andere als schwer, die bullige Orkfrau zu übertrumpfen wenn es um's Aussehen ging, aber das war nun wirklich eine Wendung wie sie Kayet nicht erwartet hatte. Die zierliche Dunkelelfe mit den Kurven an der richtigen Stelle saß etwas verloren auf ihrem Bett und wusste ganz offensichtlich nicht so recht, wie sie ihr zukünftiges Nachtlager bewerten sollte, so zumindest der Eindruck des Redguard. Von all seinen....'Bettnachbarn' war sie nun wirklich mit Abstand die Ansehnlichste, und kaum dass er näher kam wandte sie den Kopf herum und wache, blutrote Augen trafen auf die Grauen von Kayét. Außergewöhnlich, zumindest die Farbe in dieser Intensität.
"Was ist die Musik des Lebens?", nahm er seine neue (Bett)Nachbarin mit der Türlosung auf die Schippe und ließ sich ihr direkt gegenüber seinerseits auf das weiche Tierfell fallen um sie im Anschluss offen anzublicken.
"Ich bin Kayét", sagte er im Anschluss und beobachtete Nerias Reaktion auf seine Wenigkeit - spontane Sympathie konnte schließlich auch eine Einbahnstraße sein.
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