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Auserwählter
Mit spitzen Fingern hielt Theo die Ratte nach oben, und das belastete die strukturelle Integrität des Tiers schon enorm. Er hatte keine Ahnung, wie alt diese Ratte sein musste, aber wenigstens erklärte das den leichten Mief, der immer von Tods schwerem Umhang ausgegangen war.
Leider war das Tier zu alt, um wirklich etwas zu ihrer Herkunft sagen zu können. Theo ließ die Ratte ein wenig vor seinen Augen herumbaumeln, und nur eine Millisekunde später war er extrem dankbar dafür, sie noch nicht nach oben über seinen Kopf zur genaueren Inspektion gehoben zu haben, denn mit einem unangenehmen Reißen und einem noch viel unangenehmeren Pflatschen riss der Schwanz ab und die tote Ratte segelte zu Boden. Uargh. Mehr konnte man dazu schon gar nicht sagen.
Aber, wie er mit seinem typischen Theo-Optimismus feststellte, hatte das ganze auch seine positiven Seiten. Denn als er gerade nach einem Lappen greifen wollte, um die Sauerei aufzuwischen, sah er feine Kratzer auf dem Boden, die in einem Bogen zu einem der Schränke führten. Vorsichtig folgte er den Spuren und rüttelte an dem Schrank. Und tatsächlich - er war nicht fest an der Wand verankert, sondern ließ sich recht einfach wegschieben. Und dahinter fand er ein Loch in der Wand, das in einer Klappe endete. Es war ein Luftschacht, der von oben kam und - das war merkwürdig - weiter nach unten führte.
Theo konnte seinen Arm nicht sehr tief in die Öffnung stecken, aber als er ganz vorsichtig hineingriff, fasste er auf... Stoff? Er fühlte sich an wie ein kleines Stück Stoff, dass an einem Seil befestigt war. Und auf diesem Stück Stoff lag eine leere, benutzte Spritze.
Das Mordwerkzeug der Nacht? Aber bevor Theo danach greifen konnte, entzog sich der kleine Lastenaufzug Marke Eigenbau seinen Fingern und wurde nach oben gezogen - und zwar relativ sicher nicht automatisch, sondern von Hand... Und nach wenigen Sekunden war die Spitze außer Reichweite, und Theo blieb nur noch ein enttäuschtes "Hey!".
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Das kleine Wachhäuschen wirkte merkwürdig deplaziert hier in dem breiten Gang, als wäre es irgendwann nach dem Bau unmotiviert hier eingesetzt worden. Es ging nicht einmal bis ganz zur Decke, sondern saß wie ein miesmütiger Würfel mitten im Gang. An der Seite, die in den Gang hineinragte, befand sich ein großes, breites Fenster mit ein paar Löchern drin, durch die man einst mit dem Wachmann sprechen konnte. Aber nun war es leer, die Lichter waren aus, und man kontne nicht erkennen, was sich hinter der Glasscheibe verbargt.
"Cool. Noch etwas, was wie tot aussieht."
Schwungvoll steuerte Matt auf die Tür zu, drückte die Klinke nach unten, und mit einem Quietschen öffnete sich die Türe. Er tastete vorsichtig nach dem Lichtschalter - betend, dass KILA wenigstens das intakt gelassen hatte. Und er war erfolgreich! Mit einem Flackern sprangen die Neonlampen an, und er sah ein kleines Kabuff vor sich - ein Drucker in der Ecke, verteilte Papiere auf dem Schreibtisch und ein kleines Mikrophon, welches tatsächlich rot leuchtete und damit Sendebereitschaft signalisierte. Das Teil hatte sogar einen Aux-Eingang und das benötigte Kabel dafür - er konnte also sogar seinen neu erworbenen Musikplayer hier anhängen und die Soundanlage als Radio missbrauchen. Soweit er das mitbekommen hatte, war KILA 3.0 sowieso gerade nicht wirklich in der Lage, ihnen zuzuhören...
Er könnte sich die ausgedruckten Stapel Papier anschauen, die im Drucker lagen. Es war ein ziemlich dicker Stapel, und vor allem sah es so aus, als wäre erst vor sehr kurzer Zeit ein neues Blatt ausgedruckt wurden.
Er könnte aber auch den Schreibtisch durchsuchen - vielleicht findet er dabei ja einen Hinweis auf den Zahlencode für den Fahrstuhl?
Er könnte aber natürlich auch wirklich ganz stumpf eine Durchsage mit seinem neuen Spielzeug machen oder den Bunkerbewohnern ein wenig Musik gönnen...
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