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Thema: [Verbrecher von Düsterburg] Tag 3

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Matt saß immer noch schweigend in seiner Koje.
    Gestern hatte er...

    Seine Gedanken kreisten und waren schwierig zuzuordnen. Sein Magen zog sich bei dem gestrig erlebten immer wieder zusammen, denn er wusste, dass er daran Schuld war. Er hatte dafür gesorgt... sich selbst in diese Misere gebracht.
    Es war mit keinem Gefühl auf der Welt vergleichbar, denn es verdeckte alle seine Sinne und nahm ihm gänzlich die sonstige Lust und Freude daran aufzustehen und einfach... zu sein.
    Was hatte er nur getan?

    Allein der Gedanke daran, mit KILA zu flirten und sich Hoffnung zu machen hier rauszukommen. Das alles war anscheinend nun dahin.
    Wenn er nicht diesen Vorschlag in den Raum geworfen hätte, dann würde er jetzt nicht hier sitzen und sich fragen was hätte sein können. Denn auch wenn nichts war, tat es trotzdem weh.

    "Und sie hatte mich noch gewarnt..."

    Für Matt war eine Sache sicher... er musste hier raus.

    Schlurfen zog er durch die Gänge. Die Hände in den Hosentaschen versteckt, der Rücken leicht gekrümmt gab er ein Trauerbild sondergleichen ab.
    In der Mensa schenkte er den Anwesenden kaum Beachtung. Er saß einfach auf einer Bank, den Kopf in den Händen vergraben während er alte Lieder in seinem Kopf abspielte die natürlich nicht auf dem iPod waren.

    "It's late and I'm awake
    Staring at the wall
    Open up my window
    Head falls out the door"


    Der Vorschlag von Leroy und die Ansprache von Eerie bekam er zwar mit, doch waren seine Gedanken woanders.
    Als sich die Reste der Verbliebenden anfing zu zerstreuen, atmete Matt tief ein und aus.

    Er musste hier raus.

    Sein Weg führte ihn zur Industriestation, er würde Leroys Vorschlag folgen.
    Die Versorgungsgänge klangen zumindest nach einer Möglichkeit. Vor allem weil niemals jemand von Ihnen diese Gänge erkundet hatte.
    Matt sah noch wie Leroy vor einer Türe stand sonst verschlossen war. Noch vor einem Tag hielt jeder der Anwesenden das hier für die Grenze Ihrer restlichen Lebenserwartung.
    Doch sie öffnete sich und Leroy war der erste von Ihnen der hindurchschritt.

    Matt folgte ihm mit ein paar schnellen Schritten.

    "Yo! Leroy. Also... gestern ne... gute Arbeit mit dem Computer. Hab gehört, dass du das im Alleingang gelöst hast. Ich dachte mir, hey, wir waren bei dem Gift Stuff schon so ein geiles Team. Also könnten wir uns ja auch die Versorgungsgänge vornehmen."

    Geändert von Gendrek (07.03.2017 um 18:36 Uhr)

  2. #2
    Leroy besah sich das Eingabefeld. Einer plötzlichen Intuition folgend woillte er KILA fragen, welche Gefangenennummer Smithee gehabt hatte, aber ihm fiel gerade nocg rechtzeitig wieder ein, dass der neue KILA sie ihm wohl erstens nicht sagen würde, und zweitens am besten überhaupt nicht wissen sollte, wo er sich gerade befand...
    'Hm, anscheinend haben wir den Doktor doch zu früh abgemurkst. Hätten wir ihm erzählt, dass sich hinter der Tür KILAs Kontrollraum befindet, hätte er mit Sicherheit freudig alle 999.999 Kombinationen durchprobiert...'
    Plötzlich wurden seine Gedanken unterbrochen, als ihn jemand von hinten ansprach.
    "Yo! Leroy. Also... gestern ne... gute Arbeit mit dem Computer. Hab gehört, dass du das im Alleingang gelöst hast. Ich dachte mir, hey, wir waren bei dem Gift Stuff schon so ein geiles Team. Also könnten wir uns ja auch die Versorgungsgänge vornehmen."
    Er drehte sich um. Eigentlich war er eher Einzelgänger, und allgemein war jemand wie Matt auch nicht so seine bevorzugte Gesellschaft. Nach dem Doktor war er unter den wenigen Überlebenden noch der... "Lebhafteste", wenn man es positiv formulieren wollte. Aber nun war er schonmal hier, vier Augen sahen mehr als zwei, eine Hand wusch die andere und so weiter und so fort... Wenn er ganz ehrlich war, musste Leroy zugeben, dass sein ursprünglicher Plan, die Gänge ganz allein zu erkunden, vielleicht doch etwas waghalsig gewesen war, und inzwischen gruselte es ihn auch ein bisschen vor den leeren Gängen, und vor dem, was er darin finden (und vor allem herausfinden) mochte.
    Daher antwortete er:
    "Klar, warum nicht. Wie wär's, schauen wir mal, ob jemand versehentlich die Haupttür offen stehen lassen hat?"
    Vielleicht war es eine ganz gute Idee, erstmal zu schauen, wie weit sie überhaupt kamen, bevor sie auf verschlossene Türen oder Selbstschussanlagen (oder ähnlich unangenehme Dinge) trafen, und sich auf dem Rückweg mit irgendwelchen (wahrscheinlich ebenfalls verschlossenen) Türen zu beschäftigen. Schließlich hatten sie nicht ewig Zeit, und da war es wohl sinnvoll, sich erstmal einen Überblick zu verschaffen, was es hier überhaupt alles zu untersuchen gab.

  3. #3


    Leroy und Matt wanderten langsam die breiten Gänge entlang. Es war schrecklich still. Aber nicht die Art von Stille, an die sich mittlerweile gewöhnt hatten. Jeder Schritt, den sie auf dem kalten Steinboden taten, hallte tausendfach an den Metallwänden wider, und doch war es ... still. Die Gänge waren sehr breit, bestimmt vier oder fünf Meter, und beide fragten sich stumm, warum hier so verflucht viel Platz war..

    Was Leroy schon vorher aufgefallen war - die Schienen, von denen er eigentlich dachte, dass sie nach draußen führen, machten direkt nach der Tür eine scharfe Biegung und führten direkt in den Fahrstuhl. Was auch immer seine Kollegen aus der Industriestation hergestellt hatten, es gign nicht nach draußen, sondern weiter nach UNTEN.

    Der Boden hier in den Gängen war völlig glatt und eben. War ja auch klar, schließlich gab es hier keinen Fußverkehr, der den Boden hätte abnutzen können. Im Vergleich zu dem geraden Boden hier hinten waren die Steinböden im öffentlichen Teil übersäht mit in den Jahrzehnten hineingelaufenen Spuren.

    "Hallo? Echo?"
    "Sei lieber still, Wir wissen nicht, ob der halbgare KILA-Ersatz uns hören kann."

    Konnte er anscheinend nicht. Denn niemand antwortete ihnen.

    Die Gang ging vor ihnen eine Biegung ein.

    "Kein Wunder, dass niemand je weggerannt ist, diese Gänge fühlen sich unendlich an."

    Leroy lachte kurz bitter auf.

    "Ja, und siehst du diese Düsen an der Wand? Jeder, der es versucht hätte, wäre nicht weiter als hier hin gekommen."

    Die Wände waren von oben bis unten mit kleinen Düsen gesäumt, wie es sie auch in jeder einzelnen Koje und verteilt durch den Bunker gab. Aber so konzentriert wie hier hatten weder Matt noch Leroy sie nie gesehen. Die Konzentration an Mittel musste so schwer sein, dass man sofort ausgeknockt wurde, wenn man hier entlang kam. Aber KILA schien alle Sensoren in diesem Bereich lahm gelegt zu haben. Aber.,.

    "Hey, Leroy, siehst du das?"

    An der linken Wand war ein Panel etwas dunkeler als die Wand drum herum. Es sah aus wie ein typischer Eingang in einen Versorgungstunnel - so einer, wie er auch zu Behälter IIV führte. Als Matt die Wandverkleidung vorsichtig zur Seite schob, konnte er dahinter nur Dunkelheit erkennen. KILA hatte wohl auch großzügigerweise die Notbeleuchtung in diesem Abschnitt deaktiviert.

    "Lass uns erstmal weitergehen."

    Sie gingen zur nächsten Biegung. Alles hier fühlte sich so unendlich weit an. Aber kaum, dass sie die Kurve durchquert hatten, waren die endlosen Gänge endlich vorbei. Der Weg verengte sich, und Matt, der schließlich noch nicht allzu lange hier war, erkannte den Bereich wieder.

    "Ey, das ist die Aservatenkammer! Da musste ich all meinen Scheiss abgeben - Klamotten, Koffer, Handy, all den Scheiss."

    "Mh, ich auch... aber von hier außen sieht sie so klein aus?"
    "Ja, habe ich mich auch gefragt... Ich meine, hey, da müssten ja die Sachen von uns allen drin sein, aber das war nur so ein kleines Kabuff mit ein paar Regalen. Wie solln das funktionieren?"

    Matt drückte die Klinke nach unten - und tatsächlich, die Kammer war unverschlossen. Aber bevor er einen Blick hineinwerfen konnte, wurde er von Leroy auch schon weitergezogen.

    "Wir haben genug Zeit, wir sollten erst einmal den Haupteingang suchen."

    Diesen zu finden war nicht schwer. Von der Tür aus mussten sie sich einfach nur umdrehen und schon blickten sie auf die imposanten Metallschiebetüren, die diesen Bereich versiegelten. Es ging vorbei an einem kleinen Wärterhäuschen, vorbei an einer kleinen Kreuzung, an die vier Räume angeschlossen waren, bis hin zu dem Metalltor. Leroy wusste, dass es dahinter noch weiterging. Er war sich sogar ganz sicher, dass man aus dem Aufzug heraustrat, dann warten mussten, bei sich diese riesigen Stahltüren geöffnet hatten, und dann erst weitergeführt wurde. aber so wie es schien, gab es keinen Weg, von innen die Türen zu öffnen. Natürlich. Das wäre ja auch zu einfach gewesen. Aber dafür kannten sie jetzt den gesamten Bereich hier hinten und konnten sich genauer umsehen. Wer weiß, was sich hier alles finden ließ?

    Zitat Zitat
    Das pure Vergnügen
    Bereich B1 - B4
    Vier kleine Räume, die an den Hauptgang angeschlossen waren und deren Türen offen standen. Jeder Raum kann einzeln untersucht werden.
    Zitat Zitat
    Der einsamste Job der Welt
    Bereich F
    Das kleine Wärterhäuschen war früher mit einer Person besetzt gewesen - dem "einzigen Mitarbeiter" der Düsterburg, wie die Werbebroschüre stolz verkündet hatte. Was war eigentlich mit dem passiert?
    Zitat Zitat
    Eine Sammlung für die Jahrhunderte
    Aservatenkammer C
    Die Kammer, in der ihr alle eure Habseligkeiten abgeben musstet. Viel zu klein für alle Insassen - hier musste es irgendwelche Antworten geben!
    Zitat Zitat
    Der Duft der Freiheit?
    Versorgungsgang D
    Personenanzahl: 2
    Der Weg durch den neu gefundenen Versorgungsgang ist dunkel. Ihr solltet euch hier nur zu zweit hineinwagen!
    --------

    Gerade, als Erie zur Tat schreiten wollte, um die Erde zu reinigen und aufzufrischen - ein Prozess, bei dem Wasser von größter Wichtigkeit war - rauschte es in den Lautsprechern. Er und Boyle schauten sich an, und dann nach oben. Aber ein paar Sekunden lang rauschte es nur, bevor sie eine ganz leise Stimme hören konnten.

    "Haha, ja, der Job ist voll geil. Nur hier sitzen und den Idioten da unten beim Verrecken zuschauen. ... Haha, ja, die haben alle keinen Plan. Ein bisschen wie Sims 25, voll geil... Ja, Daddy hat mir den Job versorgt, nachdem die alte Tussi rausgeflogen ist. Einen besseren Entry-Level-Job, um in der NATION-Verwaltung durchzustarten gibt's eigentlich gar nicht. Aber irgendwie hatte die wohl 'n schlechtes Gewissen und hat die ganzen Kameras beschädigt oder so'n Scheiss. Ich sitz also nur hier und kann eh nichts sehen. Und von dem, was ich hören kann, machen die gerade eh nichts. Kein Plan warum die Tussi so gesnapt ist. Sind da unten ja eh nicht mehr viele, wegen..... "

    Ein bisschen weiteres Rauschen machte es unmöglich, mehr von dem Gespräch zu hören, was der neue KILA anscheinend am Telefon führte. Es gab ein leises Klackern, dass verdächtig nach einer Bierflasche klang, die auf einem Schreibtisch landete.

    "Hast du das gehört mit dem Aufstand im Süden? Hammer, wie die Nation da durchgreift. Richtig so! Diese scheiss Vergewaltiger aus Neu-Mexico sollten alle wie Vieh hingerichtet werden. Aber hey, gut genug, um meine Scheisse aufzuwischen sind sie ja noch. Haha, ja, morgen zum Präsidententag gönne ich mir glaube ich so eine dunkle ••••••••."
    "Unser neuer Aufpasser ist ja ein richtiges Herzchen."

    Boyle nickte nur, während Erie sich schon an die Arbeit gemacht hatte. Mit erstaunlich geschickten Händen und einem wutroten Kopf - ob von der Arbeit oder dem Ärger, den sie empfand vermochte Boyle nicht zu sagen - siebte sie die Erde durch, fischte Scherben vom Porzellan aus dem Boden und duschte schließlich die Blätter ab.

    "Ne, du ich muss aufhören. Hab zu arbeiten."

    Es klackerte noch ein paar Mal, und dann hörten sie ein leises "Oh Shit." und die Verbindung brach ab.

    "Naja, wenigstens wissen wir jetzt, dass KILA-3 nicht allzu gut aufpasst und auch gar nichts sehen kann."
    "Mh."

    Erie schnaubte nur, als sie die mitgebrachte Muttererde aus der Hydroponik und die alte Erde vorsichtig vermischte und sanft um jede kleine Wurzel des Bäumchens legte. Es war noch ein wenig Arbeit nötig, aber sicher war die bisherige Arbeit schon ausreichend, um zu sagen, dass Clementine nun eine Chance hatte.

    Zitat Zitat
    Ab morgen stehen der Küche Zitronen zur Verfügung.

    Geändert von Caro (07.03.2017 um 22:04 Uhr)

  4. #4
    "Meine Fresse... Da hat der Doc sich aber nochmal was richtig nettes einfallen lassen."

    Die Hände in die Hüften gestemmt stand Theo in der Küche. Gott sei Dank hatte jemand anders offenbar die Überreste des Mannes beiseite geräumt und, so gut es ging, die... Rückstände... beseitigt. Aber eine Sache war da noch. Theo stiefelte zum Kühlschrank, öffnete ihn und nickte.

    "Jep, Ratte immer noch da. Lecker. Wo haben wir denn... Ah da, Handschuhe. Sorry kleiner, aber dich pack' ich nicht so an... Dann komm mal her."

    Theo hob die Ratte mit spitzen fingern hoch und begutachtete sie. Vielleicht gab es ja irgendeinen Hinweis darauf, wo sie hergekommen war? Irgendwelche Auffälligkeiten, Gerüche, Matschspritzer?

    Geändert von BDraw (08.03.2017 um 00:53 Uhr)

  5. #5
    "Well... nice and tight. Ich glaub nicht das wir hier so schnell durchkommen. Also... jedenfalls nicht mehr Hilfe von der Arschnase die jetzt hinter den scheiß Lautsprechern sitzt."

    Autsch. Das tat weh. Matt hoffte irgendwo tief in sich drinnen, dass er dem Kerl der jetzt das Mikro in der Hand hatte mal genau so weh tun könnte.

    "Ja, die sind fest verschlossen. Aber vielleicht finden wir ja eine Möglichkeit Sie zu öffnen. Auch wenn das eher unwahrscheinlich ist."

    Matt schaute sich noch einmal um. Hinter den beiden befand sich das Wartehäuschen. Ja, an diesem kleinen Teil kam Matt auch vorbei und drinnen saß ein ziemlich gelangweilt ausschauender Vertreter der Nation.
    Er konnte sich noch genau erinnern. Blondiertes Haar, langweilige Frisur. Sein Gesicht hatte einen ungesunden Stich ins Orangene. Sein Hals sah normal aus. Ein typischer Vertreter der Nation halt.
    Aber vielleicht gab es ja etwas in dem Häuschen.

    "Yo L to the eroy, Leroy. Ich schau mir mal die Bude da an, vielleicht gibts da ja irgendwelchen Shit der uns irgendwie hilft. Oder ein Mikro. Dann übernehme ich die Lautsprecherdurchsagen, schlag hier mein Zelt auf und mach das zu nem nicen Radiosender oder so."

    Matt strich sich über den Kopf und tat kurz zu, so als würde er an den Schirm seiner nonexistenten Basecap greifen und sie richten. Leroy schaute ihn nur entgeistert an.
    Komischer Kerl.

    Der einsamste Job der Welt, würde jetzt auf den Kopf gestellt werden. Denn Matt übernahm diesen Posten nun.

    Geändert von Gendrek (08.03.2017 um 01:43 Uhr)

  6. #6
    Mit spitzen Fingern hielt Theo die Ratte nach oben, und das belastete die strukturelle Integrität des Tiers schon enorm. Er hatte keine Ahnung, wie alt diese Ratte sein musste, aber wenigstens erklärte das den leichten Mief, der immer von Tods schwerem Umhang ausgegangen war.

    Leider war das Tier zu alt, um wirklich etwas zu ihrer Herkunft sagen zu können. Theo ließ die Ratte ein wenig vor seinen Augen herumbaumeln, und nur eine Millisekunde später war er extrem dankbar dafür, sie noch nicht nach oben über seinen Kopf zur genaueren Inspektion gehoben zu haben, denn mit einem unangenehmen Reißen und einem noch viel unangenehmeren Pflatschen riss der Schwanz ab und die tote Ratte segelte zu Boden. Uargh. Mehr konnte man dazu schon gar nicht sagen.

    Aber, wie er mit seinem typischen Theo-Optimismus feststellte, hatte das ganze auch seine positiven Seiten. Denn als er gerade nach einem Lappen greifen wollte, um die Sauerei aufzuwischen, sah er feine Kratzer auf dem Boden, die in einem Bogen zu einem der Schränke führten. Vorsichtig folgte er den Spuren und rüttelte an dem Schrank. Und tatsächlich - er war nicht fest an der Wand verankert, sondern ließ sich recht einfach wegschieben. Und dahinter fand er ein Loch in der Wand, das in einer Klappe endete. Es war ein Luftschacht, der von oben kam und - das war merkwürdig - weiter nach unten führte.

    Theo konnte seinen Arm nicht sehr tief in die Öffnung stecken, aber als er ganz vorsichtig hineingriff, fasste er auf... Stoff? Er fühlte sich an wie ein kleines Stück Stoff, dass an einem Seil befestigt war. Und auf diesem Stück Stoff lag eine leere, benutzte Spritze.

    Das Mordwerkzeug der Nacht? Aber bevor Theo danach greifen konnte, entzog sich der kleine Lastenaufzug Marke Eigenbau seinen Fingern und wurde nach oben gezogen - und zwar relativ sicher nicht automatisch, sondern von Hand... Und nach wenigen Sekunden war die Spitze außer Reichweite, und Theo blieb nur noch ein enttäuschtes "Hey!".

    --------

    Das kleine Wachhäuschen wirkte merkwürdig deplaziert hier in dem breiten Gang, als wäre es irgendwann nach dem Bau unmotiviert hier eingesetzt worden. Es ging nicht einmal bis ganz zur Decke, sondern saß wie ein miesmütiger Würfel mitten im Gang. An der Seite, die in den Gang hineinragte, befand sich ein großes, breites Fenster mit ein paar Löchern drin, durch die man einst mit dem Wachmann sprechen konnte. Aber nun war es leer, die Lichter waren aus, und man kontne nicht erkennen, was sich hinter der Glasscheibe verbargt.

    "Cool. Noch etwas, was wie tot aussieht."

    Schwungvoll steuerte Matt auf die Tür zu, drückte die Klinke nach unten, und mit einem Quietschen öffnete sich die Türe. Er tastete vorsichtig nach dem Lichtschalter - betend, dass KILA wenigstens das intakt gelassen hatte. Und er war erfolgreich! Mit einem Flackern sprangen die Neonlampen an, und er sah ein kleines Kabuff vor sich - ein Drucker in der Ecke, verteilte Papiere auf dem Schreibtisch und ein kleines Mikrophon, welches tatsächlich rot leuchtete und damit Sendebereitschaft signalisierte. Das Teil hatte sogar einen Aux-Eingang und das benötigte Kabel dafür - er konnte also sogar seinen neu erworbenen Musikplayer hier anhängen und die Soundanlage als Radio missbrauchen. Soweit er das mitbekommen hatte, war KILA 3.0 sowieso gerade nicht wirklich in der Lage, ihnen zuzuhören...

    Er könnte sich die ausgedruckten Stapel Papier anschauen, die im Drucker lagen. Es war ein ziemlich dicker Stapel, und vor allem sah es so aus, als wäre erst vor sehr kurzer Zeit ein neues Blatt ausgedruckt wurden.
    Er könnte aber auch den Schreibtisch durchsuchen - vielleicht findet er dabei ja einen Hinweis auf den Zahlencode für den Fahrstuhl?
    Er könnte aber natürlich auch wirklich ganz stumpf eine Durchsage mit seinem neuen Spielzeug machen oder den Bunkerbewohnern ein wenig Musik gönnen...

  7. #7
    Hier drin roch es nach altem Furz. Altem Beamtenfurz.
    Dagegen war der Geruch der in seiner alten Bude herrschte, ein abgeratztes, psychedelisches Zimmer im 1. Stockwerk einer Doppelhaushälfte, der reinste Traum.
    Und da roch es nach alten Socken, Gras und... intermenschlichen Aktivitäten. Ein Wort welches Matt sogleich überforderte.

    "Shit, da zieh mir doch einer die Hosen aus und nenn mich Daddy. Geiler Scheiß."

    Matt wusste nicht so recht wo er zuerst anfangen sollte.
    Also, eigentlich wollte er direkt an das Mikro ran aber... woah, manchmal war die Vernunft wohl einfach lauter.

    Matt warf erst einmal einen Blick auf den Stapel Papier der im Drucker lag. Eventuell würde das ja ein wenig Aufschluss darüber geben was so von der Außenwelt wirklich reinkam.
    Danach hätte er prima die Gelegenheit sich den Schreibtisch näher anzuschauen.

  8. #8
    Matt warf einen Blick auf den Stapel Papier, der sich vom Drucken noch ganz warm anfasste. Er hatte gestern nur flüchtig einen Blick auf die Akte von Amira Estaga geworfen - Hottie, ja, aber offensichtlich vergeben - aber alle Blätter auf diesem Stapel folgtem demselben Layout und schienen alle nach mal mehr, mal weniger privaten Informationen auf dem Notizfeld zu fragen, welche die Bunkerinsassen anscheinend herausfinden sollten. Aber das oberste Blatt, frisch aus dem Drucker - das fesselte seinen Blick am meisten.



    Er warf einen Blick auf die tickende Uhr, die über ihm war - es war gerade Schlag 11:00...

  9. #9
    "Wir könnten auch alle darauf anstoßen."

    Eerie gluckste, als die Arbeit getan war und lächelte Lionel an.
    Das Glucksen klang, als würde eine alte, schwere, ölige Flüssigkeit in einem rostigen und maroden Tank geschwenkt werden.

    "Nanana, Mister Boyle...", sagte sie lächelnd, unangenehm laut und hob den Zeigefinger mahnend.
    "Es wäre unverantwortlich von uns, dem Anführer und seiner Küchenchefin, die Kinder von der Schatzsuche abzulenken und sie mit einem so edlen Tropfen in Versuchung zu führen."
    Die Art, wie sie das Wort "Versuchung" lüstern lächelnd betonte, ließ dem schmierigen Händler Schauer über den Rücken laufen.
    "Trotzdem - Hut ab, mein lieber Mister Boyle, dass Sie sich trauen, mit der weltbekannten Giftmischerin einen guten Tropfen zu trinken und sie auf ein Rendezvous einzuladen."
    Lächelnd winkte Lionel ab und meinte: "Ach was, gern geschehen, mit Jemandem wie Ihnen ist es ja kein romantisches Rendezvous."

    Und damit hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen, denn über Eeries Gesicht legte sich kurz ein Schatten und ihre Stimme klang belegt, als sie antwortete:
    "Mein lieber Mister Boyle... 25 Jahre jünger wäre ich in der Lage gewesen, mit nur einem Fingerschnippen Sie nackt vor mir zu wissen. Ich hätte Sie dergestalt betört, dass Sie mir nicht nur Ihren Whiskey sondern ihr Leben geschenkt hätten."
    Wütend hatte sie die Arme in ihrer bekannten Geste in die speckigen Hüften gestemmt und wirkte tatsächlich ein wenig beleidigt.
    Lionel setzte ein versöhnliches Lächeln auf das ihm im Gesicht gefror als Eerie mit hochrotem Kopf nach dem Kübel griff, den Leigh gestern so heldenhaft aus dem Abfluss gerettet hatte, sich eine gute Portion menschlicher Exkremente schnappte und diese mit einem irren Gegacker Lionel auf die Brust warf.

    "Sie ist vollkommen verrückt...", dachte sich Lionel entsetzt und angewidert, sprang auf und trat den Rückzug an!
    Er war natürlich um ein Vielfaches sportlicher als sie - trotzdem schaffte es die alte Furie ihn immer wieder einzuholen und mit der sprichwörtlichen Kacke aus dem Kübel zu bewerfen.
    Dabei ließ sie ihr irres Geschrei ertönen und würzte Dieses mit dem rythmischen Stampfen ihrer dicken Füße, unter die Lionel auf keinen Fall geraten wollte.

    Zu seinem großen Glück war die alte Vettel derart mit Schimpfen und Fluchen und natürlich Luft holen beschäftigt, dass ihre Zielkünste nicht mal ansatzweise akkurat waren...

    "MACHO!"
    "TUNICHTGUT!"
    "PRÄSIDENTENVERWEIGERER!"
    "DEUTSCHER VANDALE"
    "SCHEISSKERL"


    Mit jedem Schimpfwort segelte etwas stinkender Mist am rennenden Leib des guten Anführers vorbei und klatschte irgendwo auf...

    In seiner puren Not und Verzweiflung floh Lionel durch die halbe Station und wurde dann von Eerie in einer Sackgasse gestellt...
    "Jetzt wird abgerechnet, mein Lieber...", kam die Furie drohend auf ihn zu, in den Händen den letzten Rest der braunen Masse wiegend.
    Mit einem lauten Pflatschen drückte sie den Inhalt ihrer Hand gegen die Wand neben Lionels Kopf, das grüne Lichtlein dort erstarb und Eerie grinste ihr haifischartig böses Grinsen, als sie Lionel den letzten Rest auf die Nase strich.

    Dann blickten sich Beide an und fingen prustend an zu lachen.
    Eerie nahm die Hand von der Hand und wischte sie an der Schürze sauber.
    "Denken Sie, die haben es geschluckt?"
    "Mehr als ich an meinen besten Tagen.", gluckste die alte Giftmischerin und setzte sich neben Mister Boyle an die Wand.

    "Haben wir alle erwischt?"
    "Ich denke schon, welch ein Glück, dass Mister Silver und Sie die Positionen im Kopf hatten."

    "Was ist das eigentlich? Das riecht überraschend gut?"
    Ein irres Kichern.
    "Das ist feuchte Blumenerde mit einem Hauch Kompost, Himbeeren zerstampft und ein wenig Blattresten für die Konsistenz. Gelagert in einem Kübel, der aussieht wie der, den die wilde Rose Leigh nach oben gebracht hat."
    Lionel nickte und grinste in Richtung des an der Wand klebenden Batzens Blumenerde - die für Außenstehende nach diesem Schauspiel wie Exkremente wirken mussten - der träge seine Bahn nach unten zog und dabei alles verschmierte.

    "Wirklich gut geworfen, werte Dame.", grinste der Händler, als er sich erhob und Eerie die Hand anbot.
    "Ich bitte Sie, lieber Mister Boyle, ich war Juniorenmeisterin im Pétanque und habe das Spiel noch jahrelang mit meinem Ehemännern genossen, bevor Königin Marion Le Pen den Sport als unproduktiv verbieten ließ."

    "Dann würde ich sagen, liebe Mademoiselle, haben wir uns den Whiskey mehr als verdient.", schmunzelte Boyle, der ächzend der ihrerseits schnaufenden Französin hoch geholfen hatte.


    Beide feixten, als sie auf dem Rückweg in Richtung der klebrigen Erde blickten, die sämtliche Kameras, die noch über ein grünes Licht verfügt hatten, getroffen hatte. Zwar nur dort, wo ihre anderen Insassen ihren Aufgaben nach gingen, aber gut, zusammen mit ihrem Schauspiel sollte sie nun endgültig bei den KILAs dieser Welt als kackewerfende Närrin bekannt sein.
    Aber wichtig war, dass nun wahrscheinlich alle Augen geschlossen waren, die die Anderen bei ihren investigativen Aufgaben entdecken könnten und darauf kam es an.

    Die Kinderchen waren sicher, die Arbeit der beiden jungen Pflänzlein erleichtert.
    Clementine gerettet und ein guter Whiskey in Aussicht.
    Sie wollte verdammt sein, wenn das nicht der bisher beste Tag hier unten war...!
    Jetzt fehlte nur noch Mister Silver in ihrer Runde der alten Leute, der sicherlich einem guten Tropfen ebenfalls nicht abgeneigt war...

    Geändert von Daen vom Clan (08.03.2017 um 08:22 Uhr)

  10. #10
    Roberts Kopf pochte leicht als er sich endlich von der Verbrennungsanlage entfernte.
    Er hatte wirklich schlecht geschlafen. Etwas unentschlossen, was sein nächstes Ziel sein würde, entschied er sich erstmal Eerie einen Besuch abzustatten und Sie nach ihrem Befinden zu fragen.

    Er hatte am vorherigen Tag wenig mit ihr gesprochen. Sie kam ihm verändert vor. Ob zum positiven oder negativen würde sich hoffentlich bald zeigen. Mit schnellen Schritten durchquerte Robert die Düsterburg und traf dann in einem der Flure auf die alte Dame und Lionel Boyle.

    Er lief schnell, nicht gehetzt, um zu den beiden aufzuschließen.
    "Woher kommt die gute Laune, meine Liebe?"
    Robert bot seiner Freundin seinen Arm an damit sie sich einhaken konnte und warf Boyle einen freundlichen Blick zu.
    "Kann es sein, dass du deine Nacht geruhsamer verbracht hast als ich?"

    Eerie kannte Robert gut genug um zu sehen das etwas anders war als sonst. Er sah müde aus. Verbraucht könnte man fast sagen.
    Er hatte sich nicht rasiert und auch seine Kleidung war nicht so gepflegt wie noch vor einigen Tagen.

  11. #11
    Ok, eigentlich hätte er Matt doch nicht gebraucht, um das hier zu erkunden. Leroy war etwas enttäuscht, dass alles, was sie am Verlassen des Bunkers hinderte eine "einfache" (aber dafür um so effektivere) Stahltür war.
    Plötzlich lies ihn Matt einfach stehen, weil er seine neue Berufung als DJ gefunden hatte. Nun, sollte er doch. Händchenhalten war hier ja offensichtlich nicht mehr nötig. Statt sich mit der großen Stahltür zu beschäftigen (die, selbst wenn es irgendeinen Mechanismus gab, um sie von innen zu öffnen, bestimmt extrem gut gesichert war), beschloss er etwas in der Asservatenkammer zu stöbern. Falls er, entgegen seinen Erwartungen, etwas fand, das sich eindeutig einem der anderen Gefangenen zuordnen lies, konnte er dadurch vielleicht ein paar Sympathiepunkte kassieren (was bei der immer enger werdenden Wahl des täglichen Todesopfers nie verkehrt sein konnte). Und falls er bloß einen großen Verbrennungsofen in einem ansonsten völlig leeren Raum vorfand, würde er wohl zumindest traurige Gewissheit haben.

  12. #12
    Eerie nahm den dargebotenen Arm gerne an und genoss es, als der gute Mister Silver ihre Hand sorgsam und ganz gentleman-like tätschelte.
    "Nun, lieber Robert, Mister Boyle und mir ist gerade ein Husarenstück allererster Güte gelungen.", schmunzelte sie und spannte den Brandstifter ein wenig auf die Folter, der ob der erdbeschmierten Aufmachung der Beiden wohl Schlimmeres ahnte.

    Nonchalant und mit einer gehörigen Portion Süffisanz bemerkte er: "Wie es aussieht, hat das Fango-Schlammbad aus dem Wellnessbereich wieder geöffnet? Ich hätte mir doch ein Frühbucherticket buchen sollen, dann wäre ich heute bei der Neueröffnung mit dabei sein können..."

    Eerie und Lionel grinsten einander an und im Flüsterton, um die neue KILA nicht aufzuschrecken, erklärte Lionel Robert ihr Vorgehen, während die Französin mit ihrer tiefen Stimme eine kleine Kinderweise ihrer Heimat summte, die davon handelte, sich vor der kinderfressenden Königsfamilie le Pen zu verstecken. So sollte es in ihrer Hoffnung selbst Richtmikrofonen schwer fallen, der Unterhaltung beizuwohnen.

    "Chapeau.", sagte Mister Silver trocken, als er vom Erfolg, die noch aktiven Kameras zu verdecken, hörte und tätschelte abermals Eeries Hand.

    "Und diesen Sieg wollten wir nun mit einem guten Schluck Whiskey feiern und begießen, den der gute Mister Boyle für solche Gelegenheiten gebunkert hat.", schloss Eerie und schmunzelte ein wenig, als sie das leicht gequälte Lächeln in Lionels Gesicht sah, der sich dann aber sofort wieder unter Kontrolle hatte.

    Sie wusste, dass Mister Boyle die wahrscheinlich beliebteste Person hier unten war. Nicht nur, dass er als Händler mit so ziemlich Jedem gut konnte, er hatte auch stets ein gutes Angebot parat und hatte nicht zuletzt durch den Whiskey bewiesen, dass er in der Lage war, die unglaublichsten Dinge hier unten aufzutreiben. Seine aufgesetzte Freundlichkeit, im Grunde schon eine Art schmieriges Gebaren, hatte sie nie gestört, im Gegenteil, sie passte perfekt nach hier unten und ließ ihn umso authentischer wirken.

    Trotzdem konnte sich Eerie gut vorstellen, dass Mister Boyle nicht unbedingt erpicht darauf war, nicht nur mit einer männermordenden Giftmischerin, sondern nun auch noch mit dem Feuerteufel zu trinken. Denn wie sie wusste, waren Mister Silver und sie hier unten - im Gegensatz zu Lionel - eben nicht die allzu Beliebtesten.

    Trotzdem freute sich die Französin irgendwie sehr darauf, ein wenig Luxus zu kosten und nach den unzähligen Stunden mit Matt, Leigh und Leona in Küche und Garten, zusammen mit den älteren Semestern über "erwachsene" Themen reden zu können, während die Jungspunde weiter den Geschehnissen nachjagten und sie alle vielleicht retten würden...

    Ein Leben in Freiheit mit der sanften Lilie und der wilden Rose? Eerie wusste genau, was dann zu tun sein würde.

    "Was ist eigentlich von dieser omniösen Nachricht zu halten, die der verblichene "Dr." Tod uns hinterlassen hat...?", brach Lionel das Schweigen und Eerie zuckte mit den Schultern und Mundwinkeln unisono.
    "Nichts, denke ich. Wer so viel Unsinn auf einen Zettel Papier schreibt ohne konkret zu werden, der hat schon seine Gründe. Kein Mensch ist so dumm, dass er im Augenblick des Todes nur Schimpfwörter los lässt und er weiß, dass es uns mehr getroffen hätte, wenn wir ihn hingerichtet hätten und er tatsächlich etwas gewusst hätte."

    Geändert von Daen vom Clan (08.03.2017 um 09:48 Uhr)

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