Robert drehte und wendete die Leiche hin- und her, aber anscheinend hatte der gute Doktor hier unten nichts dabei, was auch nur im Ansatz nützlich gewesen wäre.

Aber dafür fiel dem stilvollen Mann auf, dass auf dem Boden eine große Menge an Elektroschrott herumlag - es sah aus, wie die Überreste eines Handys. War das das Handy, von dem der Doktor die letzten zwei Tage erzählt hatte? Silver hatte bisher noch keinen Blick darauf werfen können - und jetzt schien es zu spät, das nachzuholen. Der Bildschirm war gesplittert, die Antenne abgebrochen und das Tastenfeld zertreten. Dieses Handy war nicht mehr zu retten. Er hob das größte Bruchstück auf, drehte es in seinen Händen umher, fasste mit den Fingerspitzen über das kühle Metall - und steckte das Handy schließlich ein, einem ungewissen Impuls folgend.

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1 Ressource Elektroteile erhalten.
Und dann machte er sich daran, den blutigen Körper des ehrwürdigen Doktoren zur Verbrennungsanlage zu bringen...

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"Wir können die Äste... Wir können Clementine doch nicht einfach so hier liegen lassen! Und wenn Ms Laurenne das gesagt hat..."
"...dann bleiben diese Zweige ganz genau hier auf dem Tisch liegen!"

Leigh stieß einmal wütend Luft aus, bevor sie Leona in den hinteren Bereich der Mensa zog

"Soll sie es doch selber machen!"

Durch den absolut überdimensionierten Maßstab der Mensahalle wurde gut ein Viertel der Fläche nur als Stauraum für Dinge genutzt, die man nicht alltäglich benötigte. Natürlich gab es immer wieder Leute, die sich einbildeten, von hier hinten klauen zu können - aber was sollten sie mit einer riesigen Malerleiter von 3 Metern anfangen, oder mit einer Kiste voller kitschiger Girlanden und Luftballons? Außerdem gab es immer den einen oder anderen Präsidententreuen, der penibel darauf achtete, dass mit den Girlanden kein Schindluder getrieben wurde, weil er sich davon eine bessere Behandlung nach der Haft versprach.

Ansonsten wurde die "Rumpelkammer" nur von übermütigen, jungen Insassen genutzt, um sich das Leben in der Düsterburg ein bisschen angenehmer zu machen. Zumindest kündete eine improvisierte Schlafstatt aus Kissen und Decken darauf hin, die Leona und Leigh hinter einem der großen Schränke fanden. Wenn man nur still genug war, ging in der Düsterburg alles... Bald schon hatten sie den Großen Spind gefunden, der an der Seite mit "SAISONAL" beschriftet war. Darin befanden sich, wie zu erwarten, die berühmten Blau-Weiss-Roten Girlanden, die man in den Gängen aufhängen konnte, große Luftballons, die schon seit Jahren verwendet wurden und bei denen man lieber nicht daran denken wollte, wer da alles schon seine Lippen dran gehabt hatte. Außerdem hab es kleine Partyhüte, die in der Düsterburg ABSOLUT deplatziert wirkten und nur von den Industriearbeitern getragen wurden, die dazu gezwungen wurden.

Glanzstück der Sammlung war ein großes Banner mit dem Konterfei des ewigen Präsidenten, strahlend frisch und aufgenommen an seinem 110. Geburtstag, kurz vor dem Attentat auf sein Leben. Gerüchte besagten, dass er sich mit Bluttransfusionen von jüngeren Latinos so frisch und gesund erhalten hatte. Vor allem Leigh war überrascht davon, dass in all den Jahren niemand auf die Idee gekommen war, ihm auch nur einen Schnurrbart zu verpassen... Sie bräuchte nur etwas, um ihre künstlerische Ader ausleben zu können - das würde den Aufpasser sicher beschäftigt halten, sollte er es sehen.

Aber während Leigh das große Banner in den Händen hielt, das über den Essbereich der Mensa gehangen werden sollte, hatte Leona, einmal wieder, einen Zettel gefunden. Anscheinend hatte irgendjemand diesen weit hinten versteckten Schrank als Briefkasten genutzt...

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Hey, wer auch immer das liest,

ich habe endlich einen Ausweg gefunden! Denke ich jedenfalls. Ich habe echt viel zu länge in diesem dämlichen Kanalsystem unter der Hydroponik verbracht, aber ich denke, ich weiß, wo all diese Wege hinführen. Wenn unsere Kacke irgendwie hier raus kommt, dann komme ich das auch! Ich muss nur Behälter IIV durchqueren und mich an der anderen Seite hochziehen, das Abpumpen abwarten und dann schnell zu den Rohren sprinten. Das wird zwar nicht schön, und auch nicht einfach, aber das ist die Revolution auch nicht!

Ich kann es kaum erwarten, frische Luft zu atmen, und vor allem, meine zauberhafte Amira wiederzusehen. Ich bin so stolz auf sie, dass sie noch nicht hier aufgetaucht ist - das heißt, sie ist immer noch frei und kämpft den guten Kampf! Und bald kann ich endlich wieder als Rebellenkönig an ihrer Seite stehen und für eine bessere Welt kämpfen! Und dann hole ich euch hier alle raus (außer vielleicht die echten Mörder, die sollten vielleicht im Gefängnis bleiben)

Bis dahin,
Ramirez Estaga