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Thema: [Verbrecher von Düsterburg] Tag 3

Baum-Darstellung

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  1. #9
    Eerie war nicht unbedingt überrascht, als sich die Leute nicht sofort darum stritten, ihr zu helfen - immerhin und schließlich war gutes Personal wirklich schwer zu finden.
    Außerdem konnten sie ja nicht wissen und wie sie spüren, wie dieser Baum durch die mörderische Behandlung des Doktor Pflanzentods gelitten hatte.

    Umso erfreuter war sie als der Anführer selbst - Mister Boyle - sich freiwillig meldete - offensichtlich wusste er, was mit den Zitronen auf dem Spiel stand.

    "Mr. Boyle! Ich wusste nicht, dass Sie ein Pflanzenfreund sind.", lächelte sie fröhlich und war durchaus froh, ihn an ihrer Seite zu haben.
    Sie hatte sich schon immer gern mit wichtigen Personen umgeben, reichen Männern, starken Männern, Männern mit dickem Bankkonto, hübschen Assistentinnen und einer Schar von Untergebenen - und in dem klitzekleinen Mikrokosmos, in den Cesare Trump sie verbannt hatte, kam Lionel Boyle dem schon ganz nah.

    "Dann auf zur Hydroponik...?", murmelte Mister Bolye ein wenig sauertöpfisch und Eerie nickte aufgeräumt.
    Sie nahm den Zettel unter den Ästen weg, damit er nicht versehentlich von Kameras eingefangen wurde und marschierte los, den massigen Leib in Bewegung setzend.

    Leona und Leigh waren gerade in ein Gespräch vertieft und schienen die Dekorationsmittel zum "Präsidententag" durchzusehen. Sie selbst wollte sich wohl wie jedes Jahr nur eine Anstecknadel der NATION an den Kragen heften und ansonsten die elegante, schwarze Armbinde mit dem weißen Kreis und dem roten "T" - wie Trump - um den Oberarm tragen, aber die beiden jungen Pflänzchen schienen ernst machen zu wollen.
    Leona, die sanfte Lilie, sacht duftend wie ein Frühling, zuckte zu heftig zusammen, dass sie noch bleicher als sonst wurde, als Eerie ihr die fleischigen Hände auf die Schultern legte und sie erbarmungslos, einer Python gleich, die ein Häschen verschlang, umdrehte und sie zu sich näher zog.
    Die Metapher schien zu passen, denn die Lilie blickte sie fassungslos mit großen Augen an, während sie sich näher waren als dem jungen Mädchen Recht sein konnte.
    Und weniger nah als Eerie es für angemessen hielt, wenn man bedachte, wie wichtig sie hier unten war und das in ihren Augen die Schönheit ruhig gehorchen durfte.

    "Leona, Liebes. Würdest du mir den Gefallen tun und die Reste von Clementine wegräumen, Ja? Sei ein braves Mädchen."
    Die Angesprochene nickte stumm und mit Augen, so leblos wie Glas.
    Leigh schnaubte und machte eine eindeutige Geste in Richtung der duftenden Zierpflanze, gab ihr mit Gesten zu verstehen, sich Dornen wachsen zu lassen, doch Leona nickte nur weiterhin.
    "Mach es doch selbst...", zischte Leigh und Eerie hob eine Augenbraue, strafend in Richtung Leigh, die nur noch wütender die Hände vor der Brust verschränkte.
    "An die Arbeit. Sofort.", sprach Eerie mit kalter, gruselig entschlossener Stimme in Richtung Leona und blickte dabei Leigh fest in die Augen, der wehrhaften, wunderschönen Rose, die ihren Blick mit Wut und Leidenschaft erwiderte und keine Sekunde blinzelte.

    Schließlich war es Mister Boyle, der dazwischen ging und sich genau zwischen die Beiden stellte.
    "Leona, würdest du bitte das Geäst da drüben einfach wegwerfen, wenn ihr den Saal schmückt?" Er lächelte aufmunternd und wand sich dann Eerie zu.
    "Mademoiselle Laureanne, wir BEIDE werden uns jetzt in die Hydroponik begeben und den... Baum retten.", sprach er entschlossen und ging einen Schritt auf die dicke Französin zu, die wie automatisch zurück wich, als wolle sie nicht unbedingt berührt werden und dann schlug sie die Augen nieder. "Aber ja, Mister Boyle, Teuerster.", murrte sie und zusammen machten sie sich auf.

    Die wütenden Blicke der jungen Rebellin fühlte sie im Rücken und wieder brach sich kalte Wut ihren Bann, sie war sich sicher, sie würde ihr bald schon ihren Platz zeigen - früher oder später...!


    Endlich in der Hydroponik angekommen, gab sich Mister Boyle alle Mühe, die vor Wut bebende Französin auf andere Gedanken zu bringen und stutzte, als er das nur wenig mehr als einen Meter in der Höhe messende Bäumchen sah.
    "Den hatte ich mir größer vorgestellt...", murmelte er und Eerie antwortete missmutig: "Das habe ich früher auch oft gesagt."
    Mister Boyle legte die Stirn in Falten und lachte dann amüsiert auf.
    Dann flüsterte er: "In Ordnung, warum also sind wir hier?"
    Eerie beugte sich zu ihm: "Wir sollten wirklich den Baum retten, vorerst. Das sind wir Clementine schuldig, die unsere Zähne hier unten gerettet hat. Aber das ist nicht alles. Für das, was ich vorhabe, brauchen wir zwei Personen. Wir müssen ein wenig Ablenkung schaffen für die Anderen und ich weiß schon genau, wie...!"

    Lionel stutzte und hätte am liebsten sofort mehr Abstand erhofft, als er merkte, wie wirklich selten die gute Frau die Duschen hier unten benutzte.

    Als Beide dann schließlich dort knieten und sich zusammen an die Arbeit machten, zuerst ein neues Loch für den Baum zu graben, wisperte Boyle: "Woher der Sinneswandel? Sie werden doch nicht nostalgisch werden, nur weil der Präsidententag sich jährt?"


    Eerie schnaubte. "Auf keinen Fall. Ich war damals auch nicht feiern als bei uns in Europa Erdogan zum "Minister der Menschenrechte" in Brüssel ernannt wurde. Ich war damals dort, in der Menge, zusammen mit meinem zweiten Mann." Sie rümpfte die Nase. "Ich bin Französin, Mister Boyle, ich kann einen Faschisten auf 100 Kilometer..." Sie korrigierte sich schnell in dem Wissen, dass die NATION mittlerweile eindeutig geltende, sinnvolle Maßeinheiten verabschiedet hatte, die für die gesamte Welt galten und die alten Einheiten abgelöst hatten. "...ich meine, ich kann einen Faschisten auf 83,4 Ivankas riechen. Es liegt uns als Nachbarn Deutschlands einfach im Blut, Gefahr zu wittern. Aber wir sind gut darin, still zu halten. Ruhig zu sein. Bis Dinge sich ändern."
    "Und Dinge haben sich geändert?"
    "Für mich schon. Für mich schon. Ich wusste es nicht einmal, aber ich bin schon seit ein paar Tagen in der Résistance."

    Boyle hob nur die Augenbraue und grub schweigend weiter ein Loch in die Erde, bis er schließlich auf den metallernen Boden stieß...

    Geändert von Daen vom Clan (07.03.2017 um 08:56 Uhr)

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