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Thema: [Verbrecher von Düsterburg] Tag 3

Baum-Darstellung

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  1. #21
    "Wir könnten auch alle darauf anstoßen."

    Eerie gluckste, als die Arbeit getan war und lächelte Lionel an.
    Das Glucksen klang, als würde eine alte, schwere, ölige Flüssigkeit in einem rostigen und maroden Tank geschwenkt werden.

    "Nanana, Mister Boyle...", sagte sie lächelnd, unangenehm laut und hob den Zeigefinger mahnend.
    "Es wäre unverantwortlich von uns, dem Anführer und seiner Küchenchefin, die Kinder von der Schatzsuche abzulenken und sie mit einem so edlen Tropfen in Versuchung zu führen."
    Die Art, wie sie das Wort "Versuchung" lüstern lächelnd betonte, ließ dem schmierigen Händler Schauer über den Rücken laufen.
    "Trotzdem - Hut ab, mein lieber Mister Boyle, dass Sie sich trauen, mit der weltbekannten Giftmischerin einen guten Tropfen zu trinken und sie auf ein Rendezvous einzuladen."
    Lächelnd winkte Lionel ab und meinte: "Ach was, gern geschehen, mit Jemandem wie Ihnen ist es ja kein romantisches Rendezvous."

    Und damit hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen, denn über Eeries Gesicht legte sich kurz ein Schatten und ihre Stimme klang belegt, als sie antwortete:
    "Mein lieber Mister Boyle... 25 Jahre jünger wäre ich in der Lage gewesen, mit nur einem Fingerschnippen Sie nackt vor mir zu wissen. Ich hätte Sie dergestalt betört, dass Sie mir nicht nur Ihren Whiskey sondern ihr Leben geschenkt hätten."
    Wütend hatte sie die Arme in ihrer bekannten Geste in die speckigen Hüften gestemmt und wirkte tatsächlich ein wenig beleidigt.
    Lionel setzte ein versöhnliches Lächeln auf das ihm im Gesicht gefror als Eerie mit hochrotem Kopf nach dem Kübel griff, den Leigh gestern so heldenhaft aus dem Abfluss gerettet hatte, sich eine gute Portion menschlicher Exkremente schnappte und diese mit einem irren Gegacker Lionel auf die Brust warf.

    "Sie ist vollkommen verrückt...", dachte sich Lionel entsetzt und angewidert, sprang auf und trat den Rückzug an!
    Er war natürlich um ein Vielfaches sportlicher als sie - trotzdem schaffte es die alte Furie ihn immer wieder einzuholen und mit der sprichwörtlichen Kacke aus dem Kübel zu bewerfen.
    Dabei ließ sie ihr irres Geschrei ertönen und würzte Dieses mit dem rythmischen Stampfen ihrer dicken Füße, unter die Lionel auf keinen Fall geraten wollte.

    Zu seinem großen Glück war die alte Vettel derart mit Schimpfen und Fluchen und natürlich Luft holen beschäftigt, dass ihre Zielkünste nicht mal ansatzweise akkurat waren...

    "MACHO!"
    "TUNICHTGUT!"
    "PRÄSIDENTENVERWEIGERER!"
    "DEUTSCHER VANDALE"
    "SCHEISSKERL"


    Mit jedem Schimpfwort segelte etwas stinkender Mist am rennenden Leib des guten Anführers vorbei und klatschte irgendwo auf...

    In seiner puren Not und Verzweiflung floh Lionel durch die halbe Station und wurde dann von Eerie in einer Sackgasse gestellt...
    "Jetzt wird abgerechnet, mein Lieber...", kam die Furie drohend auf ihn zu, in den Händen den letzten Rest der braunen Masse wiegend.
    Mit einem lauten Pflatschen drückte sie den Inhalt ihrer Hand gegen die Wand neben Lionels Kopf, das grüne Lichtlein dort erstarb und Eerie grinste ihr haifischartig böses Grinsen, als sie Lionel den letzten Rest auf die Nase strich.

    Dann blickten sich Beide an und fingen prustend an zu lachen.
    Eerie nahm die Hand von der Hand und wischte sie an der Schürze sauber.
    "Denken Sie, die haben es geschluckt?"
    "Mehr als ich an meinen besten Tagen.", gluckste die alte Giftmischerin und setzte sich neben Mister Boyle an die Wand.

    "Haben wir alle erwischt?"
    "Ich denke schon, welch ein Glück, dass Mister Silver und Sie die Positionen im Kopf hatten."

    "Was ist das eigentlich? Das riecht überraschend gut?"
    Ein irres Kichern.
    "Das ist feuchte Blumenerde mit einem Hauch Kompost, Himbeeren zerstampft und ein wenig Blattresten für die Konsistenz. Gelagert in einem Kübel, der aussieht wie der, den die wilde Rose Leigh nach oben gebracht hat."
    Lionel nickte und grinste in Richtung des an der Wand klebenden Batzens Blumenerde - die für Außenstehende nach diesem Schauspiel wie Exkremente wirken mussten - der träge seine Bahn nach unten zog und dabei alles verschmierte.

    "Wirklich gut geworfen, werte Dame.", grinste der Händler, als er sich erhob und Eerie die Hand anbot.
    "Ich bitte Sie, lieber Mister Boyle, ich war Juniorenmeisterin im Pétanque und habe das Spiel noch jahrelang mit meinem Ehemännern genossen, bevor Königin Marion Le Pen den Sport als unproduktiv verbieten ließ."

    "Dann würde ich sagen, liebe Mademoiselle, haben wir uns den Whiskey mehr als verdient.", schmunzelte Boyle, der ächzend der ihrerseits schnaufenden Französin hoch geholfen hatte.


    Beide feixten, als sie auf dem Rückweg in Richtung der klebrigen Erde blickten, die sämtliche Kameras, die noch über ein grünes Licht verfügt hatten, getroffen hatte. Zwar nur dort, wo ihre anderen Insassen ihren Aufgaben nach gingen, aber gut, zusammen mit ihrem Schauspiel sollte sie nun endgültig bei den KILAs dieser Welt als kackewerfende Närrin bekannt sein.
    Aber wichtig war, dass nun wahrscheinlich alle Augen geschlossen waren, die die Anderen bei ihren investigativen Aufgaben entdecken könnten und darauf kam es an.

    Die Kinderchen waren sicher, die Arbeit der beiden jungen Pflänzlein erleichtert.
    Clementine gerettet und ein guter Whiskey in Aussicht.
    Sie wollte verdammt sein, wenn das nicht der bisher beste Tag hier unten war...!
    Jetzt fehlte nur noch Mister Silver in ihrer Runde der alten Leute, der sicherlich einem guten Tropfen ebenfalls nicht abgeneigt war...

    Geändert von Daen vom Clan (08.03.2017 um 09:22 Uhr)

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