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Ritter
Während sie sich noch mit Theo unterhalten hatte, wurde es um Leona herum nach und nach turbulenter. Nicht nur hatten sich immer mehr Leute eingefunden - sie hatten auch allesamt angefangen, miteinander zu diskutieren. Und das durchaus hitzig. Im Mittelpunkt standen vor allem der wohl noch entnervte Matt, dessen Ladekabel vom Doktor zuvor kaputt gemacht wurde sowie der ältere Herr, der sich der 21-Jährigen am Vortag als Robert Silver vorgestellt hatte. Auch ihr Anführer mischte schließlich aber mit.
Jetzt, wo Mr. Silver verstummte, war da erst mal Stille. Er blicke in Richtung des Bodens, während andere zum Teil noch ihn ansahen oder aber sich im Raum umguckten. Irgendwann würde man bestimmt auch von ihr erwarten, dass sie sich zu Wort meldete, ihre Stimme nicht nur wieder leise für sich und KILA abgab oder sie nur mit ihrer neuen Anvertrauten teilte. Sie konnte beide Seiten verstehen. Auf der einen gab es die Ansicht, dass man sich offen unterhalten musste, um mehr und mehr zu erfahren. Je mehr man miteinander sprach, desto größer war die Chance, dass sich jemand verriet oder man voneinander Dinge erfuhr, die sich wie Puzzleteile in ein ganzes Bild setzten. Auf der anderen Seite jedoch stimmte es auch, dass mit jedem gewechselten Wort die Mörder unter ihnen eine Gelegenheit bekamen, sie zu manipulieren. Wer auch immer diese Tötungen auf dem Gewissen hatte, war klar im Vorteil, wusste er oder sie doch genau, wem man als Killer vertrauen konnte und wem nicht.
Das Schlimmste war, dass Leona keinen blassen Schimmer hatte, wer ein potenziell Schuldiger war. Es gab unterbewusst vielleicht die ein oder andere Verdächtigung, Leute denen sie mehr und denen sie weniger vertraute. Doch letzten Endes ahnte sie ja nicht mal, mit wie vielen Mördern sie es zu tun hatte. Es war inzwischen durchaus möglich, dass neben ihr alle Guten hingerichtet worden waren und sie von bösen Menschen umzingelt war. Das einzige, was noch dagegen sprach, war die Ahnung, dass die Mörder sie wohl einfach jetzt und gleich überwältigen könnten, wenn sie wollten. KILA würde womöglich nicht schnell genug reagieren können, um einzugreifen und ihre Chips zu zünden. Wenn sie überhaupt auf der Seite der Blondine war.
Viel zu unauffällig - wahrscheinlich nahm das kaum jemand war, der nicht in ihrer unmittelbaren Nähe stand - räusperte sich die schüchterne junge Frau, in der Hoffnung, man würde sie sprechen lassen. "Ich... glaube nicht, dass Herr Doktor Tod jemanden umbringt", teilte sie ihre Sicht der Dinge mit den anderen. Natürlich hatte sie dafür keinerlei Beweise oder auch nur Indizien. Sie hatte einfach nicht das Gefühl, dass er so etwas tun würde. Sie traute ihm schon gruselige Dinge zu, doch würde er wirklich des Nachts kaltblütig per Giftinjektion morden können? Und diese Tat dann auch noch verbergen? Er war seltsam, definitiv. Aber doch auch zu seltsam, um eine solche Verschwörung - ob nun alleine oder mit Komplizen ausgeführt - für sich behalten zu können. Das sagte sie natürlich nicht laut, um den Mann nicht zu verletzen, der sich auch ohne ihren Zuspruch schon so viele Stimmen gesammelt hatte, dass er wohl nicht den nächsten Tag sehen würde.
"Selbst, wenn ich es vermuten würde, könnte ich mich nur schwer dazu hinreißen lassen, ihn zu wählen. Ich will das alles nicht. Ich... weiß, dass es notwendig ist, aber es... i-ich habe nicht darum gebeten, sowas jemals machen zu müssen." Ihre Stimme zitterte etwas. Sie hatte das Gefühl, die Mitinsassen erwarteten eine Stimmabgabe von ihr, die sie ihnen nicht geben konnte. Auch dachte sie nun an die Worte von Leigh. Ja, sie hatte Recht. Auch, wenn man etwas nur geschehen ließ, machte man sich schuldig. Doch es war für sie ein gewaltiger Unterschied, ob sie aktiv daran teil nahm, jemanden zu verurteilen oder sich dahingehend zurück hielt und der Mehrheit das Urteil überließ. Was sollte gerade SIE auch sagen, das die Meinung der Personen hier ändern könnte, sie davon abhielt, jemanden zu töten, der womöglich unschuldig war?
Etwas schuldbewusst sah die Floristin für einen Moment zu Leigh hinüber und wich dem Blick der Gleichaltrigen dann doch wieder aus. Als würde sie ein Geständnis ablegen, noch immer nichts an Stärke dazu gewonnen zu haben. "Ich stimme wieder für mich selbst ab."
Geändert von MeTa (05.03.2017 um 13:22 Uhr)
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