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[Eure Daenigkeit]
Die Französin hatte nur wenig Schlaf bekommen.
Nicht, das sie nicht hätte gut schlafen können, mittlerweile hatte sie den Eindruck, an alles gewöhnt zu sein, was die Hölle hier unten bereit hielt.
Angefangen mit dem Verlust geliebter Menschen bis hin zu gebrochenen Glieder, Aufständen, Tränengaseinsätzen und Elektro"therapie" hatte sie durch die vielen Jahre hier unten schon alles erlebt.
Doch gestern wollte sie nicht schlafen.
Sie hatte, bevor das Schlafgas in die Kammern strömte, Leigh und Leona beobachtet und immer und immer wieder ihren neuen, selbst gwählten Kurs und ihre Strategie hinterfragt und versucht, darin Zweifel zu finden - was ihr nicht gelungen war.
So stand für sie der Plan felsenfest. Diese Erkenntnis war ihr erst spät gekommen, entsprechend wenig hatte sie geschlafen, und den Schlaf durch das Gas sehr unruhig verbracht. Vielleicht zeichnete sich nach Jahren des Prozederes auch langsam eine kleine Immunität ab.
So wälzte sie sich als eine der Letzten aus der Koje des gemeinsamen Raumes. Durch ihre Masse hatte sie es gerne bequem, also war sie schon früh dazu übergegangen, mehrere Matratzen bereits verstorbener Mitinsassinnen für sich zu beanspruchen und sich so eines der bequemsten Betten zu bauen, im Grunde eine massive, kissenbewerte Schlafstatt - für sicherlich mehr als nur eine Person ausreichend - und einer Königin hier unten ganz sicher würdig.
Sie schmunzelte, als sie sah, wie emsig alle am Arbeiten und Beraten waren.
Etwas in diesem Treiben machte sie einfach glücklich - tief in ihr drinnen freute es sie, dass "die Kinder" so viel Spaß bei ihrer Schatzsuche hatten.
Doch was auch passierten mochte, egal was ihnen zustoßen sollte - wieder nach oben in die graue, grausame Welt zu gehen, in der sie eine männermordende Giftmischerin war, das wollte sie nicht.
Sie hatte ihren Frieden gemacht und gefunden und alles hinter sich gelassen, was sie oben je ersehnt und erträumt hatte.
Also würde sie das tun, was sie am Besten konnte und wie sie sich an den Arbeiten würde beteiligen wollen: Sie kümmerte sich um die Pflanzen und um das Essen, damit Denen, die etwas zu verlieren hatten und die um ihr Leben kämpften, etwas zu essen hatten.
So stattete sie als erstes der hydropnischen Farm einen Besuch ab und kam endlich einmal ungestört dazu, den Kübel "Dung", den Leigh aus dem Schacht hatte bergen könnem, in den Kompost unterzumischen.
Es war eine schweißtreibende Arbeit, gerade da dieser Raum hier immer sehr feucht und schwül durch die Sprinkleranlagen war und schnell war sie vollkommen durchgeschwitzt, was sich - wie sie leidvoll wusste - nicht unbedingt positiv auf ihren Körpergeruch auswirken würde. Trotzdem tat ihr die Arbeit gut, auch wenn sie sich die eine oder andere helfende und charmante Begleitung gewünscht hätte.
Als dies erledigt war und der Kompost durchmengt war, ging sie auf die WC-Station wo sie schon vor Jahren die Insassen angewiesen hatte, ihre abgeschnittenen Finger- und Zehennägel in einem speziellen Behälter zu sammeln. Da hier unten Nagellack mehr als eine Seltenheit waren, konnte sie das Horn der Nägel - zumal bereits kleingeschnitten - optimal für den Kompost und vor allem für die Vermeidung des allfälligne unangenehmen Geruchs nutzen. Dasselbe galt für die Haare, die sie hier unten ebenfalls sammelten. Natürlich war die Ausbeute immer geringer geworden und vielleicht sollte dies die letzte große Ladung werden - aber Eerie war bereit, den Garten, den man ihr anvertraut hatte, zum Blühen zu bringen. Das hatte sie schon immer getan. Sie liebte kleine Pflänzchen und süße Knospen.
Als auch dies erledigt und untergemischt war, machte sie sich daran, von der Pilzzucht sämtlichen Schimmel zu entfernen - vor allem den von der Wand, damit die Zucht weitestgehend steril blieb.
Immerhin wollte es ihr nach Jahren noch immer nicht gelingen, Speisepilze zu züchten und mit der selbstgezüchteten "Trumpesque" war sie so unglaublich weit fortgeschritten.
Außerdem wollte sie nach ihrem kleinen Geheimprojekt sehen - ihre kleine Sammlung von giftigen Pilzen - denn man wusste ja nie...
Als ihr Rücken so sehr schmerzte, dass sie eine Pause einlegen musste, stapfte sie schwitzend zurück in die Küche und war ein bisschen enttäuscht, als noch nichts vorbereitet war.
Aber es war ja das Vorrecht der jungen Leute, Nein, sogar deren Pflicht, sich um eine mögliche Zukunft zu kümmern, also zuckte sie theatralisch sich selbst zuseufzend mit den Schultern und machte sich an die heutige Speise:
Halbierte Hokkaido-Kürbisse mit dreierlei zerstoßenem, knusprig und scharf angebratenem Gemüse auf einer proteinpaste basierten Petersilien- und Oreganosauce.
Sollten die Trumpesqen bereits essbar sein, würde sie die Pilze zu kleinen Medaillons aufschneiden und eine knusprige Panade aus den Kürbisschalen herstellen und diese damit panieren und dann frittiert als Beilage anbieten.
Geändert von Daen vom Clan (03.03.2017 um 11:40 Uhr)
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