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Thema: [Verbrecher von Düsterburg] Tag 2

Baum-Darstellung

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  1. #10
    Eine Dusche würde sich heute vermeiden lassen.

    Das war der erste Gedanke, der Leona an diesem Morgen in den Sinn kam. In dieser Hinsicht hatte das Schlafgas so seine Vorteile: Man bewegte sich so gut wie nicht und schwitzte damit auch kaum. Und so hielt der Effekt der sehr erleichternden Dusche vom Vorabend noch an.

    Dann jedoch kehrte der wirklich Ernst der Lage zurück und machte ihr abermals bewusst, in welcher Situation sich die 21-Jährige befand. Wieder eine Tote mehr, sagte sie sich selbst beinahe vorwurfsvoll und dachte dabei an die mehr als exzentrische Popstar-Göre, die gestern von ihnen gegangen war, nachdem sich die Mehrheit für sie entschied. Und warum? Nur, weil sie sich nicht oft genug blicken ließ, weil sie lieber für sich war und mit dem Rest der Insassen hier unten wohl nichts anzufangen wusste. Vielleicht hatte die Floristin sich also gerade den rechten Zeitpunkt ausgesucht, um aktiver zu werden, etwas mehr für das Allgemeinwohl zu tun als in der Hydroponik nur neben so einnehmenden Persönlichkeiten wie Erie zu existieren. Sie stand sicher immer noch unter der Fuchtel der Französin, doch hatte wenigstens mal etwas Wertvolles getan. Und so sehr sie das auch wunderte - der vergangene Tag hatte doch seine kleinen Traumata hinterlassen -, so sehr musste sie sich eingestehen, dass sie das etwas stolz machte. Keine Wiederholung nötig, aber immerhin hatte sie ausnahmsweise etwas Mut gezeigt.

    Gerade als die Gedanken an ihre eigene Courage das Gemüt der Blondine etwas erwärmt hatten, wartete KILA schon mit den schlechten Nachrichten auf, die das gerade Erbaute schnell wieder einrissen. Ihre Reue hinsichtlich eines weiteren Verstorbenen im Geiste wiederholend konnte sie schließlich auch nicht anders, als erneut einen Umweg zu machen. Wie schon vor 48 Stunden trieben ihre Füße die junge Frau wieder in den Schlafsaal der Männer.

    "K-KILA, in... welcher Koje liegt... Mr. Evans?" Glücklicherweise brauchte die Stimme ihrer vermeintlichen Helferin nicht lange, um eine Antwort parat zu haben.

    Zur genannten Liegestätte ging Leona dann also, dieses Mal besser darauf vorbereitet, eine Leiche zu sehen. Sie stieg die Treppen hinauf und sah den rothaarigen jungen Mann friedlich dort liegen, als würde er schlafen. Wenigstens hatte er also wohl nichts davon gemerkt, was irgendwer mit ihm angestellt hatte.

    Noch war sich die 21-Jährige gar nicht sicher, was sie hier wollte. Sie würde den Körper dieses Mal nicht untersuchen - danach war ihr nicht. Zudem hatten sie über die Todesursache inzwischen mehr erfahren und waren einen Schritt weiter. Sogar das Gift hatten sie identifiziert - und doch wurde weiter gemordet. Diese Rücksichtslosigkeit der Täter war grausam, doch vielleicht auch ihre Schwäche. Die Floristin hoffte sehr, dass die Schuldigen irgendwann einen Fehler machten. Alek würde davon aber nichts mehr erfahren. Für ihn kam jede eventuell noch bevorstehende Hilfe zu spät.

    "Es tut mir Leid", sprach Leona leise und wehmütig. Vielleicht würde sich sein Geist ja etwas über die leise Anteilnahme freuen. Darüber, dass es jemanden interessierte, das er von ihnen gegangen war. Oder besser. Genommen wurde. Mehr konnte sie für ihn nicht tun. Er würde hoffentlich eine richtige, angemessene Bestattung bekommen können, wenn das hier alles vorüber sein sollte. Und wenn dann noch jemand lebte, der sich darum scherte. Für den Augenblick wollte die Blondine den Rotschopf ruhen lassen und nicht wieder jemanden herbei rufen, um denjenigen die Arbeit machen zu lassen, die Leiche davon zu schaffen.

    Diesen kleinen aber für sie bedeutsamen Moment hinter sich lassend, machte die junge Frau sich im Anschluss auf, um die Industriestation zu besuchen. Immerhin gab es hier etwas zu tun, KILA hatte darauf verwiesen. Es war schon seltsam, dass sie als Teil des Personals der Düsterburg dazu aufrief, einen Computer zu hacken. Doch mit der sinkenden Insassenanzahl hatten sich schließlich Dinge verändert. Und solange es ihnen half, sollte es ihr Recht sein.

    Leona sah, dass das Gerät bereit besetzt schien und war erleichtert. Sie selbst wäre dort keine große Hilfe, kannte sie sich mit solchen Dingen doch gar nicht aus. Schon das Zahlenwirrwarr, das in diesem Moment auf dem Monitor prangerte, ließ sie lediglich verdutzt zurück. Aus diesem Grund machte die 21-Jährige auch gar keine Anstalten, dort zu helfen. Der Mann der den PC bediente, schien zumindest zu wissen was er tat. Oder jedenfalls vollkommen konzentriert darauf und fasziniert davon zu sein. Leona wusst zwar nicht, ob er vertrauenswürdig war, doch Leigh stand nicht weit von ihm entfernt. Und das beruhigte sie.

    Seit der Nacht in der sie in die Düsterburg geführt wurde war sie hier nicht mehr gewesen. Es war der - laut Mademoiselle Laureanne - zarten Pflanze also ein Anliegen, sich im bis dato unbekannten Terrain einmal um zu sehen - und genau das tat sie auch. Zuallererst beäugte sie dabei das Zentrum des Raumes (C). In früheren Zeiten hatten hier wohl tagsüber eine Menge Leute gesessen, worauf zumindest die zahlreichen Sitzgelegenheiten an den Tischen hin deuteten.

    Geändert von MeTa (02.03.2017 um 17:20 Uhr)

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