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Engel
Irgendetwas war hier doch faul. Der frühere Benutzer des PCs hatte doch bestimmt nicht den ganzen Tag bloß irgendwelche Bewegungsprofile betrachtet...
Allerdings hatte Leroy nicht gelogen, als er behauptet hatte, kein Hacker zu sein, so dass seine Möglichkeiten, irgendetwas aus diesem Kasten herauszuholen, doch ziemlich begrenzt waren.
Nicht, dass die Funktion, die der Computer erfüllte schlecht gewesen wäre (immerhin erhöhte er die Chancen der Knastis hier am Leben zu bleiben ein wenig), aber irgendwie hatte Leroy sich doch etwas anderes erhofft. Nun, anscheinend wurden ihm die Geheimnisse des Bunkers nicht einfach so auf dem Silbertablett serviert.
Plötzlich meldete sich KILA zu Wort.
[...]
"Vielleicht wäre es besser das Passwort zu ändern und es jemandem zu geben, dem du vertraust? Ich meine, damit wirst du ja quasi zum Premium-Ziel für die Mörder..."
Danke für die nette Erinnerung, aber auf die hätte er lieber verzichtet. Nun, er hatte das Passwort ja bereits geändert. Jetzt musste er nur noch überlegen, ob er jemandem hier weit genug vertraute, es ihm zu nennen. (Die ehrliche Antwort darauf wäre ein klares Nein gewesen, aber wie KILA es so treffend formuliert hatte, stünde er damit auf Position 1 der Abschussliste.)
"Wie auch immer... wenn du dich entschieden hast, sag mir Bescheid. Oh, und, nebenbei: Wir haben immernoch eine Privatzelle für den Industrieleiter zur Verfügung, und du hast dich gerade mehr als qualifiziert, oder?"
Was war nur mit dieser dämlichen KI los? Erst vorgestern hatte er sie gebeten, das Thema für sich zu behalten. Er setzte bereits zu einer geharnischten Antwort an, als er plötzlich innehielt.
Die Situation war anders als die vor zwei Tagen. Heute hatten die meisten anderen Überlebenden gesehen, dass er etwas getan hatte, um sich diese Position auch zu verdienen, und sie sich nicht einfach irgendwie erschlichen hatte. Und immerhin war er ja auch nicht der erste, gestern hatte ja auch irgendjemand den vakanten Posten des Hydroponikleiters übernommen (und lebte heute sogar noch, auch wenn Leroy ihn den ganzen Tag noch nicht zu Gesicht bekommen hatte). Zudem war die Katze jetzt sowieso aus dem Sack, also hätte eine Ablehnung seinerseits sogar noch verdächtiger gewirkt.
"Ok, KILA, ich übernehme den Posten."
Er hoffte nur, dass er damit nicht gleich den Posten des Hausmeisters hier drin mit übernahm. Im Zusammenhang mit einem Leiterposten hatte er immer nur an die Privilegien gedacht, die damit einhergingen, aber weniger daran, was eigentlich deren Aufgaben waren. Und da sie nur noch so wenige waren, konnte er sich auch gut vorstellen, dass KILA bereits Dienstpläne mit Doppel- und Dreifachschichten vorbereitet hatte...
Auf eine Einweihungsparty zu hoffen, wäre vermutlich vergeblich gewesen, also erklärte er, an niemand Bestimmtes gerichtet: "Der Computer war eine Sackgasse, aus dem kriegen wir nichts mehr raus.", fuhr den Computer herunter und verlies die Industriestation.
Sein Weg führte ihn zuerst in das Schlafquartier, wo er seine wenigen Habseligkeiten einsammelte, und dann weiter zum trauten Heim des schaumigsten Abschaums den sein Land hervorgebracht hatte, seinem neuen Quartier.
Er hielt vor der verschlossenen Tür und sagte: "Sesam öffne dich." (und hielt die Hand vor den Öffnungssensor.)
Er würde sein neues Quartier gleich mal einer Inspektion unterziehen, vielleicht hatte sein Amtsvorgänger ja irgendetwas Nützliches hinterlassen - und hoffentlich nicht nur noch einen Werkzeuggürtel, der ihm nicht passte.
Berechtigungen
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