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Thema: [Verbrecher von Düsterburg] Tag 2

Baum-Darstellung

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  1. #22
    Es war ein schönes Bild.

    Dr. Tod, der ältere Mann, hing oben auf locker 6 Metern Höhe an der Sprossenleiter, hielt sich mit einer Hand an den Streben fest, und hielt mit der anderen Hand ein quasi antikes Handy in die Luft. Ein Handy, auf dem man SMSen nur mit T9 tippen konnte. Deswegen dauerte der Prozess erstaunlich lange (wer war auf die Idee gekommen, dass man an das "S" nur herankam, indem man die eine Taste 4mal drückte?). Zum Glück beeindruckte auch der ausgedehnte Schreibprozess den Akkustand des Nokias nicht, und es blieb stolz bei 3 Prozent. Dr. Tod war zwar mittendrin kurz davor, dass Handy wegen der extrem nervigen Tastentöne quer durch den Raum zu werfen, aber schließlich war es geschafft. Und nun hieß es warten. Wie er schon ganz richtig geschätzt hatte, kam nicht sofort eine Antwort. Er beschloss daher, vorerst hier oben zu bleiben und zog sich in eine der am weitesten oben liegenden Kojen, wo er tatsächlich ein wenig Empfang hatte.

    Und dann geschah etwas, was Edward seit Jahrzehnten nicht mehr gehört hatte.
    Das Telefon klingelte.



    *klick*
    "Ha...Hallo?"
    "Hallo?"
    "Sind Sie... wirklich in der Düsterburg?"
    "Ja, Tod hier."
    "...Tod... Tod? Wollen sie mich verarschen?"
    "Nein, Dr. Edward Tod mein Name. Wir sind hier und wir brauchen wirklich dringend Hilfe...."

    Gemurmel aus dem Hintergrund. Edward meinte, die Stimme einer Frau zu hören, die etwas sagte wie "Der ist wirklich in der Datenbank!". Und dann hörte er leises Gejubel. Die männliche Stimme von gerade eben kam zurück ans Telefon. Er klang aufgeregt.

    "Ja, klar, Hilfe. Wieviele sind sie noch?"
    "Jetzt noch... zehn."
    "ZEHN? Oh nein... es geht schneller als gedacht..."
    "Was geht schneller als gedacht?"
    "Es... es sollte noch nicht so weit sein... wenn Ihr da unten schon so wenige seid, dann... dann kann es nicht mehr lange dauern."
    "WAS kann nicht mehr lange dauern?!"
    "Die Düsterburg... soll leer geräumt werden... bis, naja..."

    Von hinten schrie eine Stimme ins Telefon.

    "HALT DIE FRESSE, NATHAN"
    "Ja, Mrs. Estaga... Mr... Es tut mir so Leid, aber wenn es schon so nah ist, dann kann ich Ihnen nicht helfen.... Wir müssen uns auf uns konzentrieren. Halten Sie durch!"

    Und mit einem Klicken hatte die Stimme aufgelegt. Edward starrte das alte Nokia in seinen Händen an, das sich, wie um ihn auszulachen, höhnisch mit einem Piepsen verabschiedete. Der Akku war endgültig leer.

    ------

    Noch während Leigh auf die Zahlen- und Buchstabenkolonnen starrte, um irgendein Muster herauszufinden, hatte Leroy schon einen Plan ausgetüftelt. Leigh konnte gerade noch registrieren, dass manche Buchstabenkombinationen häufiger vorkamen als andere, als Leroy schon schwungvoll den ersten Begriff ausgewählt hatte.

    Die Antwort der Maschine erfolgte prompt und zuverlässig, als hätte der PC nur auf jemanden gewartet, der ihn bedient.

    Zitat Zitat
    BEWARES
    Passwort falsch.
    Übereinstimmung mit dem Passwort: 1
    Versuche verbleibend: 2
    --------
    Matt lief zu dem Tisch, der mit weitem Abstand am unaufgeräumtesten aussah. Das dunkle Licht der Notbeleuchtung war nicht wirklich hilfreich, und einmal griff er böse in eine herumliegende Schraube, aber nach ein paar Minuten hatte er sich einen ganz guten Überblick über all die Gegenstände verschafft. Und diese Sachen hatten definitiv nichts in der Düsterburg verloren. Er war ein Sammelsurium an kleinen Elektrogeräten, es war ein Taser dabei, wie ihn das Militär benutzt, ein etwas zerbeult aussehender Schlagstock und etwas entfernt von dem Tisch stand auch ein vollkommen zerbeultes und zerkratztes Riot-Schild der Police Force. Was zum FICK hatten diese Sachen hier unten verloren?

    Und dann wurde es ihm klar: Hier in der Industriestation wurde Militärequipment repariert.

    Matt hatte keine Ahnung von Politik und all dem Kram, er wusste, dass die Nation erfolgreiche Kriege führte und eines der besten Bruttoinlandsprodukte der Welt hatte, unter anderem natürlich wegen der erstklassigen Qualität ihrer Kriegsmaschinerie. Aufstände wurden schnell und effektiv niedergeschlagen, und auf Verrat stand seit dem großen Aufstand von Mexico sowieso die Todesstrafe. Alle anderen Verbrecher wanderten in die Düsterburg oder ähnliche Gefängnisse, wie es sie mittlerweile überall auf dem Gebiet der Nation gab. Es war schon merkwürdig, dass seit einiger Zeit so viele Menschen in Gefängnissen landeten, selbst für die kleinsten Vergehen. Kurz, bevor Matt in die Düsterburg kam, gab es Berichte über die immer heftiger werdenden Aufstände im Süden...

    Aber Matts Gedankengang wurde von einer kleinen Kiste unterbrochen, die mitten auf dem Tisch stand und aus der die Kabel förmlich herausquollen. Unter anderen, und das sah er sofort, ein einwandfreies Universal USB-Ladekabel.

    Leona lächelte Matt kurz zu, der sich, glücklich wie ein Trüffelschwein, förmlich in eine Kiste schmiss, in der ein Haufen Kabel und andere elektronische Kleinteile herumflogen. Sie selbst widmete sich dem Tisch, auf dem zahlreiche kleine Stapel Papier herumlagen. Es war anstrengend, die Schrift zu lesen, und sie musste dafür immer wieder zu Leroy und Leigh laufen, um im Schein des Monitor zu lesen. Aber was sie da erblickte, sprach Bände über die Aufgabe der Bildschirmarbeiter aus der Industriestation...


    Geändert von Caro (03.03.2017 um 02:12 Uhr)

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