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Schwertmeister
Robert hatte schon viele Affären, Freundschaften und Beziehungen zwischen den dunklen Wänden ihres Gefängnissen aufblühen und auch verwelken sehen,
doch der Gedanke, dass Mr. Evans, der junge Mann dessen Haar ihn immer an Feuer erinnert hatte, durch seinen Tod jemanden zwischen all diesen Fremden zurückgelassen hatte...
Robert mochte es sich selbst nicht wirklich eingestehen, in ihm kochte ein Gefühl hoch welches er seit vielen Jahren nicht mehr gespürt hatte.
War es Wut?
Es war kein Zufall gewesen, dass Mr. Evans gestorben war. Es würde kein Zufall sein, wenn heute Nacht die nächste Person sterben würde.
Auf dem Weg in die Waschräume der Männer dachte Robert an einen Tag vor vielen Jahren.
Damals waren sie noch viele in der Düsterburg gewesen. Die meisten Insassen wussten sich nicht zu benehmen, nicht so wie heute.
Damals hatte man ihn gekannt und gefürchtet. Und obwohl es, damals wie heute, einen Anführer gab war es ein Kinderspiel gewesen diesen zu untergraben.
Vor allem, da er eine ungesunde Vorliebe für Alkohol gehabt hatte.
Es war noch früh. Das Wasser, wo auch immer es her kam, war noch heiß und brannte auf seiner blassen Haut.
Der Schmerz war angenehm. Er vernebelte die Sinne genug um tiefer in die Erinnerung zu fallen.
Es war der Tag gewesen, an dem er Eerie zum ersten Mal gesehen hatte. Sie lag am Boden, umzingelt von Männern des NKC.
Ihr Gesicht war schrecklich zugerichtet. Ihre Nase und die meisten Finger waren gebrochen. Die alte Hexe, ein wirklich passender Begriff wie Robert fand,
beschwerte sich manchmal heute noch über ihre zerstörten Gelenke.
Robert hatte sie damals mit nur einem Wort gerettet und sie war ihm seit diesem Tag treu gewesen. Doch er hatte ihr nicht aus Mitleid geholfen.
Die Männer, dieser Abschaum, hätten ihr jeden Knochen brechen können, doch ihre Augen, das Feuer mit dem sie ihren Angreifern entgegen blickte, konnten sie nicht ersticken.
Die Armatur der Duschen gab ein lautes knartzen von sich als Robert das Wasser nach einer halben Ewigkeit abstellte. Sein Rücken hatte ein ungesundes Rot angenommen.
Eeries Angreifer hatten nicht das Glück, von jemandem gerettet zu werden. Er hatte sie, mit Hilfe einiger Komplizen, in der Nacht in die Küche gelockt.
Sie hatten gebettelt, gefleht, geweint.
Geschrien.
Der Anblick der Männer, verbrannte Münder weit aufgerissen, die Niedertracht mit Hilfe von Feuer aus ihren Augen gekocht, hatte ihn lange begleitet.
Roberts Hände zitterten leicht, als er die Knöpfe seines Hemdes schloss. Heute war einer dieser Tage.
Diese Zeiten waren lange vorbei. Er war älter geworden. Und vor allem weniger hitzköpfig.
Seine Schritte trugen ihn zurück zum Schlafbereich G2, wo er die Koje von Alek Evans aufsuchte.
Er schien noch nicht berührt oder untersucht worden zu sein, doch das Kribbeln in Roberts Innereien wurde immer stärker und er hatte im Moment weder die Geduld noch das Wissen,
um nützliche Informationen vom toten Körper des jungen Mannes zu sammeln. Das würde er den Anderen überlassen.
Einen Moment später hievte er den steifen, leblosen Körper aus seiner Koje.
Robert hatte zwar nicht damit gerechnet, dass es einfach werden würde, doch er verlor jedoch öfters den Halt und ließ den Körper unsanft auf dem harten Boden aufkommen.
Gut, dass ihm niemand zu sah. Außer KILA.
Danach zog er das alte Laken von Aleks Bett und wickelte ihn dort hinein.
Robert musste kurz über sich selbst lachen.
Er war wirklich alt geworden. Den Weg zur Medizinstation legte er, mit Aleks Körper im Arm, nur sehr langsam und mit einigen Pausen zurück.
Dort angekommen tauschte er den Körper des ehemaligen Anführers auf der Trage gegen Alek aus und würde sich nach einer Verschnaufpause mit der Leiche von Thatcher zur Verbrennungsanlage begeben.
Geändert von Kaia (02.03.2017 um 17:56 Uhr)
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