"Okay, schlechte Nachricht. Das Gegengift hat leider nichts gebracht. Wem auch immer Matt es gegeben hat - die Mörder haben jemand anderen gewählt. Alek ist leider von uns gegangen. Und... naja, er war logischerweise demnach kein Mörder, aer ich kann sehen, dass er sehr, sehr oft mit einer anderen Person zusammen war - fast schon so, als wären sie ein geheimes Liebespaar oder Geschäftspartner oder was auch immer."
"Fuck." Leigh hätte sich bei diesen Worten am Liebsten wieder die Decke über den Kopf gezogen. Nicht nur war gestern eine Unschuldige hingerichtet worden, jetzt war auch der Insasse tot, den sie gestern noch öffentlich beschuldigt hatte - und auch er war unschuldig. Dass ihre Stimme kaum einen Unterschied an seinem Schicksal gemacht hatte, war da ein geringer Trost. Aber wenigstens war sie selbst noch am Leben... und ein kurzer Blick zu Leonas Bett bestätigte ihr auch, dass ihre neue Freundin wohlauf war. Zumindest schien sie noch zu atmen.
Während Leigh so ihren Gedanken nachging und in Erwägung zog, sich wieder hinzulegen, brabbelte KILA munter weiter. Das konnte sie sehr gut. Anfangs war Leigh so genervt gewesen, dass sie sich sehnlichst die alte, langweilige KILA zurückgewünscht hatte. Jetzt war sie so an die Neue gewöhnt, dass sie meistens einfach gedanklich abschalten und sie ausblenden konnte. Das versuchte sie auch jetzt, doch eine Sache ließ sie aufhorchen:
"Aber, ich denke, einer der Computer aus der Industriestation hat sich einen Virus eingefangen, und das ist perfekt! Wenn ihr das Passwort knackt, kann ich einer Person von Euch Zugriff auf die Bewegungsdaten geben, und damit kann dann endlich jemand nachprüfen, wer nachts hier durch die Gänge schleicht!"
DAS war tatsächlich mal eine gute Nachricht! Eine Chance, ein Funken Hoffnung. Alle Müdigkeit viel mit einem Mal von Leigh ab und sie sprang aus dem Bett. Sie hatte zwar noch keinen konkreten Plan, aber wenigstens ansehen wollte sie sich die Sache. Diese einmalige Gelegenheit, vorwärts zu kommen, wollte sie sich nicht entgehen lassen. Und wie schwer konnte es sein, so ein Passwort zu knacken? Die meisten Menschen waren doch eh dämlich und wählten Kombinationen wie "1234" oder ihre Telefonnummer...
Außerdem war die Industriestation vermutlich der letzte Ort, an dem sie dieser alten Hexe über den Weg laufen würde. Und wirklich, die wollte sie am liebsten überhaupt nicht mehr sehen. Es hatte gestern nicht mehr viel gefehlt und Leigh hätte ihr eine Faust verpasst, die sie nicht so schnell vergessen hätte. Hoffentlich ist Leona heute auch so clever, dachte Leigh, huschte aus dem Schlafzimmer der Frauen und machte sich auf den Weg zur Industriestation.