Seite 3 von 4 ErsteErste 1234 LetzteLetzte
Ergebnis 41 bis 60 von 72

Thema: [Verbrecher von Düsterburg] Tag 2

  1. #41
    Robert sah kurz zu Matt herüber, welcher sich an einem der Tische im Raum zu schaffen machte.
    Der junge Mann schien zwar einige Kompetenzen zu besitzen, Robert traute ihm jedoch nicht zu etwas so kompliziertes wie ein elektrisches Türschloss zu entwickeln.
    Nicht mit den Materialien die ihnen zur Verfügung standen, nicht mit der Hilfe von Dr. Tod.

    Und woher wusste dieser Quacksalber wie sich Mrs. Estagas echte Stimme anhörte?

    Roberts Gesichtsausdruck hatte sich wieder in seinen Urzustand des unleserlich-höflichen begeben.
    Er räusperte sich.
    "Doktor. Wir haben schon einige Mörder bei den täglichen Abstimmungen hingerichtet.
    Es mag vielleicht sein, dass Sie durch ihren schlechten mentalen Zustand etwas eingeschränkt waren um diese Informationen aufzunehmen."

    Er lächelte Dr. Tod gespielt freundlich an, doch sein Gegenüber konnte sehen, dass etwas an der Haltung des Mannes sich verändert hatte.

    "Ein gut gemeinter Rat im Falle einer erfolgreichen Flucht. Versuchen Sie einmal ihr eigenes Gehirn mit dem eines halbwegs fähigen Menschen auszutauschen. Auch wenn ich Mr. Foster sehr schätze, ich glaube nicht, dass er in der Lage ist etwas so kompliziertes wie ein elektronisches Schloss für jede unserer Schlafkojen zu bauen. Und Sie. Nun, Sie haben versucht ein Micro-USB Kabel in einen Klinkeneingang zu stecken. Ich glaube damit habe ich alles gesagt. Wenn Sie mich entschuldigen würden, ich habe nun genug meiner restlichen Lebenszeit verschwendet."

    Sein Weg führte ihn bis vor die Industriestation, wo noch immer Aleks lebloser Körper lag.
    Er schien noch immer unberührt zu sein. Da sich niemand der Aufgabe angenommen hatte untersuchte Robert den Toten auf eine zu erwartende Einstichstelle. Vielleicht hatte der junge Mann auch noch Wertsachen in seinen Taschen, die es Wert waren nicht verbrannt zu werden.

  2. #42
    Nachdem Mr. Silver sich abgewandt hatte, blickte Dr. Tod wieder das Handy in seiner Hand an. Das GErät war wirklich uralt und hatte noch einen Klinkenanschluss. Gab es solche Anschlüsse überhaupt noch? Vermutlich nicht. Er wühlte sich durch die Kisten, die Matt offen hatte stehen lassen. Kein Erfolg.

    Es sah so aus, als wäre das Handy wirklich ohne Rettung tot. Und dann war da auch noch die Sache, dass sich die Absage der Hilfe von den Leuten, mit denen er telefoniert hatte, recht endgültig klang...

    -------
    Wutschnaubend schaute sich Matt den leicht verbogenen Anschluss an. Aber okay. Das würde sich schon wieder richten lassen. Er wischte ein paar Blätter von dem Tisch, an dem Düsterburg-typische Werkzeuge repariert wurden. Auf einem der Blätter, der "Anleitung zum Reset der Versuche bei der Passworteingabe", fand er ein paar Notizen dazu, wie man feinmechanische Verbiegungen wieder in den griff bekam. Er war nicht gerade der Beste im Handwerken, zumindest nicht, wenn es sich nicht gerade darum drehte, AN einer Frau zu handwerken. Aber mit dieser Anleitung war er eigentlich kinderleicht.

    Er hielt das Kabel mit der einen Hand fest und versuchte mit einer Pinzette, die Kontakte einzeln wieder zu richten. In dem funzeligen Licht der Notbeleuchtung war es extrem nervig, und er bekam höllische Kopfschmerzen von der Anstrengung, aber...es gelang. Aber jetzt musste er dringend aus dem Industriebereich heraus, bevor ihn eine gewaltige Migräneattacke überkam. Und draußen könnte er ja gleich seinen neuen Musikplayer ausprobieren...

    --------

    Etwas gelangweilt fuhr Boyle mit der Hand über den fast leeren Tisch. Nur drei Stühle befanden sich an ihm. Wenigstens würden die anderen sehen, dass sich ihr Anführer nützlich machte, bevor noch irgendwelche Gerüchte aufkamen. Der Tisch war wie leergefegt und blitzsauber, im Gegensatz zu den anderen Tischen. Hier lagen auch keine Werkzeuge, und auch sonst nichts, was darauf hindeuten würde, dass hier schwer gearbeitet wurde.

    Er war fast schon ein bisschen enttäuscht, dass er wohl gleich keine interessante Geschichte zu erzählen hatte, als er ein Knirschen unter seinem Schuh hörte. Er bückte sich, und hielt einen... einen Was...?

    "Ein Diamant."

    Tatsächlich. Es war ein lupenreiner, geschliffener, offensichtlich echter Diamant, den er da in den Händen hielt.

    ---------

    Leroy tippte ein wenig an dem PC herum - aber schon nach kurzer Zeit fiel ihm auf, dass der Zugriff auf das Internet nicht lief. Er schaute sich um, und ihm wurde klar, warum - die rauschenden Serverschränke an der anderen Wand (D) versorgten nur das lokale System mit Daten. Bei seinem Abenteuer vor zwei Tagen hatte er die Verbindung der PCs zur Außenwelt ebenfalls gekappt. Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte - soweit er wusste, waren so gut wie alle Seiten im Netz sowieso gesperrt und nur für Arbeiter mit besonderen Aufträgen zugänglich...

    --------

    Mr. Silver war nicht der Mensch, der noch an seinen Opfern herumspielte, und die kalte, starre Haut von Aleks Leiche zog ihn nun auch nicht gerade an. Er hatte seine Taschen schon durchsucht, aber nichts gefunden. Er hob die komplett steife Hand von Alek an, und tatsächlich - an seinem Finger befand sich die Einstichstelle, die ebenso wie bei Thatcher blau angelaufen und leicht geschwollen war. Es war eigentlich ganz einfach, wenn man wusste, wo man suchen musste. Aber es war schon merkwürdig - warum ausgerechnet der Finger? Für ein Gift war das eigentlich die denkbar ungünstigste Stelle. Und warum ausgerechnet ein Mittel wie Calcinat-Hydrogen.

    Und dann wurde es ihm klar.

    Calcinat war ein Verdickungsmittel. Es wurde den Opfern in die Blutbahn gespritzt, wo es sich langsam ausbreitete und das Blut im wahrsten Sinne des Wortes stocken ließ. Wie, wenn man eine Soße andickt, verwandelte sich das Blut in einen zähen Schleim, bis das Opfer schließlich starb.

    ----------



    Leona strich mit den Fingern sanft über das Tastenpanel. Sofort erklang ein ärgerliches Fehlergeräusch, untermalt von einem knallroten "ACCESS DENIED" auf dem Display.

    "Leona? Du weißt, ich kann dich nicht herauslassen. Also, im Wortsinn. Ich habe dazu nicht die Berechtigung."
    "Ich weiß"

    Darum ging es Leona ja auch gar nicht. wenn es so einfach wäre, wäre ja schon lange jemand einfach aus der Tür nach draußen spaziert. Denn als sie die Tasten nachspürte, ob irgedneine davon vielleicht etwas stärker abgerieben war oder sonstiges, spürte sie, dass der Deckel nicht richtig fest auf dem Panel saß. Sie zog ein kleines bisschen daran, schüttelte das Codepanel hin und her - und es klappte! Nach kurzer Zeit hielt sie die nur lose Abdeckung in den Händen. dahinter verbarg sich leider kein Kabelgewirr, sondern ein sauber verschweißter Leitungskasten. Vermutlich, damit die Insassen nicht einfach das Türschloss kurzschließen konnten. Aber da war noch etwas anderes. Ein kleiner, zusammengefalteter Zettel lag ebenfalls unter der Hülle verborgen.

    Der Bleistift darauf war bereits ein bisschen verblasst, aber dennoch lesbar. Es schien sich um eine Konversation zu handeln.

    Zitat Zitat
    Margaret, ich bitte dich, die letzte Lieferung war doch wohl ein Scherz?! Wie soll ich da unsere Kunden zufriedenstellen?
    Was kann ich denn dafür, dass wir hier immer mehr minderwertige Ware bekommen? Und das die Kunden solche Ansprüche haben. Wir haben hier unten eben nicht das beste Material!
    Trotzdem, so kann und so WIRD es nicht weitergehen. Du kennst deinen Job.
    Ja, aber der der Don schnappt sich immer die besten Einheiten weg, so KANN ich nicht arbeiten.
    Ist mir vollkommen egal, unsere Kunden zahlen eine Menge Geld für das Vergnügen!
    ...Ist mir klar. Pass auf, wir haben letztens eine süße Blonde reinbekommen, unschuldig, 21. Hattest du da nicht diesen einen Kunden an der Hand...?
    Die kleine Petty? Haha, ja, Senator Dreary wird sich freuen...

    Geändert von Caro (03.03.2017 um 22:02 Uhr)

  3. #43
    Der Doktor gab nicht so leicht auf!

    Es wurde Zeit, dass er Theo die neuen Erkenntnisse sagte. Auch auf die Gefahr hin, dass er vielleicht einem Mörder alles anvertrauen würde, aber gemäß Murphys Gesetz, gab es am Ende eh keinen Mörder, oder das zarte Fräulein Leona murkste sich Nachts gerne durch ihre Mithäftlinge.

    Konnte eventuell eine Rückkehr zum Eingangsbereich am Sicherheitsterminal irgendwie helfen?

    Geändert von Loxagon (03.03.2017 um 22:31 Uhr)

  4. #44
    "Vorsicht..."

    Schnapp

    "Voooooorsicht..."

    Kling

    "Vooooohoahoahoaaaarsicht..."

    Er konnte es immer noch nicht fassen. Wie zum Geier kam man auf die Idee das hier in einen Klinkenstecker zu jagen.
    Jeden Kontakt einzeln wieder zurecht biegen, Metallklammern begradigen, hoffen, dass die Lötstellen nicht gebrochen waren. Das war der größte Scheiß und Matt hasste jede einzelne Sekunde davon.
    Das schummrige Licht trug nicht unbedingt dazu bei seine Laune zu heben. Wie zum Teufel konnte man hier arbeiten? Er wäre nach spätestens ner Woche schreiend weg gerannt. Manche machten das hier aber seit Jahren soweit er wusste... naja... machten im Sinne von, Sie haben das mal gemacht, jetzt aber nicht mehr weil... naja... tot und so.

    Nachdem er den letzten Kontakt wieder zurechtgebogen hatte, drückte er stolz die gesplitterte Kunststoffummantelung wieder um den Anschluss und klebte ihn zusammen. Das müsste aber rei...ei... holy moly.
    Das war schlimmer als gammelige Austern im Hochsommer. Schlimmer als eine heiße Studentin die sich als 15 Jährige herausstellte. Schlimmer als ein nörgelnder Gast, der anstelle von Trinkgeld einen dieser Fake-Geldscheine in das Büchlein klemmte auf denen lang und breit erklärt wurde, warum Trinkgeld unnötig ist.
    Migräne aus den tiefsten Tiefen der Hölle.

    "Gott... dieser Laden mufft mir zu sehr. Matt out guys."

    Er hielt sich einfach nurnoch die Handfläche über die Augen und rieb sich kurz über die Lider. Die Luft war verbraucht und abgestanden. Einfach nur eklig.
    Aber er hatte ja was er wollte. Ein hoffentlich funktionierendes Ladekabel, einen iPod, ein schickes Foto... nice.

    Matt machte sich also auf den Weg und verließ die Industriestation.
    Seine Schritte lenkten ihn zurück zu den Schlaftürmen. Hier würde er sich in seine Koje hauen und den lieblichen Klängen des iPods lauschen.

    Fucking finally.

    Geändert von Gendrek (03.03.2017 um 23:22 Uhr)

  5. #45
    Kein Internetzugang? Schade, damit war sein genialer Plan, ein paar Milliarden zu verdienen, um das Gefängnis einfach aufzukaufen und sich selbst freizulassen, wohl dahin.
    Wie er bermekte, hatten die anderen das wohl vorhergesehen, oder sie hatten generell wenig Interesse an der Außenwelt, jedenfalls schien inzwischen jeder sich in dem großen Raum umzusehen. (Warum hatte ihm dann überhaupt jemand diesen Steckbrief angepinnt?) Leroy hingegen kannte den Raum zur Genüge, so dass er sich lieber weiter mit dem Rechner beschäftigte. Er überprüfte erstmal, was für Programme installiert waren, und wenn da nichts Interessantes dabei war, würde er sich eben mit dem Datei- bzw. Netzwerkexplorer beschäftigen. Bevorzugen würde er natürlich Dateien mit so aussagekräftigen Titeln wie "Düsterburg Blaupause mit geheimem Luftschacht zur Erdoberfäche" oder "Kompromittierende Fotos von der Gefängnisleitung"...

  6. #46
    Leroy tippte noch ein wenig auf der Tastatur herum, aber es war ihm sowieso klar, dass der Computer ihnen nicht helfen könnte. Die Festplatte war komplett leergeräumt, und KILA hate nicht gescherzt, was den Virus anging. Alle 50 Sekunden stürzte der Explorer einfach ab, das Hintergrundbild änderte sich, und ganz allgemein war das Scheissteil einfach superlangsam. Wie sollte man hiermit überhaupt Bewegungsprofile herausfinden können?

    Es war mittlerweile früher Nachmittag. Und er war immernoch der Einzige, der das Passwort zu dem PC kannte. Aber wäre es vielleicht nicht schlauer, das Passwort von jemand anderem ändern zu lassen?

    Zitat Zitat
    Seherfertigkeit. Wer das Passwort knackt, bekommt die Wahl darüber, wer Zugriff auf die Bewegungsprofile der Insassen bekommt. Die auserwählte Person darf jede Nacht eine Person überprüfen und feststellen, welche Rolle sie hat.

    Leroy wurde ausgewählt, die Fähigkeit zu verteilen.
    Noch während er grübelnd dasaß, sprang der Lautsprecher über ihm an. Die ganze Industriestation füllte sich mit KILAs Stimme.

    "Hey, habt ihr es geschafft?"
    "Natürlich haben wir das!"
    "Grandios! Öhm.... Leroy? Ich schätze, du warst derjenige..?
    "Ja."
    "Vielleicht wäre es besser das Passwort zu ändern und es jemandem zu geben, dem du vertraust? Ich meine, damit wirst du ja quasi zum Premium-Ziel für die Mörder..."
    "..."

    KILA schien nachzugrübeln.

    "Wie auch immer... wenn du dich entschieden hast, sag mir Bescheid. Oh, und, nebenbei: Wir haben immernoch eine Privatzelle für den Industrieleiter zur Verfügung, und du hast dich gerade mehr als qualifiziert, oder?"

    ---------

    Schwungvoll schmiss Matt sich in seine Koje. Das relativ lange Kabel reichte genau bis zu dem Stromoutlet hinter der Verkleidung. So vorsichtig er konnte fummelte er das reparierte Kabel in seinen iPod.

    Selten hatte ihn eine rote LED so glücklich gemacht.

    "Schauen wir doch mal, was dieses Baby kann..."



    Matt schloss die Augen.

    5 Minuten reines Glücks.

    "...Matt?"
    "..."
    "...Matt?!"
    "..."
    "MATT."
    "Oh, sorry, Babe. Hab dich nicht gehört."
    "Pff, Babe."
    "Nicht so deins?"
    "Nein. Hör mal Matt... alles okay?"
    "Pff, so gut es geht. Wir sind hier ein bisschen am Arsch, immernoch."
    "Bist du alleine?"
    "Klar."
    "Ich...ich hab nachgedacht... und, ich wollte nur nochmal deine Stimme hören..."
    "KILA? Was ist los?"
    "Nichts... nichts was dich da unten interessieren müsste.... Es ist nur, wenn ich morgen nicht da bin - es tut mir Leid, ja?"
    "Was redest du da, KILA?"
    "Sorry, Matt."

    Und mit einem Klicken war KILA verschwunden.

  7. #47
    Theo schlich schon die ganze Zeit herum wie Falschgeld. Nicht, dass er nicht helfen wollte (naja, vielleicht ein bisschen - der geborene Arbeiter war er noch nie gewesen), aber... Chemie war absolut nicht seins. IT ebenso wenig - er konnte zwar einen PC bedienen und wusste, wo man besser nicht draufklickt, wenn man sich keinen Trojaner fangen wollte, da hörte es aber auch schon wieder auf. Und was das Verfeuern des Ex-Dons anging... nun, da hatte er noch die selbe Meinung wie vorgestern. Apropos, gut, dass KILA die Lüftung wieder eingeschaltet hatte, sonst hätte es muffig werden können.

    Da die anderen ja offenbar auch gut ohne ihn zurechtkamen, hielt sich Theodors schlechtes Gewissen in eher messbaren Grenzen - nicht jedoch seine Langeweile. Das Problem bei gerade mal gut zehn verbliebenen Leuten hier unten war einfach, dass man nichtmal irgendwo interessante Lästereien aufschnappen konnte. Das nächste in der Hinsicht war wohl das, was Matt bezüglich eines gewissen Doktors vor sich hin grummelte - aber das war irgendwie nicht das selbe.

    "Mh~ Irgendwer muss doch hier was interessantes haben was nicht auf Gemüse putzen hinausläuft..."

    Während der junge Mann also so vor sich hinschlenderte, immer wohl darauf Bedacht, nicht im Weg zu stehen (und, praktischerweise, damit aus dem Blickfeld zu sein, sollte schwere Arbeit anfallen), fiel sein Blick auf die junge Leona, die gerade offenbar einen Zettel oder sowas aufhob. Mit ihr hatte er bisher noch nicht allzu viel geredet. Vielleicht wurde es ja Zeit, das mal zu ändern? Umgänglich genug schien sie ja zu sein, und sie hatte durchaus gewirkt, als könne sie etwas Ablenkung von all dem Tod und Verderben hier unten gebrauchen. Kurz, ein klarer Fall für eine Prise Optimismus - und davon hatte Theo ja bekanntermaßen genug. Die Hände in den Taschen schlenderte er also zu ihr herüber und lehnte sich lässig neben ihr gegen die Schreibtischkante.

    "Hey! Wow, hast du den Zettel da aus der Tastatur geklaubt oder so? Steht was interessantes drin?"

    Geändert von BDraw (04.03.2017 um 03:09 Uhr)

  8. #48
    Er stand immer noch vor der Türe, im Eingangsbereich.

    Fand er dort etwas, dass helfen konnte?

  9. #49
    Die junge Frau blickte verwirrt auf den Zettel in ihren Fingern. Ware? Einheiten? Und dann ihr Name. Welche Ware hatte sie zu bieten, die jemanden da draußen interessieren könnte. Fast alles, mit dem sie sich hier täglich auseinandersetzte, war nicht in ihrem Besitz. Wollte man einen ihrer persönlichen Gegenstände für diesen Senatoren?

    Da war der Kugelschreiber, der irgendwann mal Mrs. Kieslowski gehörte, einer der freundlichsten Seelen, denen Leona je begegnet war. Sie hatte beim obligatorischen Besuch im Krankenhaus etwas zum Schreiben gebraucht und bekam von der alten Dame diesen Stift, den sie im Anschluss auch behalten durfte. Sie musste der Frau, die einige Monate später verstorben ist, nur versprechen, dass sie ihn immer bei sich tragen würde, um nie wieder in die Verlegenheit zu kommen, etwas nicht aufschreiben zu können. Inzwischen war keine Tinte mehr im Reservoir enthalten, da sie ihn seither bei jeder Gelegenheit benutzt hatte. Doch noch immer wollte die Blondine das Schreibgerät stets in ihrer Nähe wissen und der an Krebs verendeten Seniorin so die Ehre erweisen, die sie verdient hatte.

    Dann gab es das Set an kleinen Erdbeer-Haarspangen. Es war wohl der größten Güte der Verantwortlichen gleich gekommen, ein solches Set überhaupt als nur einen Gegenstand zu akzeptieren, doch jemand musste dort wohl einen guten Tag gehabt haben. Dabei hatte die 21-Jährige noch stark daran gezweifelt, ob sie eben jene Spangen überhaupt mitnehmen sollte. Für sich genommen fand sie die Clips nicht nur schön, sondern verband auch durchaus positive Erinnerungen damit. In jüngeren Jahren - das wusste Leona noch ganz genau - hatte sie ihre Eltern dazu überreden können, diese in einem Garagenverkauf zu ersteigern. Das war nicht die Art und Weise, wie die Pettys für gewöhnlich eingekauft haben, doch mit etwas flehendem Nachdruck hatte sie die entsprechende Überzeugungsarbeit leisten können und war seitdem eben stolze Besitzerin dieses nützlichen Schmucks, der - zusammen mit einer hier unten improvisierten Haarbürste - wirklich Gold wert war. Mit ihren Eltern hatte die junge Frau zuletzt aber nicht die schönsten Erinnerungen verbunden, weswegen es die Clips auch nur knapp in die Düsterburg geschafft hatten.

    Zu guter Letzt gehörte eine Rolle mit breitem Geschenkband aus hellvioletter Organsinseide zu ihren persönlichen Besitztümern. Der halb transparente Stoff war einer ihrer Lieblinge in der Floristik gewesen. Zu gerne hatte sie die Bindung von Sträußen damit verfeinert oder andere Applikationen mit dem schönen Stoff gesetzt. Sie hatte ihren Beruf geliebt und hoffte kurz vor ihrer Unterbringung hier, dass sie dieses wertvolle Stück sicher gebrauchen könnte. Doch dann wiederum war es eigentlich keine Überraschung gewesen als Leona realisierte: Hier unten würde sich wohl kaum jemand über einen schönen Strauß Blumen ehrlich freuen. Mal abgesehen davon, dass die Hydroponik zwar funktionierte, doch einfach nichts so schön und natürlich blühte, wie sie das gewohnt war. Das Röllchen mit dem Band war also mehr eine Erinnerung an die bessere Zeit - an etwas, das sie gern gehabt hatte.

    Keiner dieser Gegenstände jedoch qualifizierte sich dafür, als Ware an einen Senatoren gegeben zu werden. Da oben hatte man doch genug und auch wenn die Seide durchaus zu den feineren Verzierungen gehörte, mit denen in der Floristik so gearbeitet wurde, war sie weder so teuer, noch so schwer zu bekommen, dass man es von hier exportieren müsste.

    "Hey! Wow, hast du den Zettel da aus der Tastatur geklaubt oder so? Steht was interessantes drin?"

    Die Blondine wurde etwas aus ihren Gedanken gehoben als der junge Mann zu ihr sprach. Kein großes Problem, hatten sie ihre Überlegungen ja ohnehin nicht weiter geführt. Das Gesicht dieser Person hatte sie doch schon öfter gesehen. Das lag vornehmlich auch daran, dass es eines der wenigen war, deren Blicken sie nicht ständig auswich, aus Angst. Er versprühte etwas, was hier unten selten war. Und auch die Art, wie er zu ihr sprach, war angenehm... fröhlich. Es war nicht schlecht, sich in ausweglosen Situationen wie dieser hin und wieder mal von so jemandem anstecken zu lassen. Auch, wenn gerade ihr das schwer fiel und sie im Augenblick noch immer verwirrt von dem war, was auf dem Zettel stand.

    "Ich... weiß nicht, ob es interessant ist. Ich verstehe es nicht mal genau", erwiderte sie Theo und besah sich das Stück Papier dabei noch mal, überflog es mehr, als würde sie erneut versuchen, einen Sinn daraus zu ziehen. Mit einem leichten Kopfschütteln beantwortete sie sich die Frage nach dem Erfolg selbst. So hielt sie ihrem Gegenüber den Zettel hin, um ihn nicht vorlesen zu müssen. "P-Petty ist mein Nachname", erklärte sie ihm dazu.

  10. #50
    Irgendetwas war hier doch faul. Der frühere Benutzer des PCs hatte doch bestimmt nicht den ganzen Tag bloß irgendwelche Bewegungsprofile betrachtet...
    Allerdings hatte Leroy nicht gelogen, als er behauptet hatte, kein Hacker zu sein, so dass seine Möglichkeiten, irgendetwas aus diesem Kasten herauszuholen, doch ziemlich begrenzt waren.
    Nicht, dass die Funktion, die der Computer erfüllte schlecht gewesen wäre (immerhin erhöhte er die Chancen der Knastis hier am Leben zu bleiben ein wenig), aber irgendwie hatte Leroy sich doch etwas anderes erhofft. Nun, anscheinend wurden ihm die Geheimnisse des Bunkers nicht einfach so auf dem Silbertablett serviert.
    Plötzlich meldete sich KILA zu Wort.
    [...]
    "Vielleicht wäre es besser das Passwort zu ändern und es jemandem zu geben, dem du vertraust? Ich meine, damit wirst du ja quasi zum Premium-Ziel für die Mörder..."
    Danke für die nette Erinnerung, aber auf die hätte er lieber verzichtet. Nun, er hatte das Passwort ja bereits geändert. Jetzt musste er nur noch überlegen, ob er jemandem hier weit genug vertraute, es ihm zu nennen. (Die ehrliche Antwort darauf wäre ein klares Nein gewesen, aber wie KILA es so treffend formuliert hatte, stünde er damit auf Position 1 der Abschussliste.)
    "Wie auch immer... wenn du dich entschieden hast, sag mir Bescheid. Oh, und, nebenbei: Wir haben immernoch eine Privatzelle für den Industrieleiter zur Verfügung, und du hast dich gerade mehr als qualifiziert, oder?"
    Was war nur mit dieser dämlichen KI los? Erst vorgestern hatte er sie gebeten, das Thema für sich zu behalten. Er setzte bereits zu einer geharnischten Antwort an, als er plötzlich innehielt.
    Die Situation war anders als die vor zwei Tagen. Heute hatten die meisten anderen Überlebenden gesehen, dass er etwas getan hatte, um sich diese Position auch zu verdienen, und sie sich nicht einfach irgendwie erschlichen hatte. Und immerhin war er ja auch nicht der erste, gestern hatte ja auch irgendjemand den vakanten Posten des Hydroponikleiters übernommen (und lebte heute sogar noch, auch wenn Leroy ihn den ganzen Tag noch nicht zu Gesicht bekommen hatte). Zudem war die Katze jetzt sowieso aus dem Sack, also hätte eine Ablehnung seinerseits sogar noch verdächtiger gewirkt.
    "Ok, KILA, ich übernehme den Posten."
    Er hoffte nur, dass er damit nicht gleich den Posten des Hausmeisters hier drin mit übernahm. Im Zusammenhang mit einem Leiterposten hatte er immer nur an die Privilegien gedacht, die damit einhergingen, aber weniger daran, was eigentlich deren Aufgaben waren. Und da sie nur noch so wenige waren, konnte er sich auch gut vorstellen, dass KILA bereits Dienstpläne mit Doppel- und Dreifachschichten vorbereitet hatte...
    Auf eine Einweihungsparty zu hoffen, wäre vermutlich vergeblich gewesen, also erklärte er, an niemand Bestimmtes gerichtet: "Der Computer war eine Sackgasse, aus dem kriegen wir nichts mehr raus.", fuhr den Computer herunter und verlies die Industriestation.
    Sein Weg führte ihn zuerst in das Schlafquartier, wo er seine wenigen Habseligkeiten einsammelte, und dann weiter zum trauten Heim des schaumigsten Abschaums den sein Land hervorgebracht hatte, seinem neuen Quartier.
    Er hielt vor der verschlossenen Tür und sagte: "Sesam öffne dich." (und hielt die Hand vor den Öffnungssensor.)
    Er würde sein neues Quartier gleich mal einer Inspektion unterziehen, vielleicht hatte sein Amtsvorgänger ja irgendetwas Nützliches hinterlassen - und hoffentlich nicht nur noch einen Werkzeuggürtel, der ihm nicht passte.

  11. #51
    "Ich... weiß nicht, ob es interessant ist. Ich verstehe es nicht mal genau. P-Petty ist mein Nachname"

    Theo nahm den Zettel entgegen.

    "Mhh... mal sehen. 'Minderwertige Ware'... 'Vergnügen'... 'süße Blonde, unschuldig, einundzwa–' Oh, wooow."

    Uuuuuugh. Das war nicht gut. Gar nicht gut. Sowas von nicht gut. Ew, eew!

    "Ähm... Ist alles okay?", fragte Leona, sichtlich besorgt angesichts wie dem sonst stets grinsenden Theo gerade die Gesichtszüge entgleisten.
    "Uff, wie erkläre ich das jetzt... Also, die Ware um die es hier geht... Ich glaube nicht, dass damit Dinge gemeint sind..."

    Die junge Frau runzelte die Stirn. Entweder war zwischen-den-Zeilen-lesen nicht ihre Stärke, oder sie war einfach so naiv, was sie in der Düsterburg in Sachen Seltenheit etwa auf eine Stufe mit einen lebenslangen Recht auf uneingeschränkten Internetzugang und Privatssphäre stellte - und es so viel schwerer machte, den nächsten Satz rauszubringen.

    "Hierdrin geht es ziemlich sicher um Menschenhandel. Die wollten dich verhökern."

    Geändert von BDraw (04.03.2017 um 14:59 Uhr)

  12. #52
    Dr. Tod starrte die Tür an, die zur Freiheit führte. Minuten vergingen. Aber nichts geschah.

    -------

    "Sesam öffne dich."

    Irgendwie hatte sich Leroy das ... prachtvoller vorgestellt. Mit einem leisen Rauschen schoben sich die beiden Stahltüren zur Seite, die den privaten Bereich von den öffentlichen Gängen abtrennten. Er ging zwei Schritte hinein, und schon schlossen sich die Türen hinter ihm wieder. Die vier Privatzellen waren klar gelabelt, und hatten sogar Türen, die man hinter sich schließen (aber nicht abschließen) konnte. Hinter der Tür der Hydroponikleitung hörte er leises Rumoren, also schien es Linn tatsächlich gut zu gehen. Er nahm das mit einem Schnaufen zu Kenntnis.

    Leroy überquerte den Gang, bis er vor der Zelle der ehemaligen Industrieleiterin stand. Margaret Smithee. Er hatte keine Ahnung, was die Frau verbrochen hatte, um hier unten zu landen, aber sie war der beste Beweis dafür, dass Mord nicht immer schlecht sein muss. Ihr Tod hatte das Leben der gesamten Industriestation ungefähr 100 Prozent besser gemacht. In erster Linie, weil die täglichen Warenabholungen seit ihrem Todestag ausfielen und sie endlich nicht mehr gezwungen waren, jeden Tag Unmengen an prolligen Golduhren, protzigem Diamantschmuck und Militärequipment zu reparieren.




    Er öffnete die Tür in sein neues Reich und nickte relativ zufrieden. Er war früher oft auf Geschäftsreisen und durfte in mal mehr, mal weniger schönen Hotels absteigen. Diese Zelle ging problemlos als "Standard-Geschäftshotelzimmer" durch. Auch hier wirkte es so, als wäre seit Monaten niemand in den Räumlichkeiten gewesen. Leroy bildete sich sogar ein, immernoch das süßliche, ekelerregende Parfüm seiner Ex-Chefin in der Luft erschnuppern zu können. Wer, um alles in der Welt, wählte sich Parfüm aus, um es mit nach hier unten zu bringen?



    Er ging ein paar Schritte in den Raum, und der Duft verflog. In der Ecke stand ein bequem aussehendes Bett, und die gesamte hintere Wand war mit riesigen Aktenschränken gefüllt. In der Ecke standen zwei bequem aussehende Sessel mit einem Tisch dazwischen. Wer braucht denn bitte in der Düsterburg ein Sitzecke für Verhandlungen? Aber auf dem Tisch lag ein Blatt Papier, das sein Interesse weckte.

    Zitat Zitat
    Sehr geehrte Mrs. Smithee,

    wir beglückwünschen Sie zu der Entscheidung, Ihren aktiven Dienst in der Arbeits- und Verwahrungsstation "Düsterburg" anzutreten. Wie Sie wissen, ist für den höheren Dienst bei Trump Industries ein halbes Jahr Überwachung der Arbeitseinheiten verpflichtend. Ihr hervorragendes Profil und Ihre Verdienste bei der Niederschlagung des Aufstandes von Kanada-Neuamerika werden Ihnen sicher zu Nutze sein.

    Ihre primäre Aufgabe ist die Sicherstellung der reibungslosen Abläufe bei den Überwachungsorganen.
    Desweiteren werden Sie die ankommenden Arbeitseinheiten einteilen - die vertrauenswürdigen Insassen mit hervorragenden psychologischen Profilen werden für den Arbeitseinsatz in der Industriestation rekrutiert. All jene mit einer misstrauischen oder psychotischen Grundtendenz dienen der Aufrechterhaltung der Bunkersysteme. Bitte verwenden Sie junge Frauen vorrangig für Dienste in der Hydroponik- oder Küchenstation, wo der Körper geschont wird - weitere Informationen dazu erhalten Sie bei Ihrem Gespräch mit Mr. Batton, der die Wareneingänge und -ausgänge nach draußen steuert.

    Mit dem Türcode 387972 und Ihrem persönlichen Erkennungschip können Sie die Warencontainer am Haupttor empfangen und aussenden.

    Viel Erfolg.
    Kontrollinstanz lokaler Autorität
    "KILA?"
    "Leroy?"
    "Ich glaube, ich habe den Türcode für das Tor in der Industriestation gefunden. Aber haben die Gänge dahinter nicht weitere Fallen, um uns am Ausbrechen zu hindern?"
    Ja, automatische Schlafgasdüsen, sobald unauthorisierte Lebenszeichen in den Gängen geortet werden."
    "Mist."
    "Ich kann vielleicht... aber... es ist riskant."
    "Was, KILA?"
    "Pass auf - ich nutze die Nacht, um das automatische Schlafgas in den Gängen hinter der Tür zu deaktivieren. Außerdem schalte ich die Sensoren in dem Bereich aus, damit euch niemand sehen kann. Wird zwar kniffelig von hier oben aus, aber das bekomme ich hin."
    "Kannst du mich morgen nicht durch den Prozess führen, damit ich das selber übernehmen kann?"
    "Nein, kann ich nicht."

    Es schwang ein Hauch Bitterkeit in ihrer Stimme mit.

    "Aber du schaffst das. Wenn ihr morgen aufwacht, müsste der Prozess durch sein, und du musst dann einfach nur den Code an der Tür eingeben. Danach könnt ihr euch unbehelligt durch die Gänge bewegen."
    "Und dann können wir raus?"
    "Zumindest weiter raus. Ich glaube an dich, Leroy. Danke für deine Hilfe... und pass auf die anderen auf."
    "..."
    "....KILA out."

  13. #53
    Eerie hatte getan was sie tun musste und versteckte die Pilzfarm wieder. Sie lächelte und wischte sich den Schweiß von der Stirn - die Hydroponik war einfach zu heiß.

    Der nächste große Schritt würde sie wieder in die Küche führen.
    Dort angekommen, stellte sie überrascht fest, dass von den Kürbissen noch keiner angerührt war, es schien, als würde die "Schatzsuche" die "Kinder" noch beschäftigt halten. Nachsichtig lächelnd schob sie das Blech mit den Kürbissen und den crunchy Pilzen in den Backofen, um sie warm zu halten und machte sich dann ans Werk.
    Wie es aussah, waren es also die Verdickungsmittel aus der Küche, die dazu eingesetzt wurden, das Blut erstarren zu lassen und damit die Einwohner zu töten.
    Überzeugt, sich weiterhin um das lukullische Wohl auch ohne Andickungspulver kümmern zu können, schüttete sie sämtliche Vorräte davon weg und vernichtete sie nachhaltig. Als selbsternannte Chefin der Küche sollte sie eigentlich wissen, wo sich das Pulver überall befand und so hoffte sie, nichts zu übersehen.

    Wieder lächelte sie - schon zum zweiten Mal an diesem Tag.
    Es war, als würde sie etwas beschwingen. Wie ein warmer Frühlingswind der durch einen Garten strich und mit kosenden Berührungen Pflanzen erweckte und Blüten gebar.

    Wie wunderschön Leigh und Leona aussahen, wenn sie schliefen. So friedlich, so zart, so unschuldig.
    Wie sicher sie sich fühlte, wenn Mr. Silver, ihre Lebensretter, in ihrer Nähe war.
    Wie großartig es sich anfühlte, wie alle zusammen arbeiteten und sich nicht gegenseitig quälten, so wie früher.
    Wie angenehm die Pflanzen und das Obst und das Gemüse hier dufteten, direkt in der Hydroponik!
    Heute war ein großartiger Tag und sie fühlte, nein WUSSTE, dass es nichts geben würde, was ihr den heutigen Tag würde vermiesen könn... WAS ZUR HÖLLE?!?


    Eerie blieb wie vom Donner gerührt stehen und sie spürte, wie ihre Knie weich wurden.
    Es war, als hätte ein Scharfschütze ihr in den Bauch geschossen. Wie ein Dolch an ihrer Kehle, kalt und schrecklich.
    Ihre Augen füllten sich sachte mit salzigen Tränen, als sie wusste und merkte, was eben passiert war.

    Kraftlos sank sie auf die Knie. Fast wie Blut tropften ihre Tränen auf den fruchtbaren, liebevoll gepflegten Boden.
    Sie streckte kraftlos die Hände aus, in Richtung des grausigen Anblickes und ihre Lippen, bleich wie der Tod, bebten kraftlos unter dem herzerweichenden Schluchzen.

    Wie ein grausiger Kloß steckte ein Stück glühender Kohle in ihrer Kehle.
    Sie war tot.
    Von uns gegangen.
    Ihr wurde klar, dass Jemand sie ermordet haben musste. Ein grausamer Akt der Willkür, versteckt, verborgen. Ein Ritual des Hasses.

    Sie hatte sie hier aufblühen sehen.
    Die Französin hatte jeden Tag hier mit ihr verbracht, sich um sie gekümmert. Oft hatte sie an sie gedacht, sie an manchen Tagen sogar als ihre große Liebe betrachtet und bezeichnet und sie stets von den Gefahren hier drin zu beschützen gewusst.

    Doch diese Tage des Friedens waren vorbei.
    Eerie griff nach ihr und hob die dahingemeuchelten Reste vom Boden auf.
    Mit ersticktem Schluchzen in der Kehle gemartert, wog sie sie in den Armen wie ein kleines Baby.

    "Clementine...", keuchte sie heiser... "Geliebte Clementine..."
    Clementine war nicht mehr. Eine treue Begleiterin aus den ersten Tagen von Eeries Zeit hier in Düsterburg.

    Jemand hatte das Zitronenbäumchen zerstört.
    War darauf herumgetrampelt, es sah aus, als hätte man versucht, an dem kleinen, 1,5 Meter großen Bäumchen hochzuklettern.

    Ein Schrei, Verzweiflung, gepaart mit Wut und Hass entbrach aus ihr wie ein brechender Staudamm aus glühendem Rachegedanken!
    Sie würde den Beschuldigten bestrafen.
    Kalt klang ihre Stimme, als sie zischend wisperte: "KILA... Dr. Tod muss sterben. Ich nominiere ihn zum Tod für heute und für jede Zeit und für jeden neuen Abend. Und ich will nicht eher ruhen, bis er nicht tot darnieder liegt."

    Geändert von Daen vom Clan (04.03.2017 um 16:48 Uhr)

  14. #54
    "Menschenhandel?"

    Sie war nicht SO naiv. Mit dem Wort konnte sie schon etwas anfangen. Nur überraschte sie es sehr. Tatsächlich machte es in Hinblick auf die schriftliche Konversation, die sie hinter dem Panel gefunden hatte, aber Sinn. Ein Mensch wäre wohl die einzige Ware, von der man in diesem Zusammenhang sinnvoll sprechen könnte. Auch, wenn es ihr Verständnis überstieg, wie jemand auf die Idee kommen könnte, mit Menschen als solches Geschäfte zu machen.

    "Die stecken mich hier rein, um mich dann... wieder zu verkaufen?" Das war wohl die Erklärung für das Stück Papier und das darauf geführte Gespräch. Auch, wenn inzwischen hoffentlich nicht mehr davon zu sprechen war, dass es noch in die Tat umgesetzt wurde. Zumindest nicht von hier aus. Immerhin waren wenigstens die Verantwortlichen auf einer Seite inzwischen tot. Und so viel 'Ware' war ja auch nicht mehr übrig, die man noch an irgendwelche Senatoren hätte verscherbeln können. Offenbar hatte Leona eine Menge Glück gehabt, weder vom Don beansprucht, noch an jemanden außerhalb dieses Bunkers verkauft worden zu sein. Sie genoss das Leben in der Düsterburg nicht ein bisschen - doch zu dem Preis hätte sie sicher nicht heraus gewollt.

    Eigentlich war es schrecklich genug, beim Verlauf des letzten Jahres von Glück zu sprechen. Für etwas, das manche ihr sogar als gute Tat anrechnen würden, saß sie nun hier ein und musste jeden Tag mit der Gefahr leben, dass es ihr letzter war. Ihre Tat belastete sie - keine Frage. Sie würde, was sie getan hat, vielleicht nicht wiederholen, unabhängig davon, wo es sie hin gebracht hatte. Doch hatte sie das hier wirklich verdient?

    "Was da oben wohl gerade los ist?", dachte die 21-Jährige laut, doch wandte sich mit ihrer Frage auch an Theo. Irgendwas musste anders sein. KILA hatte mehrmals Dinge angedeutet, Doktor Tod erzählte von seltsamen Telefonaten und auch sonst häuften sich um sie herum die Hinweise, dass sich da draußen irgendetwas Großes zusammen gebraut hatte. Rebellen hatte es schon gegeben, seitdem sie denken konnte. Doch dieses Mal war da etwas anders. Vielleicht wäre sie oben ja genau so unsicher wie hier.

    Ob Mama und Papa noch lebten? Und wenn ja: Fragten die beiden sich überhaupt das selbe in Bezug auf Leona? Oder war sie für ihre Eltern wirklich gestorben?

    Geändert von MeTa (04.03.2017 um 16:54 Uhr)

  15. #55
    Der Doktor lief eilend durch die Gänge. Er überlegte... es hieß doch ... ja ... vielleicht war das was wahres dran.

    "Wieso sind hier unten Unterlagen zu dieser Estaga und ... wieso konnte ich mit ihr über ein gefundenes Handy telefonieren? Sie hat uns alle gewarnt, KILA: "Hütet euch vor KILA!" ... kannst das erklären, Schätzchen?"

  16. #56
    "KILA? Was ist los?"
    "Nichts... nichts was dich da unten interessieren müsste.... Es ist nur, wenn ich morgen nicht da bin - es tut mir Leid, ja?"
    "Was redest du da, KILA?"
    "Sorry, Matt."

    Es knackte.

    "KILA? Yo, shit KILA was is da oben bitte falsch?!"

    Einiges. Da oben war einiges falsch. Die Sache stank und Matt war sich nicht mehr sicher was er überhaupt noch glauben sollte.
    Da waren so viele Merkwürdigkeiten die ein merkwürdiges Bild zeichneten.

    Matt drückte nochmal auf Play.



    Was zum... der Besitzer dieses iPods hatte... einen verflucht guten Musikgeschmack!

    Wenn er dazu die Gelegenheit finden würde, dann müsste Matt definitiv die gesamte Bibliothek dieses Typen durchhören. Das war verdammt gut!

    Mit diesem echt feinen Tune in seinen Ohren machte sich Matt wieder auf die Socken.

    Vorbei an der Mensa in der es ziemlich still war. Warum auch nicht? Was gabs hier sonst noch zu tun außer was zu futtern?

    Vorbei an der Küche in der er immer noch jeden Morgen sein Gemüse schälte. Jeden Tag ein paar Portionen weniger. Und jeden Tag weniger Zeit hatte mit seinen Gedanken allein zu sein.

    Vorbei an der Hydroponik... war das Big Boss da drüben? Matt fummelte einen der Kopfhörer aus seinen Ohren und schaute zu Ihr rüber. Sie sah mega geknickt aus. Wie das Bäumchen vor dem Sie stand... kniete... whatever.
    Dann schrie Sie wie eine Furie auf und zischelte vor sich her. Das Call on Me jedoch immer noch in sein linkes Ohr plärrte half ihm nicht wirklich dabei etwas zu verstehen.
    Lieber drehte er die Musik eeeetwas leiser und konnte nur die Namen KILA und Dr. Tod hören.
    Für Matt war das recht klar. Big Boss wollte Mad Doc übern Jordan schicken. Damn right. Matt hatte gute Gründe dem Kerl zu misstrauen und in der Nacht hatte er seinen für sich hieb- und stichfesten Beweis erhalten.

    "Yo! Shit, das seh ich voll genau so Boss!"

    Matt trat an die gruselige Französin heran. Eines war immer klar geregelt. Matt machte die Drecksarbeit, Eerie kochte.
    Da pfuschte er nicht herein und eigentlich wollte er auch hier gerade nicht hereinpfuschen aber...

    "Boss... also... ich glaub das sollte besser jeder hören und so. Ich mein, Trauerbewältigung ist wichtig und so aber... Mörder schnappen auch. Also... wollen wir kurz zur Industriestation?"
    "Mein Junge, sehe ich so aus, als wolle ich diesem Monster noch in die Augen schauen? Er lungert dort herum und... und..."
    "Yo shit Boss... ich mein... Hey. Also... ich mein... ist ja vielleicht das letzte Mal, dass du ihn angucken musst? Ich mein... wir räumen noch kurz den Baum auf und dann... mhh?"

    Matt bot seine Hilfe an. Auch wenn er Eerie immer noch etwas... naja... eerie fand.
    Zusammen kehrten die beiden die Überreste des Bäumchens zusammen und setzten es wieder in eine Pflanzschale. Mit etwas Glück würde er sich erholen.
    Doch die Industriestation rief, Matt hatte was zu verkünden.

    __________

    In den stickigen Hallen angekommen die ihm fast den Schädel zum explodieren gebracht hätten, war Matts Zeit gekommen. Jetzt würde er den Leuten mal nen Grund liefern. Aber sowas von!

    "Yo, ich find Doctor Strange mega daneben und glaub, dass dem die Sicherungen schon vor ein paar Jahren rausgeflogen sind. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir ihn loswerden müssen. Weil, das Ding ist. Ich hab mir gedacht, "Hey Matt, was würdest du tun wenn du der Killer wärst?" und ich dachte, yo... Dr. Tod, der isses. Straight Kill, no regrets. Wisst ihr... deswegen hab ich ihm auch in der Nacht das Gegengift gegeben. Denn ich wollte was testen und das hat mega funktioniert."

    Matt war sich nicht sicher ob er sich da gerade mega in die Scheiße ritt oder endlich mal soviel Klartext redete, dass ihn jeder verstand.

    "Entweder niemand nippelt ab und Doc Strange ist kein Mörder. Oder jemand kratzt ab und der Kerl is ein kaltblütiger Killer."

    Matt deutete mit einem Finger auf Dr. Tod

    "Und da der Typ hier noch steht gibts nur zwei Möglichkeiten. Entweder, der Kerl ist echt ein übler Killer, oder die Mörder wollen uns super hart gegeneinander ausspielen und haben damit gerechnet, dass er gerettet wird. Aber... jetzt mal ehrlich... wer hätte gedacht, dass ich gerade Dr. Tod das Zeug gebe? Meine Stimme für heute geht auf jeden Fall an den Doc."

    Im Hintergrund lief mittlerweile ein neues Lied. War das... shit... war das Daft Punk - One More Time? Damn... die Playlist ist mega tight.

    Geändert von Gendrek (04.03.2017 um 18:13 Uhr)

  17. #57
    Was war das? Wollte KILA ihnen zum Ausbruch verhelfen? Irgendetwas Merkwürdiges ging hier vor und Leroy hatte das starke Gefühl, dass sein Leben noch davon abhängen würde, herauszufinden, was das war.
    Allerdings würde er das kaum schaffen, wenn er den ganzen Tag in seinem neuen Zimmer hockte, auch wenn es wesentlich gemütlicher war als die Gemeinschaftsschlafsääle (die Zeit in der Düsterburg lehrte einen, sich schon über kleine Verbesserungen zu freuen, meistens wurde es nämlich nur immer schlimmer). Die Aktenschränke reizten ihn zwar, aber er wusste, wenn er die ohne klares Ziel durchstöberte, wäre er für die nächsten paar Stunden beschäftigt, und hinterher nicht wesentlich schlauer als vorher. Vielleicht morgen... wenn er dann noch lebte. Demnächst standen nämlich mal wieder die allabendlichen Wahlen zu Mister oder Miss Leichenstarre an. Außerdem musste er sich wirklich endlich mal überlegen, ob und wenn ja, wem er das Computerpasswort verraten sollte. Aber erstmal würde er die Privatheit seines eigenen Quartiers mal ausnutzen:
    "KILA, ich nominiere Doktor Hyperaktivität."
    Es war nicht so, dass er den Doc mehr verdächtigte als andere (aber auch nicht weniger), aber der Kerl war ihm irgendwie unheimlich, tauchte ständig irgendwo aus dem Nichts auf, und bevor man sich's versah, war er schon wieder verschwunden. Wie ein Mörder in der Nacht...
    Nachdem das erledigt war, begab er sich zurück in die Industriestation (er hasste diese ewig langen Laufwege hier unten), die aus irgendeinem Grund heute zur Versammlungshalle mutiert zu sein schien, und hoffte, irgendwelche Neuigkeiten aufzuschnappen. Sofern man in diesem isolierten Gebiet denn von wirklichen "Neuigkeiten" sprechen konnte; aber er wollte es zumindest im Voraus wissen, wenn er diesmal der Auserwählte sein würde.

  18. #58
    Robert hatte erst überlegt, Eerie in der Hydroponik zu besuchen, doch als die ältere Frau zusammen mit Matt an der Medizinstation vorbei zur Industrie lief folgte er den Beiden.
    Eerie sah bedrückt aus. Ihre Augen waren gerötet und auch das dicke Fleisch ihrer Wangen hatte auch eine rötliche Färbung angenommen.
    Hatte sie geweint?

    Bei den anderen angekommen stellte Robert sich neben sie und legte seine Hand auf ihre Schulter. Er hatte sie nur selten weinen sehen, es musste also einen wichtigen, schmerzhaften Grund geben.

    Im gleichen Moment erhob Mr. Foster das Wort.

    "Und da der Typ hier noch steht gibts nur zwei Möglichkeiten. Entweder, der Kerl ist echt ein übler Killer, oder die Mörder wollen uns super hart gegeneinander ausspielen und haben damit gerechnet, dass er gerettet wird. Aber... jetzt mal ehrlich... wer hätte gedacht, dass ich gerade Dr. Tod das Zeug gebe? Meine Stimme für heute geht auf jeden Fall an den Doc."

    Robert hatte einen Moment gewartet ob jemand anderes seine oder ihre Stimme erhob, doch der Raum blieb still. Das leise Summen der Computer war zu hören.
    Irgendjemand weiter hinten raschelte mit Papier. Aus den Kopfhörer die Matt trug klang eine leise Melodie.

    "Mr. Foster. Ich würde Ihnen gerne zustimmen, allerdings frage ich Sie, warum die Mörder außgerechnet Dr. Tod hätten töten sollen.
    Natürlich verstehe ich ihre Antipathie gegen Ihn,"
    seine Hand schloss sich fester um Eeries Schulter, "und sein Verhalten ist auffällig, um es höflich auszudrücken, aber reicht das auch um ihn zu töten?"

    Er zweifelte nicht daran, dass die Stimmung in ihrem unterirdischen Gefängnis durch das Ableben bestimmter Personen angenehmer werden würde, aber Matts Argumentation hatte ihn noch nicht überzeugt.

    "Sie scheinen sich einige Gedanken darüber gemacht zu haben, wen Sie als Mörder töten würden, Mr. Foster."

    Geändert von Kaia (04.03.2017 um 22:24 Uhr)

  19. #59
    War das... ne Anschuldigung? Es klang jedenfalls wie eine.

    "Sie scheinen sich einige Gedanken darüber gemacht zu haben, wen Sie als Mörder töten würden, Mr. Foster."

    Matt atmete kurz tief ein und wieder aus. Er war nicht der Typ der gern Beef hatte. Auch wenn der Doc ihn schon auf ne ziemliche Belastungsprobe gestellt hat.

    "Ne. Eigentlich nicht. Eigentlich habe ich sogar keinen blassen Schimmer wer hier normal ist und wer nur vorgibt normal zu sein. Aber es ist ja schonmal ne geile Sache, dass sich überhaupt jemand äußert und wir uns nicht nur anstarren und... warten."

    Matt ging seine Gedanken nochmal durch. Er hatte sich vorher nie groß Gedanken darüber gemacht. Er hatte allgemein nicht gedacht, dass er einer der letzten sein würde.

    "Um ehrlich zu sein. Ich hab mir einfach nur gedacht, dass Doctor Strange so ne Nervensäge ist, dass man ihn bestimmt gern umnieten würde und fand es halt seltsam, dass ihn noch nicht das zeitliche gesegnet hat. Ich mein... keine Ahnung, ich versuch das halt irgendwie zusammenzukriegen, aber nichts wirkt wirklich logisch oder gibt nen ordentlich Ansatz zum Grübeln. Das einzige was wir haben ist 'n steifer Alek und die Abstimmung von gestern. Das ist halt echt super wenig. Ich dachte, es wäre vielleicht ne gute Idee mal nen Anstoß zu bringen, zu reden, die Gedanken der anderen zu hören. Aber ich hab echt keinen Bock, dass mir aus dem Satz "Was würde ich tun wenn..." jetzt noch ein Strick gedreht wird. Für so nen Kindergarten hab ich mich nicht angemeldet... also... nicht, dass ich mich allgemein hier für den Scheiß gemeldet habe."

    Geändert von Gendrek (04.03.2017 um 22:38 Uhr)

  20. #60
    "Für das, was Sie in meine Worte interpretieren kann ich nichts Mr. Foster. Ich habe Ihnen lediglich eine Frage gestellt. Auch ich bin der Meinung, dass wir mehr miteinander sprechen sollten. Deshalb habe ich Ihnen auch geantwortet."

    Natürlich hatte Robert die "Anschuldigung" aus purer Berechnung fallen lassen. Matts Reaktion war zufriedenstellend.

    "Sie sollten allerdings trotz aller Umstände einen kühlen Kopf bewahren. Wenn Sie sich zu stark von ihren Gefühlen beeinflussen lassen wird Ihre Sicht auf die Details möglicherweise vernebelt."
    Robert gefiel das Flackern in Matts Augen, welches er ausgelöst hatte, zwar doch es wäre klüger den jungen Mann nun zu beschwichtigen.
    Eine Auseinandersetzung wäre zum jetzigen Zeitpunkt keine gute Idee.

    Geändert von Kaia (04.03.2017 um 23:01 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •