"Mister Hoffmann...", begann Eerie zu sprechen und schnaubte einmal kurz durch die großen Nüstern, ehe sie ablehnend die Hände vor der massiven Brust verschränkte.
Dieser legte den Kopf schief und Beide maßen sich in einem kurzen Blickduell, das keinesfalls durch große Sympathie geprägt war.

Die Französin wog seine Worte ab. Wieder einmal fühlte sie sich geschmeichelt, dass man mit ihr sprach wie damals, als sie ihren kleinen Hofstaat gehabt hatte, doch sich von Gold zu trennen, nun ja, das fiel ihr immer schon schwer. Sie liebte alles was mit Schmuck und Juwelen zu tun hatte. Edelsteine, feine Pelze, Luxus, den man frech und provokant zur Schau stellte und der einen über die Anderen sichtlich erhob. Wie neidvoll und bewundernd die kleinen Leute von der Straße doch auf einen echten Nerz reagierten...

Doch für sie war es schwer, sich von Kostbarkeiten zu trennen. Dinge aufzugeben fiel ihr niemals leicht, dafür war sie zu gerne zu raffgierig. Und trotzdem... Hier unten hatte Gold keinen Wert und dort draußen, vielleicht in einem anderen Leben, lagen noch unglaubliche Summen von Geld und Schmuck ihrer Verflossenen, das sie vor der Verhaftung zur Seite geschafft hatte. Hier unten jedoch, das wurde ihr klar, musste sie Samen und Wasser geben, um Früchte ernten zu können.
Der Weg, den sie vor wenigen Minuten erst eingeschlagen hatte, schmerzte schon jetzt auf ihren Sohlen und sie spürte ihre Knie nachgeben unter der Stimme des Teufels der Gier, der ihr im Nacken saß.

Sie war nun schon so viele Jahre hier. Hatte Gespielinnen und Feinde sterben sehen. Hatte gehasst und intrigiert und vor allem überlebt. Heute war vielleicht noch nicht der Tag der letzten Ruhe gekommen, sie waren nun so wenige, die letzten Ertrinkenden auf einer hölzernen Tür die nur Platz für wenige Personen bot. Wenn diese seltsamen Gestalten hier unten nicht die wichtigsten Personen in ihrem Leben im Moment waren - wer dann?

Sie zwang sich zu einem Lächeln und griff in ihre Tasche.
"Wie es der Zufall will, werter Mister Hoffmann, ich habe tatsächlich noch etwas Gold bei mir." Ihre Stimme klang belegt. Sie zischte leise, als Leroys Hand sich der Ihren näherte, als würde seine Berührung ein Schlangenbiss sein, ihr selbst war unklar, woher diese Antipathie stammte, diese Wut, die gerade in ihr aufloderte, doch das innere Feuer niederkämpfend legte sie den letzten Rest Gold in die Hände des Mannes und als feinsinniger Beobachter konnte Leroy erkennen, dass ihre Lippen ein wenig bebten.

In solchen Momenten wünschte sich Eerie, sie könnte einfach nur etwas zerstören. Oder Jemandem weh tun.