Boyle nickte Leroy nur minimal widerwillig zu und warf noch einen letzten Blick auf Alek. Mit einem weiteren Daumen nach oben signalisierte er, dass der Rotschopf jederzeit gerne hinterherkommen könnte.
Es war beunruhigend leise, als sie zu zweit durch die Gänge der Düsterburg gingen. Das übliche Rauschen der Lüftung und der Maschinen aus der Industrie war heute verdächtig leise. In der Hydroponik bewegten sich die hochgewachsenen Sojapflanzen leicht im schwachen Luftzug der Belüftungsanlage. Still schritten sie durch die Gänge, bis sie an dem Vorhang angekommen waren, der die Medizinstation vom Rest des Ganges abtrennte. Der süßliche Duft in der Luft verriet Ihnen, dass Thatcher immernoch hier wartete.
Boyle warf einen Seitenblick auf Leroy, und als dieser keine Anstalte machte, den Vorhang zur Seite zu ziehen, hakte er einen Finger in den Stoff und linste vorsichtig hinein. Alles, was man sehen konnte, war der schwache Schein des Chips, der immer noch unter Thatchers Haut pulsierte. Boyle sah nur die Silhouette des Toten in der Dunkelheit, und einen weißen Fetzen Papier, der aus einem Schlitz an der Seite der Maschine ragte, an den sie Thatcher gestern angeschlossen hatten. Es half nichts. Betont entspannt schob der den Vorhang ganz zur Seite, sodass das Licht des Ganges in den Medizinbereich dringen konnte. Er gab sich die größte Mühe, Thatcher nicht anzuschauen, und er war dankbar, dass Leona gestern noch das Tuch auf das Gesicht des Toten gelegt hatte.
Leroy blickte seinen neuen Anführer kurz an und machte dann einen Schritt auf die Maschine zu, in der der Ausdruck mit der Blutanalyse hing. er riss das lächerlich dünne Papier ab und begann zu lesen.
"Was soll das denn heißen?"Zitat
Boyle beugte sich nun auch über den Bericht und laß ihn mit zusammengekniffenen Augenbrauen.
"Das heißt, dass wir keinen Schritt weiter sind."
"Was ist los?"
KILA schaltete sich ein.
"Hauptmann Boyle, ich sehe, sie und Leroy sind in der Medizinstation. Hat irgendetwas nicht funktioniert?"
Die Stimme klang ernsthaft besorgt.
"Doch, wir haben eine Analyse, aber es könnte eine von sechs verschiedenen Substanzen sein - und ich vermute, es wird da kein Universal-Gegenmittel geben?"
Er nannte KILA kurz die sechs Gifte, die der Bericht ausgespuckt hatte. KILA schwieg kurz, sie hörten Tastaturengeklapper und Gefluche.
"Nein... nein, leider nicht. Es gibt natürlich kein Universalgegenmittel. Das wäre ja auch zu einfach. Aber, und das sind die guten Nachrichten, wir haben tatsächlich unten in der Düsterburg alle sechs Gifte vorrätig."
"Warum um alles in der Welt sind das gute Nachrichten?"
"Und warum haben wir so etwas?"
"Viele Gifte sind für den Menschen schädlich, aber in Maßen gut für Pflanzen oder nützlich in der Wasserreinigung. Deswegen haben wir das alles hier unten. Und die meisten wirksamen Gegengifte lassen sich ebenfalls hier unten finden. Aber zunächst müssen wir herausfinden, welches Gift es nun war!"
"Und wie?"
"Ganz einfach: Wir testen!"
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Es dauerte nur wenige Minuten, bis KILA Leroy und Boyle erklärt hatte, wo sie die sechs verschiedenen Substanzen in der Düsterburg finden konnten. Die beiden Männer arbeiteten Hand in Hand zusammen, und Boyle hatte als Geschäftemacher das eine oder andere Fläschchen sogar schon einmal in der Hand gehabt und konnte die benötigten Gegenstände so noch schneller finden. Nach einer guten Stunde hatten sie es schließlich geschafft: 6 beschriftete Glasfläschchen standen im Aufenthaltsbereich und KILA hatte ihnen erklärt, wie man Gifte identifiziert. Jetzt mussten sie nur noch das richtige Gift identifizieren.
Das gesuchte Gift war laut KILA:
- wasserlöslich
- reagierte auf Natronsalz mit einer roten Reaktion
- giftig für Brunnenkresse
- nicht in der Lage, Gold zu zerstören
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Am Ende dieser Testreihen sollte eine einzige Substanz stehen. Nennt diese KILA, und ihr bekommt ihr eine Portion Gegengift - für mehr reichen die Ressourcen nicht aus.Zitat
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Edward war schon einmal losgegangen, um sich die Wasserversorgung anzusehen. Eine ganz eigene Zelle, in der man ohne neugierige Augen arbeiten kontne - das klang gut in seinen Ohren. Doch als er sich umdrehte, um seinem Begleiter für seine Aufgabenwahl zu beglückwünschen, war da niemand, Niemand war ihm hinterhergekommen. Er konnte natürlich trotzdem einfach alleine zur Wasserversorgung gehen - oder er suchte sich noch einen Begleiter...
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Mit ihrer üblichen resoluten Energie und ihrem Einfallsreichtum hatte Erie schnell eine Auswahl an Hilfsmitteln zusammengestellt. Leona stand etwas verloren daneben, half der älteren Dame auf Zuruf hier und da dabei, eine Plexiglasplatte zu stemmen oder ein Wasserfass hinüber zu rollen. Mit in die Seiten gestemmten Armen stand Erie schließlich vor ihrem Schatz aus Hilfsmitteln und blickte die jügere Frau an.
"So, Liebchen, du warst dort unten, was denkst du, wird am besten funktionieren?
Ich habe hier eine große Plexiglasplatte, die du als Floss verwenden kannst.
Dazu würde ein langer Stock passen, mit dem du schauen kannst, wie tief der Schlamm dort ist und mit dem du paddeln kannst..
Ein Seil ist ebenfalls nützlich, entweder, um dich zu sichern oder um die Leiche zu dir zu ziehen.
Diese kleinen Netzgitter kannst du wie Schneeschuhe unter deine Schuhe binden und über den schlamm waten
Mit diesem alten Wasserfass kannst du wie mit einem Boot übersetzen.
Außerdem habe ich hier noch etwas mehr Granulatpulver - wenn du das auf den Weg vor dir streust, wird der Schlamm fester und trittsicherer."
Leona wusste: Von diesem ganzen Arsenal konnte sie nur zwei Gegenstände mitnehmen. Was würde sie auswählen?