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Thema: [Verbrecher von Düsterburg] Tag 1

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  1. #1

    [Verbrecher von Düsterburg] Tag 1



    Boyle hatte die letzte Wachschicht übernommen. Nach KILAs Ansprach hatten sie kurz einen Schichtplan ausgearbeitet, der vorsah, dass immer zwei Personen gleichzeitig wach blieben, sodass ein Mörder keine Chance hatte. Er teilte sich die letzte Schicht mit Leona, die nun, in den frühen Morgenstunden leicht eingeschlafen war. Ihr blonder Kopf war gegen den Stuhl gesunken, aber bei jeder Bewegung im Raum raunte sie leicht, als würde sie schlafen, aber nicht ganz.

    Der Blick des Mannes wanderte zu der Uhr, die über dem fest versiegelten Ausgang zum Flur hing. Es war 07:29. Zeit, für das Wecken, normalerweise.

    "TÜRENFEHLFUNKTION FESTGESTELLT. MANUELLER OVERRIDE AKTIVIERT. UMLEITUNG ENTFERNT. USERCODE GESPERRT."

    Die blechernde, diesmal definitiv künstliche Stimme aus der Maschine hallte mit einem kräftigen Echo durch die Räume. Das war nicht KILA. Definitiv nicht. Mit einem weiteren Pfeifen und Rauschen strömte die Luft wieder in die Mensa, als sich die Türen des Aufenthaltsbereiches öffneten.

    "Shit, Shit, Shit."

    Hektisches Tastenklappern drang durch die Lautsprecher. Ein Fehlergeräusch. Mehr Tastaturklappern. Ein weiteres Fehlergeräusch. Das Geräusch danach war weniger leicht zu identifizieren, klang aber nach einem Glas, dass mit Schmackes an einer Wand gelandet war.

    "FUCK."
    "Kila?"
    "Ich... ich bin zu spät angekommen. Das Sicherheitsscreening an der Tür hat länger gedauert... neue Sicherheitsmaßnahmen. Ihr wisst schon. "

    Wussten sie nicht.

    "Der automatische Kack-Sicherheitscheck hat meine kleine Umleitung der Lüftung gefunden und aufgehoben. Aber hat alles geklappt? Lebt ihr alle noch?"

    Boyle blickte sich im Raum um. Anscheinend schon - denn langsam erhoben sich 11 andere Köpfe aus ihren jeweiligen Schlafpositionen.

    "Ich denke schon, KILA."
    "Gut."

    Sie klapperte wieder mit der Tastatur.

    "Aber... ich fürchte, das klappt nicht nochmal. Der automatische Überwachungsmodus hat den Bug gefixt, den ich ausgenutzt habe, um euch heute Nacht vor dem Schlafgas zu schützen. Hoffentlich hat das niemand mitbekommen... Aber hey, Boyle, wenn ich Sie hier gerade höre. Glückwunsch. Mit drei Stimmen sind Sie neuer Anführer. Wenn Sie Ihre neue Zelle beziehen wollen, kommen Sie nachher zu der Tür, ich werde Sie dann durchlassen. Sie wissen auch, als Anführer liegt auf Ihnen auch die Last der entscheidenden Stimme bei der abendlichen Abstimmung. Wie immer findet sie heute Abend gegen 20:00 statt. Gebt bitte alle im Laufe des Tages eure Stimme bei mir ab, damit wir das alles hinter bringen können."

    KILA wurde kurz leise.

    "Zu der Auswertung der Blutdaten von Mr. Thatcher.... ich habe euch den Bericht in der Medizinstation ausgedruckt. Mit ein bisschen Glück haben wir heute Abend schon das Gegengift..."




    Jeder Spieler kann an beliebig vielen Aufgaben teilnehmen. Von mir aus geht nur die ernstgemeinte Bitte, es NICHT zu übertreiben. Nicht jeder Spieler kann 24/7 am Rechner sein und es wäre schön, wenn es auch nach 3 Tagen noch ein, zwei Aufgaben für die Spieler gibt, die bisher ruhiger waren. Bitte zwingt mich nicht, das regulieren zu müssen. Bitte schreibt in ROT in euren Post, wenn ihr euch sicher seid, dass ihr die Aufgabe machen werdet.

    Questbelohnungen, die einen Einfluss auf das Spielgeschehen haben, werden an einen der Questteilnehmer vergeben und befinden sich anschließend in seinem Besitz. Bitte einigt euch darauf, wer den Gegenstand bekommt, idealerweise durch eine Ingame-Diskussion. Ansonsten vergibt KILA die Questbelohnung an die Person, die das Quest endgültig gelößt hat.

    Zitat Zitat
    Die Giftmischer von Düsterburg - Hauptquest
    Ort: Hydroponik/Medizinstation
    Belohnung: Gegengift (???)
    Sucht und findet den medizinischen Bericht über Thatcher, den KILA heute Nacht hat anfertigen lassen
    Zitat Zitat
    Der Schatz von Ramirez Estaga
    Ort: Behälter IIV
    Belohnung: ???
    Ob sich an den Knochen des verstorbenen Ausbrechers etwas finden lässt? Ein abenteuerlicher Ausflug, bei dem aus Scheisse Gold wird!


    Zitat Zitat
    Wasserversorgung für Fortgeschrittene
    Ort: Hydroponik
    Belohnung: Beförderung zum Industrieleiter inklusive Privatzelle
    Die Wasserversorgung der Düsterburg wird immer zickiger und KILA möchte schon seit Tagen, dass sich jemand einmal anschaut, was da nicht mehr funktioniert!

    Geändert von Caro (27.02.2017 um 19:53 Uhr)

  2. #2
    Es war morgen, alle die gestern lebten, lebten immer noch - also ein guter Tag. Wobei er diese Meinung schnell änderte, denn aus seiner Dusche kam ... nichts. Und scheinbar hatten auch andere Wasserhähne und Duschköpfe beschlossen nichts zu machen. Gar nichts.
    Er war, wo auch sonst?, im Waschraum und das fehlende Wasser hatte es geschafft ihm seine gute Laune zu verhageln.

    "Na, toll. Kein Wasser. Geht jemand mit mir zur Wasserversorgung? Dieses Problem geht uns alle an."

    Dann, urplötzlich ging wieder alles. Dafür erklang ein sehr lauter Wutschrei, den er nicht zuordnen konnte, aber er konnte hören, dass statt warmen Wasser die reinste Eisbrühe rauskam. Dann entschloss sich das Wasser erneut zu versiegen. Wie hatte er beim "Einzug" gehört? Die Wasserleitungen sind ein bisschen Marode. Ein bisschen? Das war wirklich der Witz des Jahres. Und natürlich hatte keine andere als KILA das erzählt.

  3. #3
    Boyle hatte vor seiner Schicht kaum ein Auge zubekommen. Es lag sicher auch daran, dass es kein Schlafgas gegeben hatte - wann hatten sie alle das letzte Mal Nachts einfach von selbst geschlafen? Es hatte sich anders angefühlt, und er meinte das auch bei den anderen bemerkt zu haben, aber bei ihm kam es auch durch die Erfolgstrunkenheit. Gut, es war knapp gewesen und einige hatten nicht mal gewählt, aber wen interessierte das am Ende schon? Nicht Boyle, so viel war sicher. Er hatte in der Anführerwahl vorne gelegen als die Nacht hereingebrochen war, und er war sehr beschäftigt damit gewesen, sich das Privatzimmer des Anführers - sein Zimmer - in allen möglichen Variationen auszumalen. Und er würde einen Schluck von diesem Whiskey dort trinken und auf sich selbst anstoßen, so viel war sicher.

    Als Lionel am frühen Morgen schließlich erst einen halben Herzinfarkt wegen der TÜRFEHLFUNKTION erlitten hätte und KILA sich nur mit Schimpfworten meldete, war vermutlich das erste Mal der Moment gekommen, dass er realisierte, dass ihn so etwas in Zukunft interessieren musste. Oder zumindest, dass er wissen sollte, was Sache ist. Und mit den Leuten aktiv darüber reden musste. Warum hatte er das nochmal für eine gute Idee gehalten?
    Glückwunsch. Mit drei Stimmen sind Sie neuer Anführer. Wenn Sie Ihre neue Zelle beziehen wollen, kommen Sie nachher zu der Tür, ich werde Sie dann durchlassen."
    Ach ja, genau.
    Während KILA ein bisschen bedrückt klang war ihre offizielle Bestätigung, dass er den Posten hatte, Grund genug, um Boyle den Rest ihrer Ankündigung wieder lässig hinzunehmen zu lassen - selbst die Sache mit der Abstimmung. Nichts im Leben war kostenlos, auch wenn die "Kosten" oft nicht mit Geld verbunden waren. Manchmal musste man Zeit opfern, manchmal einen guten Freund verkaufen, und manchmal wurde man für eine fette Summe in die Düsterburg gesteckt. Beziehungsweise ein Mal.
    Gestern hatte Boyle Tod ertragen müssen, heute war er Anführer. Ein guter Deal. Und heute musste er sich einen Plan überlegen - oder sich etwas überlegen, dass es wirkte als hätte er einen Plan - und dafür würde er später das Zimmer beziehen. Ganz easy.

    Nach und nach waren die anderen nun am Aufstehen, und als Tod offenbar erfolglos von der Dusche zurück kehrte, hatte Boyle noch immer nichts dergleichen getan. Aber der Doc kam ihm gerade recht. ""Na, toll. Kein Wasser. Geht jemand mit mir zur Wasserversorgung? Dieses Problem geht uns alle an."
    "So schwer es mir fällt ihm zuzustimmen..., aber Tod hat recht mit dem letzten Teil.", warf Boyle gleich ein und stellte sich neben den Doktor. Er nahm sich einen Moment Zeit und blickte in die Gesichter aller Anwesenden, die nun schwiegen. Irgendwie unangenehm. "Äh ja, hi, danke für die Wahl oder so." Er kratzte sich an der Stirn. "Jedenfalls ist es vielleicht eine gute Idee, wenn wir bestimmte Sachen nicht alleine machen. Ich spreche vor allem vom Gift. Wir wissen nicht, wer dafür verantwortlich ist und sollten mehrere Leute einen Blick auf diesen Bericht werfen und daran arbeiten lassen. Das wäre jetzt so meine Priorität, aber Wasser ist natürlich ebenfalls wichtig... vielleicht sollten wir diese Aufgabe nicht nur Tod aufbürden." Er zwinkerte seltsam, weil er Tod schlicht und einfach nicht zutraute, das alleine hinzukriegen, und dann zuckte er mit den Schultern. "Das wars eigentlich schon. Ihr wisst ja, wie das läuft, same shit, different day. Ich würde irgendwann in den Medizinbereich gehen, also wer mitkommen möchte... ."
    Dieser Bericht war das einzige, was Boyle an momentan anstehenden Aufgaben halbwegs interessierte. Sterben wollte er schließlich auch nicht, und außerdem wirkte es besser, wenn er gleich etwas tat als sich irgendwohin zu verziehen - auch wenn dieses irgendwohin bestimmt der Jackpot an diesem Ort war.

    Geändert von Lynx (25.02.2017 um 21:21 Uhr)

  4. #4
    Leroy stellte fest, dass es etwas gab, das er noch mehr hasste, als frühes Aufstehen: Frühes Aufstehen, nachdem er die Nacht in unbequemer Haltung an einem Tisch verbracht hatte. Vielleicht hätte er einfach die ganze Nacht wachbleiben sollen, hatte er früher ja auch ständig gemacht. Wenigstens hatte er heute nicht mit den Nachwirkungen des Schlafgases zu kämpfen, so dass er sich aufgrund der unbequemen Haltung zwar zerschlagen, aber geistig immerhin etwas fitter als sonst fühlte. Oder auch nicht. Wovon zum Geier redete KILA da? Aber wozu groß grübeln, er konnte sie doch auch einfach direkt fragen:

    "KILA, äh... Hab ich irgendwas verpasst? Blutdaten? Medizinstation? Gegengift? Wovon redest du?"

    Geändert von Liferipper (25.02.2017 um 21:31 Uhr)

  5. #5
    "Dann kommen Sie doch mit, Boyle. Und ich stimme Ihnen zu, dass keiner alleine agieren sollte. Und das Gift? Nun, ich schaue gerne über den Bericht, als Wissenschaftler verstehe ich sicher einiges, aber da man mir alleine sicherlich nicht traut, sollten wir rausfinden, wer noch in der Lage ist, dieses öde Zeugs zu verstehen., sagte er.

    "Wobei ich mich frage, wieso KILA uns nicht einfach gleich allen das Ergebnis mitteilt.", fragte er laut. Ihm war die Antwort klar. KILA hatte zu verbergen, dass sie die Killerin war. Aber es war eindeutig: KILA klang schließlich fast wie KILLER. Aber leider wollte das niemand verstehen.

    "Also Boyle, kommen Sie mit? Sie wissen ja, dass Fräulein Eerie sehr ... verärgert reagiert, wenn sie in der Küche kein Wasser hat. Man sollte einer Köchin nie das Wasser abdrehen."

    Wobei ich sie verstehen kann, dachte Edward. Wenngleich es ihm vor allem um Hygiene ging.

  6. #6
    Müde hob Eerie den Kopf als die ungewöhnliche Stimme ertönte, gefolgt von der hektischen Betriebsamkeit in der Stimme der neuen KILA.
    Sie hatte nicht unbedingt schlecht geschlafen - als selbst ernannte Küchenchefin und als die wahrscheinlich unsportlichste und korpulenteste Person hatte sie einfach für sich beschlossen, ihren Leib auf einer riesigen Reihe von Kochschürzen und alten Säcken zu betten, so dass sie wirklich weich gebettet gewesen war.
    Und sah sie, wie die anderen sich streckten und reckten, so wusste sie, dass dies nicht unbedingt die schlechteste Idee gewesen war.

    Der Grund ihres unruhigen Schlafes waren wohl eher die Träume gewesen - nichts Schlimmes, ganz und gar nicht. Sie hatte nur wieder vom guten Leben geträumt, für das sie so viel geopfert hatte. Unter anderem ihre Unschuld, um so zur Mörderin zu werden. Ein Traum von weißen Laken, Bediensteten, Bällen der oberen Zehntausend, Champagnerfrühstück am Bett, Bediensteten jungen Dingern ohne Sprachkenntnisse in Hausmädchenkleidung..,

    Sie schob die Erinnerungen beiseite und zwang sich aufzustehen.

    Zwei Dinge harrten ihrer Erledigung, wie sie als resolute Organisatorin sofort wusste.
    Als Erstes suchte sie die noch immer vor sich hin schläfrig dösende Leigh auf und hauchte ihr einen Kuss auf den Haarschopf. "Danke, dass du das gestern erledigt hast, Herzchen. Mit den Kleinstlebewesen aus dem Schacht bekommen wir den Kompost wieder schnell in Gang."
    Leigh blinzelte müde zu ihr hoch und es schien ihr sichtlich unangenehm, dass die massige Frau wie ein großer Fleischberg vor ihr aufdrohte.
    Nicht, dass ihre Worte nicht freundlich gewesen waren, doch da war noch etwas Anderes...
    Und Leigh wusste, dass sie Recht behalten sollte, als Eerie plötzlich die Hände in die Hüften stemmte und fragend die Augenbraue hochzog, dabei leise raunte, der Stimme jedoch eine unüberhörbare Schärfe gab.
    "Eine Kleinigkeit noch, Liebes. In dem Kübel befand sich neben einwandfreien menschlichen Abfällen auch ein alter Schuh. Ein Turnschuh, um genau zu sein. Und wie der Zufall es will, eine Relikt das ich sogar kenne. Eine eingestickte Krone war darauf zu sehen."
    Leigh erbleichte, als die dicke Französin sich zu ihr herunterbeugte und sie links und rechts jeweils einen der massigen, schwabbeligen, Arme neben ihr Kopfkissen "krachen" ließ.
    "Ich nehme an, du hast mir nicht alles erzählt?"
    Leigh überlegte fieberhaft, was die Hexe von ihr wissen wollte, war sie sich doch keiner Schuld bewusst und eher der Meinung, gestern sogar einen verdammt guten Job gemacht zu haben.
    "Eine Krone. Wie... "Ausbrecherkönig"? Haben wir nicht alle über Señor Estaga und seinen hanebüchenen Ideen über Ausbruch gelacht?"
    Und dann fiel es dem jungen Mädchen wie Schuppen von den Augen und stotternd, dann fast schon trotzig, berichtete sie zudem über die Leiche, die sie dort gefunden hatte.

    Eerie beugte sich am Ende der Erzählung noch einmal mehr zu dem jungen Mädchen runter, fast, gottlob nur fast, als wolle sie sie küssen, lächelte ein haifischartiges Grinsen ohne echte Freude und dabei ihr nicht unbedingt gepflegten Zähne entblößend, und wandte sich dann mit einem kurzen "Danke." ab.

    Als sie sich wieder ächzend aufgerichtet hatte, blickte sie sich bei den Umstehenden um.
    "Wir haben etwas in der Kläranlage, das dringend beseitigt werden muss. Weil es uns sonst die Grundlage unseres Kompostes verdirbt. Wie sie alle wahrscheinlich wissen, haben wir hier kein Erdreich, aus dem die notwendigen Lebewesen für den Kompost nach oben klettern können. Wir sind also auf eine andere Art Mirkoorganismen angewiesen. Und diese Quelle droht, verschmutzt zu werden."

    Sie ließ die Worte wirken, stemmte die Hände energisch in die Hüften und besah sich die Leute, die wahrscheinlich in den Schacht passen würden und setzte ein strenges Gesicht auf.
    "Ich brauche Jemanden, der schlank und dünn genug ist und mit mir in die Hydroponik geht, um eine Leiche aus dem Abortschacht zu bergen."


    Zusammen mit dem einen oder anderen Mitstreiter würde sie sich dann aufmachen, die Aufgabe der Leichenbergung anzugehen...!

    Geändert von Daen vom Clan (26.02.2017 um 00:50 Uhr)

  7. #7
    Matt schlief. Tief und fest. Nicht viel konnte ihn aus seiner Traumwelt reißen in der er gerade steckte. Sein Kopf versuchte mal wieder alles um auch die beschissensten Situation besser zu machen.
    Doch die laut kreischenden Lautsprecher Durchsagen waren auch für Matts hochgradig effektive selektive Wahrnehmung zu viel.

    Mit einem ungeahnten Tempo schreckte er hoch und rammte seinen Schädel mit vollem Anlauf und ungebremst in eine Metallstrebe der Sitzbänke.
    Kaum war er wach, hatte er sich mehr oder weniger schon fast wieder selber ausgeknockt.

    "Fffffffffuuuuuuuuuuuck"

    Er spürte wie seine Hände zitterten, seine Sicht war unklar und die Geräusche um ihn herum klangen alle so... dumpf. Shit, das fehlte ihm jetzt gerade echt noch.
    Das um ihn herum der Trubel der Insassen auch noch lauter und deutlich geschäftiger wurde, tat ihm nicht wirklich gut und am liebsten hätte er sich jetzt einfach wieder hingehauen und weiter gepennt.
    Am liebsten wäre er grad einfach allein mit seinen Gedanken, allein mit der Welt und einfach... shit man, einfach nur allein.
    Seit KILA gestern in der Küche ein wenig Musik gespielt hatte wurde ihm wieder bewusst wie sehr er es vermisste einfach nur ein paar Minuten am Tag mit relaxenden Tunes zu entspannen.

    Während um ihn herum irgendwas von Wasser und... Berichten und... Gift gefaselt wurde, schmiedete Matt einen Plan. Einen sehr einfachen Plan. Sehr langsam.
    Denn sein Hirn schien gerade aus Watte zu bestehen.

    "Damn. Was auch immer, viel Spaß beim... was auch immer. Ich verdrück mich. Wer mir sucht, ich... bin mal spazieren."

    Ja, das hätte bestimmt funktioniert. Wenn es zu 100% anders formuliert wäre. Clever Matt.

    Der junge Draufgänger machte sich langsam auf den Weg zur Küche. Sein Plan war einfach. iPod finden. Tunes lauschen. Glücklich sein.
    Schritt 1 war halt nur irgendwie kompliziert. Er müsste das scheiß Teil erstmal finden.
    Matt kannte sich noch von früher. Er hatte zusammen mit seinen Freunden am Kiosk immer mal wieder Playboys gekauft. Dem Besitzer war es glücklicherweise scheiß egal von wem er Kohle bekam. Wie jeder clevere Teenager der garantiert niemals erwischt wurde, hatte er die Playboys unter seiner Matratze versteckt. Sicherer wären Sie nur in der Matratze gewesen. Genau da würde Matt suchen.

    Als er die Küche betrat grabbelte er sich wieder seinen Freund von gestern. Das scharfe Filetiermesser.
    Schnell ließ der Hobby Koch und notorische Schürzenjäger das Messer in seinem Hosenbund und unter dem Hemd verschwinden.
    Es war kalt. Und... scheiße, es war scharf. So nahe an empfindlichen Stellen und... fuck, Matt hörte einfach auf drüber nachzudenken drückte einfach auf den Griff des Messers um die Klinge zumindest vom Körper wegzudrücken bevor er sich auf den Weg zu den Schlafkojen machte.

    Matt würde sich erstmal G2. Den Schlafbereich der Männer vornehmen.
    Matratzen abtasten.
    Matratzen anheben.
    Vielleicht kurz probeliegen.
    Dann wieder abtasten.
    Er hoffte einfach, dass er in irgendwelchen Matratzen mal etwas... ungewöhnliches ertasten konnte. Mit dem Messer würde er dann einfach mal die Polster anstechen und schauen was er so finden würde. Was sollte es schon schaden? Sie waren eh nicht mehr viele.

    Geändert von Gendrek (26.02.2017 um 01:23 Uhr)

  8. #8
    "Ich brauche Jemanden, der schlank und dünn genug ist und mit mir in die Hydroponik geht, um eine Leiche aus dem Abortschacht zu bergen."

    Warum hatte Leona nur das schrecklich einnehmende Gefühl, dass die Augen der ältesten weiblichen Insassin der Düsterburg nur auf ihr lagen? De facto sprach sie doch mindestens zwei weitere Personen an, die allerdings taten als würden sie kaum hin hören und sich damit klüger verhielten als die Floristin selbst. Die blickte nämlich offen und - erwartungsgemäß - schüchtern in Richtung der Frau. Sie war doch am gestrigen Tage nicht von Leigh gerettet worden, um nun doch selbst in den Schacht kriechen zu müssen? Immerhin schien die es überlebt zu haben. Die etwas gleich junge Frau wirkte aber auch wesentlich robuster als Leona. Wer tat das nicht?

    Dennoch - spätestens als die Blicke der beiden so unterschiedlichen Damen sich trafen, wusste die 21-Jährige, dass sie die Aufforderung der Französin nicht würde ausschlagen können, wollte sie sich diese doch nicht als Feindin gewinnen und am Ende sogar berechtigte Angst vor der alten Frau haben müssen. Die Blondine warf also einen kurzen Blick zu beiden Seiten, vielleicht wollte sich ja doch noch jemand erbarmen und sie erneut vor der Aufgabe retten. Irgendjemand? Nein? Okay.

    So trat Leona einige Schritte auf Erie zu und lächelte sie höflich an, bot - wie schon gestern - ihre Hilfe an. Doch erst da kehrte ein Detail zurück, das sie bislang irgendwie nicht bewusst wahr genommen hatte. Zu beschäftigt war sie mit der ohnehin schon unschönen Vorstellung, wie sie durch Fäkalien robben musste, und das in wahrscheinlich sehr engem Raum. Aber hatte sie nicht auch 'Leiche' gesagt?

    "Mademoiselle Laureanne, es tut mir Leid, nachfragen zu müssen. Aber was soll noch gleich geborgen werden?" Sie hoffte stark, sich womöglich nur verhört zu haben. In ihrem Kopf ging sie in den Bruchteilen der Sekunden bis zur Antwort auf ihre Frage durch, was es sonst hätte sein können. Was klang ähnlich wie 'Leiche'? Ihr wollte schlichtweg nicht ein einziges solches Wort einfallen. Und dann erwiderte ihre Quasi-Chefin auch schon. "Die Frage ist viel mehr: 'Wer?', Liebes!", fiel die Antwort zum Unmut Leonas aus. In freundlichen, in der Vergangenheit schwelgenden Worten erzählte die 55-Jährige ihr von Señor Estaga und seinem vermeintlichen Ausbruch und brachte ihr - so viel musste man ihr lassen - schonend bei, dass sie wirklich eine Leiche zu bergen hatte.

    Zahlreiche üble Gedankenspiele zogen an ihrem geistigen Auge vorbei. Wie sie kriechend in der Enge des Schachtes auf einen weiteren Toten treffen würde. Davon hatte sie spätestens gestern genug gesehen. Wird er überhaupt noch... zu sehen sein oder hat die Verwesung ihr Übriges getan und sie würde lediglich auf die verkommenen, verschmierten Reste seiner ehemaligen Besitztümer stoßen? Das zarte Geschöpft hatte keine Ahnung, wie sich Leichen verhielten, erst Recht nicht, wenn sie zufällig an so einem Ort gelagert wurden, an dem sie aus welchen Gründen auch immer ums Leben gekommen sind. Und sie hatte wohl auch gehofft, dass solche Fragen sich nie beantworten würden.

    Trotz dieser grausigen Vorstellungen und ihrer Furcht vor dem Unbekannten, auf das sie im Schacht stoßen würde, war die Angst, Erie zu enttäuschen, doch größer. Seit sie hier war, war Leonas Leben dominiert von dieser Angst vor anderen. Dieses Gefühl spielte seit Anbeginn ihres Aufenthalts in der Düsterburg für sie eine so große Rolle, dass man meinen könnte, die 21-Jährige hätte es als einen ihrer persönlichen Gegenstände ausgewählt. Und offenbar wichtig genug, um sie in die verrücktesten Situationen zu bringen. Wie die, in ein Abwassersystem zu kriechen und den Körper von einem lange Verstorbenen zu bergen, angeleitet von einer in die Jahre gekommenen Frau, die wahrscheinlich irgendwas Übles auf dem Kerbholz hatte.

    Hoffentlich wusste die Seele vom einsamen Mr. Kline aus dem St. Remedy Hospital zu schätzen, welche Opfer sie seit jenem folgenschweren Tag für ihn erbracht hatte.

  9. #9
    "KILA, äh... Hab ich irgendwas verpasst? Blutdaten? Medizinstation? Gegengift? Wovon redest du?"

    Kurze Stille. Leroy fragte sich, ob auch er in Ungnade gefallen war, da KILA nicht reagirte, aber dann meldete sie sich doch.

    "Ich...ich war davon ausgegangen, dass euch Bescheid gesagt wurde. Nachdem gestern die Leiche von eurem ehemaligen Anführer, Mr. Thatcher geborgen wurde, hat Leona Petty unter den Fingernägeln des Opfers eine Einstichstelle gefunden. Da wir nun endlich wussten, wonach wir in einer Blutanalyse suchen müssten, habe ich den Körper analysieren lassen. Das hat leider etwas gedauert, aber jetzt liegen die Ergebnisse vor. Der Ausdruck, auf den ich leider keinen Zugriff habe, befindet sich in der Medizinstation. Wenn also jemand einen Blick darauf werfen könnte, wäre das grandios. Wenn wir wissen, welches Gift es ist, können wir auch ein Gegengift finden und der Spuk hat endlich ein Ende."

    "Wobei ich mich frage, wieso KILA uns nicht einfach gleich allen das Ergebnis mitteilt."

    Manche aufmerksamen Zuhörer meinten, ein leises Seufzen von KILA zu vernehmen.

    "Weil ich keinen Zugriff auf die ausgewerteten Daten habe. Die Düsterburg funktioniert mit 40 Jahre alter Technik, und nicht alles ist an meine Database angeschlossen. Unter anderem auch die medizinischen Geräte. Alles, was ich habe, sind eure Herzraten und alle anderen Daten, die euer Chip sendet. Und der kann leider keine umfassende Blutanalyse liefern."

    Es war kurz still.

    "Oh, aber ja, Mr Tod, Sie haben mich erwischt, natürlich bringe ich euch alle der Reihe nach um, weil das mit Sicherheit der absolut effektivste Weg ist, wenn ich wortwörtlich mit zwei Klicks Zugriff auf jeden einzelnen Selbstzerstörungschip habe. Ist ja nicht so, als würde ich alles ris... Ähm... Wie auch immer nein, ich kann das leider nicht selber einsehen. Wenn nun also bitte jemand so freundlich wäre, nach dem Datenblatt zu sehen?"

    -------

    Matt hatte sich eine wahrhafte Mammutaufgabe vorgenommen. G2 hatte 250 Betten. Die Kojen waren in zehn Spalten an den Wänden angebracht, immer 25 Kojen übereinander. Die obersten Betten, die so gut wie nie benutzt wurden, konnte er eigentlich ausschließen, und sein Kopf fühlte sich für diese sportliche Kletterei auch einfach nicht fit genug. Aber er könnte logisch vorgehen. Sein erster Weg führt ihn zu den Kojen, die in seiner "Arbeitshöhe" waren, also die zweite und dritte Schicht an Betten. Von 20 Kojen waren noch drei von den Überlebenden besetzt. Dort woltle er lieber nicht nach Geheimnissen graben, vor allem, weil auch Dr. Tods Koje hier unten war - und er woltle WIRKLICH nicht wissen, was sich dort verbarg.

    Seine erste Koje gehörte einem jungen Mann, ungefähr Matts eigenes Alter. Hundertmal gesehen, hundertmal aneinander vorbeigelaufen. Und irgendwann war er tot gewesen. Matt musste in der Kabine nicht lange suchen, bis er drei Fotos in den Hand hatte. Das erste zeigte einen riesigen, plüschigen Golden Retriever. Das zweite Bild zeigte eine Gruppe von jungen Männern beim Feiern. Und das dritte Bild...

    Matt musste kurz stocken.

    Das dritte Bild war ein wunderschönes Selfie einer jungen Frau, die ihre Brüste zusammenpresste und in die Kamera grinste. Genau sein Typ. Wallendes Haar, einnehmendes Lächeln, überzeugende Argumente. Wer auch immer der Typ war, er hatte den Jackpot gezogen.

    Aber das war nicht, wonach er suchte. Wenn ich ein iPod wäre, wo würde ich mich verstecken? Matt durchsuchte noch vier andere Kojen, und fand allerhand Kleinigkeiten - aber nichts von wirklichem Wert, und erst recht nichts, das Musik abspielen konnte.

    Die nächste Kabine stand schon etwas länger leer, und Matt wusste auf Anhieb nicht einmal, wem sie einst gehört hatte. Mit selbstbewussten Griff tastete er unter die Matratze. Nichts. In den Lüftungsrillen, aus denen nachts das Schlafgas drang... Nichts. Im Kopfkissen... Jackpot. Ein zerknüllter Zettel, und ein kleines, viereckiges Gerät. Ein iPod der zweiten Generation. URalt. Und leider ging er nicht mehr an. Wenn er jetzt noch ein Ladekabel finden würde... Aber sein Blick fiel auf den Zettel. Konnte ja nicht schaden, auch hier einen Blick drauf zu werfen, oder? Er musste die Augen beim Lesen zusammenkneifen, anscheinend war der Zettel immer wieder auf- und zugefaltet worden und manche Passagen waren nicht mehr zu lesen.

    Zitat Zitat
    Verehrter Verurteilter,

    auf Basis Ihres psychologischen Profils --------------------------- Projekt "P------".

    Ihre Verurteilung ----------Düsterburg ------------ verringern.----------------------------------freier Mann sein. -------------------------------------------------------------------------------------

    -------------------------------------------------------------------------sechs Monaten-----------------------.-----erfolgreich------------unverzüglich freikommen --------------------------------. --------------------------------------------------immun gegen das Schlafgas-----------------------------------------------------------------. Sie bekommen alles, was Sie für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts benötigen vor Ort. Weitere Instruktionen folgen über den üblichen Kanal.

    Viel Erfolg.
    K-------------------------
    Viel mehr konnte Matt auf dem verblichenen Blatt Papier nicht ausmachen. Aber sofort fiel ihm wieder ein, in wessen Koje er da gerade kniete. Es war einer der Mörder, der bei der abendlichen Abstimmung vor wenigen Wochen aufgedeckt wurde.


    -----------

    Wie schon Leigh am Tag davor umfing Leona absolute Dunkelheit in dem engen Gang. Durch ihre zarte Statur musste sie sich gar nicht groß bücken, um in den Gang zu passen, aber bequem war definitiv etwas anderes. Sie folgte dem Gang für ein paar Minuten, immer im Kopf, was sie da wohl gleich finden würde - und vor allem, wie sie ES dann da herausbringen sollte. Schließlich erspähte auch sie im fahlen Licht der Notbeleuchtung Behälter IIV. Und da sie wusste, wonach sie Ausschau halten musste, konnte sie auch am anderen Ende des Behälters die weiß scheinenden Knochen sehen, die aus der schleimigen Masse herausschauten. Sie kannte Ramirez Estaga nicht, hatte noch nicht einmal eine Geschichte über ihn gehört. Aber dieses Ende zu finden... es war nicht schön. Auch, wenn sie sich noch nicht erklären konnte, wie er hierher gekommen war.

    Ihre Sorge galt in erster Linie, wie sie dort hinüber kommen sollte.

    Leona und die Knochen trennten ungefähr 15 Meter Luftlinie. Aber, und das war das viel größere Problem - ein Becken voller braunem Schleim, der nicht per se widerlich roch, aber dafür umso widerlicher aussah, mit seinen blau-weißen Schlieren darin. Und Leona konnte auch nicht sehen, wie tief das Becken war - im schlimmsten Fall war es genau so tief wie breit, und sie würde in den Schleim einsinken und - in Ermangelung eines besseren Wortes, ertrinken.



    Sie konnte natürlich trotzdem den Schritt wagen und versuchen, einfach über den Schleim zu laufen, er sah ja immerhin recht stabil aus. Sie konnte aber auch wieder umkehren und nach Hilfsmitteln Ausschau halten. Oder es ganz sein lassen - schließlich lag die Leiche - oder deren Überreste - hier schon seit mindestens vier Jahren und bisher hatte sie noch keinen Schaden angerichtet. Aber das müsste sie dann erst einmal Mrs. Laureanne beibringen...

  10. #10
    Widerlich.

    Ein stets unsicheres Geschöpf wie Leona war selten zufrieden mit sich, ihren Taten und auch ihren Gedanken. Aber sie war sich sicher, dass dieser Ausdruck der richtige war, um zu beschreiben, in was für einer Lage sie sich befand. Widerlich! Gut, vielleicht wurde das Wort bestenfalls noch von anderen begleitet: Abartig, abstoßend, ekelerregend, scheußlich, schmierig, übel, eklig, unerträglich und potenziell gefährlich. Letzteres bereitet der jungen Frau die größten Sorgen und ließ ihr Herz in einer Geschwindigkeit klopfen, die sich weder schön, noch gesund anfühlte. Sie war nur etwas froh darüber, die eventuelle Gefahr des Schleimbeckens in der Dunkelheit überhaupt ausmachen zu können. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn sie arglos hinein gefallen wäre.

    Der Entschluss war schnell gefasst. Sie würde nicht ohne Weiteres nach vorne gehen. Sie traute sich nicht zu, diese Entscheidung zu treffen, ohne den Rat einer Person zu konsultieren, die gerade klar denken konnte. Also hieß es: Kehrt machen, im fiesen Dunkel dieses Lochs zurück durch die Enge und wenigstens ein bisschen Hydroponikluft schnappen. Zu diesem Rückweg setzte sie auch an. Ein wenig zwar von der Angst begleitet, sich zu verlaufen, doch das dürfte selbst ihr hier kaum gelingen, war sie doch einfach nur dem Schacht gefolgt und hatte auch auf dem Hinweg keine Experimente gewartet. Dennoch gab die Floristin ein erleichtertes Seufzen von sich als sie endlich die Silhouette der älteren Frau erkennen konnte und es tatsächlich heil an den Eingang des Gangs zurück geschafft hatte, hoffend, dass ihre Auftraggeberin sie nicht ohne einen sinnvollen Plan zurück schicken würde.

    "Mademoiselle Laureanne! Ich habe... die Überreste von Señor Estaga gefunden. Allerdings liegen sie im Behälter IIV ganz hinten, bestimmt 15 Meter vom Schacht entfernt. Ich wollte nicht einfach so in das Becken, weil... der bis an die Oberkante mit... Matsch gefüllt ist und ich nicht weiß, was darunter ist. Ich wäre ja nicht die Erste, die dort stirbt." Mit Vorsicht und Bedacht atmend - immerhin hatte sie noch den unschönen Geruch in der Nase - wartete Leona auf die Reaktion der 55-Jährigen, ohne sich dabei ganz aus dem Schacht zu begeben.

  11. #11
    Boyle stand eine Weile wie ein Idiot herum, weil KILA erst noch erklären musste, was es mit dem Gift überhaupt auf sich hatte - er war noch nie gut darin gewesen, Informationen zu teilen - und sich dann alle irgendwie selbst zusammenfanden. Niemand sprach ihn an oder beachtete ihn. Das war... absolut ausgezeichnet! Wenn sich niemand für ihn als Anführer interessierte, dann erwartete auch niemand etwas. Die ganze Situation war perfekter, als er es sich bei seiner Kurzschlussentscheidung, sich selbst zu wählen, vorgestellt hatte.
    Nur einer konnte ihn natürlich wieder nicht in Ruhe lassen, und das war Tod.
    "Also Boyle, kommen Sie mit? Sie wissen ja, dass Fräulein Eerie sehr ... verärgert reagiert, wenn sie in der Küche kein Wasser hat. Man sollte einer Köchin nie das Wasser abdrehen."
    "Wie ich schon sagte, ich würde lieber in den Medizinbereich.", entgegnete Lionel und versuchte dabei, sich Eerie als "Fräulein" vorzustellen. Apropos. "Eerie sollte auch was von Giften verstehen." Um es galant auszudrücken. "Da sie beschäftigt zu sein scheint, würde ich einfach den Bericht holen und euch beide dann später drüberschauen lassen, wenn die Sache mit dem Wasser auch geklärt ist." Weil Tod, auch wenn es Boyle schwer fiel, das zuzugeben, immerhin als erstes sofort gewusst hatte, dass Thatcher vergiftet worden war. Und auch hier hielt er es für das Beste, wenigstens zwei Meinungen einzuholen.

    Der Doc hob eine Augenbraue und glimmerte ihn aus misstrauischen Augen an. "Keine Sorge, ich gehe trotzdem nicht alleine. Und du auch nicht." Mit affiger, hoher Stimme sagte Boyle nun: "Jeder sucht sich jetzt einen Partner und dann legen wir los." Nach einem absichtlich übetrieben falschen Lächeln und dem guten, alten Daumen nach oben drehte er sich schließlich von Tod weg und sprach die erste Person an, die noch unbeschäftigt und leicht verloren wirrkte.
    "Hey, du." Es war dieser Rotschopf Alek.
    "Hast du was zu tun? Wenn nein, dann hast du jetzt die spannende Aufgabe, mich in den Medizinbereich zu begleiten."

  12. #12
    "Aah~ Jau, das Wasser wieder ans Laufen zu bringen war eine spitzen Idee!"

    Sichtlich zufrieden mit sich stand Theo unter der Dusche und genoss das warme Wasser auf seinem Gesicht. Ursprünglich hatte er vorgehabt, schnellstens zu den anderen zu kommen - erbeutete Schätze, Gegengifte, das übliche -, hatte es sich dann jedoch anders überlegt. Der Gedanke daran, alle zusammen einen Sitzkreis zu bilden und zu überlegen, wer für (oder eher gegen) wen abstimmen würde und wer einem wohl am ehesten die Pest an den Hals wünscht... Sagen wir, eine heiße Dusche klang irgendwie besser.

    Theo war sich nicht ganz sicher, ob Boyle seine Drohung ernst gemeint hatte, aber es stimmte schon: Auf dem Händen sitzen brachte niemandem weiter, und von einem Anflug von spontaner Nächstenliebe unter Häftlingen hatte auf Lange Sicht auch niemand etwas. Lieber aufs Gaspedal treten, dann hatte man immerhin die Chance, dass man bald am anderen des Tunnels ankam.

    Fragt sich bloß, für wen Theo stimmen sollte. Auch wenn er nach außen hin sehr feindschaftlich tat, war es nicht so, als wäre er mit irgendwem dick befreundet hier unten. Anders herum erschien es ihm blödsinnig, jemanden rauszuvoten (wir erinnern uns: Ephemismen yay!), gegen den er weder persönlich noch sachlich etwas hatte.

    Überhaupt hatte er viel zu wenig in der Hand was die meisten Leute hier anging. Er wusste aber durchaus, wen er für verdächtig - und in seiner offenbaren Paranoia für zunehmend problematisch hielt.

    Theodor Schumann drehte die Dusche ab und grinste.

    "Hey KILA."

    Er hatte schon immer mal ausprobieren wollen, ob KILAs Augen und Ohren selbst bis hierher reichten.

    "Ich nominiere Doktor Tod. Aber häng's nicht an die große Glocke, ja?"

  13. #13
    Ich... Wähle diesen Nelson. Keiner kennt ihn. Aber... Das bleibt unter uns, KILA.

  14. #14


    Es war also entschieden.

    Die meisten der Überlebenden hatten sich in der Mensa versammelt. Und sie alle wussten, was nun folgen würde. Sie hatten es schon viel zu oft erlebt. Matt war gerade aus der Medizinstation zurückgekommen und blickt immer wieder auf das kleine, viereckige Gerät in seiner Hand, mit dem man das Gegengift schmerzlos injizieren konnte. Er lief auffällig oft und aufgescheucht durch die Reihen, bis sich niemand mehr sicher war, wen er jetzt schon passiert hatte und wo er kurz angehalten hatte.

    "Ich sehe, dass wir 5 Stimmen für Ms. Nelson haben, ist das korrekt?"
    "Korrekt."

    Selbst Boyle antwortete nur knapp, mit vor der Brust verschränkten Armen.

    "Okay."

    Es war kurz still, als sie aus der fast unbenutzten G3 eine Explosion hören konnten. Leona zuckte zusammen, Leigh zog ein grimmiges Gesicht, und wirklich niemand schien zu Lächeln. Niemand wusste etwas zu sagen, weil niemand wirklich etwas über Nelson wusste. Seit dem Tage der Einlieferung war sie in der leeren G3 verschlossen. Was nun kam, fürchteten sie alle. Nach dem Tode eines Insassen würde KILA Zugriff auf die Bewegungsprofile der letzten Tage bekommen. Sie würde sehen können, ob die Person nachts aktiv war.

    "..."

    "KILA?"
    "Es... es tut mir Leid. Die Auswertung zeigt, dass Ms. Rogers ihre Koje seit Tagen und Nächten nicht verlassen hat. Sie war... eine ganz normale Bewohnerin.

    Und so war wieder ein Tag vergangen, an dem sie nichts geschafft hatten. Oder? Immerhin hatten sie eine arme Seele aus ihrem schrecklichen Grab befreit, sie hatten ein Gegenmittel gefunden, was zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer bot. Sie hatten zusammengearbeitet und sich vielleicht ein wenig besser kennengelernt.

    Es war Zeit, in die eigenen Kojen und Zellen zurückzukehren.

    Boyle trat zuerst den Rückweg an. Er ließ den Finger über die edlen Holzoberflächen gleiten, bevor er sich seine Whiskeyflasche zur Hand nahm. Ob er sich noch einen Schluck genehmigen konnte, bevor ihn das Schlafgas holte?
    Linn folgte dem Anführer auf dem Fuße. Es war etwas unbehaglich, in das Zimmer des alten Hydroponikleiters zurückzukehren, der hier anscheinend eine furchtbare Entscheidung getroffen hatte.
    Erie, Leona und Leigh gingen gemeinsam in den Frauenschlafturm G2, alle in ihre eigenen Gedanken versunken.
    Matt lag in seiner Koje und fragte sich, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

    Und als das Schlafgas schließlich kam, war es wieder an der Zeit für die unglücklichen Mörder, ihren Dienst zu tun...

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