Die meisten der Überlebenden hatten sich in der Mensa versammelt. Und sie alle wussten, was nun folgen würde. Sie hatten es schon viel zu oft erlebt. Matt war gerade aus der Medizinstation zurückgekommen und blickt immer wieder auf das kleine, viereckige Gerät in seiner Hand, mit dem man das Gegengift schmerzlos injizieren konnte. Er lief auffällig oft und aufgescheucht durch die Reihen, bis sich niemand mehr sicher war, wen er jetzt schon passiert hatte und wo er kurz angehalten hatte.
"Ich sehe, dass wir 5 Stimmen für Ms. Nelson haben, ist das korrekt?"
"Korrekt."
Selbst Boyle antwortete nur knapp, mit vor der Brust verschränkten Armen.
"Okay."
Es war kurz still, als sie aus der fast unbenutzten G3 eine Explosion hören konnten. Leona zuckte zusammen, Leigh zog ein grimmiges Gesicht, und wirklich niemand schien zu Lächeln. Niemand wusste etwas zu sagen, weil niemand wirklich etwas über Nelson wusste. Seit dem Tage der Einlieferung war sie in der leeren G3 verschlossen. Was nun kam, fürchteten sie alle. Nach dem Tode eines Insassen würde KILA Zugriff auf die Bewegungsprofile der letzten Tage bekommen. Sie würde sehen können, ob die Person nachts aktiv war.
"..."
"KILA?"
"Es... es tut mir Leid. Die Auswertung zeigt, dass Ms. Rogers ihre Koje seit Tagen und Nächten nicht verlassen hat. Sie war... eine ganz normale Bewohnerin.
Und so war wieder ein Tag vergangen, an dem sie nichts geschafft hatten. Oder? Immerhin hatten sie eine arme Seele aus ihrem schrecklichen Grab befreit, sie hatten ein Gegenmittel gefunden, was zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer bot. Sie hatten zusammengearbeitet und sich vielleicht ein wenig besser kennengelernt.
Es war Zeit, in die eigenen Kojen und Zellen zurückzukehren.
Boyle trat zuerst den Rückweg an. Er ließ den Finger über die edlen Holzoberflächen gleiten, bevor er sich seine Whiskeyflasche zur Hand nahm. Ob er sich noch einen Schluck genehmigen konnte, bevor ihn das Schlafgas holte?
Linn folgte dem Anführer auf dem Fuße. Es war etwas unbehaglich, in das Zimmer des alten Hydroponikleiters zurückzukehren, der hier anscheinend eine furchtbare Entscheidung getroffen hatte.
Erie, Leona und Leigh gingen gemeinsam in den Frauenschlafturm G2, alle in ihre eigenen Gedanken versunken.
Matt lag in seiner Koje und fragte sich, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Und als das Schlafgas schließlich kam, war es wieder an der Zeit für die unglücklichen Mörder, ihren Dienst zu tun...