"Ich habe bislang immer mich selbst gewählt und werde das auch heute tun. Und so lange, bis ich mir nicht sicher bin, wer hier böse ist und wem man vertrauen kann."
Vor Überraschung ließ Leigh ihr Handtuch fallen und starrte das andere Mädchen ungläubig an. Sie hat was getan??
"Ich weiß, dass das riskant ist, jetzt, wo wir so wenige sind. Aber ich kann nicht... Schuld am Tod eines Unschuldigen sein. Nicht... so."

Leigh stieß ein halb amüsiertes, halb fassungsloses Schnauben aus und bückte sich, um ihr Handtuch wieder aufzuheben. Dann schaute sie kopfschüttelnd wieder in Leonas Richtung. "Also... du warst dir nie sicher, also malst du dir eine Zielscheibe auf die Stirn und stimmst für die einzige Person, bei der du sicher sein kannst?" Das sollte Leigh eigentlich nicht wundern, schließlich hatte sie Leona nur kurz zuvor aus der buchstäblichen Scheiße gezogen... in welcher die junge Frau gelandet war, weil sie nett zu der alten Hexe sein wollte. Vielleicht war Herzensgüte in der Nation mittlerweile unter Strafe gestellt worden, das war ein zunehmend plausibler Grund, warum Leona überhaupt hier war.
"Weißt du", seufzte Leigh, "ich kann's verstehen. Ich kann's wirklich gut verstehen. Ich habe mich selbst meistens enthalten. Keiner will an sowas Schuld sein... okay, manche vielleicht schon, nämlich wahrscheinlich genau die, die uns nachts einen nach dem anderen umlegen. Und das ist halt die Scheiße." Sie begann nun, ihr Haar trocken zu rubbeln. Ihr Gesicht hatte wieder ihren typischen, grimmigen Ausdruck angenommen, aber ihre Stimme klang müde, als sie fortfuhr: "Wir können einfach nur raten und hoffen, dass wir Recht haben. Und wenn wir falsch liegen oder der Falsche stirbt, weil wir die Schnauze gehalten haben, sind wir auch Schuld. Diese Arschlöcher können wenigstens sehen, was sie tun und wissen, dass es falsch ist..."
Einen Augenblick lang ging sie in sich und überlegte. Es war nicht mehr viel Zeit und sie musste sich entscheiden, sonst würde sie sich doch wieder enthalten und im Zweifelsfall genauso schuldig sein. Erie bot sich natürlich am meisten an, denn verdient hätte sie es allemal, selbst wenn sie keine Mörderin wäre. Auch der Anführer war verdächtig. Andererseits... diese beiden waren doch ziemlich auffällig, standen im Mittelpunkt. Was, wenn es jemand war, der weniger auffiel? Den man selten zu Gesicht bekam und der aus dem Hintergrund die Fäden zog? Leigh beschloss ihrer Intuition zu folgen. Auch wenn ihre Intuition offenbar alles andere als sicher war, was sie ihr diktieren sollte. "Keine Ahnung... vielleicht war es ja Alek Evans? Der Typ kommt mir komisch ruhig vor."