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Thema: [Verbrecher von Düsterburg] Tag 1

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Matt rieb sich die Hände. Shit war unangenehm.
    Aber jetzt schienen Sie ja irgendwie mehr zu wissen. Hoffentlich. Er blickte Leroy hoffnungsvoll an.

    "Yo, sieht so aus als hätten wir Etha... yo... Etti... yo den Stuff der so aussieht wie diese Perlen im Bubbletea nur in weniger eklig. Der is ja anscheinend aus dem Rennen."
    "Schön. Für den nächsten Schritt haben wir also 5 Gifte und 4 Testkits. Großartig."

    Großartig? Shit doesn't add up mate.

    "Man, das ist aber irgendwie nicht so geil. Aber okay, sag mir was ich holen soll, worauf ich achten soll, was ich machen soll und wir sailen hier smooth durch. Das ist wie die Rally Dakar. Ich bin der Fahrer, du bist mein Beifahrer."

    Leroy blinzelte Matt verdutzt an. Als wollte er irgendwas sagen, ganz eigenartig. Stattdessen bat er Matt einfach nur darum aus der Medizinstation die Testkits für Salzreaktionen zu holen. Genau das tat der übermutige Frauenschwarm auch.

    ____________

    Bewaffnet mit den vier Kits kam er zurück und setzte sich wieder an den Mensatisch. Das hier, war jetzt das Labor der glorious two. Leroy und Matt, ein unschlagbares Team. So dachte es sich Matt zumindest.
    Leroy nahm sich die Zeit Matt langsam und in kurzen Sätzen zu erklären was Matt nun zu tun hatte. Keine Ahnung warum, vielleicht musste er niesen und konnte deswegen nicht mehr so klar reden. Anyway, Matt nahm sich die Anweisungen zu Herzen.

    "Okay, der Stuff wird also rot. Vor mir stehen jetzt 5 Gläser. Blauer Stuff, schwarze Plörre, Gleitgel, Scheiß Zeug und Dünnpfiff. Also... ich weiss nicht... ich mein... wir können das ja wie bei Mastermind machen. Ich teste jetzt erstmal vier Sachen davon. Wenn hier alles reagiert, dann gehen wir einfach mal davon aus, dass das nicht geteste ne Niete wäre und machen weiter.
    Wenn eines hier nicht reagiert... dann nehmen wir das einfach ganz raus und holen uns das nicht geteste zurück ins Boot. Kann ja immer noch reagieren."


    Matt mochte Mastermind. Er stellte sich zwar wie ein Idiot an, aber hey, common sense und so Popkultur Shit sagten auch ihm etwas.

    "Also ich würde jetzt einfach ganz stumpf diese schwäre Plörre Boronium nicht testen. Das ist ja schon schwarz, man könnte es eh kaum sehen wenn das reagieren würde. Vielleicht haben wir ja Glück."

    So machte sich Matt daran folgende Substanzen mit den Salzkits zu testen:

    Asterion, Calcinat-Hydrogen, Demat'che Substanz, Floralaldehyd

    Geändert von Gendrek (28.02.2017 um 13:40 Uhr)

  2. #2
    Es war verdächtig lange still. Normalerweise kam KILA keine halbe Stunde aus, in der sie nicht irgendwo die Temperatur hochdrehte, sich einfach zum Quatschen einschaltete oder die Beleuchtungen änderte. Aber sie hatte sich nach der letzten Durchsage nicht mehr gemeldet. Matt begann schon langsam sich Sorgen zu machen. Als sich die Lautsprecher plötzlich meldeten, erschrak er sich so sehr, dass er beinahe ein wenig von dem Salz verschüttete. Leroy blickte ihn an und zog eine Augenbraue hoch.

    "Hey...ähm...Hi... Habt ihr schon etwas herausgefunden?"
    "Wir konnten ein Gift ausschließen, das ist doch schonmal was."
    "Ja... vermutlich... Macht weiter. Meldet euch, wenn es etwas neues gibt. Ich muss weg."

    KILA klang traurig und hatte sich schon wieder abgeschalten, bevor Matt ihr antworten konnte. Aber so, wie Leroy neben ihm schaute, war es vielleicht auch besser, wenn er sich auf seine Aufgabe konzentrierte. Er wusste, dass er nach einer roten Reaktion Ausschau halten musste.

    Asterion, das blaue Zeug aus der Kanalisation, das Leona im Vorbeigehen mit einem Blick aus purem Abscheu bedacht hatte, wurde beim Kontakt mit dem Salz tatsächlich ROT.
    Calcinat-Hydrogen, das als weißes Pulver von Koks WIRKLICH kaum zu unterscheiden war, rieselte auf das Testkit und wurde ROT
    Demat'che Substanz, die im Trockenzustand wenigstens nicht so sehr brannte, machte so gar nichts mit dem Salz. Matt dachte erst, er hätte es verkackt, aber tatsächlich war die Reaktion neutral und blieb WEISS.
    Floraldehyd war eine breiige Masse, und Matt wusste nicht so recht, wie er sie auf das Salz bugsieren sollte. Wenn er den Propheten nicht zum BErg bringen konnte, musste eben der Berg zum Propheten. Deswegen leerte er den letzten Rest aus dem Testkit einfach auf dem Brei aus und blickte Leroy stolz an, als sich das Salz ROT verfärbte.

    Und damit konnte wieder ein Gift zuverlässig ausgeschlossen werden.

    -------

    Linn war gerade dabei, sich im Gang umzudrehen und die Mensa anzusteuern, als KILA eine Allgemeindurchsage machte. Sie klang nicht mehr so angespannt, aber trotzdem hielt sie sich verdächtig kurz.

    "Linn Zacharias, vielen Dank für die Instandsetzung der Wasserreiningung. Sie haben ab sofort Zutritt zur Privatzelle des Hydroponikleiters. Darf ich fragen, was Sie in den Rohren gefunden haben und was den Wasserfluss blockiert hat?"

    KILA schien nicht gesehen zu haben, dass sie ein Handy aus den Rohren gefischt hatten. Aber ob KILA unbedingt die Wahrheit wissen sollte, war etwas, das nur Linn selbst entscheiden konnte....

  3. #3
    Als Boyle in die Hydroponik ging, schien er Erie gerade im rechten Moment zu erwischen. Zumindest wirkte sie unbeschäftigt und empfing ihn mit aufmerksamen Blick und einem Lächeln. Er selbst setzte das schleimigste Lächeln auf, das er hatte, ohne dass es zu unecht wirkte. Also grinste er, genau genommen, einfach nur ein bisschen. „Fräulein Laureanne.“, nutzte er die Anrede, die er kürzlich von Tod gehört hatte. Vielleicht gefiel es Eerie ja, als Fräulein bezeichnet zu werden. Und gefallen musste er zumindest ein bisschen, weil er immerhin etwas von ihr haben wollte. Am besten ohne Gegenleistung.
    Ich habe ein Problem, und ich bin überzeugt, dass Sie mir als Einzigste wirklich helfen können. Zumindest gehe ich davon aus, nachdem ich gesehen habe, wie gut Sie diesen Ort hier pflegen und dabei die Jugend schon für die Arbeit begeistern konnten.“ Urgh, er hasste es, so steif daherzureden. Aber bei der Frau hatte er immer das Gefühl, jedes Mal einen gewissen Einstandstest bestehen zu müssen, damit man halbwegs normal mit ihr sprechen konnte. Sie hatte einfach so eine gewisse... Aura. Eerie jedoch musterte ihn kurz von oben nach unten und wirkte nicht uninteressiert an einer Unterhaltung, als sie schließlich fragte: „Ein Problem, Mister Boyle?“ Er nickte und sah sich kurz um, aber die Hydroponik war wie leergefegt. Dafür lag eine Ansammlung… Knochen? Ja, sah verdächtig nach Knochen aus... hinter Erie, und Lionel meinte, dort auch etwas funkeln zu sehen. Aber dafür war jetzt keine Zeit.

    Wie Sie längst wissen, haben wir ja die Möglichkeit ein Gegengift herzustellen, was bisher aber eher… schleppend vorangegangen ist, um es nett auszudrücken. Das nehme ich schon fast persönlich."“ Er grinste und kratzte sich am Hinterkopf. Das war nicht mal eine berechnende Geste - normalerweise war ihm völlig egal, ob er respektiert wurde oder nicht, so lange er möglichst viel Kram heranschaffen konnte und ein gutes Leben hatte. Aber heute hatte ihn das irgendwie geärgert. "Ich habe mich quasi pausenlos darum gekümmert und hatte nur wenig Hilfe. Aber wer weiß, vielleicht haben manche hier die Hoffnung auch einfach schon verloren. Und manch anderer..." Sein Blick wurde nun ernst, "...will vermutlich gar nicht, dass wir das Gegengift bekommen." Boyle machte eine dramatische Pause, um die Worte wirken zu lassen. Sie sollten die Dringlichkeit seiner Bitte, die gleich folgen würde, unterstreichen. Aber er wusste, mit wem er hier sprach, zumindest ein bisschen. Die alte Dame war schwierig zu manipulieren. Wenn sie nicht helfen wollen würde, dann würde sie nicht helfen, da konnte er vermutlich nichts daran ändern. Versuchen musste er es trotzdem.
    "Ich wollte jedem die Chance geben, mitzuhelfen und etwas beizutragen, aber wenn die nicht wollen..." Er warf nun schulterzuckend einen kurzen Blick in die Richtung, aus der er gekommen war und ging noch einmal im Kopf durch, was er gleich sagen wollte. "Vielleicht hat inzwischen irgendjemand den Hintern hochbekommen, aber Sie sind immer noch die Expertin. Außerdem..." Er sah Erie nun direkt in die Augen, "...benötigen wir Brunnenkresse für einen der Tests. Drei Stück." Er meinte, dass sich die Miene der älteren Frau etwas verschärfte, als er Letzteres sagte, aber trotzdem wich er ihrem Blick nicht aus. "Ich bin ein vielbeschäftigter Mann und hätte versuchen können, jemand anderen hierher zu schicken. Dass ich selbst komme und Sie frage ist hoffentlich Zeichen genug, wie dringend wir die Pflanzen brauchen." Und hoffentlich auch Einsatz genug.

  4. #4
    Die Französin hatte ihre schwabbeligen Arme in ihrer typischen Geste in die massigen Hüften gestemmt und tatsächlich gelächelt - es hatte ihr schon immer gefallen, wenn man mit ihr sprach wie mit einer höhergestellten Persönlichkeit und in ihren Augen hatte sie das mehr als verdient, wenn man überlegte, in welchen Palästen sie residiert und wie viel Bedienstete sie unter sich gehabt hatte.

    Und Mister Boyle - geschickt und empathisch wie der Händler, der er war - traf auch gleich den richtigen Nerv.
    Wenn die resolute Giftmischerin eine Sache hasste, dann war auf Faulheit. Vor allem einer Person gegenüber, die etwas Besseres darstellte. Und da das Volk Mister Bolye hatte haben wollen, sollten sie gefälligst nun auch gehorchen.

    "Mein lieber Mister Boyle...", gurrte sie und wob ein wenig mit den Hüften, die dem Anführer vorkamen, als würde sich ein Schiffsbug ungebremst auf ihn als kleine Schaluppe zubewegen.
    "...sagen Sie doch einen Ton, ich kann gerne die Peitsche ein wenig rotieren lassen." Sie lächelte schmutzig und für einen Augenblick kam es dem Mann vor, als würde eine kleine sadistische Ader in ihren Augen aufblitzen. Er wollte gerade aufbegehren, als Erie schnell ein "Verbal, meinte ich natürlich." hinzufügte und unverbindlich wie hintersinnig lächelte.

    Dann blickte sie sich um und plötzlich stahl sich Wehmut in ihren Blick. "Wir sind schon recht Wenige, mittlerweile, nicht wahr, mein werter Mister Boyle?"
    Dieser nickte nachdenklich, eingedenk der Tatsache, dass sie alle wirklich schon lange hier unten gewesen waren und ihre Reihen sich lichteten.
    Eerie hatte die Zähne zusammengebissen und die Lippen aufeinander gepresst. Sie hatte den Schuldspruch achselzuckend damals empfangen und war in gewisser Weise froh, nach dem medialen Rummel um ihre Person niemanden mehr von oben sehen zu müssen. Sie hatte gut gelebt durch ihre Morde und ihre Masche und sie wusste, dass sie den Tod mehr als verdient hatte. Trotzdem spürte sie etwas Nagendes, etwas Komisches in sich.
    Je weniger sie wurden, umso weniger Pflanzen der menschliche Garten hier aufwies, umso nachdenklicher wurde sie.

    Und dann fasste sie einen Entschluss!
    Sie hatte schon immer ein Faible für Schönheit gebabt und konnte stundenlang im Garten ihrer verstorbenen Ehemänner im Anblick einer perfekten Blume versinken und vor sich hin meditieren. Und dieser Garten hier hatte Einiges an Schönheit zu bieten. Wenn sie gehen musste, dann als gerechter Ausgleich und unter dem höhnischen Applaus ihrer ermordeten Ehemänner, doch bis dahin galt es noch die wahre Schönheit hier unten zu pflegen und zu hegen. Und dafür zu sorgen, dass das, was sie noch schöner als Blumen empfand, einen Tag länger leben zu lassen.

    Die mahlenden Kiefer der Frau stoppten so ruckartig, dass Lionel für einen Moment glaubte, Eerie hätte einen Schlaganfall erlitten.
    Seine Augenbrauen zuckten überrascht nach oben als sich die schwabbelige Pranke der Frau auf seine Schulter legte und sie mit ihrem schlechten Gebiss lächelte: "Natürlich helfe ich wo ich kann, mein Lieber. Nehmen Sie sich die Kresse, so viel Sie wollen."
    Dann seufzte sie schwer und zwang sich zu einem Lächeln.
    "Und da ein Schatz in voller Dunkelheit ohne Wert ist... die beiden Mädchen haben die Leiche von Estaga geborgen, Sie wissen schon, unseren selbsternannten "Ausbrecherkönig". Habe ich es vorhin nicht läuten hören, dass noch Gold für eine chemische Probe benötigt wird?"

    Lionel, dessen Sorgen sich grade ein wenig mehr verflüchtigten, lächelte und löste sich wie durch Zufall von den leicht knetenden und streichelnden Fingern von Eerie, als er aufgeräumt in die Hände klatschte und sie über die Teststation im Aufenthaltsraum in Kenntnis setzte.

    Also wusch Eerie sich die Hände und während Mister Boyle die letzten Reste feiner Brunnenkresse erntete - von Eerie angewiesen, nur die Blätter zu nehmen und die Wurzeln keinesfalls zu beschädigen - machte sich die Französin mit einer Hälfte der goldenen Kette des seligen Senor Estaga auf den Weg in die Küche, um dort den Test durchzuführen.
    Die andere Hälfte der Kette indes, nun ja, die war in ihre Küchenschürzentasche gewandert.

    Geändert von Daen vom Clan (28.02.2017 um 16:58 Uhr)

  5. #5
    "Linn Zacharias, vielen Dank für die Instandsetzung der Wasserreiningung. Sie haben ab sofort Zutritt zur Privatzelle des Hydroponikleiters. Darf ich fragen, was Sie in den Rohren gefunden haben und was den Wasserfluss blockiert hat?"

    KILA war in diesem Moment besonders merkwürdig. Sonst hatte sie doch nie einen angesiezt und beim vollen Namen genannt? Außerdem sprach sie nach allgemeingültigem Geschmack ein Tick zu formell. Irgendwas ist faul.

    "Ja, da drin befand sich eine kleine Konservendose", versuchte Linn ohne Stottern zu sagen, "muss wohl jemandem gehört haben, der das damals hier mit reingenommen hat. Ist ziemlich edles Zeug. Die Person hat das wahrscheinlich dort im Filter eingeschraubt, damit es niemand klauen würde und sie es sich für später aufheben kann."

    Linn entschied sich also dazu, über das Handy mit der beunruhigenden SMS gegenüber KILA Stillschweigen zu bewahren.

    "Dummerweise ist das Zeug schon abgelaufen. Wahrscheinlich ist die Person, der es gehört, bereits gestorben."


    In der Hoffnung, KILA würde diese kleine Geschichte ohne nachzuhaken hinnehmen, ging Linn schnellen Schrittes zu der neuen, persönlichen Schlafzelle und schaute sich an, was sie dort alles beherbergen würde.

  6. #6
    Der Doktor schaute Linn nach und rief ihm noch eine Warnung zu, aber es war zu spät und er war in seiner neuen Zelle.
    "Dieser Narr! Merkt er denn nicht, dass an KILA derzeit etwas fauler ist, als 10 Jahre alter Harzer Käse?"

    Er wandte sich an Theo.

    "Wie siehst du das? Da kann doch etwas nicht stimmen. Voller Name, Sie? Da kann niemals etwas stimmen. Wir sollten die anderen Informieren. Über ...alles vielleicht."

    Würde etwas geschehen, dass Edward und Theo zwang Linn zu helfen?

  7. #7
    Leroy beobachtete Matt beim Durchführen der Versuche. Zunächst die Wasserprobe. Dabei sah er weniger aus, als ob er mit Gift hantieren würde, als vielmehr, als ober er Drinks mixen würde. Nun, Leroy wäre es egal, wenn hinterher einer der Gefangenen das Zeug trinken würde, solange er vorher seine Ergebnisse bekam. Trotzdem trat er lieber einen zusätzlichen Schritt zurück, während Matt wild mit dem Wasser herumspritzte...

    Immerhin schien er trotz seines Herumgehampels niecht allzuviel abbekommen zu haben (oder er war von NaTur aus eine Rossnatur), denn er erklärte sich auch sofort bereit, den zweiten Test mit dem Salz durchzuführen.

    Aber was Leroy insgeheim schon von Anfang an befürchtet hatte, schien sich nun zu bewahrheiten: Sie hatten bisher nur zwei Substanzen sicher ausschließen können, und würden selbst mit Glück nur 3 Pflanzen für den nächsten Schritt bekommen. Trotzdem, es war nunmal nicht zu ändern. Beim nächsten Test sollten sie auf jeden Fall das Boronium untersuchen, wenn sie Glück hatten, schied es hier aus. Bei den anderen Substanzen blieb es im Grunde gleich, welche sie testeten, da es absolut keine Möglichkeit gab, das Ergebnis vorherzusagen.

    Auch wenn er nur wenig Hoffnung hatte, fragte er KIlA: "Wenn sich herausstellt, dass die Kresse auf eine der Substanzen nicht reagiert, können wir dann noch eine andere Substanz mit derselben Pflanze testen, oder würde das Ergebnis durch das Vermischen verfälscht?"

    Nun galt es allerdings erstmal die Pflanzen zu besorgen, wenn die alte Hexe nämlich auf Stur stellte, war das Thema erstmal komplett vom Tisch. Doch gerade als er Matt bitten wollte, doch in seiner Eigenschaft als Küchenmitarbeiter an Eerie heranzutreten, trat Boyle in Begleitung der gesuchten Dame ein.

    "Gute Nachrichten, nicht nur hat Fräulein Laureanne sich bereiterklärt, uns zu helfen, sie konnte auch noch das Gold besorgen, das wir für den letzten Test brauchen."

    Ok, da musste sogar Leroy zugeben, dass er beeindruckt war. Wie hatte Boyle das hinbekommen? Von dem bisschen, was Leroy über Eerie wusste, hätte er sie nicht gerade als die Hilfsbereitschaft in Person eingeschätzt...

  8. #8
    "Wie siehst du das? Da kann doch etwas nicht stimmen. Voller Name, Sie? Da kann niemals etwas stimmen. Wir sollten die anderen Informieren. Über ...alles vielleicht."
    "Also... Wenn ich's nicht besser wüsste - ach halt, tu' ich ja gar nicht - jedenfalls kann's nicht sein, dass KILA Anschiss bekommen hat?"

    Auf den verständnislosen Blick des Doktors fügte Theo hinzu:

    "Naja, KILA hat doch das Lüftungssystem sabottiert, um uns vor dem Gas zu schützen. Das Gas ist aber was, was die Regierung sich ausgedacht hat. Wenn du 'ne angestellte hast, die hinterrücks deine Sicherheitsmaßnahmen sabottiert, wie begeistert wären Sie? Ich würd' mal raten, "unsere" KILA wurde erstmal aus dem Verkehr gezogen und wir haben jetzt erstmal 'ne Konserve zur Überbrückung bekommen."

    Theo zögerte etwas, bevor er dem anderen Mann plötzlich übermütig den Arm und die Schulter warf.

    "Okay, dann mal auf zu den anderen! Und whoa hätte gar nicht gedacht, dass Sie so viel für uns übrig haben, Doc! Zimmer teilen, hä? Haha~"

    ...und, ehe der überrumpelte Ältere, der derlei Anwandlungen von seinen Mithäftlingen (die normalerweise ihr Bestes gaben, möglichst weit von ihm weg zu sein) überhaupt nicht gewohnt und mittlerweile halb im Schwitzkasten war, sich befreien konnte–––

    "Hier ist alles verkabelt. Was wir den anderen sagen, hört KILA auch. Warten wir erstmal ab, ehe wir mit dem Handy rausrücken, bis wir sicher sind, dass keiner mithört. 'kay? Also pshhht!"

    ...flüsterte es dem anderen ins Ohr und war auch schon im Hopserlauf auf vollem Weg den Gang hinunter, insgeheim sich sehr nach einer Dusche sehnend.

    Geändert von BDraw (28.02.2017 um 19:25 Uhr)

  9. #9
    Schnellen Schrittes - also, so schnell wie sie eben konnte - eilte Erie in die Küche. Dort fand sie allerdings gerade niemanden vor. Den euphorischen Lachern von Matt nach zu schließen, arbeitete ihr Untergebener gerade in der Mensa mit den Giften. Gut so. Erie ließ die Hand in Ihre Tasche gleiten. Sie hatte den goldenen Ring von der Kette gelöst und den Ring sicher an sich genommen. Das würde ja wohl nicht schaden können. Unter dem grellen Licht der Küchenbeleuchtung warf sie einen Blick auf den Goldring. Er hatte die Jahre in der Kanalisation gut überstanden. Innen konnte man sogar noch eine kleine Gravur sehen. "Für Ramirez, meinen Rebellenkönig".

    Lächelnd verschwand das Kleinod wieder in der Tasche und Erie lief langsam in die Mensa, wo Matt ihr stolz von seinen Erfolgen berichtete. Ein guter Junge. Während Matt berichtete, stellte Leroy die Frage zu den Pflanzen in den Raum.

    "Wenn sich herausstellt, dass die Kresse auf eine der Substanzen nicht reagiert, können wir dann noch eine andere Substanz mit derselben Pflanze testen, oder würde das Ergebnis durch das Vermischen verfälscht?"
    "Gute Frage, Leroy. Ich... ähm, ich schaue mal kurz nach... Mh... Ich denke, ihr solltet jede Pflanze nur einmal benutzen, es kann sein, dass die Substanzen sich sonst vermichen, sich entzünden oder...ähm... explodieren."
    "EXPLODIWAS?"
    "Explodieren. Das sind gefährliche Stoffe, Matt. Du trägst doch Handschuhe, oder?"

    Es hingen zwar an jeder Ecke Kameras, aber KILAs sorgenvoller Ton war nicht zu überhören. Matt blickte auf seine nackten, rotgesprenkelten Hände.

    "Ähm... klar, Babe."
    "Was sollen wir eigentlich genau mit der Pflanze machen?"
    "Das geht aus Trumpedia leider nicht so genau hervor, aber ich würde sagen, dasselbe wie mit dem Salz. Einfach daraufwerfen und hoffen."
    "Das klingt nicht gerade vielversprechend."
    "Tut mir Leid, Miss Laureanne... ich habe Chemie abgewählt... und...."

    Hatte Erie gerade wirklich eine unerreichbare Computerstimme eingeschüchtert?

    "Jedenfalls, wir konnten schon zwei von den Giften ausschließen, und mit ein bisschen Glück haben wir es bald geschafft!"
    "Mit ein bisschen Glück und wenn du dich konzentrierst."

    Erie atmete kurz und scharf ein, und Matt war sich nicht sicher, ob das aufmunternd oder ermahnend gemeint war. Vielleicht auch beides. Dann wandte sie sich um. Mit einem Lächeln legte die ältere Dame die goldene Gliederkette vor Leroy auf den Tisch.

    "Ich habe gehört, Gold kann Ihnen zu nutze sein?"
    "Oh, gei... ähm... ich meine, perfekt, das können wir gleich brauchen, wenn Boyle uns endlich das Grünzeug vorbeigebracht hat."

    Leroy dagegen ging stumm noch einmal die Aufzeichnungen und Anweisungen durch, die KILA ihnen am Morgen gegeben hatte. Mit einer gerunzelten Stirn blickte er auf die feine Gliederkette, die Erie auf den blankpolierten Mensatisch gelegt hatte. Das würde nicht reichen. KILA hatte ausdrücklich gesagt, dass sie mindestens Gold mit einem Gewicht von mehr als 10 Gramm brauchen würden. Das hier war maximal die Hälfte. Aber würde er das der stolz und mütterlich lächelnden Küchenchefin auch sagen?

    --------



    Linn wartete noch kurz, aber KILA gab keine Antwort. Vielleicht war sie schon bei der nächsten Gruppe von Inhaftierten? Oder sie hatte gar nicht richtig zugehört und nur pro forma gefragt. Aber hätte sie nicht eigentlich sehen müssen, dass sie ein Handy gefunden hatten? Dr. Tod war mit dem Gerät, das mindestens so alt war wie er, durch mindestens sechs Überwachungskameras gelaufen?

    Der Gedanke von Linn wurde rüde unterbrochen, als sich die Tür zum Privatbereich mit einem Rauschen öffnete. Eine kurze Handbewegung vor dem Sensor, und Linn wurde offenbar ohne Probleme anerkannt. Nach kurzer Suche war dann auch die Tür zur Zelle des Hydroponikleiters gefunden. Sie war eindeutig kleiner und schmuckloser als die Zelle des Don. Was Linn beim Betreten auffiel - es war unmöglich, die Tür zu verschließen. Natürlich trennte die große Sensortür die vier Privatzellen vom öffentlichen Bereich, aber theoretisch konnte man ohne Probleme in die Zelle des Don - oder, besser gesagt, Boyles Zelle - spazieren. Was Linn aber nicht tat. Es war besser, es sich nicht mit dem Hauptmann zu verscherzen. Und die eigene Zelle reichte auch erst einmal mehr als genug aus.

    Der Raum wirkte schon viel eher wie eine richtige Zelle. Es gab ein schmuckloses Einzelbett in der Ecke, dass aber immerhin mit einer sehr dick wirkenden Matratze auftrumpfte. Linn erinnerte sich gerne an den alten Chef der Hydroponik - ein runzeliges, altes Männchen, das nun wirklich so gar nicht in die Düsterburg passte, und irgendwie trotzdem von allen Angestellten respektiert wurde. Er war ein guter Anführer seiner kleinen Gruppe, beliebt und geschätzt, und irgendwann war er einfach tot. Er war einer der ersten Opfer, und doch - irgendetwas an seinem Tod war komisch. Denn er wurde nicht einfach morgens tot aufgefunden, sondern man fand ihn am hellichten Tag (oder was im Bunker als "hellichter Tag" durchging) erhängt im Gang. Seitdem war die Stelle des Hydroponikleiters vakant, und niemand hatte seine Zelle danach betreten.

    Als Linn mit dem Finger über die zwei kleinen Aktenschränke an der hinteren Wand strich, bewegte sich etwas unter der dicken Staubschicht. Ein kleiner Zettel, beschrieben mit Tinte, die fast schon verblasst war.

    Zitat Zitat
    Ich halte das nicht mehr aus. Ich kann diese guten Leute nicht mehr anlügen. Ich dachte, das wäre meine zweite Chance - aber sie sind alle dem Tod geweiht. Ich muss...
    Entweder war ihm nach dem letzten Wort endgültig die Tinte ausgegangen - oder er wurde unterbrochen...

    --------

    Gerade, als Lionel Boyle, oder mittlerweile Hauptmann Boyle, wie er sich selbst nennen durfte, den letzten Pflanzkübel abgeerntet hatte, schaltete sich ein einziger Lautsprecher in seiner Nähe ein. Er war alleine in der Hydroponik. KILA hatte den Moment wohl abgewartet, bis sonst niemand die beiden hören konnte.

    "Mr. Boyle... Lionel... ich weiß, es ist nicht leicht, aber der Tag neigt sich dem Ende zu und ich verzeichne noch nicht eine einzige Stimme. Ich... also... wenn sich alle Insassen weigern, abzustimmen, dann stirbt an dem Abend niemand, aber wir haben ja schon einmal berechnet, dass das nur den Mördern hilft. Ich kann euch heute Nacht nicht noch einmal beschützen, ich... ich... muss euch leider auch drängen, jemanden zu wählen. Es ist auch nur mein Job."


    Sie klang mittlerweile fast schon flehend. Als wäre es nicht nur ihr eigener Wunsch, dass sie jemanden hinrichten.

    "Bitte?"

    Geändert von Caro (28.02.2017 um 20:32 Uhr)

  10. #10
    Er war sich nun völlig sicher, dass etwas sehr faul an KILA war. Bisher hatte er mehr aus Spaß gegen diese Frau gestänkert, aber nun ...?

    "Wir sollten mit den anderen reden. Vielleicht ist ihnen auch etwas aufgefallen. Oh, und was das Teilen des Zimmers angeht: ich sehe so etwas einfach nur praktisch."

    Nein, dieses vom Du zu Sie, dann die kompletten Namen ...

    "Da ist was faul, und zwar fauler als der Backenzahn meiner Tante Hella!"

    Geändert von Loxagon (28.02.2017 um 21:37 Uhr)

  11. #11


    Was für ein Herumgehampel. Boyle hatte sich so beeilt, die Kresse zu zupfen, um Eerie noch alles im Speisesaal zu zeigen - er wusste ja nicht, dass dort bereits etwas geschehen war und Leroy längst einen Rekruten gefunden hatte -, es war ein Wunder, dass er die Wurzeln wirklich nicht beschädigt hatte. Eerie war dann aber sowieso kurz in der Küche verschwunden, und er selbst hatte gesehen, dass in der Zwischenzeit tatsächlich etwas geschehen war und er wirklich nicht so herumjammern hätte müssen. Und dann hatte er auch noch vergessen, die Hälfte von dem Kressezeug mitzunehmen und musste noch einmal zurück. Selbst Schuld, aber es nervte trotzdem.

    "Mr. Boyle... Lionel... ich weiß, es ist nicht leicht, aber der Tag neigt sich dem Ende zu und ich verzeichne noch nicht eine einzige Stimme. Ich... also... wenn sich alle Insassen weigern, abzustimmen, dann stirbt an dem Abend niemand, aber wir haben ja schon einmal berechnet, dass das nur den Mördern hilft. Ich kann euch heute Nacht nicht noch einmal beschützen, ich... ich... muss euch leider auch drängen, jemanden zu wählen. Es ist auch nur mein Job."

    Erst verzog er nur das Gesicht und schwieg, als würde er gar nicht richtig hinhören. Er hasste es, an diese dämliche Abstimmung zu denken und merkte, wie gut ihm dieser eine Abend ohne diese eigentlich getan hatte.
    Auch wenn es durchaus nicht spurlos an ihm vorbei ging, wie anderes KILA nun wieder klang im Vergleich zu vorhin in seiner Privatzelle. Irgendetwas in ihrer Stimme hörte sich gar nicht gut an, aber er wischte die Gedanken zur Seite. Es war nur KILA. Eine Funktion, die ihnen manchmal vorgaukelte, sie alle persönlich zu kennen und sich für sie zu interessieren.
    Als nach einer kurzen Pause ein verzweifeltes "Bitte?" aus dem Lautsprecher klang, war sein Widerstand jedoch schon gebrochen. "Bitte" war ein Wort, das Boyle selbst kaum verwendete wenn er etwas haben oder erreichen wollte, und er überlegte sich immer gut, wann er es einsetzte.

    "Ich kümmere mich schon darum.", murmelte Boyle also genervt, während ihm ein leises Rauschen deutete, dass der Lautsprecher weiter eingeschalten zu sein schien, ohne dass KILA ihm antwortete. "Versprochen.", fügte er hinzu, und nun war es endlich wieder vollkommen ruhig. Trotzdem fuhr er in der Stille fort: "Aber ich benutze Boyles Methoden. Wenn das nicht passt, kann ich auch nichts machen."
    Noch schlechter gelaunt als ohnehin schon durch sein Herumgerenne, ging Lionel schließlich in den Speisesaal, wo Matt sofort mit offenen Armen auf ihn zuschritt, um ihm die verdammte Kresse abzunehmen. Da war ja doch jemand noch voller Tatendrang. Da Leroy und Erie sich gerade in einem Gespräch zu befinden schienen, verschob er den offiziellen Teil bei ihnen auf später.

    Boyle machte also gleich wieder kehrt, trat auf den Gang hinaus und sah in beide Richtungen. Wo waren eigentlich die ganzen anderen Leute inzwischen? Als erstes erspähte er Tod und Theo, die offenbar auch auf der Suche waren, aber sich in irgendeinem Gespräch festgesetzt hatten. Tod war schon dabei, seinen Mund zu öffnen als er ihn sah, aber Lionel unterbrach ihn rüde und sagte laut: "Passt auf, Anführer-Ansage. Wir sind mit dem Gegengift beinahe fertig und es wird spät. Ihr wisst ja, dass wir heute wieder abstimmen müssen und wir sind nicht besonders gut im Zeitplan. Also gilt ab jetzt Folgendes: Wer keine Stimme abgibt, hat keinerlei Anspruch auf das Gegengift." "Aber-" "Boyle out." Er machte eine Handbewegung, die irgendwie deutete, dass er keine Zeit hatte, darüber zu diskutieren und schnell weitermusste. Nach sowas einfach abzutauchen war offensichtlich einfacher, wenn man wie KILA nur durch einen Lautsprecher sprach, aber er wollte es einfach auch mal gesagt haben.
    "Aber wir müssen über etwas spre-", fuhr Tod Boyle nun aufgebracht an. "Kommt gleich in den Speisesaal, wenn es etwas zu besprechen gibt." Und dann war er wirklich weg, um in die anderen Räume und Gänge zu eilen.
    Genau dieselbe Ansage musste Lionel noch zwei, drei Mal machen, um die verstreuten Leute zu informieren, und er war sich nicht einmal sicher, alle erwischt zu haben. Zwischendurch lauschte er auch immer wieder, ob KILA sich einschaltete, aber bis jetzt hatte sie noch nichts gegen "seine Methode" gesagt. Er wusste aber, dass das immer noch folgen konnte. "Lionel redet Schwachsinn, natürlich haben alle eine Chance, das Gegengift zu erhalten.", hörte er schon ihre Stimme, die in seiner Vorstellung gerade vermutlich ein bisschen ulkiger klang als sie war. Aber so lange das nicht passierte, funktionierte es vielleicht, ein paar schon mal zum Wählen zu bringen.

    Geändert von Lynx (28.02.2017 um 21:48 Uhr)

  12. #12
    Leroy hatte wirklich keine Lust, mit Eerie zu sprechen. Nicht nur weil sie nicht gerade wie eine umgängliche Person wirkte, sondern auch, weil er keine Lust hatte, die Reste der Gifte hier morgen in seinem Abendessen wiederzufinden... Aber es half wohl alles nichts. Lächeln und durch!

    "Miss Loraine," (so hatten Boyle und KILA sie doch genannt, oder? Er persönlich dachte an sie immer nur mit ihrem Vornamen, oder anderen, weniger schmeichelhaften Bezeichnungen) "zunächst möchte ich mich für das große Opfer bedanken, dass sie hier bringen. Nicht nur in Form der Pflanzen, die, wie wir alle wissen, ihnen sehr viel bedeuten, sondern auch dieses Stückes Gold, das für sie bestimmt einen hohen emotionalen Wert hat, wenn sie es extra mit hier hereingebracht und all die Jahre über bewahrt haben. Allerdings fürchte ich, dass wir für den Test noch mehr benötigen werden, ungefähr noch einmal dieselbe Menge. Haben sie vielleicht eine Idee, wer außer ihnen noch im Besitz von Gold sein könnte und bereit wäre, es zum Wohl der Allgemeinheit zu stiften?"
    Erst an dieser Stelle fiel ihm auf, dass das Auflösen von Gold ohnehin ein eher ungewöhnlicher Test für Chemikalien war. So etwas hatten sie damals im Chemieunterricht an der Schule jedenfalls nie gemacht. Blöde KILA!
    "Sollten wir nicht genügend Gold finden, würden sie ihre großzügige Spende natürlich unversehrt zurückerhalten, ebenso, wenn wir auf Anhieb das richtige Gift finden, da das richtige dem Gold keinen Schaden zufügen sollte." Dass die Chancen dafür eher gering waren, nachdem sie schon beim vorletzten Test angekommen waren und immer noch 4 Gifte auf der Liste stehen hatten, lies er lieber unerwähnt.

    Hm, wenn Boyle schon von der Opferwahl sprach, vielleicht wäre die Alte zu opfern ja eine letzte verzweifelte Möglichkeit seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, wenn es wirklich zum schlimmsten Fall kommen sollte, und er Eeries alten Familienschmuck opferte, ohne zumindest das richtige Gegenmittel zu finden... Äh nein, den Gedanken verdrängte er lieber schnell wieder. Die anderen würden bestimmt nicht zustimmen, ihre Köchin umzubringen, solange kein ernsthafter Verdacht bestand. Besser positiv denken! Matt, du schaffst es! (Dass Matts Einsatz, egal wie motiviert dieser ausfiel, absolut nichts am Ergebnis ändern würde, verdrängte er an dieser Stelle ganz bewusst.)

  13. #13
    "Mister Hoffmann...", begann Eerie zu sprechen und schnaubte einmal kurz durch die großen Nüstern, ehe sie ablehnend die Hände vor der massiven Brust verschränkte.
    Dieser legte den Kopf schief und Beide maßen sich in einem kurzen Blickduell, das keinesfalls durch große Sympathie geprägt war.

    Die Französin wog seine Worte ab. Wieder einmal fühlte sie sich geschmeichelt, dass man mit ihr sprach wie damals, als sie ihren kleinen Hofstaat gehabt hatte, doch sich von Gold zu trennen, nun ja, das fiel ihr immer schon schwer. Sie liebte alles was mit Schmuck und Juwelen zu tun hatte. Edelsteine, feine Pelze, Luxus, den man frech und provokant zur Schau stellte und der einen über die Anderen sichtlich erhob. Wie neidvoll und bewundernd die kleinen Leute von der Straße doch auf einen echten Nerz reagierten...

    Doch für sie war es schwer, sich von Kostbarkeiten zu trennen. Dinge aufzugeben fiel ihr niemals leicht, dafür war sie zu gerne zu raffgierig. Und trotzdem... Hier unten hatte Gold keinen Wert und dort draußen, vielleicht in einem anderen Leben, lagen noch unglaubliche Summen von Geld und Schmuck ihrer Verflossenen, das sie vor der Verhaftung zur Seite geschafft hatte. Hier unten jedoch, das wurde ihr klar, musste sie Samen und Wasser geben, um Früchte ernten zu können.
    Der Weg, den sie vor wenigen Minuten erst eingeschlagen hatte, schmerzte schon jetzt auf ihren Sohlen und sie spürte ihre Knie nachgeben unter der Stimme des Teufels der Gier, der ihr im Nacken saß.

    Sie war nun schon so viele Jahre hier. Hatte Gespielinnen und Feinde sterben sehen. Hatte gehasst und intrigiert und vor allem überlebt. Heute war vielleicht noch nicht der Tag der letzten Ruhe gekommen, sie waren nun so wenige, die letzten Ertrinkenden auf einer hölzernen Tür die nur Platz für wenige Personen bot. Wenn diese seltsamen Gestalten hier unten nicht die wichtigsten Personen in ihrem Leben im Moment waren - wer dann?

    Sie zwang sich zu einem Lächeln und griff in ihre Tasche.
    "Wie es der Zufall will, werter Mister Hoffmann, ich habe tatsächlich noch etwas Gold bei mir." Ihre Stimme klang belegt. Sie zischte leise, als Leroys Hand sich der Ihren näherte, als würde seine Berührung ein Schlangenbiss sein, ihr selbst war unklar, woher diese Antipathie stammte, diese Wut, die gerade in ihr aufloderte, doch das innere Feuer niederkämpfend legte sie den letzten Rest Gold in die Hände des Mannes und als feinsinniger Beobachter konnte Leroy erkennen, dass ihre Lippen ein wenig bebten.

    In solchen Momenten wünschte sich Eerie, sie könnte einfach nur etwas zerstören. Oder Jemandem weh tun.

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