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Thema: [Verbrecher von Düsterburg] Tag 1

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Leighs Augen bohrten sich in Eries Rücken und sie wandte den Blick auch dann nicht ab, als sie vorsichtig die Hand an Leonas Schulter legte und das zitternde Mädchen mit sich zog. "Komm", raunte sie ihr zu. Denn in einem hatte das alte Biest recht, eine Dusche konnten sie beide gebrauchen. Vielleicht würde ein Schwall kalten Wassers auch Leighs Verlangen ersticken, Erie die Arroganz aus dem Gesicht zu schlagen wie sie es verdient hätte. Sie musste jetzt schon all ihre Selbstdisziplin aufbringen, um das zu unterlassen.
    Erst als die beiden jungen Frauen die Hydroponik hinter sich gelassen hatten und durch die Gänge Richtung Duschen wanderten, viel die Anspannung von Leigh ab und sie ließ ihren Blick einmal von unten nach oben über Leona gleiten. Diese wirkte noch immer vollkommen entkräftet und hielt die Augen starr gen Boden gerichtet. Doch selbst in ihrem verdreckten, zermürbten Zustand wirkte sie noch immer wie ein Wesen aus einer anderen Welt, Leigh musste sich wieder einmal fragen, wie ein sanftes, fügsames Mädchen wie sie hier gelandet war. Und wie es hier überhaupt überleben konnte. "Lass dich von der alten Hexe nicht so rumkommandieren." Sie nahm nun endlich den Arm von Leonas Rücken. Die schützende Geste schien ihr nun überflüssig, da sie nicht mehr in Eries bedrohlicher Gegenwart waren. Außerdem viel zu vertraut, schließlich kannten sie einander eigentlich kaum. "Leute wie die saugen einen einfach aus, wenn man sie lässt."

  2. #2
    Matt war ein Profi. Also, nicht im engeren Sinne. Er war sich bewusst, dass Handschuhe oder so etwas vielleicht eine gute Idee wären, aber man kann eben nicht alles haben. Das sagte er sich zumindest immer wieder, während gelegentlich ein wenig von der Wasserlösung auf seine Hände spritzte. Es tat ein bisschen weh - aber grundsätzlich fühlte er sich recht selbstsicher, selbst unter Leroys mehr als kritischen Blick.

    "Ey, chill mal, ich hab das im Griff."

    Hatte er tatsächlich. Nach ein paar Versuchen, viel rühren und fluchen, hatten sie ein Ergebnis.

    Asterion

    Ein bläuliches Pulver, mit dem man Gerüche binden konnte und das im Abwassersystem eingesetzt wurde. Es ist dazu da, dass die Kacke nicht ganz so sehr dampft, wie Matt sagen würde. Damit es richtig wirkt, muss es zunächst in Wasser aufgelößt werden - und daher war es keine Überraschung, dass es WASSERLÖSLICH war.

    Boronium
    Schwarz und schon vom Anblick und Geruch her gruselig. Die Tropfen flossen nur zäh aus dem kleinen Fläschen, und es erinnerte Matt irgendwie an schmieriges Motorenöl. Laut Leroy wurde es auch genau so eingesetzt. Beim Auftreffen auf das Wasser allerdings verwandelte sich das Öl in schwarze Wassertropfen und war ganz offensichtlich WASSERLÖSLICH.

    Calcinat-Hydrogen
    Ein weißes Pulver, das Matt unter anderen Umständen vielleicht geschnupft hätte. Beim Einrühren wurde das Wasser zwar ein wenig dicker, aber das Pulver löste sich komplett auf und war demnach WASSERLÖSLICH. Das Endergebnis war durchsichtig, schleimig und glibberig und wenn er es nicht besser wüsste, hätte Matt es glatt als Gleitgel zum Einsatz gebracht.

    Demat'che Substanz
    Ganz merkwürdiges Zeug. Es brisselte und gluckerte, als Matt es ins Wasser einrührte, und die hochspritzenden Tropfen hinterließen brennende, rote Stellen an seinen Händen. Aber es war definitiv WASSERLÖSLICH.

    Sehr merkwürdiges Zeug.

    Etherin
    Das wäre einfach werden, dachte Matt, als er das Gläschen anhob. Die durchsichtige Substanz sah doch schon aus, als würde sie sich perfekt im Wasser auflösen! Doch das Gegenteil war der Fall. Als Matt das Granulat ins Wasser rieseln ließ, saugten sich die kleinen Körnchen mit Wasser voll und wurden zu kleinen, durchsichtigen, wabbeligen Kugeln. Etherin war definitiv NICHT WASSERLÖSLICH.

    Floralaldehyd
    Eine Geheimwaffe von Leona in der Hydroponik! Die braune Masse stank unfassbar schrecklich nach überreifen Bananen, aber als Matt es ins Wasser einrührte, lößte sich der braune Schlamm komplett auf und roch plötzlich irgendwie blumig. Was auch immer das war, es war definitiv WASSERLÖSLICH.

    ---------

    "Ich sehe, die Wasserversorgung in der Düsterburg läuft wieder. Herzlichen Dank an alle, die sich an der Wiederherstelllung beteiligt haben. Laut der Überwachung konnte ich Dr. Edward Tod, Linn Zacharias und Theodor Schumann als Helfer identifizieren. Bitte bestätigen Sie mir, wer der Hauptverantwortliche war. Diese Person wird zum Leiter der Hydroponik ernannt und bekommt eine Privatzelle im hinteren Bereich der Düsterburg.

    Irgendetwas war definitiv merkwürdig. KILA hatte Theo noch NIE als Theodor bezeichnet, und sie hatte noch nie auf irgendwelche Handbücher verwiesen. Auch war es ihr die letzten Wochen vollkommen egal, dass es keine nominellen Anführer der einzelnen Bereiche gab. Was war heute so anders?

    Geändert von Caro (28.02.2017 um 00:11 Uhr)

  3. #3
    "D-Doc. Doktor!", rief Linn dem sonderbaren Mediziner hinterher, "jetzt machen Sie doch mal halb lang! Wo wollen Sie überhaupt hin??"

    Dieser Arzt war einfach nicht zu durchschauen. Kaum hatte er eine Entdeckung gemacht, zog er sich, die Entdeckungs selbst und alle anderen mit los, um sie stolz der Allgemeinheit zu präsentieren, aber das war nun wirklich nicht notwendig in den Augen der anderen.

    "I-Ist ja schön, dass wir jetzt so eine schöne Neuigkeit gefunden haben, und ich finde die Nachricht prinzipiell auch beunruhigend, aber ich möchte wirklich an dieser Stelle erstmal einen Strich ziehen! Die Verkündung dieser Entdeckung kann doch bis zur Abstimmung warten, da sind wir wenigstens alle versammelt!"

    "Ich sehe, die Wasserversorgung in der Düsterburg läuft wieder", erklang es plötzlich aus den Lautsprechern und schnitt Linn das Wort ab, "Herzlichen Dank an alle, die sich an der Wiederherstelllung beteiligt haben. Laut der Überwachung konnte ich Dr. Edward Tod, Linn Zacharias und Theodor Schumann als Helfer identifizieren. Bitte bestätigen Sie mir, wer der Hauptverantwortliche war. Diese Person wird zum Leiter der Hydroponik ernannt und bekommt eine Privatzelle im hinteren Bereich der Düsterburg.

    Die drei blickten sich nur komisch von der Seite an, nach dieser Durchsage. Warum musste es auch ausgerechnet einen Hauptverantwortlichen geben? Da Theo eigentlich nur seinen Schuh verloren hatte, lag es bereits in der Luft, dass er wohl aus der Entscheidung ausgeschlossen war. Dies schien ihn auch nicht weiter zu kümmern, zumindest hatte Linn darauf keine Rücksicht genommen, und der Doc wohl auch nicht. Linn zog die rechte Augenbraue hoch und setzte zum Reden an:

    "Tja... also...", und die Stimmlage verhieß nichts Angenehmes, "w-wenn ich ehrlich bin, verspüre ich schon irgendwie Anspruch darauf, auch, wenn ich am liebsten uns alle drei gleichzeitig belohnt hätte. Aber Theo steckte nur mit seinem Schuh fest und Sie, Doktor Tod, haben zwar die Dose entfernt, aber auch nur auf meine Anweisung hin. Außerdem hätten Sie durch Ihre vorschnelle Art fast seinen Fuß verdampft."

    Dieses Gespräch war schon unangenehm. Aber in Düsterburg konnte man nicht einfach erwarten, dass alles Verdiente auf einen automatisch zulaufen würde.

  4. #4
    "Wir könnten uns die Zelle doch teilen? Groß genug ist síe ja sicherlich und ich finde, ...wir haben alle geholfen,, meinte der Doc.

    Nur wieso hatte KILA plötzlich Theodor statt Theo gesagt ...?
    Immerhin: er hatte einen Verdacht und genau deswegen wollte er, dass sie sich die Zelle teilten.

  5. #5
    "Was??", graute es Linn bei dem Gedanken, sich mit dem Doktor ein Zimmer zu teilen, "w-wissen Sie eigentlich, was Sie da sagen?? Ich werde mir auf keinen Fall ein Zimmer mit Ihnen teilen!"

    Der Arzt kannte wirklich keine Grenzen. Auch (oder gerade!) an einem Ort wie Düsterburg hatte die Insassen so etwas wie den Wunsch auf Privatssphäre, da war vor allem Linn keine Ausnahme. Brr...! Ich lass mich mit dem Weirdoc doch nicht in eine Zelle einpferchen! Bei Tod lief es Linn besonders kalt dem Rücken runter. Dieser Name verhieß sowieso schon nichts Gutes, aber das war tatsächlich nicht der Teil des Namens, der am meisten störte.

    Noch leicht angewidert von dem Gedanken, was man bei den zuckenden, sich zusammenziehenden Fingern an den Händen erkennen konnte, wechselte Linn auf ein distanziertes, leicht genervtes Gesicht.

    "Ach, wissen Sie was? Ich werd' Sie nicht mehr überzeugen. Wenn Sie tatsächlich per Mehrheitsentscheid die Privatzelle bekommen, dann können Sie sie meinetwegen haben!"


    Denn der Gedanke, dass Tod sich ab sofort irgendwo in eine Privatzelle am anderen Ende von Düsterburg einbunkert, war eigentlich gar nicht mal so beunruhigend.

  6. #6
    "Lass dich von der alten Hexe nicht so rumkommandieren. Leute wie die saugen einen einfach aus, wenn man sie lässt."

    Wieder hatte Leigh mit dieser Aussage natürlich Recht. Doch wieder hatte die Floristin dabei auch ihre eigenen Bedenken.

    "Aber wenn man nicht macht, was sie sagt, passiert vielleicht Schlimmeres." Selten teilte Leona ihre Ängste mit ihren Mitmenschen, gerade in der Düsterburg ist das noch nie passiert. Doch es hat sich bis zu diesem Tag hier unten auch noch niemand ihr Vertrauen so erkämpft wie die starke junge Frau, die bis eben noch ihren Arm schützend um die zarte Blondine gelegt hatte.

    In der Gemeinschaftsdusche der Frauen angekommen, reichte die Kraft der 21-Jährigen glücklicherweise noch, um von selbst aus dem Kleid zu entkommen. Sie hätte sich doch unwohl gefühlt, diese Aufgabe auch an die Gleichaltrige abgeben zu müssen. Ohnehin war es für die junge Frau nicht selbstverständlich, unter der Dusche nicht allein zu sein. In der letzten Zeit war das zu ihrer Freude leicht gewesen, doch selbst früher hatte sie schon alles daran gesetzt, die Stoßzeiten zu vermeiden, oft bereits abends zu duschen oder aber morgens den größten Andrang abzuwarten. Ohne Frage aber war Leighs Anwesenheit noch die, die sie am ehesten ertragen konnte. Auch wenn sie wohl die Definition einer Person war, mit der ihre Mutter ihr den Kontakt damals verboten hätte. Eine waschechte Rebellin eben - potenziell aufständisch und damit nicht der richtige Umgang für ein feines Mädchen aus gutem Hause. Aber für ihre Eltern war Leona ohnehin in dem Moment gestorben, in dem sie das Gesetz brach und Schande über die Familie brachte.

    Als das Wasser ansprang, war der jungen Frau die wankelmütige Temperatur ganz egal. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass eine Dusche jemals so gut getan hatte. Jedes kleine bisschen Dreck und Schleim, welches von ihrem Körper gespult wurde, ließ tatsächlich ein befreiendes Gefühl zurück - als würde sie sich auch von der Todesangst und wenigstens zwischenzeitlich von den Erinnerungen an die fürchterliche Leichenbergung befreien. Ohne Frage warteten noch weitere unliebsame Aufgaben auf die Lilie, wie Mademoiselle Laureanne sie seit neuestem nannte. Doch dieses grauenerregende Kapitel war abgeschlossen. Viel schlimmer konnte es ja nicht mehr kommen, oder?

    Ohne dabei zur anderen Frau zu sehen - das würde sich nicht ziemen - sprach Leona diese doch an. "Danke für deine Hilfe, Leigh!", sagte sie ehrlich. Und das war überfällig. Auch wenn der Begriff 'Hilfe' sogar tierisch untertrieben war. "Ohne dich wäre mir da drinnen bestimmt etwas Schreckliches passiert", fügte sie also an, um fest zu halten, wie unabdingbar die Unterstützung gewesen ist.

    Sie hätte wirklich nicht mehr damit gerechnet, hier unten noch auf jemanden zu stoßen, der selbstlos etwas für andere tut.

  7. #7
    Matt rieb sich die Hände. Shit war unangenehm.
    Aber jetzt schienen Sie ja irgendwie mehr zu wissen. Hoffentlich. Er blickte Leroy hoffnungsvoll an.

    "Yo, sieht so aus als hätten wir Etha... yo... Etti... yo den Stuff der so aussieht wie diese Perlen im Bubbletea nur in weniger eklig. Der is ja anscheinend aus dem Rennen."
    "Schön. Für den nächsten Schritt haben wir also 5 Gifte und 4 Testkits. Großartig."

    Großartig? Shit doesn't add up mate.

    "Man, das ist aber irgendwie nicht so geil. Aber okay, sag mir was ich holen soll, worauf ich achten soll, was ich machen soll und wir sailen hier smooth durch. Das ist wie die Rally Dakar. Ich bin der Fahrer, du bist mein Beifahrer."

    Leroy blinzelte Matt verdutzt an. Als wollte er irgendwas sagen, ganz eigenartig. Stattdessen bat er Matt einfach nur darum aus der Medizinstation die Testkits für Salzreaktionen zu holen. Genau das tat der übermutige Frauenschwarm auch.

    ____________

    Bewaffnet mit den vier Kits kam er zurück und setzte sich wieder an den Mensatisch. Das hier, war jetzt das Labor der glorious two. Leroy und Matt, ein unschlagbares Team. So dachte es sich Matt zumindest.
    Leroy nahm sich die Zeit Matt langsam und in kurzen Sätzen zu erklären was Matt nun zu tun hatte. Keine Ahnung warum, vielleicht musste er niesen und konnte deswegen nicht mehr so klar reden. Anyway, Matt nahm sich die Anweisungen zu Herzen.

    "Okay, der Stuff wird also rot. Vor mir stehen jetzt 5 Gläser. Blauer Stuff, schwarze Plörre, Gleitgel, Scheiß Zeug und Dünnpfiff. Also... ich weiss nicht... ich mein... wir können das ja wie bei Mastermind machen. Ich teste jetzt erstmal vier Sachen davon. Wenn hier alles reagiert, dann gehen wir einfach mal davon aus, dass das nicht geteste ne Niete wäre und machen weiter.
    Wenn eines hier nicht reagiert... dann nehmen wir das einfach ganz raus und holen uns das nicht geteste zurück ins Boot. Kann ja immer noch reagieren."


    Matt mochte Mastermind. Er stellte sich zwar wie ein Idiot an, aber hey, common sense und so Popkultur Shit sagten auch ihm etwas.

    "Also ich würde jetzt einfach ganz stumpf diese schwäre Plörre Boronium nicht testen. Das ist ja schon schwarz, man könnte es eh kaum sehen wenn das reagieren würde. Vielleicht haben wir ja Glück."

    So machte sich Matt daran folgende Substanzen mit den Salzkits zu testen:

    Asterion, Calcinat-Hydrogen, Demat'che Substanz, Floralaldehyd

    Geändert von Gendrek (28.02.2017 um 12:40 Uhr)

  8. #8
    Es war verdächtig lange still. Normalerweise kam KILA keine halbe Stunde aus, in der sie nicht irgendwo die Temperatur hochdrehte, sich einfach zum Quatschen einschaltete oder die Beleuchtungen änderte. Aber sie hatte sich nach der letzten Durchsage nicht mehr gemeldet. Matt begann schon langsam sich Sorgen zu machen. Als sich die Lautsprecher plötzlich meldeten, erschrak er sich so sehr, dass er beinahe ein wenig von dem Salz verschüttete. Leroy blickte ihn an und zog eine Augenbraue hoch.

    "Hey...ähm...Hi... Habt ihr schon etwas herausgefunden?"
    "Wir konnten ein Gift ausschließen, das ist doch schonmal was."
    "Ja... vermutlich... Macht weiter. Meldet euch, wenn es etwas neues gibt. Ich muss weg."

    KILA klang traurig und hatte sich schon wieder abgeschalten, bevor Matt ihr antworten konnte. Aber so, wie Leroy neben ihm schaute, war es vielleicht auch besser, wenn er sich auf seine Aufgabe konzentrierte. Er wusste, dass er nach einer roten Reaktion Ausschau halten musste.

    Asterion, das blaue Zeug aus der Kanalisation, das Leona im Vorbeigehen mit einem Blick aus purem Abscheu bedacht hatte, wurde beim Kontakt mit dem Salz tatsächlich ROT.
    Calcinat-Hydrogen, das als weißes Pulver von Koks WIRKLICH kaum zu unterscheiden war, rieselte auf das Testkit und wurde ROT
    Demat'che Substanz, die im Trockenzustand wenigstens nicht so sehr brannte, machte so gar nichts mit dem Salz. Matt dachte erst, er hätte es verkackt, aber tatsächlich war die Reaktion neutral und blieb WEISS.
    Floraldehyd war eine breiige Masse, und Matt wusste nicht so recht, wie er sie auf das Salz bugsieren sollte. Wenn er den Propheten nicht zum BErg bringen konnte, musste eben der Berg zum Propheten. Deswegen leerte er den letzten Rest aus dem Testkit einfach auf dem Brei aus und blickte Leroy stolz an, als sich das Salz ROT verfärbte.

    Und damit konnte wieder ein Gift zuverlässig ausgeschlossen werden.

    -------

    Linn war gerade dabei, sich im Gang umzudrehen und die Mensa anzusteuern, als KILA eine Allgemeindurchsage machte. Sie klang nicht mehr so angespannt, aber trotzdem hielt sie sich verdächtig kurz.

    "Linn Zacharias, vielen Dank für die Instandsetzung der Wasserreiningung. Sie haben ab sofort Zutritt zur Privatzelle des Hydroponikleiters. Darf ich fragen, was Sie in den Rohren gefunden haben und was den Wasserfluss blockiert hat?"

    KILA schien nicht gesehen zu haben, dass sie ein Handy aus den Rohren gefischt hatten. Aber ob KILA unbedingt die Wahrheit wissen sollte, war etwas, das nur Linn selbst entscheiden konnte....

  9. #9
    Als Boyle in die Hydroponik ging, schien er Erie gerade im rechten Moment zu erwischen. Zumindest wirkte sie unbeschäftigt und empfing ihn mit aufmerksamen Blick und einem Lächeln. Er selbst setzte das schleimigste Lächeln auf, das er hatte, ohne dass es zu unecht wirkte. Also grinste er, genau genommen, einfach nur ein bisschen. „Fräulein Laureanne.“, nutzte er die Anrede, die er kürzlich von Tod gehört hatte. Vielleicht gefiel es Eerie ja, als Fräulein bezeichnet zu werden. Und gefallen musste er zumindest ein bisschen, weil er immerhin etwas von ihr haben wollte. Am besten ohne Gegenleistung.
    Ich habe ein Problem, und ich bin überzeugt, dass Sie mir als Einzigste wirklich helfen können. Zumindest gehe ich davon aus, nachdem ich gesehen habe, wie gut Sie diesen Ort hier pflegen und dabei die Jugend schon für die Arbeit begeistern konnten.“ Urgh, er hasste es, so steif daherzureden. Aber bei der Frau hatte er immer das Gefühl, jedes Mal einen gewissen Einstandstest bestehen zu müssen, damit man halbwegs normal mit ihr sprechen konnte. Sie hatte einfach so eine gewisse... Aura. Eerie jedoch musterte ihn kurz von oben nach unten und wirkte nicht uninteressiert an einer Unterhaltung, als sie schließlich fragte: „Ein Problem, Mister Boyle?“ Er nickte und sah sich kurz um, aber die Hydroponik war wie leergefegt. Dafür lag eine Ansammlung… Knochen? Ja, sah verdächtig nach Knochen aus... hinter Erie, und Lionel meinte, dort auch etwas funkeln zu sehen. Aber dafür war jetzt keine Zeit.

    Wie Sie längst wissen, haben wir ja die Möglichkeit ein Gegengift herzustellen, was bisher aber eher… schleppend vorangegangen ist, um es nett auszudrücken. Das nehme ich schon fast persönlich."“ Er grinste und kratzte sich am Hinterkopf. Das war nicht mal eine berechnende Geste - normalerweise war ihm völlig egal, ob er respektiert wurde oder nicht, so lange er möglichst viel Kram heranschaffen konnte und ein gutes Leben hatte. Aber heute hatte ihn das irgendwie geärgert. "Ich habe mich quasi pausenlos darum gekümmert und hatte nur wenig Hilfe. Aber wer weiß, vielleicht haben manche hier die Hoffnung auch einfach schon verloren. Und manch anderer..." Sein Blick wurde nun ernst, "...will vermutlich gar nicht, dass wir das Gegengift bekommen." Boyle machte eine dramatische Pause, um die Worte wirken zu lassen. Sie sollten die Dringlichkeit seiner Bitte, die gleich folgen würde, unterstreichen. Aber er wusste, mit wem er hier sprach, zumindest ein bisschen. Die alte Dame war schwierig zu manipulieren. Wenn sie nicht helfen wollen würde, dann würde sie nicht helfen, da konnte er vermutlich nichts daran ändern. Versuchen musste er es trotzdem.
    "Ich wollte jedem die Chance geben, mitzuhelfen und etwas beizutragen, aber wenn die nicht wollen..." Er warf nun schulterzuckend einen kurzen Blick in die Richtung, aus der er gekommen war und ging noch einmal im Kopf durch, was er gleich sagen wollte. "Vielleicht hat inzwischen irgendjemand den Hintern hochbekommen, aber Sie sind immer noch die Expertin. Außerdem..." Er sah Erie nun direkt in die Augen, "...benötigen wir Brunnenkresse für einen der Tests. Drei Stück." Er meinte, dass sich die Miene der älteren Frau etwas verschärfte, als er Letzteres sagte, aber trotzdem wich er ihrem Blick nicht aus. "Ich bin ein vielbeschäftigter Mann und hätte versuchen können, jemand anderen hierher zu schicken. Dass ich selbst komme und Sie frage ist hoffentlich Zeichen genug, wie dringend wir die Pflanzen brauchen." Und hoffentlich auch Einsatz genug.

  10. #10
    Die Französin hatte ihre schwabbeligen Arme in ihrer typischen Geste in die massigen Hüften gestemmt und tatsächlich gelächelt - es hatte ihr schon immer gefallen, wenn man mit ihr sprach wie mit einer höhergestellten Persönlichkeit und in ihren Augen hatte sie das mehr als verdient, wenn man überlegte, in welchen Palästen sie residiert und wie viel Bedienstete sie unter sich gehabt hatte.

    Und Mister Boyle - geschickt und empathisch wie der Händler, der er war - traf auch gleich den richtigen Nerv.
    Wenn die resolute Giftmischerin eine Sache hasste, dann war auf Faulheit. Vor allem einer Person gegenüber, die etwas Besseres darstellte. Und da das Volk Mister Bolye hatte haben wollen, sollten sie gefälligst nun auch gehorchen.

    "Mein lieber Mister Boyle...", gurrte sie und wob ein wenig mit den Hüften, die dem Anführer vorkamen, als würde sich ein Schiffsbug ungebremst auf ihn als kleine Schaluppe zubewegen.
    "...sagen Sie doch einen Ton, ich kann gerne die Peitsche ein wenig rotieren lassen." Sie lächelte schmutzig und für einen Augenblick kam es dem Mann vor, als würde eine kleine sadistische Ader in ihren Augen aufblitzen. Er wollte gerade aufbegehren, als Erie schnell ein "Verbal, meinte ich natürlich." hinzufügte und unverbindlich wie hintersinnig lächelte.

    Dann blickte sie sich um und plötzlich stahl sich Wehmut in ihren Blick. "Wir sind schon recht Wenige, mittlerweile, nicht wahr, mein werter Mister Boyle?"
    Dieser nickte nachdenklich, eingedenk der Tatsache, dass sie alle wirklich schon lange hier unten gewesen waren und ihre Reihen sich lichteten.
    Eerie hatte die Zähne zusammengebissen und die Lippen aufeinander gepresst. Sie hatte den Schuldspruch achselzuckend damals empfangen und war in gewisser Weise froh, nach dem medialen Rummel um ihre Person niemanden mehr von oben sehen zu müssen. Sie hatte gut gelebt durch ihre Morde und ihre Masche und sie wusste, dass sie den Tod mehr als verdient hatte. Trotzdem spürte sie etwas Nagendes, etwas Komisches in sich.
    Je weniger sie wurden, umso weniger Pflanzen der menschliche Garten hier aufwies, umso nachdenklicher wurde sie.

    Und dann fasste sie einen Entschluss!
    Sie hatte schon immer ein Faible für Schönheit gebabt und konnte stundenlang im Garten ihrer verstorbenen Ehemänner im Anblick einer perfekten Blume versinken und vor sich hin meditieren. Und dieser Garten hier hatte Einiges an Schönheit zu bieten. Wenn sie gehen musste, dann als gerechter Ausgleich und unter dem höhnischen Applaus ihrer ermordeten Ehemänner, doch bis dahin galt es noch die wahre Schönheit hier unten zu pflegen und zu hegen. Und dafür zu sorgen, dass das, was sie noch schöner als Blumen empfand, einen Tag länger leben zu lassen.

    Die mahlenden Kiefer der Frau stoppten so ruckartig, dass Lionel für einen Moment glaubte, Eerie hätte einen Schlaganfall erlitten.
    Seine Augenbrauen zuckten überrascht nach oben als sich die schwabbelige Pranke der Frau auf seine Schulter legte und sie mit ihrem schlechten Gebiss lächelte: "Natürlich helfe ich wo ich kann, mein Lieber. Nehmen Sie sich die Kresse, so viel Sie wollen."
    Dann seufzte sie schwer und zwang sich zu einem Lächeln.
    "Und da ein Schatz in voller Dunkelheit ohne Wert ist... die beiden Mädchen haben die Leiche von Estaga geborgen, Sie wissen schon, unseren selbsternannten "Ausbrecherkönig". Habe ich es vorhin nicht läuten hören, dass noch Gold für eine chemische Probe benötigt wird?"

    Lionel, dessen Sorgen sich grade ein wenig mehr verflüchtigten, lächelte und löste sich wie durch Zufall von den leicht knetenden und streichelnden Fingern von Eerie, als er aufgeräumt in die Hände klatschte und sie über die Teststation im Aufenthaltsraum in Kenntnis setzte.

    Also wusch Eerie sich die Hände und während Mister Boyle die letzten Reste feiner Brunnenkresse erntete - von Eerie angewiesen, nur die Blätter zu nehmen und die Wurzeln keinesfalls zu beschädigen - machte sich die Französin mit einer Hälfte der goldenen Kette des seligen Senor Estaga auf den Weg in die Küche, um dort den Test durchzuführen.
    Die andere Hälfte der Kette indes, nun ja, die war in ihre Küchenschürzentasche gewandert.

    Geändert von Daen vom Clan (28.02.2017 um 15:58 Uhr)

  11. #11
    "Linn Zacharias, vielen Dank für die Instandsetzung der Wasserreiningung. Sie haben ab sofort Zutritt zur Privatzelle des Hydroponikleiters. Darf ich fragen, was Sie in den Rohren gefunden haben und was den Wasserfluss blockiert hat?"

    KILA war in diesem Moment besonders merkwürdig. Sonst hatte sie doch nie einen angesiezt und beim vollen Namen genannt? Außerdem sprach sie nach allgemeingültigem Geschmack ein Tick zu formell. Irgendwas ist faul.

    "Ja, da drin befand sich eine kleine Konservendose", versuchte Linn ohne Stottern zu sagen, "muss wohl jemandem gehört haben, der das damals hier mit reingenommen hat. Ist ziemlich edles Zeug. Die Person hat das wahrscheinlich dort im Filter eingeschraubt, damit es niemand klauen würde und sie es sich für später aufheben kann."

    Linn entschied sich also dazu, über das Handy mit der beunruhigenden SMS gegenüber KILA Stillschweigen zu bewahren.

    "Dummerweise ist das Zeug schon abgelaufen. Wahrscheinlich ist die Person, der es gehört, bereits gestorben."


    In der Hoffnung, KILA würde diese kleine Geschichte ohne nachzuhaken hinnehmen, ging Linn schnellen Schrittes zu der neuen, persönlichen Schlafzelle und schaute sich an, was sie dort alles beherbergen würde.

  12. #12
    Der Doktor schaute Linn nach und rief ihm noch eine Warnung zu, aber es war zu spät und er war in seiner neuen Zelle.
    "Dieser Narr! Merkt er denn nicht, dass an KILA derzeit etwas fauler ist, als 10 Jahre alter Harzer Käse?"

    Er wandte sich an Theo.

    "Wie siehst du das? Da kann doch etwas nicht stimmen. Voller Name, Sie? Da kann niemals etwas stimmen. Wir sollten die anderen Informieren. Über ...alles vielleicht."

    Würde etwas geschehen, dass Edward und Theo zwang Linn zu helfen?

  13. #13
    Leroy beobachtete Matt beim Durchführen der Versuche. Zunächst die Wasserprobe. Dabei sah er weniger aus, als ob er mit Gift hantieren würde, als vielmehr, als ober er Drinks mixen würde. Nun, Leroy wäre es egal, wenn hinterher einer der Gefangenen das Zeug trinken würde, solange er vorher seine Ergebnisse bekam. Trotzdem trat er lieber einen zusätzlichen Schritt zurück, während Matt wild mit dem Wasser herumspritzte...

    Immerhin schien er trotz seines Herumgehampels niecht allzuviel abbekommen zu haben (oder er war von NaTur aus eine Rossnatur), denn er erklärte sich auch sofort bereit, den zweiten Test mit dem Salz durchzuführen.

    Aber was Leroy insgeheim schon von Anfang an befürchtet hatte, schien sich nun zu bewahrheiten: Sie hatten bisher nur zwei Substanzen sicher ausschließen können, und würden selbst mit Glück nur 3 Pflanzen für den nächsten Schritt bekommen. Trotzdem, es war nunmal nicht zu ändern. Beim nächsten Test sollten sie auf jeden Fall das Boronium untersuchen, wenn sie Glück hatten, schied es hier aus. Bei den anderen Substanzen blieb es im Grunde gleich, welche sie testeten, da es absolut keine Möglichkeit gab, das Ergebnis vorherzusagen.

    Auch wenn er nur wenig Hoffnung hatte, fragte er KIlA: "Wenn sich herausstellt, dass die Kresse auf eine der Substanzen nicht reagiert, können wir dann noch eine andere Substanz mit derselben Pflanze testen, oder würde das Ergebnis durch das Vermischen verfälscht?"

    Nun galt es allerdings erstmal die Pflanzen zu besorgen, wenn die alte Hexe nämlich auf Stur stellte, war das Thema erstmal komplett vom Tisch. Doch gerade als er Matt bitten wollte, doch in seiner Eigenschaft als Küchenmitarbeiter an Eerie heranzutreten, trat Boyle in Begleitung der gesuchten Dame ein.

    "Gute Nachrichten, nicht nur hat Fräulein Laureanne sich bereiterklärt, uns zu helfen, sie konnte auch noch das Gold besorgen, das wir für den letzten Test brauchen."

    Ok, da musste sogar Leroy zugeben, dass er beeindruckt war. Wie hatte Boyle das hinbekommen? Von dem bisschen, was Leroy über Eerie wusste, hätte er sie nicht gerade als die Hilfsbereitschaft in Person eingeschätzt...

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