Müde hob Eerie den Kopf als die ungewöhnliche Stimme ertönte, gefolgt von der hektischen Betriebsamkeit in der Stimme der neuen KILA.
Sie hatte nicht unbedingt schlecht geschlafen - als selbst ernannte Küchenchefin und als die wahrscheinlich unsportlichste und korpulenteste Person hatte sie einfach für sich beschlossen, ihren Leib auf einer riesigen Reihe von Kochschürzen und alten Säcken zu betten, so dass sie wirklich weich gebettet gewesen war.
Und sah sie, wie die anderen sich streckten und reckten, so wusste sie, dass dies nicht unbedingt die schlechteste Idee gewesen war.
Der Grund ihres unruhigen Schlafes waren wohl eher die Träume gewesen - nichts Schlimmes, ganz und gar nicht. Sie hatte nur wieder vom guten Leben geträumt, für das sie so viel geopfert hatte. Unter anderem ihre Unschuld, um so zur Mörderin zu werden. Ein Traum von weißen Laken, Bediensteten, Bällen der oberen Zehntausend, Champagnerfrühstück am Bett, Bediensteten jungen Dingern ohne Sprachkenntnisse in Hausmädchenkleidung..,
Sie schob die Erinnerungen beiseite und zwang sich aufzustehen.
Zwei Dinge harrten ihrer Erledigung, wie sie als resolute Organisatorin sofort wusste.
Als Erstes suchte sie die noch immer vor sich hin schläfrig dösende Leigh auf und hauchte ihr einen Kuss auf den Haarschopf. "Danke, dass du das gestern erledigt hast, Herzchen. Mit den Kleinstlebewesen aus dem Schacht bekommen wir den Kompost wieder schnell in Gang."
Leigh blinzelte müde zu ihr hoch und es schien ihr sichtlich unangenehm, dass die massige Frau wie ein großer Fleischberg vor ihr aufdrohte.
Nicht, dass ihre Worte nicht freundlich gewesen waren, doch da war noch etwas Anderes...
Und Leigh wusste, dass sie Recht behalten sollte, als Eerie plötzlich die Hände in die Hüften stemmte und fragend die Augenbraue hochzog, dabei leise raunte, der Stimme jedoch eine unüberhörbare Schärfe gab.
"Eine Kleinigkeit noch, Liebes. In dem Kübel befand sich neben einwandfreien menschlichen Abfällen auch ein alter Schuh. Ein Turnschuh, um genau zu sein. Und wie der Zufall es will, eine Relikt das ich sogar kenne. Eine eingestickte Krone war darauf zu sehen."
Leigh erbleichte, als die dicke Französin sich zu ihr herunterbeugte und sie links und rechts jeweils einen der massigen, schwabbeligen, Arme neben ihr Kopfkissen "krachen" ließ.
"Ich nehme an, du hast mir nicht alles erzählt?"
Leigh überlegte fieberhaft, was die Hexe von ihr wissen wollte, war sie sich doch keiner Schuld bewusst und eher der Meinung, gestern sogar einen verdammt guten Job gemacht zu haben.
"Eine Krone. Wie... "Ausbrecherkönig"? Haben wir nicht alle über Señor Estaga und seinen hanebüchenen Ideen über Ausbruch gelacht?"
Und dann fiel es dem jungen Mädchen wie Schuppen von den Augen und stotternd, dann fast schon trotzig, berichtete sie zudem über die Leiche, die sie dort gefunden hatte.
Eerie beugte sich am Ende der Erzählung noch einmal mehr zu dem jungen Mädchen runter, fast, gottlob nur fast, als wolle sie sie küssen, lächelte ein haifischartiges Grinsen ohne echte Freude und dabei ihr nicht unbedingt gepflegten Zähne entblößend, und wandte sich dann mit einem kurzen "Danke." ab.
Als sie sich wieder ächzend aufgerichtet hatte, blickte sie sich bei den Umstehenden um.
"Wir haben etwas in der Kläranlage, das dringend beseitigt werden muss. Weil es uns sonst die Grundlage unseres Kompostes verdirbt. Wie sie alle wahrscheinlich wissen, haben wir hier kein Erdreich, aus dem die notwendigen Lebewesen für den Kompost nach oben klettern können. Wir sind also auf eine andere Art Mirkoorganismen angewiesen. Und diese Quelle droht, verschmutzt zu werden."
Sie ließ die Worte wirken, stemmte die Hände energisch in die Hüften und besah sich die Leute, die wahrscheinlich in den Schacht passen würden und setzte ein strenges Gesicht auf.
"Ich brauche Jemanden, der schlank und dünn genug ist und mit mir in die Hydroponik geht, um eine Leiche aus dem Abortschacht zu bergen."
Zusammen mit dem einen oder anderen Mitstreiter würde sie sich dann aufmachen, die Aufgabe der Leichenbergung anzugehen...!