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Thema: [Verbrecher von Düsterburg] Tag 1

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Müde hob Eerie den Kopf als die ungewöhnliche Stimme ertönte, gefolgt von der hektischen Betriebsamkeit in der Stimme der neuen KILA.
    Sie hatte nicht unbedingt schlecht geschlafen - als selbst ernannte Küchenchefin und als die wahrscheinlich unsportlichste und korpulenteste Person hatte sie einfach für sich beschlossen, ihren Leib auf einer riesigen Reihe von Kochschürzen und alten Säcken zu betten, so dass sie wirklich weich gebettet gewesen war.
    Und sah sie, wie die anderen sich streckten und reckten, so wusste sie, dass dies nicht unbedingt die schlechteste Idee gewesen war.

    Der Grund ihres unruhigen Schlafes waren wohl eher die Träume gewesen - nichts Schlimmes, ganz und gar nicht. Sie hatte nur wieder vom guten Leben geträumt, für das sie so viel geopfert hatte. Unter anderem ihre Unschuld, um so zur Mörderin zu werden. Ein Traum von weißen Laken, Bediensteten, Bällen der oberen Zehntausend, Champagnerfrühstück am Bett, Bediensteten jungen Dingern ohne Sprachkenntnisse in Hausmädchenkleidung..,

    Sie schob die Erinnerungen beiseite und zwang sich aufzustehen.

    Zwei Dinge harrten ihrer Erledigung, wie sie als resolute Organisatorin sofort wusste.
    Als Erstes suchte sie die noch immer vor sich hin schläfrig dösende Leigh auf und hauchte ihr einen Kuss auf den Haarschopf. "Danke, dass du das gestern erledigt hast, Herzchen. Mit den Kleinstlebewesen aus dem Schacht bekommen wir den Kompost wieder schnell in Gang."
    Leigh blinzelte müde zu ihr hoch und es schien ihr sichtlich unangenehm, dass die massige Frau wie ein großer Fleischberg vor ihr aufdrohte.
    Nicht, dass ihre Worte nicht freundlich gewesen waren, doch da war noch etwas Anderes...
    Und Leigh wusste, dass sie Recht behalten sollte, als Eerie plötzlich die Hände in die Hüften stemmte und fragend die Augenbraue hochzog, dabei leise raunte, der Stimme jedoch eine unüberhörbare Schärfe gab.
    "Eine Kleinigkeit noch, Liebes. In dem Kübel befand sich neben einwandfreien menschlichen Abfällen auch ein alter Schuh. Ein Turnschuh, um genau zu sein. Und wie der Zufall es will, eine Relikt das ich sogar kenne. Eine eingestickte Krone war darauf zu sehen."
    Leigh erbleichte, als die dicke Französin sich zu ihr herunterbeugte und sie links und rechts jeweils einen der massigen, schwabbeligen, Arme neben ihr Kopfkissen "krachen" ließ.
    "Ich nehme an, du hast mir nicht alles erzählt?"
    Leigh überlegte fieberhaft, was die Hexe von ihr wissen wollte, war sie sich doch keiner Schuld bewusst und eher der Meinung, gestern sogar einen verdammt guten Job gemacht zu haben.
    "Eine Krone. Wie... "Ausbrecherkönig"? Haben wir nicht alle über Señor Estaga und seinen hanebüchenen Ideen über Ausbruch gelacht?"
    Und dann fiel es dem jungen Mädchen wie Schuppen von den Augen und stotternd, dann fast schon trotzig, berichtete sie zudem über die Leiche, die sie dort gefunden hatte.

    Eerie beugte sich am Ende der Erzählung noch einmal mehr zu dem jungen Mädchen runter, fast, gottlob nur fast, als wolle sie sie küssen, lächelte ein haifischartiges Grinsen ohne echte Freude und dabei ihr nicht unbedingt gepflegten Zähne entblößend, und wandte sich dann mit einem kurzen "Danke." ab.

    Als sie sich wieder ächzend aufgerichtet hatte, blickte sie sich bei den Umstehenden um.
    "Wir haben etwas in der Kläranlage, das dringend beseitigt werden muss. Weil es uns sonst die Grundlage unseres Kompostes verdirbt. Wie sie alle wahrscheinlich wissen, haben wir hier kein Erdreich, aus dem die notwendigen Lebewesen für den Kompost nach oben klettern können. Wir sind also auf eine andere Art Mirkoorganismen angewiesen. Und diese Quelle droht, verschmutzt zu werden."

    Sie ließ die Worte wirken, stemmte die Hände energisch in die Hüften und besah sich die Leute, die wahrscheinlich in den Schacht passen würden und setzte ein strenges Gesicht auf.
    "Ich brauche Jemanden, der schlank und dünn genug ist und mit mir in die Hydroponik geht, um eine Leiche aus dem Abortschacht zu bergen."


    Zusammen mit dem einen oder anderen Mitstreiter würde sie sich dann aufmachen, die Aufgabe der Leichenbergung anzugehen...!

    Geändert von Daen vom Clan (26.02.2017 um 00:50 Uhr)

  2. #2
    Matt schlief. Tief und fest. Nicht viel konnte ihn aus seiner Traumwelt reißen in der er gerade steckte. Sein Kopf versuchte mal wieder alles um auch die beschissensten Situation besser zu machen.
    Doch die laut kreischenden Lautsprecher Durchsagen waren auch für Matts hochgradig effektive selektive Wahrnehmung zu viel.

    Mit einem ungeahnten Tempo schreckte er hoch und rammte seinen Schädel mit vollem Anlauf und ungebremst in eine Metallstrebe der Sitzbänke.
    Kaum war er wach, hatte er sich mehr oder weniger schon fast wieder selber ausgeknockt.

    "Fffffffffuuuuuuuuuuuck"

    Er spürte wie seine Hände zitterten, seine Sicht war unklar und die Geräusche um ihn herum klangen alle so... dumpf. Shit, das fehlte ihm jetzt gerade echt noch.
    Das um ihn herum der Trubel der Insassen auch noch lauter und deutlich geschäftiger wurde, tat ihm nicht wirklich gut und am liebsten hätte er sich jetzt einfach wieder hingehauen und weiter gepennt.
    Am liebsten wäre er grad einfach allein mit seinen Gedanken, allein mit der Welt und einfach... shit man, einfach nur allein.
    Seit KILA gestern in der Küche ein wenig Musik gespielt hatte wurde ihm wieder bewusst wie sehr er es vermisste einfach nur ein paar Minuten am Tag mit relaxenden Tunes zu entspannen.

    Während um ihn herum irgendwas von Wasser und... Berichten und... Gift gefaselt wurde, schmiedete Matt einen Plan. Einen sehr einfachen Plan. Sehr langsam.
    Denn sein Hirn schien gerade aus Watte zu bestehen.

    "Damn. Was auch immer, viel Spaß beim... was auch immer. Ich verdrück mich. Wer mir sucht, ich... bin mal spazieren."

    Ja, das hätte bestimmt funktioniert. Wenn es zu 100% anders formuliert wäre. Clever Matt.

    Der junge Draufgänger machte sich langsam auf den Weg zur Küche. Sein Plan war einfach. iPod finden. Tunes lauschen. Glücklich sein.
    Schritt 1 war halt nur irgendwie kompliziert. Er müsste das scheiß Teil erstmal finden.
    Matt kannte sich noch von früher. Er hatte zusammen mit seinen Freunden am Kiosk immer mal wieder Playboys gekauft. Dem Besitzer war es glücklicherweise scheiß egal von wem er Kohle bekam. Wie jeder clevere Teenager der garantiert niemals erwischt wurde, hatte er die Playboys unter seiner Matratze versteckt. Sicherer wären Sie nur in der Matratze gewesen. Genau da würde Matt suchen.

    Als er die Küche betrat grabbelte er sich wieder seinen Freund von gestern. Das scharfe Filetiermesser.
    Schnell ließ der Hobby Koch und notorische Schürzenjäger das Messer in seinem Hosenbund und unter dem Hemd verschwinden.
    Es war kalt. Und... scheiße, es war scharf. So nahe an empfindlichen Stellen und... fuck, Matt hörte einfach auf drüber nachzudenken drückte einfach auf den Griff des Messers um die Klinge zumindest vom Körper wegzudrücken bevor er sich auf den Weg zu den Schlafkojen machte.

    Matt würde sich erstmal G2. Den Schlafbereich der Männer vornehmen.
    Matratzen abtasten.
    Matratzen anheben.
    Vielleicht kurz probeliegen.
    Dann wieder abtasten.
    Er hoffte einfach, dass er in irgendwelchen Matratzen mal etwas... ungewöhnliches ertasten konnte. Mit dem Messer würde er dann einfach mal die Polster anstechen und schauen was er so finden würde. Was sollte es schon schaden? Sie waren eh nicht mehr viele.

    Geändert von Gendrek (26.02.2017 um 01:23 Uhr)

  3. #3
    "Ich brauche Jemanden, der schlank und dünn genug ist und mit mir in die Hydroponik geht, um eine Leiche aus dem Abortschacht zu bergen."

    Warum hatte Leona nur das schrecklich einnehmende Gefühl, dass die Augen der ältesten weiblichen Insassin der Düsterburg nur auf ihr lagen? De facto sprach sie doch mindestens zwei weitere Personen an, die allerdings taten als würden sie kaum hin hören und sich damit klüger verhielten als die Floristin selbst. Die blickte nämlich offen und - erwartungsgemäß - schüchtern in Richtung der Frau. Sie war doch am gestrigen Tage nicht von Leigh gerettet worden, um nun doch selbst in den Schacht kriechen zu müssen? Immerhin schien die es überlebt zu haben. Die etwas gleich junge Frau wirkte aber auch wesentlich robuster als Leona. Wer tat das nicht?

    Dennoch - spätestens als die Blicke der beiden so unterschiedlichen Damen sich trafen, wusste die 21-Jährige, dass sie die Aufforderung der Französin nicht würde ausschlagen können, wollte sie sich diese doch nicht als Feindin gewinnen und am Ende sogar berechtigte Angst vor der alten Frau haben müssen. Die Blondine warf also einen kurzen Blick zu beiden Seiten, vielleicht wollte sich ja doch noch jemand erbarmen und sie erneut vor der Aufgabe retten. Irgendjemand? Nein? Okay.

    So trat Leona einige Schritte auf Erie zu und lächelte sie höflich an, bot - wie schon gestern - ihre Hilfe an. Doch erst da kehrte ein Detail zurück, das sie bislang irgendwie nicht bewusst wahr genommen hatte. Zu beschäftigt war sie mit der ohnehin schon unschönen Vorstellung, wie sie durch Fäkalien robben musste, und das in wahrscheinlich sehr engem Raum. Aber hatte sie nicht auch 'Leiche' gesagt?

    "Mademoiselle Laureanne, es tut mir Leid, nachfragen zu müssen. Aber was soll noch gleich geborgen werden?" Sie hoffte stark, sich womöglich nur verhört zu haben. In ihrem Kopf ging sie in den Bruchteilen der Sekunden bis zur Antwort auf ihre Frage durch, was es sonst hätte sein können. Was klang ähnlich wie 'Leiche'? Ihr wollte schlichtweg nicht ein einziges solches Wort einfallen. Und dann erwiderte ihre Quasi-Chefin auch schon. "Die Frage ist viel mehr: 'Wer?', Liebes!", fiel die Antwort zum Unmut Leonas aus. In freundlichen, in der Vergangenheit schwelgenden Worten erzählte die 55-Jährige ihr von Señor Estaga und seinem vermeintlichen Ausbruch und brachte ihr - so viel musste man ihr lassen - schonend bei, dass sie wirklich eine Leiche zu bergen hatte.

    Zahlreiche üble Gedankenspiele zogen an ihrem geistigen Auge vorbei. Wie sie kriechend in der Enge des Schachtes auf einen weiteren Toten treffen würde. Davon hatte sie spätestens gestern genug gesehen. Wird er überhaupt noch... zu sehen sein oder hat die Verwesung ihr Übriges getan und sie würde lediglich auf die verkommenen, verschmierten Reste seiner ehemaligen Besitztümer stoßen? Das zarte Geschöpft hatte keine Ahnung, wie sich Leichen verhielten, erst Recht nicht, wenn sie zufällig an so einem Ort gelagert wurden, an dem sie aus welchen Gründen auch immer ums Leben gekommen sind. Und sie hatte wohl auch gehofft, dass solche Fragen sich nie beantworten würden.

    Trotz dieser grausigen Vorstellungen und ihrer Furcht vor dem Unbekannten, auf das sie im Schacht stoßen würde, war die Angst, Erie zu enttäuschen, doch größer. Seit sie hier war, war Leonas Leben dominiert von dieser Angst vor anderen. Dieses Gefühl spielte seit Anbeginn ihres Aufenthalts in der Düsterburg für sie eine so große Rolle, dass man meinen könnte, die 21-Jährige hätte es als einen ihrer persönlichen Gegenstände ausgewählt. Und offenbar wichtig genug, um sie in die verrücktesten Situationen zu bringen. Wie die, in ein Abwassersystem zu kriechen und den Körper von einem lange Verstorbenen zu bergen, angeleitet von einer in die Jahre gekommenen Frau, die wahrscheinlich irgendwas Übles auf dem Kerbholz hatte.

    Hoffentlich wusste die Seele vom einsamen Mr. Kline aus dem St. Remedy Hospital zu schätzen, welche Opfer sie seit jenem folgenschweren Tag für ihn erbracht hatte.

  4. #4
    "KILA, äh... Hab ich irgendwas verpasst? Blutdaten? Medizinstation? Gegengift? Wovon redest du?"

    Kurze Stille. Leroy fragte sich, ob auch er in Ungnade gefallen war, da KILA nicht reagirte, aber dann meldete sie sich doch.

    "Ich...ich war davon ausgegangen, dass euch Bescheid gesagt wurde. Nachdem gestern die Leiche von eurem ehemaligen Anführer, Mr. Thatcher geborgen wurde, hat Leona Petty unter den Fingernägeln des Opfers eine Einstichstelle gefunden. Da wir nun endlich wussten, wonach wir in einer Blutanalyse suchen müssten, habe ich den Körper analysieren lassen. Das hat leider etwas gedauert, aber jetzt liegen die Ergebnisse vor. Der Ausdruck, auf den ich leider keinen Zugriff habe, befindet sich in der Medizinstation. Wenn also jemand einen Blick darauf werfen könnte, wäre das grandios. Wenn wir wissen, welches Gift es ist, können wir auch ein Gegengift finden und der Spuk hat endlich ein Ende."

    "Wobei ich mich frage, wieso KILA uns nicht einfach gleich allen das Ergebnis mitteilt."

    Manche aufmerksamen Zuhörer meinten, ein leises Seufzen von KILA zu vernehmen.

    "Weil ich keinen Zugriff auf die ausgewerteten Daten habe. Die Düsterburg funktioniert mit 40 Jahre alter Technik, und nicht alles ist an meine Database angeschlossen. Unter anderem auch die medizinischen Geräte. Alles, was ich habe, sind eure Herzraten und alle anderen Daten, die euer Chip sendet. Und der kann leider keine umfassende Blutanalyse liefern."

    Es war kurz still.

    "Oh, aber ja, Mr Tod, Sie haben mich erwischt, natürlich bringe ich euch alle der Reihe nach um, weil das mit Sicherheit der absolut effektivste Weg ist, wenn ich wortwörtlich mit zwei Klicks Zugriff auf jeden einzelnen Selbstzerstörungschip habe. Ist ja nicht so, als würde ich alles ris... Ähm... Wie auch immer nein, ich kann das leider nicht selber einsehen. Wenn nun also bitte jemand so freundlich wäre, nach dem Datenblatt zu sehen?"

    -------

    Matt hatte sich eine wahrhafte Mammutaufgabe vorgenommen. G2 hatte 250 Betten. Die Kojen waren in zehn Spalten an den Wänden angebracht, immer 25 Kojen übereinander. Die obersten Betten, die so gut wie nie benutzt wurden, konnte er eigentlich ausschließen, und sein Kopf fühlte sich für diese sportliche Kletterei auch einfach nicht fit genug. Aber er könnte logisch vorgehen. Sein erster Weg führt ihn zu den Kojen, die in seiner "Arbeitshöhe" waren, also die zweite und dritte Schicht an Betten. Von 20 Kojen waren noch drei von den Überlebenden besetzt. Dort woltle er lieber nicht nach Geheimnissen graben, vor allem, weil auch Dr. Tods Koje hier unten war - und er woltle WIRKLICH nicht wissen, was sich dort verbarg.

    Seine erste Koje gehörte einem jungen Mann, ungefähr Matts eigenes Alter. Hundertmal gesehen, hundertmal aneinander vorbeigelaufen. Und irgendwann war er tot gewesen. Matt musste in der Kabine nicht lange suchen, bis er drei Fotos in den Hand hatte. Das erste zeigte einen riesigen, plüschigen Golden Retriever. Das zweite Bild zeigte eine Gruppe von jungen Männern beim Feiern. Und das dritte Bild...

    Matt musste kurz stocken.

    Das dritte Bild war ein wunderschönes Selfie einer jungen Frau, die ihre Brüste zusammenpresste und in die Kamera grinste. Genau sein Typ. Wallendes Haar, einnehmendes Lächeln, überzeugende Argumente. Wer auch immer der Typ war, er hatte den Jackpot gezogen.

    Aber das war nicht, wonach er suchte. Wenn ich ein iPod wäre, wo würde ich mich verstecken? Matt durchsuchte noch vier andere Kojen, und fand allerhand Kleinigkeiten - aber nichts von wirklichem Wert, und erst recht nichts, das Musik abspielen konnte.

    Die nächste Kabine stand schon etwas länger leer, und Matt wusste auf Anhieb nicht einmal, wem sie einst gehört hatte. Mit selbstbewussten Griff tastete er unter die Matratze. Nichts. In den Lüftungsrillen, aus denen nachts das Schlafgas drang... Nichts. Im Kopfkissen... Jackpot. Ein zerknüllter Zettel, und ein kleines, viereckiges Gerät. Ein iPod der zweiten Generation. URalt. Und leider ging er nicht mehr an. Wenn er jetzt noch ein Ladekabel finden würde... Aber sein Blick fiel auf den Zettel. Konnte ja nicht schaden, auch hier einen Blick drauf zu werfen, oder? Er musste die Augen beim Lesen zusammenkneifen, anscheinend war der Zettel immer wieder auf- und zugefaltet worden und manche Passagen waren nicht mehr zu lesen.

    Zitat Zitat
    Verehrter Verurteilter,

    auf Basis Ihres psychologischen Profils --------------------------- Projekt "P------".

    Ihre Verurteilung ----------Düsterburg ------------ verringern.----------------------------------freier Mann sein. -------------------------------------------------------------------------------------

    -------------------------------------------------------------------------sechs Monaten-----------------------.-----erfolgreich------------unverzüglich freikommen --------------------------------. --------------------------------------------------immun gegen das Schlafgas-----------------------------------------------------------------. Sie bekommen alles, was Sie für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts benötigen vor Ort. Weitere Instruktionen folgen über den üblichen Kanal.

    Viel Erfolg.
    K-------------------------
    Viel mehr konnte Matt auf dem verblichenen Blatt Papier nicht ausmachen. Aber sofort fiel ihm wieder ein, in wessen Koje er da gerade kniete. Es war einer der Mörder, der bei der abendlichen Abstimmung vor wenigen Wochen aufgedeckt wurde.


    -----------

    Wie schon Leigh am Tag davor umfing Leona absolute Dunkelheit in dem engen Gang. Durch ihre zarte Statur musste sie sich gar nicht groß bücken, um in den Gang zu passen, aber bequem war definitiv etwas anderes. Sie folgte dem Gang für ein paar Minuten, immer im Kopf, was sie da wohl gleich finden würde - und vor allem, wie sie ES dann da herausbringen sollte. Schließlich erspähte auch sie im fahlen Licht der Notbeleuchtung Behälter IIV. Und da sie wusste, wonach sie Ausschau halten musste, konnte sie auch am anderen Ende des Behälters die weiß scheinenden Knochen sehen, die aus der schleimigen Masse herausschauten. Sie kannte Ramirez Estaga nicht, hatte noch nicht einmal eine Geschichte über ihn gehört. Aber dieses Ende zu finden... es war nicht schön. Auch, wenn sie sich noch nicht erklären konnte, wie er hierher gekommen war.

    Ihre Sorge galt in erster Linie, wie sie dort hinüber kommen sollte.

    Leona und die Knochen trennten ungefähr 15 Meter Luftlinie. Aber, und das war das viel größere Problem - ein Becken voller braunem Schleim, der nicht per se widerlich roch, aber dafür umso widerlicher aussah, mit seinen blau-weißen Schlieren darin. Und Leona konnte auch nicht sehen, wie tief das Becken war - im schlimmsten Fall war es genau so tief wie breit, und sie würde in den Schleim einsinken und - in Ermangelung eines besseren Wortes, ertrinken.



    Sie konnte natürlich trotzdem den Schritt wagen und versuchen, einfach über den Schleim zu laufen, er sah ja immerhin recht stabil aus. Sie konnte aber auch wieder umkehren und nach Hilfsmitteln Ausschau halten. Oder es ganz sein lassen - schließlich lag die Leiche - oder deren Überreste - hier schon seit mindestens vier Jahren und bisher hatte sie noch keinen Schaden angerichtet. Aber das müsste sie dann erst einmal Mrs. Laureanne beibringen...

  5. #5
    Widerlich.

    Ein stets unsicheres Geschöpf wie Leona war selten zufrieden mit sich, ihren Taten und auch ihren Gedanken. Aber sie war sich sicher, dass dieser Ausdruck der richtige war, um zu beschreiben, in was für einer Lage sie sich befand. Widerlich! Gut, vielleicht wurde das Wort bestenfalls noch von anderen begleitet: Abartig, abstoßend, ekelerregend, scheußlich, schmierig, übel, eklig, unerträglich und potenziell gefährlich. Letzteres bereitet der jungen Frau die größten Sorgen und ließ ihr Herz in einer Geschwindigkeit klopfen, die sich weder schön, noch gesund anfühlte. Sie war nur etwas froh darüber, die eventuelle Gefahr des Schleimbeckens in der Dunkelheit überhaupt ausmachen zu können. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn sie arglos hinein gefallen wäre.

    Der Entschluss war schnell gefasst. Sie würde nicht ohne Weiteres nach vorne gehen. Sie traute sich nicht zu, diese Entscheidung zu treffen, ohne den Rat einer Person zu konsultieren, die gerade klar denken konnte. Also hieß es: Kehrt machen, im fiesen Dunkel dieses Lochs zurück durch die Enge und wenigstens ein bisschen Hydroponikluft schnappen. Zu diesem Rückweg setzte sie auch an. Ein wenig zwar von der Angst begleitet, sich zu verlaufen, doch das dürfte selbst ihr hier kaum gelingen, war sie doch einfach nur dem Schacht gefolgt und hatte auch auf dem Hinweg keine Experimente gewartet. Dennoch gab die Floristin ein erleichtertes Seufzen von sich als sie endlich die Silhouette der älteren Frau erkennen konnte und es tatsächlich heil an den Eingang des Gangs zurück geschafft hatte, hoffend, dass ihre Auftraggeberin sie nicht ohne einen sinnvollen Plan zurück schicken würde.

    "Mademoiselle Laureanne! Ich habe... die Überreste von Señor Estaga gefunden. Allerdings liegen sie im Behälter IIV ganz hinten, bestimmt 15 Meter vom Schacht entfernt. Ich wollte nicht einfach so in das Becken, weil... der bis an die Oberkante mit... Matsch gefüllt ist und ich nicht weiß, was darunter ist. Ich wäre ja nicht die Erste, die dort stirbt." Mit Vorsicht und Bedacht atmend - immerhin hatte sie noch den unschönen Geruch in der Nase - wartete Leona auf die Reaktion der 55-Jährigen, ohne sich dabei ganz aus dem Schacht zu begeben.

  6. #6
    Boyle stand eine Weile wie ein Idiot herum, weil KILA erst noch erklären musste, was es mit dem Gift überhaupt auf sich hatte - er war noch nie gut darin gewesen, Informationen zu teilen - und sich dann alle irgendwie selbst zusammenfanden. Niemand sprach ihn an oder beachtete ihn. Das war... absolut ausgezeichnet! Wenn sich niemand für ihn als Anführer interessierte, dann erwartete auch niemand etwas. Die ganze Situation war perfekter, als er es sich bei seiner Kurzschlussentscheidung, sich selbst zu wählen, vorgestellt hatte.
    Nur einer konnte ihn natürlich wieder nicht in Ruhe lassen, und das war Tod.
    "Also Boyle, kommen Sie mit? Sie wissen ja, dass Fräulein Eerie sehr ... verärgert reagiert, wenn sie in der Küche kein Wasser hat. Man sollte einer Köchin nie das Wasser abdrehen."
    "Wie ich schon sagte, ich würde lieber in den Medizinbereich.", entgegnete Lionel und versuchte dabei, sich Eerie als "Fräulein" vorzustellen. Apropos. "Eerie sollte auch was von Giften verstehen." Um es galant auszudrücken. "Da sie beschäftigt zu sein scheint, würde ich einfach den Bericht holen und euch beide dann später drüberschauen lassen, wenn die Sache mit dem Wasser auch geklärt ist." Weil Tod, auch wenn es Boyle schwer fiel, das zuzugeben, immerhin als erstes sofort gewusst hatte, dass Thatcher vergiftet worden war. Und auch hier hielt er es für das Beste, wenigstens zwei Meinungen einzuholen.

    Der Doc hob eine Augenbraue und glimmerte ihn aus misstrauischen Augen an. "Keine Sorge, ich gehe trotzdem nicht alleine. Und du auch nicht." Mit affiger, hoher Stimme sagte Boyle nun: "Jeder sucht sich jetzt einen Partner und dann legen wir los." Nach einem absichtlich übetrieben falschen Lächeln und dem guten, alten Daumen nach oben drehte er sich schließlich von Tod weg und sprach die erste Person an, die noch unbeschäftigt und leicht verloren wirrkte.
    "Hey, du." Es war dieser Rotschopf Alek.
    "Hast du was zu tun? Wenn nein, dann hast du jetzt die spannende Aufgabe, mich in den Medizinbereich zu begleiten."

  7. #7
    Sie war also davon ausgegangen, dass ihnen Bescheid gesagt wurde? Natürlich, hier unten waren sie ja eine große, glückliche Familie, die beim gemeinsamen Abendessen über die Erlebnisse des Tages berichtete...
    Aber eine Möglichkeit, am Leben zu bleiben klang durchaus nicht ganz uninteressant.
    Mitten in seine Überlegungen hinein fing Boyle an zu reden.
    Wasserversorgung? Nein danke, nach gestern hatte er absolut keine Lust auf weiteres Herumgefummel an den Maschinen. Und mit Doktor Frankenstein an seiner Seite schon gar nicht.
    Boyle ging zur Medizinstation? Ebenfalls keine Begleitung, auf die er gesteigerten Wert legte. Darauf, zu Überleben, legte er allerdings durchaus wert, und wer wusste schon, was mit einem eventuellen Gegengift passierte, wenn dieser Kerl (oder generell irgendjemand hier unten) es in die Finger bekam. Daher schluckte er seinen Widerwillen herunter, und ging hinüber zu ihrem neugewählten (Wer hatte ihn überhaupt gewählt? Leroy ganz sicher nicht!) Anführer.

    "Ich würde mit zur Krankenstation gehen. Vielleicht kann ich ja irgendwie helfen."

  8. #8
    Edward ging zur Wasserversorgung und wurde von jemanden begleitet. Dieser Jemand war ...

    "Schön, dass Sie mich begleiten!", rief er, kam nur gerade nicht auf den Namen, jener Person, die bei ihm war.

  9. #9
    Eerie war froh, dass sich die junge Leona in den Schacht begeben hatte.
    Sie war wie ein junges Pflänzchen in einem Sturm aus Gaunern und Mördern. Jemand hatte sie hier unten eingepflanzt und nun musste diese kleine Knospe mit den widrigsten Bedingungen fertig werden, die ein unsicheres Ding wie sie nur erleiden konnte. Eerie mochte Pflanzen, sie liebte es, sie hegen und zu pflegen, sie zum Blühen zu bringen um dann ihre Früchte zu ernten.
    Und Leona errinnerte sie sehr an so manche...

    "Mademoiselle Laureanne! Ich habe... die Überreste von Señor Estaga gefunden. Allerdings liegen sie im Behälter IIV ganz hinten, bestimmt 15 Meter vom Schacht entfernt. Ich wollte nicht einfach so in das Becken, weil... der bis an die Oberkante mit... Matsch gefüllt ist und ich nicht weiß, was darunter ist. Ich wäre ja nicht die Erste, die dort stirbt."

    Etwas bleich - deutlich bleicher als sonst - stand die junge Floristin am Schacht, lediglich ihr Kopf war zu sehen und man konnte erkennen, wie sie vorsichtig nach der frischen Luft schnappte, welche die Hydroponik durchwanderte, durchsetzt vom sachten Duft nach frischem Obst und Gemüse. Eerie fiel auf, wie sehr sie das Zwitschern von Vögeln und den Anblick von Schmetterlingen vermisste.
    Doch nun, da Leona ihren Auftrag nicht erfüllt hatte, regte sich ein bisschen Wut in ihrer Bauchgegend. Sie musste sich zwingen, fast schon mit Zähneknirschen, nicht wütend zu werden und sich daran zu erinnern, dass die Kleine keiner ihrer Bediensteten von früher war. Sie hoffte, dass sie sich gut genug unter Kontrolle hatte und lächelte, wenngleich die Nachsicht auch nur gespielt war, die sie in ihr ebenso falsches, mütterliches Lächeln legte. Sie musste hoffen, dass die 20 Jahre Schauspielerei, die sie ihren Ehemännern und Gönnern vorgespielt hatte, ausreichend waren, das junge Ding zu überlisten, auch wenn sie ihr deutlich mehr zutraute als sie unter der Maske aus Unschuld verbarg - denn hier drin war Niemand wirklich unschuldig.

    "Hier, Liebes." , sagte sie und reichte ihr den starken, dicklichen Arm, um sie bis zum Oberkörper nach draußen zu schieben. Es war leichter, wenn sie halb im Rohr verblieb. Denn immerhin, das wusste Eerie schon, würde sie ja gleich wieder dort hinein entschwinden.

    "Ich habe dir einen Apfel aufgeschnitten.", sagte sie sanft und während sie ihr das Obst reichte, strich sie zärtlich über die weißblonden Haare des Mädchens.
    Leona lächelte unsicher, als sie den Apfel an sich nahm und einmal vorsichtig hineinbiss.
    "Trotzdem. Du musst wieder hinein.", sprach die Französin dann aufgeräumt und Leona blieb der Biss fast im Hals stecken.

    "Mademoiselle... , keuchte Leona erschrocken und Eerie streichelte ihr Haar weiter und wisperte. "Shhh... schon gut."
    Dann lächelte sie und entschloss sich zu einem weiteren Schritt. Natürlich war ihr die Leiche mehr als egal. Eigentlich war der Leichnam dort nicht einmal schlecht und würde eine großartige Basis für die Pilzfarm abgeben. Normalerweise hätte sie auch keine Hilfe angenommen, doch ihr Leib und ihre Liebe zum ausschweifenden Essen machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Sie war auf die Floristin angewiesen und nun ja... ohne sie konnte sie es nicht schaffen.

    "Liebes. Hör zu." Eerie legt ihr eine Hand unter das Kinn und zwang das kauende Mädchen so, zu ihr hochzusehen, während sie noch halb im Rohr steckte.
    "Vergessen wir einmal, dass die Leiche eine Leiche ist."
    Leona nickte unsicher, fast ängstlich.
    "Bei dem Gast, der sich in unserer Kompostbasis befindet, handelt es sich um die verblichenen Überreste des werten Señor Estaga. Das kannst du wohl nicht wissen, doch seinerzeit versuchte dieser Don Juan, hier auszubrechen. Er ist nicht weit gekommen, was sicherlich seinem legendären Pech und nicht seiner Dummheit zuzuschreiben ist."
    Sie nahm die Hand vom Kinn des Mädchens als sie erkannte, dass ein Funken Neugier in Leona geweckt war.
    "Ganz im Gegenteil, Señor Estaga war ausgesprochen klug."
    Sie reichte Leona nochmal ein Stück aufgeschnittenen Apfel, den diese wie in Trance annahm und weiter der Geschichte lauschte.
    "Er wurde scherzhaft "Ausbrecherkönig" genannt und es ist wahr - er war aus zahlreichen Gefängnissen bereits ausgebrochen. Einem Steinbruch in Neu-Neu-Delhi Distrikt 45 und sogar aus einem Gulag im Kaiserreich Russland, Sibirsk-Mark." Sie nickte versonnen. "Er war so überzeugt davon, dass es ihm auch hier gelingen würde, dass er sich sogar sein Markenzeichen - eine Krone - auf sein Gewand und seine Turnschuhe von unserer Schneiderin Mayandra hier unten hat einsticken lassen. Kurzum: Was auch immer ihn umgebracht hat hier unten - er..." sie wurde leiser und wisperte, kam der Floristin damit näher und fuhr fort: "Er war trotzdem vorbereitet. Bei seiner Leiche müsste Einiges an Werkzeug oder Ausrüstung liegen. Irgendetwas, mit dem er sich vorbereitet hatte. Etwas, das ihm bei der Flucht hätte helfen sollen. Das müssen wir also bergen. Du weißt, dass wir hier unten alle in Gefahr sind.", schloss sie mit sanfter Stimme, obschon das Thema mehr als furchterregend war.
    "Ich würde wirklich ruhiger schlafen, wenn ich wüsste, dass du und ich etwas sicherer sind."
    Leona schlug die Augen nieder und sprach leise. "Aber, wie soll ich da rüberkommen?"
    Die resolute Französin legte ihr wieder einen Finger unter das Kinn und zwang sie, sie anzusehen. Ein Funkeln lag in ihren Augen. Etwas wut und Wildheit.
    "Erstens: Schau die Leute an, wenn du mit ihnen sprichst. Nur Bedienstete schlagen die Augen nieder wenn die Herrschaft spricht. Du bist ein Pflänzchen, Liebes, streck den Kopf nach oben, der Sonne entgegen, sonst wirst du nicht wachsen."
    Leona nickte stumm, vielleicht etwas erschrocken.
    "Zweitens: Nichts im Leben ist einfach oder geschenkt. Wir werden uns was einfallen lassen. Und ich lasse dich erst wieder nach unten gehen, wenn ich sicher bin, dass dir nichts passieren kann."

    Und damit sah sich Eerie nach brauchbaren Utensilien um.
    Sie wusste, dass es beispielsweise größere Plexiglasplatten gab, die dafür da waren, manche Pflanzen - und vor allem die Pilze - gegen den Sprinker abzuschirmen und die Leona ihrer Meinung nach als "Paddelbrett" würde benutzen können, um sich zur Leiche zu begeben. Auch einige Meter des Gartenschlauches würden vielleicht helfen, sie abzusichern.
    Eine ganz irre Idee kam der Französin, als sie eines der Wasserlagerfässer sah, welches ausgeleert vielleicht dazu geeignet war, "trockenen" Fußes mit Hilfe eines Paddels zur Leiche zu staken. Wenn alles nichts taugte oder nicht in den Schacht passen sollte, dann könnte Leona mittels Werkzeug vielleicht versuchen, die Leiche zu ihr zu zerren?

    Geändert von Daen vom Clan (26.02.2017 um 11:57 Uhr)

  10. #10
    Boyle nickte Leroy nur minimal widerwillig zu und warf noch einen letzten Blick auf Alek. Mit einem weiteren Daumen nach oben signalisierte er, dass der Rotschopf jederzeit gerne hinterherkommen könnte.



    Es war beunruhigend leise, als sie zu zweit durch die Gänge der Düsterburg gingen. Das übliche Rauschen der Lüftung und der Maschinen aus der Industrie war heute verdächtig leise. In der Hydroponik bewegten sich die hochgewachsenen Sojapflanzen leicht im schwachen Luftzug der Belüftungsanlage. Still schritten sie durch die Gänge, bis sie an dem Vorhang angekommen waren, der die Medizinstation vom Rest des Ganges abtrennte. Der süßliche Duft in der Luft verriet Ihnen, dass Thatcher immernoch hier wartete.

    Boyle warf einen Seitenblick auf Leroy, und als dieser keine Anstalte machte, den Vorhang zur Seite zu ziehen, hakte er einen Finger in den Stoff und linste vorsichtig hinein. Alles, was man sehen konnte, war der schwache Schein des Chips, der immer noch unter Thatchers Haut pulsierte. Boyle sah nur die Silhouette des Toten in der Dunkelheit, und einen weißen Fetzen Papier, der aus einem Schlitz an der Seite der Maschine ragte, an den sie Thatcher gestern angeschlossen hatten. Es half nichts. Betont entspannt schob der den Vorhang ganz zur Seite, sodass das Licht des Ganges in den Medizinbereich dringen konnte. Er gab sich die größte Mühe, Thatcher nicht anzuschauen, und er war dankbar, dass Leona gestern noch das Tuch auf das Gesicht des Toten gelegt hatte.

    Leroy blickte seinen neuen Anführer kurz an und machte dann einen Schritt auf die Maschine zu, in der der Ausdruck mit der Blutanalyse hing. er riss das lächerlich dünne Papier ab und begann zu lesen.

    Zitat Zitat
    Name: Samuel Thatcher
    Geboren: 10.09.2001
    Inhaftierungsgrund: Unterschlagung

    Blutanalyse Post Mortem

    Die Blutanalysesoftware TRUMP MEDICAL hat giftige Substanzen im Restblut des Opfers gefunden, Leider reicht die Menge nicht aus, um eine exakte Analyse und Aufschlüsselung nach Bestandteilen zu liefern.

    Folgende Gifte kommen in Frage:

    • Asterion
    • Boronium
    • Calcinat-Hydrogen
    • Demat'che Substanz
    • Etherin
    • Floralaldehyd


    Weitere Tests empfehlenswert. Vielen Dank für die Nutzung von TRUMP MEDICAL.
    "Was soll das denn heißen?"

    Boyle beugte sich nun auch über den Bericht und laß ihn mit zusammengekniffenen Augenbrauen.

    "Das heißt, dass wir keinen Schritt weiter sind."
    "Was ist los?"

    KILA schaltete sich ein.

    "Hauptmann Boyle, ich sehe, sie und Leroy sind in der Medizinstation. Hat irgendetwas nicht funktioniert?"

    Die Stimme klang ernsthaft besorgt.

    "Doch, wir haben eine Analyse, aber es könnte eine von sechs verschiedenen Substanzen sein - und ich vermute, es wird da kein Universal-Gegenmittel geben?"

    Er nannte KILA kurz die sechs Gifte, die der Bericht ausgespuckt hatte. KILA schwieg kurz, sie hörten Tastaturengeklapper und Gefluche.

    "Nein... nein, leider nicht. Es gibt natürlich kein Universalgegenmittel. Das wäre ja auch zu einfach. Aber, und das sind die guten Nachrichten, wir haben tatsächlich unten in der Düsterburg alle sechs Gifte vorrätig."
    "Warum um alles in der Welt sind das gute Nachrichten?"
    "Und warum haben wir so etwas?"
    "Viele Gifte sind für den Menschen schädlich, aber in Maßen gut für Pflanzen oder nützlich in der Wasserreinigung. Deswegen haben wir das alles hier unten. Und die meisten wirksamen Gegengifte lassen sich ebenfalls hier unten finden. Aber zunächst müssen wir herausfinden, welches Gift es nun war!"
    "Und wie?"
    "Ganz einfach: Wir testen!"

    -------

    Es dauerte nur wenige Minuten, bis KILA Leroy und Boyle erklärt hatte, wo sie die sechs verschiedenen Substanzen in der Düsterburg finden konnten. Die beiden Männer arbeiteten Hand in Hand zusammen, und Boyle hatte als Geschäftemacher das eine oder andere Fläschchen sogar schon einmal in der Hand gehabt und konnte die benötigten Gegenstände so noch schneller finden. Nach einer guten Stunde hatten sie es schließlich geschafft: 6 beschriftete Glasfläschchen standen im Aufenthaltsbereich und KILA hatte ihnen erklärt, wie man Gifte identifiziert. Jetzt mussten sie nur noch das richtige Gift identifizieren.

    Das gesuchte Gift war laut KILA:
    • wasserlöslich
    • reagierte auf Natronsalz mit einer roten Reaktion
    • giftig für Brunnenkresse
    • nicht in der Lage, Gold zu zerstören


    Zitat Zitat
    Teilaufgabe 1: Wasserlöslichkeit
    Ort: Waschbereich
    Gifte lassen sich anhand ihrer Wasserlöslichkeit unterscheiden. Ihr habt genug sauberes Wasser, um ALLE Gifte zu testen. Es muss sich nur jemand trauen, mit den Substanzen zu arbeiten...
    Zitat Zitat
    Teilaufgabe 2: Salzreaktion
    Ort: Medizinbereich
    Natürlich gibt es bestimmte Testkits für giftige Substanzen. Leider hat die Düsterburg nur noch vier davon übrig, mit denen ihr die Gifte auf ihre Reaktion mit Salz testen könnt.
    Zitat Zitat
    Teilaufgabe 3: Brunnenkresse
    Ort: Hydroponik
    Brunnenkresse ist eine sehr empfindliche Pflanze. Sie reagiert auf manche Gifte anders als auf andere und ist daher ideal für diese Aufgabe. Leider habt ihr nur noch insgesamt drei Pflanzen übrig, um die Gifte zu testen.
    Zitat Zitat
    Teilaufgabe 4: Go for Gold
    Ein letzter Test, um Gifte voneinander zu unterscheiden, ist die Reaktion mit echtem, reinen Gold. Es gab dazu mal ein Testkit, aber mit der Zeit ist das darin enthaltene Gold wohl ... verschwunden. Ihr müsst also selbst schauen, wo ihr in der Düsterburg Gold herbekommt.
    Am Ende dieser Testreihen sollte eine einzige Substanz stehen. Nennt diese KILA, und ihr bekommt ihr eine Portion Gegengift - für mehr reichen die Ressourcen nicht aus.

    Zitat Zitat
    Questbelohnung: Gegengift
    Wer in den Besitz des Gegengifts kommt, der darf dem Spielleiter per PN vor Beginn der Nachtphase einen Namen nennen. Diese Person kann in der Nacht nicht von den Mördern umgebracht werden.
    -------

    Edward war schon einmal losgegangen, um sich die Wasserversorgung anzusehen. Eine ganz eigene Zelle, in der man ohne neugierige Augen arbeiten kontne - das klang gut in seinen Ohren. Doch als er sich umdrehte, um seinem Begleiter für seine Aufgabenwahl zu beglückwünschen, war da niemand, Niemand war ihm hinterhergekommen. Er konnte natürlich trotzdem einfach alleine zur Wasserversorgung gehen - oder er suchte sich noch einen Begleiter...

    ------

    Mit ihrer üblichen resoluten Energie und ihrem Einfallsreichtum hatte Erie schnell eine Auswahl an Hilfsmitteln zusammengestellt. Leona stand etwas verloren daneben, half der älteren Dame auf Zuruf hier und da dabei, eine Plexiglasplatte zu stemmen oder ein Wasserfass hinüber zu rollen. Mit in die Seiten gestemmten Armen stand Erie schließlich vor ihrem Schatz aus Hilfsmitteln und blickte die jügere Frau an.

    "So, Liebchen, du warst dort unten, was denkst du, wird am besten funktionieren?

    Ich habe hier eine große Plexiglasplatte, die du als Floss verwenden kannst.
    Dazu würde ein langer Stock passen, mit dem du schauen kannst, wie tief der Schlamm dort ist und mit dem du paddeln kannst..
    Ein Seil ist ebenfalls nützlich, entweder, um dich zu sichern oder um die Leiche zu dir zu ziehen.
    Diese kleinen Netzgitter kannst du wie Schneeschuhe unter deine Schuhe binden und über den schlamm waten
    Mit diesem alten Wasserfass kannst du wie mit einem Boot übersetzen.
    Außerdem habe ich hier noch etwas mehr Granulatpulver - wenn du das auf den Weg vor dir streust, wird der Schlamm fester und trittsicherer."


    Leona wusste: Von diesem ganzen Arsenal konnte sie nur zwei Gegenstände mitnehmen. Was würde sie auswählen?

    Geändert von Caro (26.02.2017 um 14:36 Uhr)

  11. #11
    Shit. Shit. Shit. Shit. Shit.

    Shit.

    Matt hockte sich in die Koje und sah sich den schmählichen Inhalt des Zettels der kaum noch lesbar war immer und immer und immer wieder an.
    Alle Leute sagten immer "Oh Matt. So wird das nichts", "Mensch Matt, bist du eigentlich zu blöd zum atmen?", "Verdammt Matt, bist du eigentlich behindert?" oder "Scheiße Matt, der ist ja riesig."

    ...

    "Eins und Eins kann ich auch noch zusammenzählen... erst sperren Sie uns ein, dann wollen Sie uns umbringen? Ist das hier die Green Mile oder was?"

    Fuck.
    Matt faltete den Zettel behutsam und steckte ihn in die Brusttasche seines Sunnyboy Hemdes bevor er aus der Koje hüpfte und sich daran machte aus dem Raum zu marschie...

    MOMENT.

    Mit so viel Enthusiasmus wie er gerade losging, stiefelte er auch wieder zurück und griff nochmal in eine der Kojen.

    "Das Foto behalte ich..."

    _________

    Wieder im Versammlungsraum angekommen hielt er gleich Ausschau nach Mr. Silver. Der Kerl schuldete ihm immerhin noch einen Gefallen und er war auch noch genau die richtige Person die ihm helfen konnte.
    Auch wenn er manchmal merkwürdigen Scheiß machte und andere deswegen an ihm zweifelten, ein wenig Bauernschläue hatte auch er. Außerdem hatte er The Big Lebowski geschaut und da hats auch geholfen.

    "Yo. Silver. Wo steckste denn?"

  12. #12
    "Oh, er ist doch nicht mehr da? Na dann... geh ich halt alleine zur Wasserversorgung.", sprachs und stand dann vor der selbigen.

    Dort sah er ... ja, was?, jedenfalls etwas, mit dem wohl keiner gerechnet hätte.

  13. #13
    Leona ging die zahlreichen Möglichkeiten durch, die die Hilfsmittel Eries ihr boten. In ihrem Kopf spielten sich die unterschiedlichen Szenarien ab, die bei den diversen Kombinationsmöglichkeiten auftreten würden. Einige davon machten mehr und andere weniger Sinn. Schnell kristallisierten sich so einige Favoriten heraus.

    "Mademoiselle Laureanne, ich danke Ihnen vielmals!", sagte die Blondine ehrlich zu ihrer Helferin, jetzt darauf bedacht, sie beim Sprechen dieser Worte auch anzusehen. Die 21-Jährige hatte wirklich nicht gedacht, dass das französische Improvisationstalent so viele unterschiedliche Hilfsmittel in so kurzer Zeit parat haben würde. Tatsächlich fühlte die Floristin sich mit dieser Aussicht schon wesentlich sicherer, wenngleich das Vorhaben, 15 Meter in den Matsch zu gehen, waten, schwimmen oder fahren noch immer ein Angst einflößendes war. Ein kleines bisschen berechenbarer wurde die Gefahr nun aber.

    "Ich nehme das Fass und den Stock mit, Mademoiselle. Sie werden mir bestimmt helfen. Wenn ich in 40 Minuten nicht wieder hier bin, schicken Sie bitte Hilfe, ja?" Mit diesem Flehen hievte sie unter einiger Anstrengung und mit der Unterstützung der 55-Jährigen das Fass in den Schacht, in den es glücklicher Weise auch passte. Es konnte sogar einigermaßen gerollt werden, was der Blondine ersparte, es die vielen Meter bis zu Behälter IIV zu schieben. Das hätte sie wohl auch nicht ohne Weiteres geschafft.

    Sie war nicht gerade schneller als zuvor, da vor allem der lange Stock sich als sperrig erwies und mit einer Hand über den Boden geschleift werden musste, was das Vorankommen schon erschwerte. Doch mit jedem Meter gewöhnte sie sich an die Bewegungsabläufe des Ziehen und Rollen, passte gleichzeitig darauf auf, nicht Opfer einer Stolperfalle zu werden, wobei das vor ihr befindliche Fass sogar eine Hilfe war. Und so erreichte Leona erneut das Schleimbecken, wobei für einen Moment das einzige Wort in ihren Gedanken abermals widerlich war.

    Ersetzt wurde es dann aber durch konstruktivere Überlegungen. Wie würde sie es genau angehen? Sie war sicherlich keine Strategin. In einer auch nur rudimentär vergleichbaren Situation war sie das letzte Mal gewesen als ihre Eltern ihr zu ihrem neunzehnten Geburtstag eine Gondelrundfahrt in den Kanälen von Belmont Cragin - dem Viertel, in dem sie aufgewachsen war - geschenkt hatten. Doch da war das Wasser... eben Wasser gewesen. Es war klar und schimmerte im Licht der Frühlingssonne. Die Gondel hatte sie verziert und geschmückt in Erinnerung und von den hoch gelegenen Ufern über den zahlreichen Brücken war das Geigenspiel eines Straßenmusikers zu erahnen. Der größte Unterschied war, dass sie nicht selbst hatte rudern müssen. Und, dass sie nun vollkommen alleine war. Es würden keine dreißig weiteren Minuten vergehen, bis sich das änderte.

    Umso mehr war es an der Zeit, das Gedankenspiel in die Tat umzusetzen. Ein Akt für den man vielleicht mehr Mut brauchte als Leona besaß, doch noch mehr Mut brauchte man wohl, um mit leeren Händen zur Französin zurück zu kehren. So ließ die junge Frau das Fass ins schleimige Becken nieder, froh darüber, dass es nicht bis zur Gänze einsank, sondern tatsächlich so eine Art Schutz bat, sich als ein improvisiertes Boot qualifizierte. Mit all der Vorsicht, die sie aufbringen konnte, stieg sie dann in eben jenes Fass. Sie nahm sich vor, mit dem Stock ein, zwei Meter voraus zu tasten und entsprechende Distanz erst im Anschluss zurück zu legen, diese zwei Schritte mehrfach zu wiederholen, bis sie es hoffentlich zu den Überresten von Señor Estaga schaffen würde. Dort angekommen würde sie eben diese Überreste bergen, alles was sie finden konnte zu sich in das Fass einholen und - wenn nötig - den Stock als Hebel einsetzen, um besonders im Schlamm fest sitzende Leichenteile oder Gegenstände heraus zu drücken.

    Sie konnte nur hoffen, dass alles nach Plan verlief und keine bösen Überraschungen auf sie warteten.

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