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Thema: [Verbrecher von Düsterburg] Tag 0 - Rollenspielintro und Anführerwahl

Baum-Darstellung

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  1. #24

    Wieder einmal war Leigh alleine. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie nicht wenigstens mit einem halben Herzen erwartet hatte, dass Leona ihr wenigstens anstandhalber hinterherkommen würde. Aber niemand kam, und der dunkle Schacht vor Behälter IIV blieb still.

    Es war eng, hier unten. Der Wartungsschacht spaltete sich von der Südseite der Hydroponik ab und machte einen leichten Bogen. Nach dem schmalen Eingang war er groß genug, um sich darin geduckt fortzubewegen. Wenn sie ihren Sinnen und ihrer Orientierung trauen durfte, bewegte sie sich ins Zentrum der Düsterburg, die wie ein Ring aufgebaut war. Was in der Mitte lag, wusste keiner von Ihnen so genau. Es wurde vermutet, dass hier allerlei technische Anlagen waren, die Lüftungsanlage zum Beispiel. Manche Glückssucher wagten sogar zu hoffen, dass sich hier ein Notausgang befinden könnte. Aber wenn jemand hier hin aufgebrochen war, die Wartungsgänge durchkrochen hatte und jeden Millimeter nach einem Griff oder einer Klappe abgesucht hatte - immer dann kehrte die Person am Abend entmutigt zurück zu den anderen.

    Aber doch, eine wahre Legende aus der Düsterburg, einer hatte es geschafft. Ramirez Estaga, ein Insasse und Widerstandskämpfer aus dem ehemaligen Mexico, das schnell nach der Machtübernahme gefallen war, war in den dunklen Gang gekrochen und kam nie wieder. Die Gerüchte über seinen Ausbruch verbreiteten sich wie ein Lauffeuer unter den Gefangenen und er wurde als Held gefeiert, auch wenn der eine oder andere sauer war, dass er seinen genialen Trick nicht mit all den anderen Insassen geteilt hatte. Aber auch das war schon 5 Jahre her, und Leigh hatte nur am Rande davon gehört.

    Sie schob sich weiter durch den engen Gang. Sie musste in den Nähen der Toiletten angekommen sein - auch, wenn es nur dezent nach Bahnhofstoilette roch. Es war überradschenderweise auszuhalten. Hatte KILA vielleicht schon abgepumpt und das braune Gold war schon weg? Aber nach einer weiteren Biegung konnte Leigh es im fahlen Schein der Notbeleuchtung sehen...

    "Scheisse...."

    Normalerweise funktionierte das Abwassersystem der Düsterburg wie eine riesige, chemische Toilette. Die Hinterlassenschaften trafen auf ein Gel, dass sie erstarren ließ. Die so entstehenden Pellets waren hygienisch und ließen sich in der Hydroponik relativ einfach wieder in lebendiges Mulch umwandeln.

    Aber dieses System war für die Nutzung von Hunderten gedacht, und sie waren nur noch zu zwölft. Der Pegelstand in dem Behälter war extrem niedrig, und statt trockener Pellets hatte sie eine schleimige, blau-braun geschlierte Gelmasse vor sich. Aber noch etwas anderes hier stank. Im übertragenen Sinne. Ganz hinten in dem Behälter, nur sichtbar, weil der Pegelstand so niedrig war - waren das Knochen, die aus dem Schleim herausschauten?

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    "ACHTUNG, liebe Bewohner. Die Abstimmung zum neuen Anführer hat er zwei von zwölf Stimmen, mit einer Stimme für Lionel Boyle, von Mr. Boyle selbst , und einer Stimme für Erie Laurenne, von Mr. Schumacher. Ich möchte Euch alle darum bitten, die Stimme bald abzugeben. Wie ihr wisst, bekommt der Anführer Zutritt zu den Privatzellen im hinten Bereich der Düsterburg und hat bei einem Patt in der abendlichen Abstimmung die entscheidende Stimme."


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    "Yo KILA. Fass mir nochmal den Verlauf der letzten Wochen und Monate zusammen... ich verlier hier unten den Überblick wie viele schon Hopps gegangen sind... und wie lange schon."

    Matt hörte ein stumpfes Seufzen aus den Lautsprechern.

    "Oh Matt, wie oft sind wir das alles schon durchgegangen? Hast du einen Zettel? Stift? Also, ich bin hier jetzt seit sechs Monaten. Vor sechs Monaten wart ihr genau 382 Bunkerbewohner. 200 Männer, 182 Frauen. Damit stand die Düsterburg knapp vor ihrer Belastungsgrenze."


    Das klang merkwürdig in Matts Ohren. Klar, die Schlafkojen wurden langsam knapp, aber dafür war ja der neu errichtete Kojenbereich G3 da, und allgemein sah das ganze Gebäude aus, als würden hier noch viel mehr Menschen Platz finden. Auch in Sachen Nahrungsmitteln war es noch nie zu einem Engpass gekommen.

    "Jedenfalls, ich war gerade einen Monat hier, da ging es los. Eines Morgens wurden die Schlafkojen G2-25 bis G2-50 tot aufgefunden. Die Nacht der braunen Bänder, wie ihr es nennt, weil die Toten aus der Industriestation alle mit den brauen Gürteln ihrer Arbeitsanzüge erwürgt wurden. Danach wurde das Töten langsamer, doch immernoch starben pro Nacht eine, manchmal auch zwei Personen. Vor etwa 3 Monaten habt ihr mit den Abstimmungen angefangen. Vorher schon gab es tagsüber Lynchmorde von Übereifrigen. Die Abstimmungen über die tägliche Hinrichtung haben all das nur aufgegriffen. Seitdem stimmen die Überlebenden täglich über eine Person ab, die sterben soll. "

    "Und wie war eigentlich so unsere Erfolgsquote?"


    "Ihr habt 85 mal abgestimmt.
    7 Personen haben unmittelbar vor ihrem Tod gestanden, dass sie schuldig waren.
    78 Personen haben um ihr Leben gefleht und ihre Unschuld beteuert, bis der Selbstzerstörungschip schließlich detonierte."


    Es wurde kurz still im Raum. Hatten sie wirklich das Richtige getan?

    "Von ehemals 382 Bunkerbewohnern leben nun noch 12."
    Und unter ihnen mindestens ein weiterer Killer.

    KILA sagte es nicht. Sie wurde kurz still.

    "Und in Sachen Picknick..."

    Ihre Stimme wurde leiser und Matt war sich jetzt ganz sicher, dass nur ein einziger Lautsprecher aktiviert war, einer, der ganz in seiner Nähe war. Es gab eine kleine Pause und er hörte ein leises Rascheln, als müsste KILA sich umsehen. Oder vielleicht war das das Kratzen von einem Stift auf Papier?

    "...überleb das, okay?"

    Geändert von Caro (24.02.2017 um 13:59 Uhr)

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