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[Eure Daenigkeit]
Als Leigh auf so grobe Art und Weise reagierte, konnte man Erie ansehen, dass sie um ein Haar mit der Hand ausgeholt hätte, augenscheinlich, um der jungen Dame eine Ohrfeige zu geben.
Doch obschon der dickliche Leib sich straffte und eine Augenbraue gefährlich wie bei einer mehr als unzufriedenen altenglische Gouverante hochwanderte, konnte sie sich augenscheinlich gerade noch so beherrschen. Die Umstehenden spürten, dass die Dame aus Frankreich solche Wutausbrüche - und vor allem das Ablehnen einer solchen "Bitte" - aus ihrem alten Leben nicht gewohnt war.
Es war also Leona, die die Situation bereinigte, indem sie sich bereit erklärte und ein wieder mütterliches, gnadenvolles Lächeln auf ihre Lippen zauberte.
"Du bist ein gutes Kind, Leona.", sagte Erie sanft und maß dabei Leigh mit einem strengen Blick, als würde sie die schulischen Leistungen zweier Schülerinnen miteinander vergleichen, es wirkte vollkommen fehl an diesem Orte, tief unter der Erde.
Als Leona sich dann anschickte, den Schacht hinein zu kriechen, war die Überraschung groß, als sich Leigh doch entschloss, die mehr als unangenehme Aufgabe in Angriff zu nehmen.
Erie glaubte, so etwas wie Erleichterung und Dankbarkeit im Blick von Leona Richtung Leigh zu sehen und als Leigh im Schacht verschwunden war und Leona sich an der älteren, dicklichen Dame nach dem Gespräch mit Mister Silver vorbei schleichen wollte, wurde sie trotzdem augehalten, als Erie ihr eine Hand auf die Schulter legte.
"Danke, Kindchen.", raunte sie leise und blickte ihr trotzdem streng in die Augen. Ein paar unangenehme Millisekunden zu viel hielt sie den Griff an der Schulter der jungen Schönheit aufrecht und musterte ihr Gesicht. Dann entließ sie das Mädchen, griff in die Tasche ihrer Schürze und holte ein kleines, fein gesticktes Tuch heraus und drückte es Leona in die Hand, danach schloß sie - wie um keine Widerrede zu dulden - die Hand Leonas mit ihrer Rechten um den geheimnisvollen Inhalt des Tuches.
Für Leona fühlte es sich an, als wären es Augäpfel, die sich darin befanden und wenn sie genauer hinblickte, erkannte sie auch, dass sich das Tuch leicht rot färbte.
Sie schluckte unsicher und wich dem habichtähnlichen Blick der Älteren aus und wisperte ein "Danke.", ehe sie sich lösen konnte und mit einem letzten Blick auf den geöffneten Schacht in dem Leigh verschwunden war, sich Richtung Dusche wandte.
Dann wandte sich Eerie dem aristokratisch lächelnden Mister Silver zu.
"Nun, lieber Robert..." begann Eerie und legte ihm vertrauensvoll und sanft eine Hand auf den Arm. "...den Fehler, einen Kübel zu vergessen, machen sie alle das erste Mal. So erging es Paloma und vor ihr auch Remete."
Der Angesprochene im feinen Anzug, der bei jeder anderen Person hier unten lächerlich gewirkt hätte, Mister Silver aber vorzüglich kleidete und ihn mit einer Aura des Unnahbaren und Edlen umgab, schmunzelte nachsichtig.
"Aber genug von den Kindern.", lächelte Eerie. "Ich hatte gehofft, dass du dich zur Wahl aufstellen lassen würdest, lieber Robert. Du hast etwas von meinem zweiten Mann. Einen starken Willen und einen wachen Blick. Dazu eine Ruhe, die Bewunderung verdient. Wenn hier unten Jemand meine Stimme verdient hätte, dann wärst dies du. Und einem Mann mit so einem Kinn..." Sie blickte zu ihm hoch und schmunzelte, während sie mit der Hand geschwisterlich über den Stoff seines Anzugs strich, "...so einem Mann würde ich auch folgen können. Nicht, dass Mister Boyle nicht auch eine gute Wahl darstellt - aber als Händlerseele will ich ihm mein Leben nicht unbedingt anvertrauen"
Geändert von Daen vom Clan (23.02.2017 um 22:23 Uhr)
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