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Ritter
Leigh hatte sich den ganzen Morgen lang bemüht, möglichst niemandem über den Weg zu laufen. Ihr war nicht nach Gesellschaft gewesen. Sie war nicht aus ihrem harten Bett gekrochen, bevor KILA mit unsäglich heiterer Stimme ihre Durchsage gemacht hatte, um sie alle zu informieren, dass wieder einer abgekratzt war. Und offenbar wollte die auch noch einen Orden dafür, dass sie jetzt "sicher" waren. Nicht weil diese Psychos, die nachts Insassen abstachen geschnappt worden waren, sondern weil die Opfer dabei nicht mehr bewusstlos wären. Das hatte ihre Laune wirklich nicht gebessert und schon gar nichts gegen dieses Gefühl von Unsicherheit getan, das seit dem ersten Mord an ihr nagte. Wen würde es als nächstes treffen? Wem konnte man noch trauen? Gut, diese Frage konnte sie sich eigentlich selbst beantworten, seit Jennifer dafür gesorgt hatte, dass sie in diesem Loch eingebuchtet wurde. Hatte ein schönes Unschuldslämmchen abgegeben vor Gericht. Blöde ••••••••. Sollte sie doch im gleichen Atomkrieg sterben wie die anderen.
Das waren die Gedanken, die Leigh durch den Kopf schossen, während sie missmutig in Richtung Gärten stapfte. Kaum dass sie die riesige Halle betreten hatte, hellte sich ihre Miene allerdings ein merklich auf. Sie mochte ihre Arbeit in den Gärten. Nun, so sehr sie eben irgendwas in der Düsterburg mochte. Das Licht war künstlich, die Umgebung pragmatisch und zierlos, es gab nicht mal Erde hier. Aber das viele Grün beruhigte sie trotzdem, es erinnerte sie manchmal an die vielen Stunden, die sie als Kind im Gewächshaus ihrer Eltern zugebracht hatte. Es war ein schönes Gewächshaus gewesen, zumindest bis ihre Eltern sich an einem Sylvesterabend gestritten hatten und irgendwie eine Rakete hineingeflogen war.
Leigh war nicht alleine im Garten, sie konnte in einiger Entfernung Erie sehen, die gerade die Blumen goss. Leigh kannte die ältere Frau nicht gut, wusste eigentlich kaum etwas über sie, außer dass sie diese berühmte Giftmörderin war. Das alleine reichte ihr, um zu wissen, dass sie es sich mit dieser Frau nicht unbedingt verscherzen sollte. Besonders wenn sie kochte. Die andere Person, die sie hier sehen konnte, war Leona, ein süßes, scheues Ding, das zwischen den ganzen schmierigen Kerlen und exzentrischen Gestalten hier in der Düsterburg irgendwie vollkommen fehl am Platze wirkte. Aber ihre Arbeit im Garten machte sie gut. Leigh nickte den beiden Frauen zu und brummte ein leises "Hi" bevor sie sich an die Arbeit machte und die Pflanzen nach eventuellen welken Blättern und Schädlingen zu durchwühlen. Letztere ließen sich von den Sicherheitsbarrieren des Knasts nämlich genausowenig beeindrucken wie mörderische Psychopathen.
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