Die Frage der Kleinen klang wieder so seltsam. Vielleicht war distanziert das richtige Wort? Das traf es auch nicht exakt. Richtig festmachen konnte Boyle es nicht, aber er beschloss, daran keine weiteren Gedanken zu verschwenden und nickte einfach. Viel eher war das eigentlich die beste Möglichkeit, sich doch noch ein bisschen umzusehen. Dann ertönte allerdings eine Stimme, zu der er unter normalen Umständen gerne mal Abstand hielt.
"Ich könnte seine Leiche ...untersuchen. Vielleicht kann ich daraus Wissen ziehen? Kann ja nie schaden."
Kurz blickte Boyle zu dem Mädchen - den Typen fand sie bestimmt nicht besonders angenehm. Also, noch unangenehmer als ihn oder den Toten oder was auch immer.
Ganz schön feige, KILA! Wenn du nur einen Funken Mumm hättest, wärst du hier bei uns unten. Aber so? Wer garantiert uns, dass du nicht diejenige bist, die uns umbringt? Dein Fernbleiben ist schon fast ein Geständnis!
Jetzt kamen auch noch ausgemacht Fantastereien dazu. Vielleicht war das aber gar nicht so schlecht für den Moment

So hievten sie den Toten schließlich aus der Koje und Boyle hatte irgendwie das ungute Gefühl, die stierenden Augen von Dr. Tod, dessen entzückender Name sich natürlich herumgesprochen hatte, vorfreudig glänzen zu sehen. Das war schon gleich ein zweiter, guter Grund, sich kurz zu entfernen, obwohl es gleich zur Verbrennungsanlage gehen sollte.
"Wenn ich jemanden umbringen wollen würde... vielleicht etwas injektieren? In die Halsschlagader, vielleicht."
Boyle nutzte die Gunst der Stunde und kletterte wie selbstverständlich zurück über die Leiter zum miefenden Schlafgemach des Verstorbenen.
"Nichts.", hörte er noch, aber das Untersuchen der Leiche und die reine Anwesenheit von Tod höchstselbst waren vermutlich Grund genug für das Mädchen, auf für sie unangenehme Art und Weise abgelenkt zu sein. Und der Doktor selbst hatte sowieso nur Augen für den Toten. Außerdem würde er sicher nicht lange brauchen.
Obwohl der Verstorbene nicht der interessanteste Mann gewesen war, gab es hier vielleicht ja trotzdem etwas zu entdecken. Hoffentlich mehr als Fotos, die bei irgendeinem der letzten Toten das einzige waren, was noch übrig war. Wer nahm allen Ernstes als die drei persönlichen Sachen von draußen nur unnütze Fotos mit?
Boyle begann also die Koje des Toten mit seinen Fingern abzutasten und zu sehen, ob irgendwo etwas versteckt war. Unter dem Kissen oder in einer Ritze am Rand oder ähnlichen, schlüpfrigen Gebieten.