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Thema: [Verbrecher von Düsterburg] Tag 0 - Rollenspielintro und Anführerwahl

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Leona blieb auch nach KILAs Ansprache und dem damit verbundenen Aufwachen eine Weile im Bett, halb liegend, halb sitzend. Dabei hatte sie den Vorhang schon zur Seite gezogen, um in den Schlafraum der Frauen blicken zu können. Ein inzwischen jämmerlicher Anblick, waren doch - inklusive ihrer - nur noch vier Schlafkojen besetzt. Von hier ließ sich nicht wirklich erkennen, wer bereits aufgestanden war und wer es ihr gleich tat. Sie musste sich wohl oder übel erheben, auch wenn das mögliches Aufeinandertreffen mit anderen Insassen bedeutete. Diese vermied die ehemalige Floristin, die seit ihrer Ankunft hier ihren grünen Daumen in der Hydroponik unter Beweis stellte, für gewöhnlich. Denn auch wenn gerade ihr bewusst war, dass nicht jeder Insasse ein gefährlicher Psychopath sein musste, hielt sie sich doch gerne fern von anderen, so weit das eben möglich war. Je mehr Personen aber starben, desto weniger war es möglich, noch unter dem Radar zu fliegen.

    Nicht mehr müde, aber doch erschöpft - das Schlafgas tat sicher sein Übriges - schob Leona auch das Gitter bei Seite, über das sie in der letzten Zeit noch glücklicher war als vor der Welle an Ermordungen. Die Leiter entlang kletterte sie zügig nach unten; kein einfacher Moment, musste man dem Rest des Raumes doch für einige Augenblicke den Rücken zukehren. Da dieser still lag, sollte es niemand schaffen können, sie in diesem geringen Zeitfenster überhaupt zu erreichen, doch die Düsterburg hatte die 21-Jährige paranoid gemacht.

    Erleichterung verspürend gelang es ihr jedoch, den Raum zu durchqueren, ohne auf jemanden zu treffen. Draußen angekommen wollte sie eigentlich schnell in Richtung der sanitären Anlagen, die man - das war vielleicht der einzig positive Nebeneffekt der Tötungen - inzwischen auch mal für sich selbst hatte. Doch schließlich warf sie einen Blick in das ihrem Schlafraum gegenüberliegende Nachtabteil der männlichen Insassen Düsterburgs und lauschte. Auch dort schien die Ruhe entweder noch zu bestehen oder schon eingekehrt zu sein. Mindestens ein, zwei Personen hat sie den Raum sicher schon verlassen hören, seit sie durch KILAs Monolog wach geworden ist, doch ob sich auch jemand um den ehemaligen Anführer gekümmert hatte? Für gewöhnlich waren die Bewohner dieses unterirdischen Komplexes nicht dafür bekannt, Anweisungen zu folgen. Und selbst, wenn sie sich nach den paar Wochen hier noch immer nicht als Teil dieser Gesellschaft war, behagte es ihr doch nicht, zu ignorieren, was der einzige Kontakt zur Außenwelt verlangte. Und noch weniger behagte es ihr, einen Toten inmitten gewöhnlich Schlafender in seiner kleinen Todesstätte liegen zu lassen.

    So betrat die junge Frau den Schlafsaal der Männer, nicht ohne von der gewohnten Spur Unsicherheit begleitet zu werden. Ihre Ohren hatten sie aber nicht belogen: Sämtliche Gefangenen hier hatten diesen Teil der Düsterburg entweder schon verlassen oder befanden sich noch in ihren Kabinen. Und auch, wenn sie aus ein, zwei eben dieser Kabinen Bewegungen wahr nahm, fühlte sie sich doch mutig genug, um sich der 56 zu nähern, aus der ohne Weiteres sicher keine Bewegungen mehr zu sehen sein würden.

    Nachdem Leona die Leitern empor gestiegen war, besah sie sich das etwas bleich gewordene Gesicht des Ermordeten, der darüber hinaus - hätte sie es nicht besser gewusst - nur friedlich zu schlafen schien. Ein mulmiges Gefühl überkam sie. Inzwischen hatte sie sich an den Anblick Toter gewöhnt, doch etwas anderes sorgte für mehr als nur ein Grummeln in ihrem Magen. Wie sie so halb über ihn gebeugt auf einer mittleren Sprosse der Leiter stand und in sein aschfahles Antlitz sah... es brachte Erinnerungen zurück, die sie nur zu gern unter Verschluss hielt, auch wenn ihr Aufenthalt in diesem Gefängniskomplex allein Erinnerung genug war.

    Die Pflanzenexpertin zog die Decke an seinem Leib hinab. Vielleicht war ja irgendetwas ungewöhnlich an der Art wie er gestorben war? Leona hoffte nicht wirklich, etwas zu finden, doch es kam ihr wie eine Pflicht vor, ihn zumindest rudimentär zu untersuchen, seinen Tod nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, auch wenn es doch schwierig war, nicht langsam abzustumpfen. Definitiv würde sie aber Unterstützung brauchen, wenn sie seine Leiche gleich bestatten wollen würde. Die Müllverbrennungsanlage klang zu diesem Zweck reichlich unromantisch, doch es war das, was man ihnen anbot. Und das, was einer vernünftigen Leichenbehandlung am nächsten kam.

    Es war einiges an Überwindung erforderlich, um das Wort an den vermeintlich leeren Raum zu richten. Abseits ihres Arbeitsbereiches sprach sie nicht viel und selbst dort nur, wenn es unvermeidbar wurde. Doch für unvermeidbar hielt Leona das Reden auch in dieser Situation.

    "Kann mir... jemand helfen? Ich möchte ihn zur... Verbrennungsanlage bringen."

    Geändert von MeTa (20.02.2017 um 14:28 Uhr)

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