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Ritter
Endlich war Leona zu ihrer Dusche gekommen. Man konnte dieses Mal wohl auch wirklich davon sprechen, dass sie verdient war. Sie hatte zwar noch Angst gehabt, dass sie auf dem Weg zu den sanitären Anlagen erneut aufgehalten würde und jemand mit irgendeiner Bitte an sie heran trat, doch das war glücklicher Weise nicht geschehen. So genoss sie das mal kühle, mal warme, mal zu heiße Nass und bekam einen immer klareren Kopf, was nicht nur positiv war.
Erstmals wurde ihr jetzt so richtig bewusst, in welcher Gefahr sie steckte. Das Misstrauen, mit dem sie sich selbst rund um die Uhr konfrontierte, welches mal einer und mal einer anderen Person galt, war unecht und nur ein paranoider Schutzmechanismus, der immerhin funktionierte. Die Menschen hier waren für sie Furcht einflößend, ohne dass sie das aber mit konkreten Ängsten verband. Es war in den meisten Fällen wohl unbegründet, und irgendwo wusste sie das auch. Doch dann wiederum gab es eine sehr reelle Bedrohung, die tatsächlich unter ihnen war und mehr als nur einen ehemaligen Insassen auf dem Gewissen hatte. Es war erstaunlich, dass dieser Gedanke Leona erst jetzt so wirklich kam: Sie war in Gefahr. Ganz akut und ohne, dass sich ihr Kopf das nur ausmalte. Da war jemand, der die Personen um sie herum umbrachte. Ein Konzept ließ sich dabei nicht erkennen, dafür waren zu viele gestorben und diese scheinbar zu wahllos. Das hieß, dass es auch sie treffen konnte. Und wo sie jetzt nur noch etwa ein Dutzend waren, konnte die Floristin nicht mehr unter dem Radar fliegen.
Da war sie also nun - frisch geduscht und mit einer kleinen Liste an Dingen ausgestattet, die sie zu erledigen hatte. Ganz groß auf der Nummer 1: Überleben. Mit etwas mehr Abstand auf Platz 2: Sich bei Leigh bedanken, dafür, dass sie ihr die leidige Aufgabe abgenommen hatte, obwohl sie mehr als eindeutig zeigte, dass sie keine Lust darauf hatte. Zu guter Letzt musste sie dann wohl zu den anderen in die Kantine und sich für einen neuen Anführer entscheiden. Einer Antwort auf die Frage, wer sich an dieser Stelle gut machen würde, war sie noch nicht näher gekommen. Und das wiederum beantwortete die Frage von selbst. Ihr war es im Grunde egal, doch es gab nur einen, der offen seine Bereitschaft erklärt hatte, den Posten überhaupt zu wollen. Also würde sie Boyle wählen, um niemanden in die Ungewissheit zu schicken, der das vielleicht gar nicht wollte.
Mit diesem Plan und einem grummelnden Magen begab Leona sich in die Mensa.
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