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Thema: Kafkaeskes Projekt. Interessierte gesucht.

  1. #1

    Kafkaeskes Projekt. Interessierte gesucht.

    Ahoi und Hallo (etc. pp.) liebe lesefreudige Gamergemeinde!

    In kurz: Ich bin Autor und suche fähige Leute, die sich mit dem Programmieren/Grafiken etc. auskennen und Bock haben, sich an der Umsetzung von etwas narrativ Anspruchsvollem zu versuchen.

    Langfassung: Vermutlich bin ich weder der erste noch der letzte, der sowohl jene Eingangsphrasen als auch das Folgende formuliert:

    Ich bin wie die meisten hier leidenschaftlicher Gamer und trage mich seit Jahren mit einer Spielidee, zu deren Ausführung, d.h. Programmierung, mir die nötigen Skills bzw. die Zeit zum Erwerben dieser Skills fehlt, weil ich dem lästigen Broterwerb nachgehen muss und als Autor insbesondere am Entwickeln meiner Schreibfähigkeit feilen muss - mal von allen möglichen anderen Projekten in der Fotographie, Musik etc. abgesehen. Mir ist im übrigen völlig klar, dass jeder seine eigene Geschichte erzählen will und sich nicht als Werkzeug von jemandem "benutzen" lassen will, damit der seine Geschichte erzählen kann. Ich möchte allerdings betonen, dass es nicht so sein muss: ich war und bin in der Fotographie, Musik und auch beim Schreiben immer wieder auf andere und deren Einfluss angewiesen und bin immer dankbar über Zusammenarbeit insbesondere da, wo ich selbst schlicht nicht fähig genug war. Man lernt nie aus, vor allem auch immer voneinander. Insbesondere bei guten Games und Filmen, man denke an den Herrn der Ringe beispielsweise, ist das Zusammenspiel vielfach und vor allem unterschiedlich Begabter in verschiedenen Bereichen unerlässlich, ja, die Wucht des Gesamtkunstwerkes ist nur durch Zusammenarbeit überhaupt möglich.

    Bevor ich nun meine Projektidee vorstelle, nenne ich kurz Einflüsse und Bewundertes, damit der Leser sich einen Eindruck machen kann - zumal ich davon ausgehe, dass sich Gleichgesinnte an so etwas erkennen; ich beziehe mich zunächst nur auf Games und dort nur auf Narrative und Erzählweisen, Gameplay (im weitesten Sinne 'Ludisches' steht zunächst im Hintergrund): The Stanley Parable, Beginners Guide, Bioshock, Witcher-Reihe, Mass Effect-Reihe, Gone Home, Pony Island, To the moon, etc. pp.

    Zur Spielidee selbst: Dass kleine Rpg-Maker-Perlen wie bspw. "To the moon" in relativ kurzer Zeit (und im weitgehenden Verzicht auf Sprache) viel und wirkmächtig erzählen können, dürfte unbestritten sein. Mir schwebt nun ein Projekt vor, das ähnlich wie The Stanley Parable eine Art Meta-Kommentar nicht nur auf das Spielen selbst, sondern die eingenommenen Rollen innerhalb der Spiele darstellt, also das Selbstbild und damit verknüpfte Wertesysteme reflektiert. Die kafkaeske Situation unserer Zeit (Individualismus vs. Vermassung, Globalisierung und Ersetzbarkeit des Enzelnen) findet ebenfalls ihren hoffentlich angemessenen Ausdruck. Der Arbeitstitel heißt: "Du bist nicht Aragorn". Nun soll es kein Bildungsroman werden, das Spiel sollte idealerweise 4-5 Stunden dauern, wobei 3-4 Stunden meiner bisherigen Schätzung nach für rollenspieltypisches Abarbeiten von Quests draufgeht, aber kommen wir zur eigentlichen Story:

    Der Protagonist, nennen wir ihn "Nochnichtheld" wohnt in einem typischen Mittelalter-Provinzdorf, ihr wisst schon: Bauernhöfe, n paar Häuser, n Markt, n bissel Wald, n paar Felder, n Friseur, ne Taverne, same old same old, möglichst generisch, nach außen hin langweilig, nichtssagend und doch echt und wirklich in seiner Belanglosigkeit. Das Love-Interest, eine braunhaarige stürmisch-aufgeweckte junge Frau, erklärt dem Protagonisten, dass sie Abenteuer bestreiten wolle, raus in die Welt, was erleben, Drachen erschlagen, ihr wisst schon, und noch bevor der Protagonist sie überzeugen kann, hierzubleiben, ist sie mit Sack und Pack weg - es versteht sich von selbst, dass sie so liebenswürdig geschrieben sein muss, dass der Verlust schmerzt. Der Nochnichtheld kann ihr nun allerdings nicht folgen, weil er schlicht kein Schwert, keine Rüstung und vor allem: keine Kohle hat. Und so beginnt dann die Marter des Landlebens ohne Geld, Frage also: Woher Geld nehmen? Dementsprechend Quests. Die Quests müssten, um die richtige Wirkung zu vermitteln, aus möglichst redundanter Scheiße bestehen, Ratten kloppen, Rüben sammeln, Steine hauen, gerade so langweilig, dass der Spieler kurz vor der Aufgabe ist - allerdings muss dafür natürlich die Entflohene zu hübsch, der versprochene Gewinn zu hoch sein. Kurz bevor die richtige Summe erreicht ist, wird der Vater des Protagonisten krank und während dies nur das erste von schätzungsweise 10-14 Dilemmata darstellt, wird hier die besondere Struktur des Spiels deutlich: der Protagonist kann sich hier das erste Mal entscheiden - denn wenn er für das Geld die Arznei für seinen Vater kauft, geht das Rattenkloppen, Rübensammeln und Holzhacken wieder von vorne los, eben weil die Arznei alles Geld kostet, was bis dahin verdient ist. Nun stellt sich allerdings heraus, dass der Vater stirbt - weil der Mediziner ein Scharlatan ist. Dieser entflieht dem Dorf und man kann ihm nicht folgen, eben weil man kein Geld hat, die nötige Abenteurer-Gebühr nicht zahlen kann etc. Verweigert man es, dem Vater zu helfen, wird dieser den Sohn nicht nur verfluchen, sondern er wird vom scheinheiligen Pfarrer in die Gemeindekirche zur Pflege überführt und da die Kirche - wie immer - kein Geld hat, wird das Geld vom Protagonisten eingezogen und der Vater stirbt trotzdem. Da der Protagonist so oder so kein Geld haben wird, muss er erneut questen. Ich will gar nicht von allen Ablenkungen und Irritationen erzählen, sondern gebe nur noch ein Beispiel eines möglichen Endes von mehreren: Irgendwann wird sich die blonde Nachbarstochter an den Protagonisten wenden und ihm ihre heimliche Liebe gestehen: sie sei froh, dass dessen Angebetete auf Abenteuerreise sei, sie habe sowieso nie so gut zu ihm gepasst wie sie selbst. Sie koche so gut, sie könne so gut sticken und Gardinenstangen so gerade biegen, dass es schön blöd wäre, sie zu verschmähen. Den Segen ihres Vaters habe sie auch. Im Bett sei sie, so jedenfalls das halbe Dorf, auch nicht schlecht. Da sie recht ansehnlich ist und ihn vor die Wahl stellt, kann sich der Protagonist auch hier so oder so entscheiden: Entscheidet er sich für die Heirat, gibt es eine kurze Sequenz (angedeutet: rein, raus, kinderschrei, glockenschlag, konfetti, korken) und ein Spielende. In der Titelsequenz heißt es schlicht: "X. blieb mit Tusnelda in seinem mehr oder weniger geschätzten Dorf und verbrachte die Tage in jenem lauwarmen Glück, das vor ihm schon tausenden anderen gewährt worden war. Er war nicht Aragorn und es war gut so. Ende." Eine Alternative bestünde freilich in der Weigerung, Tusnelda zu heiraten. In der darauffolgenden Nacht, kurz bevor es also auf Abenteuerreise gehen soll, hat sich Tusnelda allerdings erhängt und da der Nachbar, ihr Vater, den Spieler beschuldigt, dafür verantwortlich zu sein, wird dir von der trauernden Gemeinde das Geld für die Beerdigung entzogen, da der Nachbar selbst bettelarm ist (sagt er zumindest!). Und so muss - natürlich! - wieder gequestet und Geld verdient werden, bevor ...

    Obiges ist natürlich nur ein erster Ausblick, denn natürlich steht noch nicht jede Quest, obgleich die meisten Charaktere und einige Dialoge bereits entworfen sind und die Handlungsstränge angelegt sind. Einige Enden stehen ebenfalls fest. Es läge also - und da kommt der Knackpunkt-: an der Umsetzung. Wer beim Lesen bereits erste Bilder geformt hat, ein banales Kampfsystem, in dem Looten und Leveln unwichtig sind, erstellen kann und Bock hat, daran zu arbeiten, ein Dorf zu entwerfen, Häuser zu designen etc. der möge mir unbedingt Bescheid geben, auf den Austausch wäre ich immens gespannt, denn ich glaube schon, dass wir zusammen ein spannendes und außergewöhnliches Spiel erschaffen könnten.

    Ich muss zuletzt hinzufügen - ein weiterer Knackpunkt für viele -, dass mich Geld anhäufen bei weitem nicht so sehr interessiert wie Kunst und Luftschlossarchitektur und ich dementsprechend dafür weder Geld nähme noch für die Arbeit daran bezahlte, zumal ich es mir (mit so einer Einstellung!) vermutlich ohnehin nicht leisten könnte. Freilich, und das bleibt vermutlich ein Wunschtraum, spräche nichts dagegen (und alles dafür), ein fertiges Spiel bei Steam einzustellen und sich die paar Penunzen zu teilen, um sich hier und da einen nicht ganz günstigen Espresso leisten zu können. Aber wer weiß. Was zählt, ist das Spiel und wer nun Geschmack gefunden hat, der möge sich melden oder aber schweigen und den Tag trotzdem bestmöglich genießen!

    Mit den besten Grüßen, Dies.ist.kein.User

  2. #2
    Hab jetzt die komplette Textwand gelesen, sagen wirs mal so, es scheint mir so zu sein, dass diese Art Spiel mit minimalem Aufwand in einem beliebigen Maker erstellbar wäre.
    Zu sagen, dass die Zeit fehlen würde sich mit den minimalen Voraussetzungen vertraut zu machen (simples Event zusammen klicken und einarbeiten in die Datenbank fürs Kampfsystem) verurteilt das gesammte Projekt im Grunde jetzt schon zum scheitern, denn so lange würde es mit Sicherheit nicht dauern und wenn nichtmal diese Zeit da ist, bezweifle ich das Vorhandensein der nötigen Motivation für ein 5-6 Stunden Spiel.

    Und seien wir ehrlich, (auf die Gefahr hin mich zu wiederholen) wenn es nur um Rüben ernte, Steine kloppen und Raten bekämpfen geht muss man sich nichtmel in die Datenbank einarbeiten, da reichen sogar die Standard Items und Gegner.
    Alles was zu lernen wäre ist der Umgang mit dem Map Editior und simpelstes Eventen.

    Will nicht demotivieren oder sagen, dass die Spiel Idee schlecht wäre (denn sie ist schonmal besser als findet die 4 Kristalle oder besiegt den Bösen Dämonenlord der dein Dof niedergebrannt hat), aber gute Spielideen bekommt man überall hinterhergeschmissen.
    Jeder dahergelafene Spieler hat mindestens ein halbes dutzend davon.

    Will nicht ausschliessen, das sich hier doch noch Jemand findet, aber die Chancen sind gering.

    Wenn es nur ums Story schreiben geht, würde ich empfehlen: Autor bleib bei deinen Büchern.

  3. #3
    Ich werfe mal ein, dass es ja auch das Visual Novel-Genre gibt - da mal drüber nachgedacht? Mit Renpy ist das recht komfortabel, und gerade solche Storylastigen Sachen sind da eigtl. gut für geeignet.

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