Bastelstubenzeit. Ich schraube gerade ein neues Gebiet zusammen und plaudere einfach mal über mein Vorgehen. Was läge in einer nur der Wahrheit verpflichteten Dokumentation über die dem Atomkrieg folgenden Zustände Belgiens näher, als sich des Reichtums realer Schauplätze zu bedienen, frage ich mich kühn und antworte ebenso unerschrocken: "Burg Beersel!"
Na gut, gestehe ich mir zu, das will ich mir wenigstens mal angucken. Die wehrhafte Wasseranlange bringt alles mit, was ein im Jahre 1969 angesiedeltes Rollenspiel benötigt.



  1. Der zentrale Turm ist von bezaubernder architektonischer Eigenart. Backsteingemauert, giebelgeziert, beidseitige Erkertürmchen, dazu noch geschmackvoll proportioniert - ich bin so berührt, dass ich beschließe, ihn im Computerspielnachbau nur ein ganz klein wenig zu zerstören. Es zahlt sich einmal mehr für mich aus, die Postapokalypse in einem europäischen Land angesiedelt zu haben. Die Helden können sowohl in Bürogebäude als auch in Burgen einsteigen, was dem Auge Abwechslung und der Spielgestaltung eine je eigene Umgebungslogik schenkt.

  2. Ich übernehme vom Originalarchitekten auch die Wasserburgidee. Der wollte feindselige Neider abhalten, ich allzu stürmische Spieler. Natürlich gibt es einen Weg hinein, aber just den gilt es interaktiv zu ernünfteln. Da man als Spieler eines RPG-Maker-Spaßes die Welt von schräg-oben betrachtet, platziere ich in den vom Uferrand einsehbaren Burghof gemeinerweise auch gleich mal eine fette Beute als Lockmittel. Wessen Gier dann nicht Purzelbäume schlägt, den halte ich für unrettbar asketisch.

  3. So schön die Burg auch aussieht, muss ich sie doch modifizieren. Da ich die Welt auf einem Schachbrett errichte, kann ich runde Ringwälle gar nicht gebrauchen. Was die Normannen ihren englischen Burgen antaten, wird ja wohl auch mir erlaubt sein, also treibe ich dem Bauwerk die sich harmonisch aus seiner kreisenden Insichgekehrtheit ergebende Inselruhe mit prägnanten rechten Winkeln aus. Ah, schön.

  4. Die beiden Nebentürme sind nett gemeint, aber letztlich nur eine Wiederholung des in Punkt Eins schon hinlänglich Gelobten, darum darf ich endlich meiner Rabatzlust nachkommen und sie dem Erdboden gleichmachen. Wir hatten immerhin gerade einen Atomkrieg mit einer Druckwelle der Spitzenklasse. Die Stümpfe lasse ich stehen und erfreue mich einer die Spiellust weckenden Burgruine mit regionaler Verankerung und szenischem Aroma.