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  1. #10
    Valkyria: Azure Revolution (PS4)




    Oder: „Spiele ich doch lieber Hitman … oder Goat Simulator?“

    Handlung/Präsentation:
    Wir befinden uns im Königreich Jutland, einem kleinen Nest ohne wirkliche Bedeutung in einem fiktiven Europa. Zwischen Jutland und dem politisch, als auch wirtschaftlich dominanten Kaiserreich Ruzh bestehen Spannungen, die letztendlich in einem durch Jutland initiierten Krieg enden. Der Witz an der Sache: Die Drahtzieher hinter dem Krieg sind fünf Leute aus Jutland, die ihre ganz eigene Vendetta verfolgen. Einer davon ist Amleth, der den Anti-Walkären-Trupp „Vanargand“ anführt und mit dem und seinen Leuten man nun gegen Ruzh ziehen darf.


    Die Handlung wird anhand von einigen, relativ ausschweifenden Sequenzen präsentiert, über einen Mangel an Geschichte kann man sich also – im Gegensatz zu FFXV – nicht beschweren. Leider wird das alles eher schlecht und oft uninteressant präsentiert: Charaktere stehen überwiegend bewegungslos herum bzw. haben nur sehr eingeschränkte, sich wiederholende Bewegungen. Man sieht es sehr schön in einer Szene, in der ein Charakter eine Rede hält, dass den einzelnen Modellen anscheinend vereinzelte Bewegungen zugeordnet wurden. In der Nahaufnahme zuckt er nur unnatürlich mit dem Kopf, während er, sobald man ihn von weiter weg sieht, wie wild herumgestikuliert, was in der Nahaufnahme sofort wieder aufhört. Das wirkt alles sehr billig und statisch und wenn man mehr als 30 Minuten diesen Sequenzen folgen muss, kann das echt zäh sein.

    Eigentlich mag ich ausführlich und durch ausschweifende Gespräche erzählte Geschichten, aber das hier zieht sich vor allem am Anfang und gegen Ende in die Länge. Erstens wegen der Präsentation an sich, zweitens, weil man nichts, aber auch wirklich nichts beschleunigen, wegdrücken kann und drittens, weil nun wirklich nicht alles, was man zu sehen bekommt, für die Handlung relevant oder interessant ist. Es gibt auch schlecht geschriebene und sinnlose Dialoge. Und es wird auch mal lange gelabert, wenn es unpassend ist, z.B., wenn man direkt vorm Missionsendgegner steht und der einem zusieht. Im Mittelteil des Spiels gibt sich das zum Glück einigermaßen, nur um am Ende wieder echt zäh zu werden.
    Was mir dann wieder recht gut gefallen hat, war das Ende: Das Spiel gibt sich leider keine Mühe, da irgendwie zu überraschen, was auch auf eine Enthüllung etwa im Mittelteil zutrifft. Dennoch war das ein Teil der Geschichte, den ich als recht interessant und von der Idee her auch als nett gemacht empfand, was mich einigermaßen mit der Handlung des Spiels versöhnt hat.


    Was die Charaktere angeht, so merkt man schnell, wer eigentlich die Hauptcharaktere sind, die relativ brauchbar charakterisiert werden. Andere Charaktere verkörpern dagegen nichts, als ein bestimmtes Klischee: Vor allem diese Kleine-Mädchen-Charaktere und ihr Gequietsche sind zum Wegrennen. Außerdem gibt es heftigsten Sexismus, von dem ich kotzen könnte. Ja, dazu gehören quietschige, weibliche Charaktere, die nichts intelligentes zu Gesprächen beizusteuern haben, aber auch solche, die aussehen, als hätten sie unter ihrem kurzen Mantel nichts an, weil oben die Riesenbrüste schwabbeln (die werden wirklich so animiert, anstatt mal dem Gesicht des Charakters eine richtige Animation zu verpassen). Die Walküre Brunhilde dürfte außerdem wegen ihrer Brüste kaum stehen können. Selvarias Riesenbrüste waren schon heftig und lächerlich, aber hier wird es echt noch besser...
    Man merkt es auch gut an den Gesprächsanteilen, wenn alle Männer mal wieder ihren (eher sinnvollen) Senf zum Gespräch dazugeben und evtl. Frauen (außer Ophelia, aber die ist auch ein Hauptcharakter) nur dabeisitzen.

    Gameplay:
    Action-KS mit rundenbasierten Anteilen, die nicht reinpassen, wie z.B. die Notwendigkeit, nach einem Angriff zu warten, bis man wieder angreifen kann. Man kann auch noch ein Gewehr benutzen, nur ist das jetzt völlig nutzlos und man muss es umständlich aus dem Menü auswählen. Die Missionen sind vor allem am Anfang sehr kurz und werden erst gegen Ende länger, wo sie mir auch besser gefallen haben. An sich empfand ich das Kampfsystem aber als relativ stumpf und unoriginell und frage mich sowieso, wieso man den Teil aus Valkyria Chronicles genommen hat, der wirklich einzigartig war und das Spiel von anderen abgehoben hat und ihn durch ein KS ersetzt hat, das man so schon zigmal gesehen hat.
    Vergleicht man das hier mal mit FFXV, fallen einige Parallelen auf: Erstmal, dass man nach dem Prinzip „Auf sie mit Gebrüll!“ vorgeht, dann die Möglichkeit, gefallene Charaktere wiederzubeleben, indem man hingeht und eine Taste drückt und dann wiederum die Möglichkeit das Spielgeschehen zu pausieren und in der Zeit im Menü herumzukramen (ok, das war in FFXV optional). Sich wild herumteleportieren kann man hier nicht, aber es fühlte sich sehr ähnlich an, auch wenn Kämpfe in Valkyria nicht so chaotisch und unübersichtlich sind.


    Es gibt hier allerdings ein paar Elemente, die später wichtiger werden, wie z.B. der Aspekt der Moral: Ist sie für die eigene Gruppe niedrig, dann lädt die Leiste, die einen neuerlichen Angriff erlaubt, viel langsamer und es kann sogar passieren, dass der Charakter selbst sich langsam bewegt (was ich sehr nervig fand und erst als Ladeprobleme der PS4 bezog). Bei voller Leiste muss man gar nicht mehr warten, bis man wieder angreifen kann, was sich letztendlich am besten gespielt hat, da, wie ich oben ja schon schrieb, dieser Alibi-Rundenaspekt den Spielfluss eher unterbricht, als ihn zu bereichern.

    Überbleibsel aus den Vorgängern gibt es; Gegenden erinnern teils daran, es gibt so ziemlich alles, was man an Gegenständen im Kampf einsetzen konnte, kann hinter Sandsäcken in Deckung gehen und gegnerische Stützpunkte einnehmen. Leider wurden diese Elemente alle irgendwie pervertiert. Gegenstände kann man sich auch sparen (vor allem Endgegner wehren alles ab, was man auf sie abschießt) und Stützpunke muss man nicht benutzen; Deckung erst recht nicht, weil das Spiel überwiegend so leicht ist, dass Deckung nutzlos ist und weil man sich nun auch einen Heiler (in Endgegnerkämpfen sogar sehr nützlich) mitnehmen kann. Ich fand lediglich die letzten Missionen insofern anspruchsvoller, als dass ich auch mal ausgewichen bin, Deckung habe ich trotzdem nicht benutzt.
    Überhaupt: Für die letzte Mission wurde Lvl. 60 empfohlen; ich hatte mit Lvl. 42 keinerlei Probleme. Nur einen Endgegner habe ich zweimal verkackt, weil der einen Angriff hatte, von dem alle, die davon getroffen wurden, direkt hinüber waren. Daraufhin durfte ich eine 50-60-Min.-Mission direkt nochmal von vorne anfangen.
    Dass ich Kämpfe als so leicht empfand, mag aber auch daran gelegen haben, dass die Fähigkeiten, die man später erhält, sehr nützlich und im Falle einer Fähigkeit, die den eigenen Angriff verstärkt, fast schon zu gut sind. Nachdem ich die entdeckt hatte, fand ich auch nicht mehr, dass Endgegner zuviele HP hätten (das fiel mir vorher negativ auf).

    Außerdem waren sämtliche Geschäfte und Ausrüstungsverstärkungen (mit Ausnahme der Waffenverbesserungen) nutzlos und umständlich.

    Was mir noch gut gefiel ist, dass die ganze Geschichte wieder anhand eines Buches präsentiert wird, in dem man alle Szenen noch einmal anwählen kann. Auch wenn diese übergreifende Menü-Situation ein Spoiler ist, war sie irgendwie ganz nett.


    Graphik & Musik:
    Die Musik ist gelungen; verwendet manches aus dem ersten Valkyria und möglicherweise auch aus den anderen Teilen, was ich nicht per se schlimm finde. Ich finde, die Stimmung der Vorgänger wurde hier gut eingefangen und mochte die Musik durchweg gern. Sehr vielfältig war die Auswahl an Stücken zwar nicht, aber das hat nicht gestört und das, was man immer wieder zu hören bekam, war auch hörenswert. Hier mal ein paar Beispiele:

    Pledged Revenge
    Azure Revolution
    Marching

    Graphisch fand ich Azure Revolution weniger gut gemacht als Valkyria Chronicles (den ersten Teil), da der Stil dieses Teils einfach einmalig war. An sich sieht das Spiel trotzdem ganz gut aus, aber zusammen mit den Präsentationsproblemen, die ich oben beschrieben habe, funktioniert das hier nicht so gut. Ein paar Hintergründe und Charaktermodelle sind ganz gelungen, allerdings gibt es wiederum auch Gegenden, die sich sehr ähneln und Charaktermodelle, die ein Totalausfall sind.

    Fazit:
    Valkyria: Azure Revolution war nun doch nicht so schlecht, wie ich anfangs befürchtet hatte, sondern immerhin spielbar, was noch lange nicht heißt, dass das Spiel gut ist. Was mich in der zweiten Hälfte etwas friedlich gestimmt hat, waren die längeren Missionen, in denen manche Elemente wichtiger werden und die generelle Entwicklung der Handlung, die doch dafür gesorgt hat, dass das ganze Ding nicht auseinanderfällt.
    Als Nachfolger der drei Spiele davor (und das, obwohl VC2+3 schon mit PSP-spezifischen Problemen zu kämpfen hatten) taugt Azure Revolution dagegen nicht: Es gelingt zwar letztendlich, eine Handlung mit viel Krieg und Drama zu erzählen, auch wenn sie anders ausgezogen wurde, allerdings wurde dem Spiel genau das Element genommen, dass es positiv von anderen Spielen abgehoben hätte und das in VC ja so gut war: Das Kampfsystem. Auf so ein stumpfes Kampfsystem wie hier, das man schon zigmal gesehen hat, haben die Spieler der Reihe jedenfalls nicht gewartet.
    Um nochmal einen kurzen FFXV-Vergleich zu ziehen: Ja, in FFXV wurde auch zugunsten eines 08/15-Action-KS auf Zeug verzichtet, das immer gut war. Azure Revolution hat dagegen immerhin noch eine Handlung, die einigermaßen Sinn ergibt … na, immerhin.

    Insgesamt: 6/10
    Spielzeit 27 Std.


    PS: Habe erst danach mit Hitman angefangen.
    Geändert von Winyett Grayanus (13.02.2017 um 17:33 Uhr)

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