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  1. #11
    Ephemeral Fantasia (PS2)


    Ephemeral Fantasia (ich kürze das jetzt als EF ab) war mein erstes PS2-Spiel, das ich auch ausgiebig gespielt habe, vor allem zu der Zeit (ein paar Tage), als ich noch keine Memory Card hatte und immer wieder von vorne anfangen musste. Danach habe ich auch noch einige Stunden damit verbracht, bin aber irgendwann an drei Dungeons hängengeblieben, die ich einfach nicht gepackt habe und habe davor alles ohne Lösung herausgefunden, was viel Zeit in Ansoruch genommen hat. Diesmal ging es mit neuer Motivation und Komplettlösung noch einmal ans Spiel.
    … und siehe da: Ich fand die Dungeons leicht und alles generell sehr schaffbar.

    Handlung, Welt und Präsentation
    Mouse, Musikant, der seinen Beruf jedoch auch dazu nutzt, um seine Arbeitgeber hin. Und wieder mal zu beklauen, wird auf die Insel Pandule eingeladen, um dort zur Hochzeit der beiden Herrscher der Insel ein Lied zu komponieren. Was jedoch nach einem normalen Auftrag aussieht, stellt sich als etwas heraus, das etwas zu groß für Mouse ist: Pandule befindet sich in einer Zeitschleife, die unmittelbar nach der Hochzeit erneut beginnt und alle Einwohner der Insel ihre Erinnerungen verlieren lässt, Mouse ist davon jedoch nicht betroffen und macht sich nun daran, Verbündete zu finden und die Zeitschleife zu durchbrechen.


    (Lute Hero)


    Was ich an EF interessant finde, ist, dass die Geschichte relativ minimalistisch, d.h. nur anhand von ein paar Sequenzen erzählt wird, es dabei aber trotzdem schafft, interessant zu sein. Verbunden mit der Erkundung der Insel und der Tagesabläufe der Charaktere hat es die Geschichte um die Insel Pandule geschafft, mich für viele Stunden zu beschäftigen und mein Interesse daran aufrechtzuerhalten. Pandule ist erst einmal nur eine Insel, dafür jedoch sehr groß und jeder Bewohner hat einen festen Tagesablauf und kann zu jeder Tageszeit irgendwo gefunden werden. Dadurch wirkt die komplette Welt total lebendig und es macht Spaß, sie zu erkunden oder einfach mal irgendwo herumzulaufen. Dies ist wohl das erste Spiel, das mich dazu gebracht hat, irgendwo in der Wildnis stehenzubleiben und ein Lied auf meiner Laute zu klimpern, einfach, weil ich Lust darauf hatte.

    Manches wurde allerdings so … na ja umgesetzt, nehmen wir mal die Zusammensetzung von Familien als Beispiel. Eine Familie in EF sieht folgendermaßen aus:

    Kevin, Ladenbesitzer (und großer Patriarch der Familie)
    Kevins Frau (namenlos)
    Kevins Tochter/Sohn
    manchmal noch Kevins Mutter o.ä.

    Man merkt vielleicht, wie EF, was den geistigen Horizont der Entwickler angeht, zuzuordnen ist. Leider ist das, was ich oben beschrieben habe, nämlich keine Ausnahme, sondern die Regel: Einige Männer mit Namen, Frauen, sofern sie keine spielbaren oder wichtigen Charaktere sind, namenlos. Dazu kommt dann noch die Zusammensetzung der eigenen Gruppe (3 Frauen, 9 Männer) und die echt unangemessene Darstellung von 4/5 wichtigen Frauen im Spiel. Das hinterlässt schon irgendwie einen schlechten Beigeschmack.

    Ach, und die Übersetzung (aus Nostalgiegründen musste es natürlich die Deutsche sein) ist eine Frechheit und so ziemlich die schlechteste, die mir in einem Spiel je untergekommen ist. Man könnte fast glauben, dass es sich hier um eine automatische Übersetzung handelt, nur würde das nicht mit den zahlreichen Rechtschreibfehlern zusammenpassen. Bei dem schlechten Deutsch, das hier produziert wurde, kann man wohl davon ausgehen, dass die Übersetzer selbst kein Deutsch konnten, ganz abgesehen davon, dass hier eine absolut schlampige Arbeit abgeliefert wurde.

    Wichtig für die Handlung sind jedoch vor allem die rekrutierbaren Charaktere, deren Tagesablauf man in der ersten Woche einmal verfolgen muss, um danach die Möglichkeit zu bekommen, ihn so zu beeinflussen, dass sich für die Charaktere wichtige Ereignisse ändern und diese sich Mouse anschließen. Damit das gelingt, muss man erst einiges an Hirn und Geduld ins Spiel stecken, denn die Zeit läuft immer mit und man muss genau wissen, wann welcher Charakter wo ist.
    Interessanterweise werden die Charaktere im späteren Verlauf gar nicht weiter charakterisiert, ich hatte aber dennoch den Eindruck, dass die irgendwie Persönlichkeit hatten.


    (Der Witz hat so~ einen Bart.)

    Gameplay usw.
    Neben der Erkundung der Insel nimmt das Kampfsystem eine wichtige Rolle ein, denn es gibt Zufallskämpfe … und davon nicht zu wenig. Interessant am KS ist, dass immer eine Gruppe einen Kampfvorteil hat, man kann also entweder von den Gegnern umzingelt werden, oder den Gegner selbst umzingelt haben. Der Rest läuft ganz klassisch, wie man es aus rundenbasierten Kampfsystemen kennt und ich habe an hier an sich nichts zu meckern – alles spielt sich sehr solide und ohne wirkliche Störfaktoren. Gut hat mir auch gefallen, dass man Fähigkeiten lernt, wenn man andere Fähigkeiten öfter einsetzt. Außerdem ist neben dem normalen Level eines Charakters der Gruppen-Level interessant, durch den alle Charaktere mehr HP und MP bekommen. So kann man auch einen Charakter mit Lvl. 1 mitnehmen, der zwar weiterhin schwach ist, durch die erhöhten HP aber durchaus in der Gruppe bestehen kann.
    Gestört hat mich, dass man hinterher nur noch langsam levelt, was es sehr schwer macht, einen brauchbaren Level für die spätere Endgegnermasse zu bekommen. Außerdem sind Dungeons in diesem Spiel nicht nur uninteressant, sondern auch frustrierend, da alles gleich aussieht und man sich schnell verlaufen kann. Zusammen mit wirklich sehr vielen Zufallskämpfen kann das echt nerven (ich habe eine Lösung benutzt, um das Grauen einigermaßen zu verkürzen).


    (Prost!)

    Spaß macht dagegen das Rekrutieren der Charaktere, wofür man wirklich nachdenken und sich mit dem Spiel beschäftigen muss, denn EF ist kein Spiel, das den Spieler an die Hand nimmt, sondern ein Hohes Maß an Eigenständigkeit erfordert. Glücklicherweise kann man, sobald man die jeweiligen Abschnitte der Karte gefunden und die Fähigkeit erlernt hat, schnell von einem Ort zum anderen springen („Kraftsprung“ ist sowohl ein Angriff, als auch eine Fähigkeit zur Fortbewegung), was den Spielablauf sehr erleichtert, wenn die Uhr mitläuft.

    Außerdem gibt es Minispiele, die viel Spaß machen: Einerseits kann man Lieder, die man im Laufe des Spiels erhält, mit seiner Laute spielen … und dann gibt es noch das Saufspiel. Alleine schon die Gesichter dabei sind gut.

    Graphik & Musik
    Die Musik ist durchweg solide und bietet einige, mehr oder weniger schöne Stücke, die man sich gut anhören kann, ob es nun Kampfmusik ist oder Musik, die man hört, während man sich durch die Welt bewegt. Ganz schön fand ich vor allem die Lieder, die man mit seiner Laute spielen kann. Also generell nichts, wobei man sich die Ohren zuhören muss; abseits des Spiels würde ich mir die Musik allerdings eher weniger anhören wollen (dafür ist sie wiederum nicht aufregend genug).
    Bei der Graphik merkt man, dass das Spiel in die Jahre gekommen ist, aber irgendwie erfüllt sie ihren Zweck. Vor allem die Stadt ist farbenfroh und bietet einiges an Vielfalt, nur Dungeons sind von der Präsentation her durchweg langweilig und sehen an jeder Stelle gleich aus.


    Fazit
    EF ist ein Spiel, das zu unrecht schlechte Kritiken kassiert hat, denn wenn man sich richtig damit beschäftigt, überzeugt es mit einer toll gestalteten Welt, einem hohen Grad an Immersion und viel Originalität. Der Rest, wie das Kampfsystem, ist durchweg solide und das Rekrutieren der Charaktere ist knifflig und macht Spaß. Lediglich an den Dungeons und an den Schwankungen des Schwierigkeitsgrads müsste mal gearbeitet werden. EF ist sicher kein Spiel für ungeduldige Leute oder solche, die von einem Spiel an die Hand genommen werden wollen – wer das mitbringt und sich etwas länger mit EF beschäftigt, bekommt ein Spiel mit toller Welt, Anspruch und einen originellen Spielablauf. Wenn man sich eine Lösung dazulegt, kann man sich das alles etwas erleichtern – was in diesem Fall durchaus legitim ist.

    Spaßfaktor: hoch
    Frustfaktor: mittel (mit Lösung) bis hoch
    Sexismusfaktor: hoch

    Insgesamt: 8/10
    Spielzeit (geschätzt): 35 Std.
    Geändert von Winyett Grayanus (30.01.2017 um 21:57 Uhr)

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