Radiant Historia (NDS)
Es gibt ja nicht wahnsinnig viele Rollenspiele, die Zeitreisen zum Thema haben, wenn man vom schon relativ alten Ephemeral Fantasia absieht, dass etwas anders mit der Thematik umgeht. Radiant Historia sah für mich wirklich solide aus und da es auch noch hieß, das Spiel hätte eine dichte Handlung und würde die Charaktere manchmal etwas viel labern lassen (was für ein Kritikpunkt), war für mich klar, dass ich mir das Spiel mal ansehen musste.
Handlung
Es herrscht Krieg zwischen den Reichen Alistel und Granorg und als wenn das nicht genug wäre, versandet der Kontinent immer mehr. Stocke, eine Art Geheimdienstler aus Alistel, wird auf eine augenscheinliche Selbstmordmission gegen Granorg geschickt und als alles verloren scheint, fällt ihm ein Buch namens „White Chronicle“ in die Hände. Diese Chronik ermöglicht es ihm, die Geschichte zu verändern, indem er in der Zeit vor- und zurückreisen kann. Na, dann...
Mir gefiel die Art, wie das Spiel mit Zeitreisen umging, ziemlich gut. Es gibt ja quasi zwei große, wichtige Zeitstränge und wie diese miteiander verwoben wurden (manchmal kommt man in einem Zeitstrang nicht weiter und muss dann erst etwas im anderen erledigen), wurde ziemlich gut durchdacht und funktioniert ohne größere Logiklöcher. Außerdem ist die Geschichte beider Zeitstränge spannend und wird mehr oder weniger gut erzählt – vor allem zum Ende hin hatte mich die Handlung dann komplett gepackt.
Glücklicherweise werden auch Nebenmissionen gut in die Handlung eingebettet und können diese sogar beeinflussen – wie oft sieht man so etwas heutzutage schon noch in Spielen? Das war für mich jedenfalls der Anreiz schlechthin, um auch alle Nebenmissionen zu erfüllen.
Mit den Charakteren wird man im Laufe des Spiels ganz gut warm und manche werden auch gut charakterisiert. Andere Charaktere, wie z.B. Marco, bleiben jedoch leider bis zum Ende relativ blass und man erfährt kaum etwas über sie. Hier wäre echt noch Raum für Verbesserungen gewesen, aber insgesamt ist mir ein Großteil der Charaktere schon irgendwie ans Herz gewachsen.
Insgesamt bekommt man hier jedenfalls eine gut erzählte, komplexe Geschichte.
Gameplay
Hier gibt es zweierlei wichtige Punkte: Einerseits die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Ereignissen in der Zeit herumzureisen, was über eine recht zweckmäßige Karte funktioniert. Sehr gut fand ich es, dass man, manchmal nur durch kleine Dinge, spätere Ereignisse beeinflussen konnte, wodurch sich die entsprechende Szene noch einmal änderte. Die Nebenmissionen sind sowieso gut gelungen, wie ich ja oben schon geschrieben habe, gut in die Handlung integriert und motivierend. Hier gibt es keine Missionen vom Typ „Hol mir mal drei Bündel Gras“.
Beim Kampfsystem war ich etwas zwiegespalten. Es bietet einem die Möglichkeit, Gegner auf dem Feld herumzuschieben und so z.B. mehreren Gegnern gleichzeitig Schaden zuzufügen, was in Endgegnerkämpfen gut funktioniert und richtig nützlich ist. So kann ein Kampf ohne richtiges, taktisches Vorgehen ziemlich schwer sein, allerdings auch sehr leicht, wenn man o.g. Möglichkeiten richtig nutzt. Endgegnerkämpfe haben mir, was das angeht, Spaß gemacht.
In normalen Kämpfen zog dieses System die Kämpfe jedoch vor allem in die Länge, was umso ärgerlicher ist, wenn die Gegner nicht einmal genug EXP abdrücken. Das war leider bis zum Ende ein Problem: Es lohnte sich für mich schlichtweg nicht, gegen schwerere Gegner zu kämpfen, da man für leichtere Gegner kaum weniger EXP bekommt.
Apropos Kämpfe: Es gibt nur wenige, wirkliche Dungeons (vor allem gegen Ende), sondern so etwas wie Grasebenen und Höhlen. Das fand ich an sich nicht schlimm, was mich aber genervt hat, war, dass man diese Ebenen im Laufe des Spiels immer wieder durchqueren muss und das ohne die Möglichkeit, über die Weltkarte abzukürzen. „Gran Plain“ war so etwas, was ich irgendwann echt nicht mehr sehen konnte … glücklicherweise lernt man schnell, wie man sich unsichtbar macht.
Graphik & Musik
Graphisch ist Radiant Historia einerseits irgendwie pixelig, andererseits mochte ich die Graphik aber, da hier mal nicht diese typischen NDS-Charaktermodelle verwendet werden, wie z.B. in den FF-Ablegern für den NDS. Texturen sind stellenweise etwas matschig, allerdings auch detailliert und man merkt, dass die Entwickler sich Mühe gegeben haben, graphisch etwas anderes zu machen und wahrscheinlich soviel, wie man auf dem NDS überhaupt umsetzen kann. Die Städte sind auch von der Aufmachung her ziemlich unterschiedlich und es lohnt sich, sich da mal etwas mehr umzusehen. Lediglich die Dungeons sehen ein bisschen langweilig aus.
Musikalisch ist Radiant Historia nicht so~ vielfältig, aber was man an Musik bekommt, ist stimmig und es stört auch nicht, wenn man ein Stück mal wieder hören muss. Viele Stücke sind mir positiv in Erinnerung geblieben und es gab eigentlich kein Stück, das mir nicht gefallen hat. Es gab eher solche, bei denen ich mir gedacht habe: „Oh ja, das mal wieder“.
Hier mal ein paar Beispiele:
Where the Wind and Feathers Return
The Edge of Green
Fazit
Radiant Historia scheint ja ein eher unbekanntes Spiel zu sein und ich war entsprechend froh, dass ich darauf gestoßen bin und es gespielt habe, denn es lohnt sich, vor allem deshalb, weil RD einiges von dem richtig macht, was man in neuerem Spielen manchmal vermisst, dabei aber irgendwie originell und frisch wirkt. Vor allem den Umgang mit Nebenmissionen muss ich hier noch einmal hervorheben, weil ich den als total vorbildlich empfand
Entsprechend habe ich auch 234 von 236 „Nodes“ erledigt, wobei einer davon ein Endgegnerkampf war, auf den ich keine Lust mehr hatte, nachdem ich ihn ein paarmal versucht hatte. Beim letzten Ereignis bin ich mir ehrlich gesagt nicht sicher, was fehlt.
Gesehen habe ich dennoch alle zusätzlichen Enden, weshalb ich das Spiel nun unter „alles herausgeholt, was ging“ abgeschlossen habe.
Insgesamt: 9/10
Spielzeit: 31 Std.