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Young Imperial Combo
Spiel 1: Saga Frontier - Emelia (PSX)
Gestartet: 21.01.2017
Beendet: 09.02.2017

Warum gerade dieses Spiel?
Vor einigen Jahren hatte ich mal Saga Frontier 2 von einem Gebrauchtspiele-Händler mitgenommen ohne zu wissen, was auf mich zukommt. Nachdem mir das Spiel aber dann ziemlich gut gefallen hat, wollte ich mir auch mal Teil 1 ansehen, das für mich persönlich vor allem nach einem interessanterem Setting ausgesehen hat. Das Problem an dem Spiel ist nur, dass es eigentlich 7 kürzere RPGs sind, denn jeder der sieben Hauptcharaktere hat ein ganz eigenes Abenteuer spendiert bekommen, das sich wenig bis gar nicht mit den jeweils anderen überschneidet (und bei dem man immer wieder von Null startet). Insgesamt wäre man mit allem zusammen gut über 100 Stunden beschäftigt – allerdings wiederholen sich Dungeons und Schauplätze (und damit auch Gegner und NPCs) sehr oft, da alles in derselben Welt und zur ungefähr selben Zeit spielt. Es gibt zwar viele verschiedene Locations, aber diese würden vielleicht für zwei bis drei Charaktere ausreichen, um genug Neues zu bieten; bei sieben Leuten wiederholt sich alles irgendwann, und manche Orte wird man sogar jedes einzelne Mal besuchen. Zumindest wenn man nicht nur stupide die Hauptquest-Missionen spielt, was aber so gar nicht realistisch ist, da das Spiel einen relativ hohen Schwierigkeitsgrad aufweist.
Deshalb ist es jedenfalls ratsam, zwischen den einzelnen Geschichten großzügige Pausen einzulegen. Ich mache ungefähr ein Mal im Jahr so eine Charakter-Episode und es war einfach mal wieder an der Zeit – mit etwa 15 Stunden voraussichtlicher Spielzeit fand ich das auch einen guten Einstieg in die Challenge.
Worum gehts?
Grundsätzlich ist die Welt von Saga Frontier eine fortschrittliche, in der es ohne viel Aufwand möglich ist, zwischen vielen verschiedenen Planeten hin- und herzureisen. Dies ist eigentlich die einzige, große Gemeinsamkeit aller Episoden: Das "Universum", das man frei bereisen kann, ist genau dasselbe - also nicht nur im Bezug auf die Orte an sich, sondern auch auf den Zeitpunkt, zu denen die jeweiligen Ereignisse ungefähr stattfinden. Jeder Charakter hat eine eigene Motivation, um diese Welten zu erkunden.
Ich habe mich diesmal für Emelia als Hauptcharakter entschieden, die zu Beginn des Spiels einfach nur ihren Verlobten Ren besuchen möchte, um sich mit ihm nach einem Streit zu versöhnen. Als sie dort jedoch ankommt, findet sie das Haus verwüstet vor und sieht gerade noch einen mysteriösen, maskierten Mann vom Tatort fliehen. Ren wurde offenbar ermordet und irgendwie glaubt niemand Emelias Aussagen über den wahren Täter – sie wird des Mordes bezichtigt und ins Gefängnis gesperrt. Dort lernt sie zwei Frauen kennen, mit denen sie schließlich gemeinsam flieht. Die beiden Damen gehören zu einer geheimen Gruppierung namens „Gradius“, die ganz zufällig auch nach „Joker“, also dem maskierten Mann, sucht. Nach dem erfolgreichen Ausbruch schließt Emelia sich also Gradius an, um von ihnen trainiert zu werden, Missionen zu erfüllen und den Mord an ihrem Verlobten aufzuklären.
Der Einstieg in Emelia’s Geschichte war für mich ziemlich cool, weil es wirklich was ganz anderes war als bei den andren beiden Charakteren, die ich bisher schon gespielt habe. Ich hatte auch definitiv großes Interesse daran, die Motive von Joker herauszufinden und Gradius besser kennen zu lernen, aber grundsätzlich sollte man trotzdem nicht zu viel erwarten. Saga Frontier 1 erzählt seine Geschichten allgemein nicht gerne ausufernd. Die Handlung wird oft mit kurzen Szenen vorangetrieben, in denen wirklich nur das Nötigste gesagt wird und wo selten Emotionen aufkommen. Dabei hat gerade Emelias Story durchaus Potenzial. Bestes Beispiel ist eine Szene, in der Roufas (der Anführer von Gradius) Emelia K.O.-Tropfen untermischt, um sie anschließend an den perversen Anführer einer bösen Organisation zu verkaufen, weil sie nicht freiwillig bei diesem nachforschen möchte. Das finden alle Beteiligten in dem Moment angemessen scheiße, aber nach der Mission wird die Sache kein einziges Mal auch nur noch erwähnt. Nicht mal Emelia selbst spricht je darüber, obwohl sie Roufas bei ihrer Rückkehr eigentlich mindestens eine hätte reinhauen müssen, und ist offenbar dann doch a-okay damit. 
Trotzdem hat mir die Geschichte insgesamt bisher am besten von denen gefallen, die ich gespielt habe. In ihrer minimalistischen Art beinhaltet sie wenigsten etwas nachfühlbares Drama und Emelia ist als Protagonistin halt auch einfach super – es ist interessant ihren Weg von der normalen Frau zur Rachekämpferin mitzugestalten. Besonders cool fand ich außerdem, dass es im Gegensatz zu meinen vorigen Durchgängen hier zwei unterschiedliche Enden gibt. Ich war trotzdem vom guten Ende schon irgendwie gerührt, aber wenn die Geschichte besser präsentiert worden wäre, hätte mich das wirklich richtig mitgerissen. Es ist also schade, dass an Dialogen und Szenen gespart wird, weil die Ideen definitiv gut sind.
Mir ist hierauch erstmals so richtig aufgefallen, dass durchaus Mühe in den einzelnen Szenarien steckt und nicht nur blind kopiert wurde – jede Geschichte ist total an den Hauptcharakter angepasst und inhaltlich sehr individuell, was sich schon mal auch auf kleine Details im Gameplay auswirken kann. Zum Beispiel, dass Emelia keine Roboter für die Party rekrutieren kann, weil sie mit Technik so gar nichts am Hut hat. Oder, dass sie als ehemaliges Supermodel für jede Mission ein neues Kostüm bekommen hat.
Diese Liebe zum Detail hebt den Gesamteindruck definitiv nochmal. Das Herzstück des Spiels ist und bleibt aber das Gameplay.
Gameplay
Saga Frontier hat ein rundenbasiertes Kampfsystem, das einige Kniffe aufweist und mir richtig viel Spaß macht. Es gibt keine Levels, Statuswerte bekommt man vor allem durch den Einsatz verschiedener Skills, die man wiederum durch den Einsatz bestimmter Waffen lernt – wobei es eigentlich nur Schwerter und Pistolen gibt, genauso wie unbewaffneten Kampf. Zauber verschiedenster Klassen (z.B. Lichtmagie, Schattenmagie, Runenmagie, Geistmagie, usw…) lassen sich kaufen oder durch Quests erlangen und auch durch Gebrauch erweitern.
Dieses „Learning by Doing“ System trifft zumindest auf die Menschen zu, die wohl die häufigste „Klasse“ im Spiel sein dürfte. Es gibt allerdings auch noch Monster, Maschinen und Mystiker, die alle ein eigenes System verfolgen. Monster können gegnerische Monster nach dem Kampf absorbieren, Eigenschaften von diesen annehmen (zum Beispiel viel Vitalität von „tankigen“ Monstern oder viele Zauberpunkte von magisch begabten) und eine Skill erlernen. Von den Skills können bis zu 7 abgespeichert werden, wenn man sie behalten will, ansonsten wird sie bei der nächsten Absorption ausgetauscht. Für jede neue Skill erhält man außerdem ein paar mehr HP auf die Gesamt-Lebenspunkte. Maschinen funktionieren recht ähnlich – sie absorbieren andere mechanische Einheiten und lernen so neue Fähigkeiten. Außerdem können sie so ziemlich alle Items irgendwo ausrüsten (während Monster nur Accessoires tragen können) und von diesen Stat-Boni bekommen. Zusätzlich können sie nicht ordentlich mit normalen Heil-Items geheilt werden, sondern brauchen spezielle Repair-Kits und ähnliches.
Mystiker sind ein bisschen wie eine Mischung aus Menschen und Monstern – sie bekommen Statuswerte wie Menschen und können teilweise auch zaubern, lernen spezielle Skills aber indem sie Gegner in ihre Mystiker-„Ausrüstung“ absorbieren. Dies ist wahrscheinlich am schwierigsten effektiv zu nutzen, und ich habe hier bisher auch eher wenig Erfahrung, weshalb ich nicht genauer darauf eingehen werde.
Alle Charakterklassen können ihre Angriffe zu mächtigen Kombos fusionieren, allerdings ist das stark abhängig von der Zugreihenfolge (vor allem von der der Gegner), die durch Schnelligkeit und Art der Skill festgelegt wird. Eingaben erfolgen immer zu Anfang für alle Kampfteilnehmer bevor eine Runde überhaupt losgeht und man muss ein bisschen herumprobieren, um sichere Kombinationen herauszufinden. 2-er Kombos wird man häufig auch einfach zufällig machen, aber 4-er und vor allem 5er-Kombos sollte man sich merken! Ein paar Bosse wird man ohne das nur schwer besiegen können bevor einem die Kampf- und Manapunkte ausgehen. Der Einsatz aller Skills kostet nämlich, außer bei den schwächsten Fähigkeiten, Punkte - entweder "Weapon"- oder "Jutsu"-Points, die auch mehr werden, je öfter man bestimmte Aktionen durchführt.
Man hat jedenfalls durch all diese Eigenheiten eine extrem große Variation an Möglichkeiten für die eigene Party, was am Spiel einfach am meisten Spaß macht. Unterstützt wird dies nicht nur durch eine riesige Auswahl rekrutierbarer Charaktere, sondern auch durch die Tatsache, dass man prinzipiell von Anfang an überall hinkann und fast alle Orte & Dungeons frei zugänglich sind (bis auf die speziellen Orte, die es nur einmalig bei einem Charakter im Zuge seiner Hauptquest gibt). Gegnerstärke richtet sich hier danach, wie viele Kämpfe man schon bestritten hat, was grundsätzlich ganz gut funktioniert, obwohl dieser "Battle Rank" nicht einsehbar ist. Allerdings ist Saga Frontier allgemein ein schweres Spiel, das einem schon mal richtig den Hintern versohlen kann, speziell wenn man es noch nicht so gut kennt. So gibt es beispielsweise ein paar Gebiete, die absichtlich einen höheren Battle Rank haben als man selbst – super zum Trainieren, aber schlecht wenn man da am Anfang unbescholten erkunden möchte.
Außerdem sind vor allem die Aufgaben in den Hauptquests und erst recht die Bossgegner wirklich oft eine harte Nuss.
Bei Emelia lag die Schwierigkeit darin, dass sie, obwohl ich eine riesige Party zusammengesammelt hatte, zu großen Teilen in ihren Missionen entweder nur mit ein paar Gradius-Mitgliedern losgeschickt wurde oder sie überhaupt alleine durch einen Dungeon musste. Gerade Letzteres hat mich einiges an Nerven gekostet, vor allem weil das Spiel hierfür kaum Kompromisse gemacht hat, die Gegner also nicht wirklich einfacher waren als sonst und ich für Sidequests eigentlich irgendwo zehn andere fähige Kämpfer rumstehen gehabt hatte. D:
Das ist auch der Grund, warum ich Saga Frontier ohne Savestates nicht spielen würde – man kann zwar zum Glück überall speichern, aber es kann durchaus passieren, dass man einen Kampf nicht nur ein oder zwei Mal nochmal wiederholen muss. Und es dauert schon eine Weile dauert bis man vom Game Over Screen wieder zum normalen Ladebildschirm kommt, auch wenn es einen Quick Load gibt. 
Ich habe bei Emelias Geschichte jedenfalls versucht, ihre Einzelmissionen schnell hinter mich zu bringen und habe dafür eben mehr Abseits der Hauptgeschichte trainiert. Sidequests sucht man sich in Saga Frontier alle selbst zusammen, und es macht Spaß, auf die verschiedensten Planeten zu reisen und diese zu entdecken. Sie sind auch designtechnisch sehr vielfältig, detailreich und hübsch anzusehen – da ist definitiv alles, was man sich so vorstellen kann, irgendwo dabei. Dunkle Gräber längst vergangener Könige, Hightech Labore mit unmoralischen Experimenten, dreckige Schrottplaneten, zauberhafte und mystische Wüsten, asiatische Tempelgegenden, Großstädte, etc….. Einfach klasse.
Erlebnisse beim Spielen
Bei Saga Frontier macht mir vor allem immer das Sammeln von Partymitgliedern und deren Stärkerwerden Spaß – Letzteres vor allem weil man eben wirklich Schritt für Schritt sieht, wie Fortschritte erreicht werden. Das war diesmal auch nicht anders, und gerade zu Beginn entsteht da ein richtiges Suchtgefühl. Allerdings habe ich dann nun doch erste, leichte Ermüdungserscheinungen bemerkt. Hauptsächlich eigentlich bei den Gegnern, denn diese sind wirklich immer dieselben, je nachdem auf welchem Battle Rank man sich befindet. Gerade wenn man Monster trainiert geht da die Faszination irgendwann flöten, obwohl das Absorbieren grundsätzlich eine sehr spannende Mechanik ist.
Deshalb hatte ich in meiner finalen Party dann tatsächlich auch nur Menschen obwohl ich die meiste Zeit über ein Monster trainiert hatte.^^ Positiv zu berichten ist aber, dass ich selbst beim dritten Charakter noch neue Geheimnisse in Gebieten entdeckt habe, die ich eigentlich schon kannte und irgendwie bemerke, wie viel besser ich inzwischen geworden bin. Ich habe kürzer gebraucht als für die anderen beiden Episoden, war aber insgesamt deutlich stärker. Meine Hauptparty hatte diesmal teilweise die stärksten Skills ihrer Klasse und richtig gute Ausrüstung, weil ich langsam halt auch weiß, worauf ich beim Training achten muss, wie man effektiv Ausrüstung und Skills kombiniert und wo man gute Items findet. Der Bosskampf war das erste Mal in diesem Spiel für mich nicht schweißtreibend, sondern vergleichsweise einfach. Wenn ich jemals alle sieben Charaktere geschafft habe werde ich der ärgste Saga Frontier Nerd und Experte sein. 
Wie durchgespielt?
Meine Zeit zeigt 14:37 an, und ich habe mir das gute Ende erspielt. Da ungefähr zur Hälfte schon entschieden wird, ob man das gute oder schlechte Ende zu sehen bekommt, habe ich mir Letzteres auf Youtube zu Gemüte geführt. Wenn man ohne Guide spielt, weiß man übrigens gar nicht, dass man sich auf dem Weg zum guten Ende befindet. Die Voraussetzung dafür ist nämlich, einen optionalen Bosskampf auszulassen und ich habe bis zum Schluss nicht mal gewusst, dass es den gibt. Also, der ist jetzt nicht total versteckt, sondern hinter einem offensichtlichen Durchgang in einem Dungeon. Aber ich bin erst durch einen anderen, nicht weniger offensichtlichen Durchgang gegangen und habe dann eine Storysequenz gesehen, wonach die Mission für mich als abgeschlossen galt. Hätte ich jetzt Pech gehabt und hätte die andere Richtung gewählt, hätte ich ohne es zu kapieren halt das schlechte Ende bekommen. Das ist ein bisschen blöd.^^ Und damit wären wir auch wieder beim Problem, dass in Saga Frontier 1 einfach zu wenig kommuniziert wird.^^
Wertung: 7,5 / 10
Trotz aller Kritik hat mir Emelia's Story bisher definitiv am besten von den bisher bekannten gefallen. Und allgemein zum Spiel kann ich nur sagen, dass mir das Gameplay jedes Mal wieder echt viel Spaß macht, ich den Stil total mag und man das durchaus alles mal ausprobieren kann. Da würde ich Emelia tatsächlich auch als einen guten Charakter zum Einstieg empfehlen. Fangt bloß nicht mit Lute an. Ernsthaft, bloß nicht.
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