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  1. #21
    Persona 5



    Challenge #: 06
    System: Playstation 4 (EUR-D)


    Vorwort
    Über acht Jahre ist es nun her seit ich Persona 4 auf der Playstation 2 durchgespielt habe. Ein Jahr davor war es Persona 3, gefolgt von dessen Add-On The Answer über welches ich hier lieber den Mantel des Schweigens lege.^^
    Diese beiden Spiele haben Persona für mich zu einer Reihe gemacht die für einen starken Fokus auf die Charaktere, einen ziemlich abgedrehten Artstyle und experimentell anmutender Popmusik steht. Sie haben mich ebenfalls dazu gebracht andere Spiele aus der Shin Megami Tensei Reihe zu spielen, wie z.B. Nocturne, Digital Devil Saga, Devil Summoner etc. welche mir dann aber nicht wirklich zugesagt haben. Persona ist doch ziemlich anders, ziemlich eigen.
    Beide Spiele finde ich sehr gut und daher waren meine Erwartungen an Persona 5 - wenn auch nicht übermäßig - so doch schon ziemlich hoch.


    Das Spiel
    Die Handlung von Persona 5 dreht sich um eine Gruppe von Teenagern die sich selbst Phantom Thieves nennen und die die Gabe besitzen, in die Gedankenwelt anderer Menschen einzutauchen um dort den Kern ihrer verdrehten Begierden zu stehlen und so deren Charakter zu manipulieren. Diese Fähigkeit nutzen sie um kriminelle Individuen zur Reue zu zwingen.
    Nach einem kurzen Teaser Dungeon Abschnitt in dem man in die grundlegenden Gameplay Elemente schnuppern darf wird man in der Zeit zurückgeworfen und muss erst einmal die Ereignisse durchleben die zum aktuellen Geschehen führen. Joker, der pseudo-stumme Held des Spiels, wurde bei seinem letzten Raubzug nämlich von der Polizei geschnappt und sitzt nun in einer Verhörzelle in der er einer Staatsanwältin Rede und Antwort stehen muss.

    Das Spiel beginnt dabei recht gemächlich und gerade die erste Hälfte fand ich nicht sonderlich spannend. Es läuft sehr nach dem Bösewicht-des-Monats Schema ab und auch die eingeführten Charaktere sowie deren Motivationen beim Erwachen ihrer Persona wirken doch recht aufgesetzt. Ab der zweiten Spielhälfte bessert sich das aber deutlich. Die Geschichte zieht an Dramatik an und findet ihren Höhepunkt schließlich in einem epischen Finale. Auch einige der Social Links werden auf höheren Stufen interessanter - wenn auch nur wenige besonders herausstechen können.


    Wie man es von den Vorgängern kennt besitzt das Spiel einen Tagesablauf bei dem wirklich jeder einzelne Tag durchlebt wird. Morgens fährt man mit der U-Bahn zur Schule und nimmt an einer Unterrichtsstunde. Nachmittags kann man allerlei sozialen Aktivitäten nachgehen. Man kann entweder lernen, im Kaffee entspannen, sich an diversen Minispielen betätigen oder schließt bzw. vertieft Bekanntschaften mit anderen Menschen, welche durch Social Links repräsentiert werden.
    Diese greifen nun signifikant ins Gameplay ein. Denn zusätzlich zu dem Bonus auf Persona Fusionen erhält man nun von unterschiedlichen Links und steigenden Level zusätzliche Fähigkeiten spendiert. Das können Rabatte oder Sortimentserweiterungen in den Läden sein, passive Fähigkeiten wie erhöhte Erfahrung bzw. mehr Geld nach Beendigung eines Kampfes oder auch aktive Fertigkeiten wie das Auswechseln eines Gruppenmitglieds im Kampf oder das Wechseln auf ein anderes Gruppenmitglied, nachdem man die Schwachstelle eines Gegners getroffen hat.
    Um manche Aktivitäten durchführen oder Social Links starten/vertiefen zu können werden diverse Social Stats wie Intelligenz, Charme, Mut etc. benötigt, die man separat hochleveln muss. Durch Aktionen wie das Lesen eines Buchs, der Besuch im Kino oder die Interaktion mit manchen Social Links können diese gesteigert werden. Dummerweise werden sowohl die aktuellen Werte als auch das erhaltenen von Erfahrung abstrakt dargestellt. Letzteres wird durch ein bis drei Musiknoten repräsentiert während die aktuellen Werte durch einen Sternengraphen vereinfacht dargestellt werden. Die genauen Werte dahinter kann man allerdings nicht einsehen und man weiß daher nie genau wo man gerade steht. Das erschwert die Planung natürlich enorm und ist in einem RPG, welches sowieso stark auf Zahlen basiert, suboptimal. Bei den Social Links läuft es ähnlich ab. Die Affinity die man zum hochleveln benötigt wird auch hier durch Noten anstatt konkreten Zahlen visualisiert und auch der aktuelle Wert der eingesammelten Erfahrung kann nicht eingesehen werden. Hier hoffe ich bei einem eventuellen Nachfolger auf Besserung.


    Die Welt in der man sich befindet ist äußerst lebendig umgesetzt. Überall laufen Passanten umher und führen Gespräche miteinander die man belauschen kann. Im Sommer zirpen die Zikaden und bei starkem Regenschauer wird die Gischt in Textform am Bildschirmrand akzentuiert. Beim Pollenflug oder in der Grippesaison läuft man immer wieder an niesenden Passanten vorbei. Auch abseits der Social Links gibt es weitere NPCs die ihren kleinen Minigeschichten folgen.
    Leider ist die Spielwelt äußerst überschaubar. Die Gebiete sind relativ klein, oftmals sind es sogar nur gezeichnete 2D Hintergründe auf denen automatisch ein Ereignis abläuft. Obwohl man die Gebiete sowohl am Tag als auch in der Nacht aufsuchen darf und hier sowohl andere Charaktere wie auch Beschäftigungen zur Verfügung stehen, nutzt sich das aufgrund der langen Spielzeit doch recht schnell ab. Mehr Abwechslung wäre definitiv willkommen gewesen. Ich hatte leider nie wirklich das Gefühl mich in einer Großstadt zu befinden.

    Auch grafisch kann das Spiel keine Akzente setzen. Der Stil der Charaktere wirkt auf Zeichnungen zwar ansprechend, in 3D sehen die Wasserköpfe allerdings recht befremdlich, fast schon alien-artig aus. Viele NPCs sind grau in grau gehalten und mit sehr wenigen Polygonen modelliert. Generell ist das Spiel grafisch, selbst für Playstation 3 Niveau, eher unterdurchschnittlich. Mit Dingen wie simpler Geometrie, 2D Vegetation die sich mit der Kamera mitdreht, extrem niedrig aufgelöste Texturen, praktisch nicht vorhandenem Anti-Aliasing und Popups erinnert es eher an gehobene Playstation 2 Titel.
    Und das bezieht sich auf die Playstation 4 Version. Auf der Playstation 3 sieht es dann so aus als hätte jemand den Bildschirm mit Vaseline eingerieben, zudem kommt es immer wieder zu Rucklern und Tearing.


    Die Stärken des Spiels liegen definitiv in anderen Bereichen, wie z.B. den Dungeons. Hier ist man von den zufällig generierten Dungeons der Vorgänger abgekehrt und auf handgearbeitete Dungeons umgestiegen. Das Besondere an diesen ist dass praktisch alle Abschnitte ein interessantes Puzzle bieten welches das Dungeon Crawling enorm auflockert. Das hebt das Spiel deutlich von anderen Genrevertretern ab in denen die Dungeons nur dazu dienen sich in ereignislosen Korridoren durch Horden von Gegnern bis zum Endboss zu kämpfen. Außerdem diskutieren die Charaktere hier immer über das aktuelle Problem bzw. dessen Lösungsweg und resümieren in Speicherräumen, die großzügig vor Bossen oder nach längeren Abschnitten verteilt sind, über den bisherigen Fortschritt.
    Ein weiteres interessantes Detail in den Dungeons ist das Schleich-Gameplay. Man kann sich hinter zahlreichen Objekten verstecken und vorbeilaufende Gegner aus der Deckung heraus angreifen. Dies sorgt für einen Vorteil im Kampf bzw. kann durch bestimmte Skills ein Kampf völlig vermieden werden. Leider wurde das System nur halbherzig ins Spiel integriert. Sobald man sich an einem Objekt festgetackert hat wird man für den Gegner praktisch unsichtbar, selbst wenn man sich direkt in dessen Sichtfeld befindet. Auch wird die Kamerakontrolle stark eingeschränkt wodurch man manchmal einen Gegner oder das nächste Ziel gar nicht erst anvisieren kann.
    Und auch wenn die Dungeons dieses Mal nicht mehr zufallsgeneriert sind so sind sie dennoch, Atlus-typisch, generisch gestaltet und sobald dem Designer eine Statue, eine Büste oder ein Gemälde offenbar gefällt wird es bis zum Erbrechen ge-copy-pasted. Ich weiß dass die Dungeons surreale Welten darstellen sollen, aber das geht sicherlich auch mit etwas dezenter aufgetragener Copypaste.
    Ganz weg vom zufallsgenerierten Dungeon hat man es dann aber doch nicht geschafft. Die regulären Dungeons stehen nur während zeitlich begrenzter Storymissionen zur Verfügung. Um die Zeit dazwischen zu füllen wurde ein Dungeon namens Mementos geschaffen dessen Räume traditionell zufallsgeneriert angeordnet werden. Optisch ähnlich schwach wie die Vorgängerdungeons aus Persona 3 und 4 lockern hier zumindest zahlreiche kurze und oftmals witzige Partygespräche und die flotte Fortbewegungsart das Geschehen auf.


    In Kämpfen kommt wieder das traditionelle Press-Turn System der Serie zum Einsatz, bei dem man einen weiteren Zug erhält wenn man eine Elementarschwachstelle eines Feindes trifft. Es spielt sich angenehm flott da die Animationen auf das Nötigste reduziert wurden. Im Idealfall versucht man die Gegner aus der Deckung heraus zu überraschen und durch Ausnutzung der Elementarschwächen in der ersten Runde zu besiegen. Von Gegnern überrascht zu werden sollte man hingegen tunlichst vermeiden, denn diese greifen of mit Attacken an die die der ganzen Gruppe Schaden zufügen oder noch schlimmer - die alle Charaktere in Zustände versetzen wodurch sie stark geschwächt bis nicht mehr steuerbar sind - was einem Todesurteil gleich kommen kann.
    Auch dieses Mal fängt man wieder Gegner ein um sie seinem eigenen Persona Repertoire hinzuzufügen. Allerdings gibt es nun keine "Hütchenspiele" mehr sondern man muss mit ihnen Reden und sie zum Mitkommen überzeugen. Diesen Aspekt finde ich leider nicht so optimal, da die generischen Dialoge die Geschwindigkeit aus dem ansonsten schnellen Gameplay nehmen. Außerdem sind die Antwortmöglichkeiten, die zur Neigung des jeweiligen Gegners passen, oftmals zu vieldeutig. Später gibt es allerdings Fähigkeiten die diesen Aspekt etwas entschärfen.
    Aufgrund der ständig wechselnden Personas und damit einhergehend ständig wechselnder Skills fällt es schwer den Überblick zu behalten. Grundsätzliche Elementar- und Heilzauber gehen noch, aber bei den ganzen -aja und -nda und sonstigen Zaubern ist dann meist Schluss. Oftmals sieht ein Bosskampf so aus dass ich erst einmal durch alle Personas durch scrolle, mir ihre Skills anschaue und verzweifelt nach einem bestimmten Skill suche, nur um festzustellen dass dieser wohl bei der letzten Fusion verloren gegangen sein muss. Denn pro Persona hat man nur acht Skillslots zur Verfügung. Das mag für den Hauptcharakter, der im Laufe des Spiels bis zu zwölf Personas mit sich führen kann, noch ausreichend sein. Bei den Partymitgliedern die nur eine Persona haben muss man sich im Laufe des Spiels aber doch vom ein oder anderen lieb gewonnenen Skill trennen.

    Stilistisch platzt Persona 5 erwartungsgemäß aus allen Nähten. Das fängt beim Menü an in dem jeder Wechsel einer Kategorie einem Erlebnis gleichkommt. Auch die in Gesprächen immer wieder aufblitzenden Gesichtsausschnitte sorgen für entsprechende Dynamik.
    Auf der anderen Seite wurde dies stellenweise übertrieben. Z.B. beim nervigen Vignetteneffekt in Dungeons und Videosequenzen, den Farbspritzern beim Laufen in Dungeons oder dem penetranten Soundeffekt der bei jedem aufpoppen des Kontextmenüs abgespielt wird.





    Fazit
    Es gibt viele Dinge die ich an dem Spiel gut finde aber mindestens genauso viele die mir nicht sonderlich behagen. Gerade den Anfang des Spiels fand ich eher langweilig und nach Schema F ablaufend. Ganz ehrlich, bis zur Hälfte des Spiels fand ich noch das firmeneigene Persona Rip-Off Tokyo Mirage Sessions besser als Persona 5. Erst ab der Hälfte hat sich das Spiel dann entfaltet und konnte mich aufgrund der anziehenden Geschichte so sehr überzeugen dass ich über die ganzen Mängel großzügig hinwegsehen kann.
    Die beiden Vorgänger finde ich insgesamt besser. In Persona 3 sind es die allgemeine Atmosphäre, die Protagonisten sowie die Antagonisten die mir mehr zugesagt haben, auch wenn das Spiel beim Kampfsystem, konkret bei den von der KI gesteuerten Partymitgliedern, Federn lassen muss. In Persona 4 sind es die Charaktere und die gebotene Abwechslung. Persona 5 besticht hauptsächlich durch seine Puzzledungeons und eine wendungsreiche Geschichte gegen Ende.



    Wertung: 4/5







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    Geändert von Nayuta (10.06.2018 um 07:54 Uhr)
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