Ich mochte Ys V ganz gerne, da es meiner Meinung nach eine der interessanteren Geschichten der Serie hat. Klassisches Ys holt mich unterm Strich mehr ab, Felghana und Ys Seven waren zwar dialoglastiger und ausgearbeiteter, aber das fand ich eher störend. Ys V war zwar jetzt auch kein Highlight, aber das Ende mit der unterirdischen Stadt fand ich schon sehr cool. Zusammen mit Ys I & II wohl storymäßig mein liebster Teil.
Bei den Bosskämpfen muss ich dir auch zustimmen. Derart exploiten konnte man Gegner in Ys II mit Magie auch schon, aber in Ys V kommt hinzu, dass man keine limitierten Heilmittel mehr hat, was alle Kämpfe, die nicht eh ohne groß nachzudenken schafft, auf diese Weise aushebeln kann. Durchaus ein kurzweiliges Spiel, aber leider mit null Tiefgang.
Sehr schön fand ich übrigens, dass das Spiel visuell was hermacht. Die Vorgänger waren in dieser Hinsicht ja leider keine Highlights, aber Ys V ist in meinen Augen der schönste Teil der Serie.
Vorwort
Ein Drache schiebt sich vor den vollen Mond. Sein Lasterstrahl schießt auf eine moderne Hochhausstadt nieder. Die Atmosphäre färbt sich blutrot. Im Nachthimmel fliegt ein Fluggerät mit schlagenden Schwingen über eine Mode-7 Weltkarte. Ein Wissenschaftler opfert sich um die Welt zu retten.
Als ich letztes Jahr auf der Suche nach weiteren Retro RPGs das Intro dieses Super Nintendo Spiels gesehen habe hat es sofort mein Interesse geweckt. Auch das Kampfsystem sah vielversprechend aus. Doch hatte ich noch nie etwas von dem Spiel gehört. Verbirgt sich hier wohlmöglich ein Geheimtipp oder doch nur eine Gurke?
Das Spiel
Nach den Ereignissen im Intro sind mittlerweile eintausend Jahre vergangen. Von der einst hochentwickelten Welt sind lediglich Relikte übrig geblieben. Die Gesellschaft gleicht nun mehr der des Mittelalters.
Es herrscht Krieg. Auf dem Westkontinent bekämpfen sich die Nationen Kardosa und Hilandia. Nun schickt sich das Imperium von Kardosa an auch in den bisher verschont gebliebenen Ostkontinent einzufallen. Aleth, ein angehender Priester und stummer Held des Spiels und sein Freund Lagnus, Prinz von Garade, einem kleinen Königreich auf dem Ostkontinent, werden auf eine Mission nach Saleth, dem geistlichen Zentrum des Kontinents, geschickt um die Welt kennenzulernen. Dort brechen sie im jugendlichen Übereifer in das innere Heiligtum ein und finden tief in den Ruinen einen von drei Edelsteinen, von denen man sagt, dass diesen die Macht die Welt zu beherrschen innewohnt. Zudem wecken sie ein Mädchen aus der Kryostase die von allen Priestern als Göttin verehrt wird. Doch sie leidet an Amnesie und kann sich an nichts außer ihren Namen, Serra, erinnern.
Als die Gruppe nach Gerade zurückkehrt müssen sie feststellen dass Kardosa bereits dort eingefallen ist und das Königreich unter ihre Herrschaft gebracht hat. Da sowohl Aleth als auch Lagnus ihre Väter bei dem Angriff verloren haben sinnen sie auf Rache und beschließen die restlichen Edelsteine zu suchen. Doch auch das Imperium zeigt ein Interesse an den Steinen…
Das Spiel bemüht sich redlich die Geschichte abwechslungsreich und unterhaltsam zu gestalten. Nur selten läuft etwas nach Plan, oftmals scheint das Imperium einen Schritt voraus und es werden die merkwürdigsten Orte aufgesucht. Dennoch schafft das Spiel es nicht dies interessant zu gestalten. Es wirkt inhaltlich zu platt und uninspiriert und die Charaktere werden nur oberflächlich behandelt. Zumindest während der ersten Hälfte. In der zweiten Hälfte bessert sich das ein bisschen. Die Geschichte nimmt etwas an Dramatik auf und auch die Charaktere bekommen etwas mehr Persönlichkeit. Nicht viel, aber immerhin genug um mich bei der Stange zu halten.
Insgesamt gibt es acht Partycharaktere. Einige sind der Magie mächtig, andere haben exklusive Skills, wieder andere werden rein von der KI gesteuert. Die Party kann allerdings nicht frei zusammengestellt werden. Vielmehr gibt die Geschichte die Rotation vor und fügt bei weiterem Fortschritt immer wieder neue Mitglieder hinzu bzw. nimmt sie aus der Gruppe. Dabei werden aber weder die Level neu- noch wieder hinzustoßender Mitglieder an die der aktuellen Gruppe angepasst, wodurch es sein kann, dass die Neuzugänge nur das halbe oder gar ein Drittel des Levels besitzen - schlechtere Ausrüstung inklusive. Teilweise bleiben sie nur kurz in der Gruppe. Es kann schon ziemlich frustrierend sein wenn man gegen Ende noch mal ein viel zu schwaches Partymitglied aufgezwungen bekommt, man dieses erst einmal mühselig hochleveln muss damit es beim nächsten harten Boss nicht gleich in der ersten Runde umkippt, ihm wohlmöglich noch teure Ausrüstung anlegt die man erst einmal finanzieren muss, nur damit besagter Charakter nach dem Kampf die Gruppe sofort wieder verlässt.
Die Oberwelt wird durch eine Mode-7 Karte dargestellt auf der man zahlreiche Orte besuchen darf. Im laufe des Abenteuers erhält man mehrere Fahrzeuge mit denen man gegnerische Encounter umgehen, Flüsse überqueren und schließlich frei durch die Lüfte fliegen kann. Backtracking zu bereits besuchten Ortschaften lohnt sich dabei aber kaum, da NPCs nur selten neue Dialoge erhalten, selbst wenn man durch die Handlung bedingt einen Ort erneut betritt. Auch gibt es abseits der Hauptgeschichte kaum etwas zu entdecken. Nebenquests gibt es keine und bis auf ein Dorf welches man nur mit dem Flugzeug erreichen kann gibt es auch keine optionalen Gebiete.
Die Dungeons sind eine weitere Schwachstelle des Spiels. In den meisten Fällen läuft man durch immer gleich aussehende Höhlen. Puzzleelemente oder sonstige Auflockerungen - Fehlanzeige. Alles was man darin machen kann ist zu kämpfen. Sehr sehr viel kämpfen, denn die Encounterrate kommt direkt aus der Hölle! Man bewegt sich zwar relativ schnell fort, mehr als eine Sekunde ohne Kampf zu überbrücken ist aber eine echte Seltenheit. Verzweigungen abzulaufen macht unter diesen Umständen keinen Spaß, obwohl das gerade am Anfang wichtig ist da man in den Sackgassen oft Ausrüstung findet die besser ist als das was man in den Läden für viel Geld kaufen kann bzw. upgraden muss.
Im Kampf geht das Grauen weiter, denn die Gegner hauen extrem hart zu. Es ist keine Seltenheit dass einem Partymitglied bei einer Attacke die Hälfte oder zwei Drittel der HP abgezogen werden. Dementsprechend muss man sich nach beinahe jedem Kampf wieder heilen. Man kann diesen Umstand aber etwas beeinflussen indem man die Charaktere in die vordere bzw. hintere Kampfreihe stellt. Dies hat keine Auswirkungen auf deren Angriffskraft, beeinflusst allerdings die Wahrscheinlichkeit mit der sie von Gegnern fokussiert werden. Cool ist dass man, obwohl das Kampfsystem streng rundenbasiert abläuft, die Züge einzelner Charaktere kurzzeitig aussetzen kann, ähnlich dem System aus Final Fantasy 10. So kann man, wenn man eine harte Attacke eines Gegners erwartet, z.B. den Zug des Heilers überspringen und nach dem Angriff sofort gegenheilen. Gerade gegen Ende kommt es noch zu einigen harten Bosskämpfen und ich war versucht, mir das Leben mittels Cheat Engine zu erleichtern, habe es dann aber doch auf regulärem Weg geschafft.
Um sich in den Kämpfen besser zu behaupten kann man seine Waffen in Schmieden upgraden. Das ist bis zu zwanzigmal möglich, wobei die letzte Stufe die Waffe umwandelt und ihr sogar einen besonderen Skill zuweist, der im Kampf enormen Schaden verursacht, allerdings nur verfügbar ist wenn die HP des Trägers in den roten Bereich fallen. Leider hebelt das Spiel dieses System selbst aus, da es billiger ist in den Läden bereits verstärkte Waffen zu kaufen und die alten zu verkaufen. Erst ganz am Ende, wenn es keine besseren Waffen mehr zu kaufen gibt, ergibt das Upgraden wieder Sinn.
Aus technischer Sicht gibt sich das Spiel keine Blöße. Neben der bereits erwähnten, frei rotierbaren Mode-7 Weltkarte sind es Details wie z.B. über den Boden ziehende Wolkenschatten die das Spiel sympathisch machen. Im Kampf bieten sich große, animierte Charakter- und Gegnersprites dar. Auch musikalisch weiß es durchaus zu gefallen.
Fazit
Um auf die eingehende Frage einzugehen: Nein, das Spiel hat nicht einmal annähernd das Potential eine Perle zu sein.
Es ist weder gut noch besonders schlecht. Die zweite Hälfte rettet es immerhin noch mal vor der völligen Mittelmäßigkeit, aber trotzdem bleibt kaum etwas im Gedächtnis hängen. Die entgleiste Encounterrate und der übertriebene Schwierigkeitsgrad bergen ordentliches Frustpotential.
Definitiv nichts was man gespielt haben muss.
Noch nie davon gehört, aber schlecht sieht es eigentlich nicht aus. Andererseits stellt die Sache mit den Zufallskämpfen so etwas wie ein Ausschlusskriterium für mich dar ... alle paar Sekunden klingt schon heftig.
Cool, ein obskures SNES-RPG. Danke für die Eindrücke!
Das ist (zusammen mit dem Vorgänger) auch schon lange auf meiner Sieht-aus-wie-SNES-Durchschnitt-aber-da-ich-das-Genre-mag-spiel-ich's-bestimmt-irgendwann-mal-Liste und deine Eindrücke bestätigen mich darin, dass es wohl wirklich kein besonders erinnerungswürdiges Spiel ist. Aber in der SNES-Ära hatte der Output an klassischen RPGs auch definitiv seinen Höhepunkt erreicht, weshalb man sich an viele dieser Titel kaum noch erinnert und eine Menge davon scheinen das auch nicht verdient zu haben.
Ich muss aber sagen, dass die Optik in den Kämpfen ganz nett aussieht. Zumindest etwas ungewöhnlicher. Vom Charakterdesign erinnert mich das an Phantasy Star und von der Perspektive an Suikoden.
Viele Zufallskämpfe mit starken Gegnern schrecken mich allerdings schon etwas ab. Andererseits gibt es dafür ja Emulatoren, da kann man sich ja selbst aussuchen, wie viel Frust man vermeiden will. ^^
Sehe auch gerade, dass das Spiel (und der Vorgänger) so ziemlich die einzigen Ausflüge des Entwicklers l'Max in das Genre waren. Ansonsten haben die ja primär Casual Games gemacht und klassische Gesellschaftsspiele als Videogames umgesetzt.
Nun bezüglich der Kämpfe kann man spezielle Gegenstände einsetzen die die Encounter für eine bestimmte Anazhl an Schritten deaktivieren. Allerdings gehen die ordentlich ins Geld und man muss dann halt schauen ob man sich aufgrund fehlender Kämpfe überhaupt weitere Items bzw. Ausrüstung leisten kann und ob man für die Gegner/Bosse stark genug ist. Möglich ist es sicher, aber beim ersten Spieldurchgang doch etwas gewagt.^^
Die Optik finde ich sogar sehr gut für ein rundenbasiertes RPG aus dem Jahr 1994. Die Gebiete liegen irgendwo zwischen Final Fantasy 5 und 6 Niveau, im Kampf sieht es meiner Meinung nach sogar besser aus als Final Fantasy 6 da zum einen die eigenen Charaktere schön groß und detailiert dargestellt- und nicht die normalen Minimodelle verwendet werden und zum anderen selbst die Gegner animiert sind, wo man sich in Final Fantasy mit Standbildern zufrieden geben muss. In diesem Punkt gefällt es mir sogar besser als Breath of Fire 2.
Vom ersten Teil gibt es meines Wissens nach noch keine Übersetzung. Allerdings würde ich das Spiel wohl sowieso nicht anrühren, dafür sieht es mir dann doch zu altbacken aus.^^