Warum gerade dieses Spiel:
Egglia ist das erste Mobile-Spiel, das ich ernsthaft gespielt habe. Zwar interessieren mich ein paar Kemco-Titel und Spiele wie Chaos Rings nebensächlich, aber die würde ich lieber mit Controller spielen (was ja auch möglich ist, wenn auch nicht nativ) und ein paar davon gibt es ja eh für Konsolen und Handhelds.

Egglia habe ich primär angefangen, weil ich Shinichi Kameokas Artstyle unheimlich gern mag, die Bilder wirklich bezaubernd und charmant aussahen und das Spiel eine richtig märchenhafte Atmosphäre ausstrahlte. Dazu ist es außerdem kein F2P/P2W-Spiel und hat überhaupt keine Mikrotransaktionen, nur einen Festpreis von 11€, was mehr als fair ist.

Erlebnisse beim Spielen:
Die Geschichte von Egglia ist simpel, magisch und wird voller Charme erzählt: Es geht darum, dass der stumme Protagonist Chabo dabei hilft, die Welt wieder aufzubauen, indem er Gebiete aus Eiern befreit und diese in Legend-of-Mana-Manier auf der Weltkarte platziert. Dabei ist Chabo selbst eine mysteriöse Figur, denn normalerweise gilt sein Volk, das Volk der Redcaps, als extrem aggressiv und kampfwütig. Es wird vermutet, dass das bei Chabo nicht der Fall ist, weil er keine Hörner mehr besitzt.

Nach und nach deckt man auf diese Weise die Welt auf (es gibt insgesamt 19 Eier) und enthüllt die Geschichte. Das Herzstück des Spiels sind definitiv die lustigen, herzlichen und kreativen Dialoge zwischen den Figuren, von denen fast alle auf ihre Weise ulkig sind, was ebenfalls stark an die verschrobeneren Nebenfiguren aus Legend of Mana erinnert.

Der Spielverlauf folgt immer derselben Formel: Man platziert ein Ei, betritt ein neues Gebiet, schlägt sich durch insgesamt drei stets sehr kurze "Dungeons" und erfährt dabei immer eine Geschichte, die in sechs kurzen Zwischensequenzen erzählt wird (vor und nach jedem "Dungeon" eine). Jeder "Dungeon" besteht aus zwei Maps mit Gegner, Bäumen, Schatztruhen und hin und wieder anderen Objekten. Man bewegt sich wie bei einem SRPG über das Spielfeld, würftelt die Zahl der Schritte allerdings jede Runde aus. Die Würfelergebnisse beeinflussen auch den Schaden, den man austeilt. Die Bäume kann man fällen, um Holz für Nebenaufgaben und zum Bauen von Häusern und Möbeln zu erhalten.

Das Kämpfen selbst ist nicht der Hauptaspekt des Spiels. Man kann gegen Gegner auch lediglich normale Angriffe ausführen oder einen Angriff mit einem Geist (vergleichbar mit Manageistern) ausführen, wobei das SP kostet, von denen man jede Runde einen bekommt. Die taktischen Möglichkeiten sind entsprechen begrenzt: Man kann vor Gegnern weglaufen (oft nicht so optimal möglich, insbesondere wenn man niedrig würfelt) und sie angreifen – mit den richtigen Geistern auch aus der Ferne, was oft nützlich ist. Dieses System ist sehr intuitiv, allerdings auf Dauer auch sehr repetitiv, da keine Elemente hinzukommen, die die Dungeons groß abwechslungsreicher machen.



Abseits der Kämpfe kann man Kristalle und Gemüse anbauen, mit denen man die Geister aufleveln bzw. weiterentwickeln kann und neue Geister mit Essen anlocken. Egglia hat auch einen Simulationsaspekt, denn man kann im Hub-Dorf Häuser ausbauen und die Zufriedenheit der Bewohner steigern und sein eigenes Haus mit etlichen Möbeln schmücken, was allerdings keinen praktischen Effekt hat. Es gibt 'ne Menge "Post-Game-Content", man kann unbewohnte Häuser bauen, um neue Leute in sein Dorf zu locken und einige besondere Gegenstände freischalten (wie einen Springbrunnen), die man im Dorf platzieren kann, sodass alles am Ende richtig schön und lebendig aussieht.

Es gibt enorm viele von den Geistern im Spiel – 140 Stück, also vom Umgang etwa eine ganze Pokémon-Generation. Auch eine Menge Charaktere gibt es, die man als Begleiter in die Dungeons mitnehmen kann. Die kämpfen dann zwar nicht, sammeln aber passiv Gegenstände ein, wobei jeder etwas andere Schwerpunkte hat (Mineralien, Geld, Fische, ...).

Wenn Kämpfe zu schwierig sind, muss man entweder grinden oder man probiert andere Geister aus. Letzteres ist aber auch etwas mühselig, da man ohne massives Grinding in der Regel nicht genug Ressourcen hat, um viele verschiedene Spirits zu leveln, weshalb ich im Spielverlauf nur 5-6 verschiedene genutzt habe (drei kann man jeweils in einen Dungeon mitnehmen – zwei offensive und einen Support-Spirit). Ausrüstung und sonstigen Kram gibt es nicht.

So charmant die Geschichte von Egglia und so spaßig die Dialoge auch sind, leider ist das Gameplay mobiletypisch wirklich auf Dauer sehr repetitiv und ist eher für Gelegenheitsspieler gedacht. Gegen Ende des Spiels musste ich sogar etwas grinden, was ich sehr mühselig fand, da man nur langsam levelt.



Dafür besticht das Spiel aber wiederum mit seiner zauberhaften Kameoka-Grafik und einen schönen Soundtrack von Yoko Shimomura und Yoshitaka Hirota. Es soll zudem einen Fortsetzung/Erweiterung geben, die in Japan schon verfügbar zu sein scheint. Shinichi Kameoka plant auch noch einen dritten Teil. Beides wird, nehme ich an, ins Hauptspiel integriert werden, da die Geschichte eh recht offen istund es kein definitives Ende gibt.

Erwähnenswert ist außerdem die Lokalisierung. Bei Handy-Spielen erwartet man ja eher Billig-Übersetzungen, aber Egglia wurde enorm liebevoll übersetzt und lokalisiert. Das Spiel strotzt nur so vor Wortwitzen, sprachlichen Eigenheiten und anderen schwer übertragbaren Dingen, aber die englische Lokalisierung schafft es fabelhaft, die Dialoge lebendig und kreativ klingen zu lassen und nimmt sich da auch entsprechende Freiheiten – ein bisschen vergleichbar mit Final Fantasy IX.

Negativ erwähnen muss ich leider die langen Ladezeiten insbesondere im Hub-Dorf, wo man gerne mal 15 Sekunden wartet (auf meinem Handy) und dass beim Spielen – vermutlich aus kopierschutztechnischen Gründen – regelmäßig die Internetverbindung überprüft werden muss. Das beides Zusammen macht das sonst kurzweilige Spiel leider ein bisschen zäher. Außerdem bin ich wirklich kein Fan der Touch-Steuerung und ich halte mein Handy auch ungern länger horizontal, das wird auf Dauer ungemütlich.



Wie gespielt?
Alle 19 Eier geöffnet, alle Dungeons einmal beenden. Den zweiten Durchgang bei ca. einem Drittel der Dungeons gemacht. Beziehungen zu nur zwei von etlichen Dorfbewohnern maximiert. 45 von 140 Spirits, viele fehlende Einträge in der Eggcyclopedia. Ein eindeutiges Ende gibt es leider nicht, aber den Storycontent sollte ich komplett gesehen haben.

Fazit: Egglia ist ein wirklich charmantes Spiel von dem Kaliber, wie man sie heute selten noch sieht – die Ähnlichkeiten zu Legend of Mana sind nicht nur oberflächlicher Natur. Obwohl das Spiel auf Mikrotransaktionen verzichtet, ist es von der Komplexität doch mobiletypisch sehr reduziert und hat ein paar technische Makos (Ladezeiten, Online-Zwang). Trotzdem hatte ich Spaß an Egglia und fand das Spiel die meiste Zeit über recht kurzweilig, sodass ich mir vielleicht auch die Fortsetzungen ansehen werde – insbesondere deshalb, weil die Geschichte noch nicht abgeschlossen wird und es nach dem "letzten Dungeon" nicht mal ein abschließendes Ending oder Credits gab.

Spielzeit: ca. 23 Stunden
Wertung: 6 von 10