Nicht viel länger als einer Woche nach dem Start bin ich schon durch mit Dragon Quest VIII! Dabei hab ich mich gar nicht mal so beeilt. Woran liegt das? Das und mehr erfahren Sie nach der Werbepause!
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Warum gerade dieses Spiel?
Dragon Quest VIII ist wohl das Spiel, das ich am häufigsten angefangen habe, ohne es zu beenden. Mein jetziger Durchgang ist wohl mein vierter oder fünfter. Das hat verschiedene Gründe:
- als Jugendlicher wusste ich mit dem Dragon-Quest-Humor und -Charme noch nicht allzu viel anzufangen
- das Spiel ist sehr lang und sehr klassisch
- die PS2-Version hat Zufallskämpfe
- ich wollte vorher eigentlich die Vorgänger alle durchgespielt haben
Dragon Quest VII habe ich noch nicht gespielt, allerdings hatte ich dann doch deutlich mehr Lust auf das mir bereits bekannte Dragon Quest VIII, deshalb habe ich letzte Woche recht spontan damit begonnen.
Mit der 3DS-Version, die im Januar erschien, wohlgemerkt, denn die hat keine Zufallskämpfe und ein paar andere Komfortfunktionen, die ich heute als essenziell ansehe (z.B. dass man im Menü sehen kann, wie viel EXP man bis zum nächsten Level Up braucht).
Erfahrungen beim Spielen
Am Anfang hatte ich, wie immer, unheimlich viel Spaß am Spiel. Die Umgebung um Farebury zu erkunden, aufzuleveln, neue Ausrüstung zu kaufen, die stärkeren Monster zu besiegen, Skillpunkte zu verteilen, den ersten Boss zu bekämpfen und so weiter ist einfach extrem motivierend. Ich hatte wirklich viel Freunde am Grinden.
Dragon Quest VIII ist für mich auch ein Paradebeispiel der damaligen für eine gut umgesetzte große Welt (heute würde man natürlich noch ein bisschen mehr erwarten). Die klassische Weltkarte geht im Spiel ja mehr in Richtung Xenoblade oder Final Fantasy XV, allerdings sind Dungeons und Dörfer immer noch separate Maps. Im Gegensatz zu diesen beiden Spielen ist die Welt von Dragon Quest VIII aber besser mit ansprechenden Inhalten gefüllt, auch wenn sie visuell nicht ganz so imposant ist (aber trotzdem durchaus schön, gerade in der Cel-Shading-Optik, die besser zum Stil der Serie passt als die realistischere Optik der PS4-Version von Dragon Quest XI).
Beim Umherstreifen entdeckt man Schatztruhen, neue Monster, auch seltene Monster und öfter auch mal ein einsames Haus oder eine Kirche. Was es leider nicht gibt (zumindest nicht vorm Postgame) sind optionale Dungeons wie in Final Fantasy XV oder NPCs (bis auf eins, zwei Ausnahmen), das hätte die Welt noch mehr bereichert.
Im Gegensatz zu Xenoblade und Final Fantasy XV hatte ich auch immer das Gefühl, dass die Schätze, die man so findet, auch nützlich sind. Nicht alle, aber oft findet man tatsächlich hilfreiche Items oder gute Ausrüstungsgegenstände in Truhen. Das ist für mich sehr wichtig.
Die Welt ist auch nicht übertrieben groß, das heißt, man kann sie durchaus in überschaubarer Zeit erkunden und das Gefühl haben, alles entdeckt zu haben, während man in anderen Spielen oft stundenlang durch die Gegend gurken kann, ohne danach wirklich viel erlebt zu haben.
Zusätzlich motiviert zum Erkunden der Dörfer, Städte und Dungeons wird man dadurch, dass es einfach an jeder Ecke was zu entdecken gibt. Gut, die Dungeons sind zwar relativ nett designt, hin und wieder mit kleinen Rätseln und verschiedenen Themen, machen aber meist nicht so viel mehr. In den Städten gibt es aber Läden und normale Häuser, Casinos und Schwarzmärkte und natürlich haufenweise NPCs, die teils charmante, teils relevante Dinge zu erzählen haben.
Ein großes Manko waren früher die Zufallskämpfe. Die gibt es nun glücklicherweise nicht mehr, und im Gegensatz zu Dragon Quest VII, das, wie ich gehört habe, die sichtbaren Gegner in Dungeons nicht immer so toll umgesetzt hat, kann man in Dragon Quest VIII tatsächlich den meisten Kämpfen ausweichen.
Eine weitere Konsequenz ergibt sich aus den sichtbaren Gegnern: Man kann sich aussuchen, gegen was man kämpft. Entsprechend ist es wesentlich einfacher als in der PS2-Version, Metallschleime, Flüssigmetallschleime und Metall-Königsschleime zu grinden. Das habe ich mir auch zu Nutze gemacht und in Schloss Trodain und später auf einer namenlosen Insel fleißig Flüssigmetallschleime besiegt, bis ich vom Level her schon fast auf Endgame-Niveau war.
Das hat natürlich dafür gesorgt, dass ich erstens nicht mehr viele normale Kämpfe machen brauchte und zweitens Zauber hatte, um Kämpfe gänzlich zu vermeiden. So bin ich in der zweiten Spielhälfte auch größtenteils verfahren. Entsprechend kommt auch meine geringere Spielzeit zustande. Ich habe anfangs viel erkundet, später etwas zielstrebiger gespielt (aber keineswegs gerusht). Von den Nebenaufgaben habe ich nur ein paar kleinere gemacht (z.B. die mit der Säbelzahnkatze), die größeren (Monsterarena, Fotoquest) haben mich nicht so interessiert. Trotzdem hätte ich nicht gedacht, das Spiel mit einer Spielzeit von unter 40 Stunden durchspielen zu können. Die 3DS-Version macht’s möglich.
Ist natürlich ein bisschen unbalanciert, wenn man durch kurze Grindsessions bei besonderen Gegnern die meisten späteren Kämpfe redundant machen kann. Jedoch hat mir bei Dragon-Quest-Spielen das Grinden immer am Anfang am meisten Spaß gemacht, und später dann zunehmend weniger. Einerseits sind die Kämpfe oft länger, und andererseits hat Dragon Quest auch immer eine sehr langsame Wachstumskurve. Das gepaart mit einem nicht allzu spannenden Skillsystem (gut, spannender als das der Vorgänger), dem sehr simplen rundenbasierten Kampfsystem und Level Ups als einzige Wachstumsmöglichkeit lässt normale Kämpfe für mich später einfach uninteressanter werden. Das ist auch in anderen Spielen so. Gegner droppen zwar auch hin und wieder nützliche Items, aber die Dropchancen sind so extrem niedrig, dass man schon ewig braucht, um gezielt Items zu farmen, die man z.B. für den Alchemiepot braucht. Ich brauche da immer entweder ein ungewöhnliches und spaßiges Kampfsystem (wie Valkyrie Profile 2), actionreiche Kämpfe oder ein cooles Skillsystem (wie Digital Devil Saga, Grandia oder Shin Megami Tensei IV / Apocalpyse) und bestenfalls schnelle Kämpf, um langfristig am Ball zu bleiben.
Allerdings hatte ich bei diesem Spieldurchgang auch gezielt auf die Skills hingearbeitet, die mehreren Gegnern Schaden zufügen, generell mehr Skills und Zauber verwendet und intensiv die gut funktionierende KI-Steuerung in den Kämpfen benutzt, weshalb normale Gegnerkämpfe immer recht schnell gingen.
Die 3DS-Version hat noch ein paar coole Neuerungen:
- Level Ups stellen die HP und MP komplett wieder her (nützlich beim Grinden)
- es gibt zwei neue Charaktere, einer davon optional
- es gibt zwei neue Bonusdungeons im Postgame
- keine Wartezeit mehr beim Alchemiekessel
- es gibt blaue Truhen mit halbzufälligen Inhalten, die täglich (um 6:00 Uhr Echtzeit) respawnen
- Karten findet man nicht in Truhen, sondern besitzt man automatisch
- die Kämpfe können beschleunigt werden (angenehmes Tempo, kein Zeitraffer wie in Bravely Defailt)
- einige Mechaniken wurden leicht angepasst
Leider sieht die Grafik dafür nicht ganz so schön wie auf der PS2 aus, Gegenstände ploppen auf der Weltkarte manchmal plötzlich auf und Gegner despawnen sofort, wenn sie den Sichtbereich der Kamera verlassen.
Es ist aber definitiv beachtlich, wie toll Dragon Quest VIII damals in 3D aussah, wo der Vorgänger doch noch reichlich altbacken für ein PS1-Spiel war. Zu der Zeit war Dragon Quest VIII im JRPG-Bereich wirklich ein Vorreiter.
Jetzt noch ein paar Worte zum Rest des Spiels:
Eine wirklich interessante Geschichte hatte Dragon Quest noch nie, und das ist auch hier nicht anders. Es gibt keine großen Überraschungen und die Antagonisten sind extrem stereotypisch und uninteressant (und imo auch hässlich). Dragon Quest lebte aber schon immer viel mehr vom Charme, der Welt und den kleinen episodischen Geschichten.
Die gibt es auch bei Dragon Quest VIII wieder, und einige davon sind echt toll! Jeder Ort hat seinen Reiz, es gibt zahlreiche verschiedene Städte mit ihren eigenen Kulturen und schrulligen Charakteren. Die deutsche und englische Lokalisierung und die englische Vertonung mit ihren verschiedenen Dialekten sind hervorragend und bringen den Witz toll herüber. In diesem Sinne ist das Spiel die natürliche Evolution der Serie.
Dragon Quest VIII ist jedoch auch von einer großen Tragik geprägt. Viele Nebenfiguren sieht man im Spiel sterben, es gibt zahlreiche tragische Nebengeschichten wie die des trauernden Königs, dessen Frau vor zwei Jahren verstarb. All diese Geschichten haben meist eine bittersüße Auflösung: Ein Happy End gibt es selten, aber eine gewisse Wärme und das Gefühl, dass es nun besser wird. Diese Tragik eingebettet in der märchenhafte Setting, das sich oft nicht ganz ernst nimmt, sorgt für eine unnachahmliche Atmosphäre, die das Spiel so sehr prägt.
Auf charakterlicher Ebene ist Dragon Quest VIII auch besser als die meisten seiner Vorgänger. Jeder der vier Haupthelden hat nachvollziehbare Motive, eine Vergangenheit, die nach und nach aufgedeckt wird, und genug Präsenz. Mein Lieblingscharakter ist dennoch König Trode, der mit seiner schrulligen Art und seinem Aussehen einfach sehr niedlich ist. Schön ist auch, dass die Beziehung des Helden zu Prinzessin Medea in optionalen Szenen vertieft dargestellt wird.
Auch der Soundtrack ist vielleicht der beste der Serie. Gerade die Musik in den Dörfern und auf der Weltkarte sowie die tragische Musik sind toll. Märchenhaft, verspielt, einprägsam. Die Kampfmusik mag ich nach wie vor nicht allzu gern, und die dunkle / unbehagliche / bedrohlichen Stücke von Sugiyama waren leider nicht nie so recht mein Fall. Trotzdem ist der Soundtrack unterm Strich super. Nur ist es schade, dass das musikalische Tragik-Thema etwas zu oft gespielt wird und sich dadurch etwas abnutzt.
Ich würde Dragon Quest VIII gerne eine Wertung im 8er-Bereich geben. Das tue ich allerdings aus zwei Gründen nicht: Die Hauptstory ist auch bei allem Charme einfach nicht interessant genug dafür – gerade bei den Antagonisten sollte sich die Serie echt mal was Neues einfallen lassen, und der stumme Hauptcharakter (um den sich aber trotzdem alles zu drehen scheint) sowie die sehr einfach Präsentation sind auch etwas enttäuschend. Die Kämpfe sind mir zudem einfach zu simpel und dafür, dass sie einen großen Teil der Spielzeit ausmachen, nicht reizvoll genug. Das Kampfsystem hat mir zwar mehr Spaß gemacht als in den bisherigen Titeln, aber reißt mich nach wie vor nicht vom Hocker. Das sind zwei gewichtige Punkte – ich mag zwar "Old-School", aber ein bisschen Innovation ist schon wichtig.
Trotzdem ist Dragon Quest VIII mein Lieblingsteil und ein tolles Spiel, das jeder, der mit dem Charme und dem Humor der Serie was anfangen kann, definitiv mal gespielt haben sollte.
Spielzeit: 33:50h
Wertung: 7,5 von 10
Wow, vier Spiele schon in der Februarmitte. So gut bin ich noch nie in ein Jahr gestartet!Zumindest nicht bei so langen Spielen. What’s next? Please be excited. Vermutlich was für Emulator. Oder endlich mal Bravely Second.